Der Passat Variant, für Mit-Pferden-reisen.de getestet in der Top-Motorisierung mit 2-Liter-Turbodiesel und 240 PS sowie Luxus-Ausstattung bis ins kleinste Detail, bietet mit 2,2 Tonnen Anhängelast, 90 kg Stützlast und 614 kg Zuladung viel Kraft für die Fahrt und Platz für Familie und Gepäck. Die Highline-Ausstattung beginnt bei 46.300 Euro. Inklusive aller hier beschriebenen Extras – hervorzuheben für Anhängerfahrten u.a. der „Trailer-Assistent“ – schlagen allerdings gut 62.500 Euro zu Buche. Also kein „Volkswagen“ mehr im klassischen Sinn…
Der neue Passat – hier im Test als geräumiges Variant-Modell – hat das biedere Image weit hinter sich gelassen. Das soll nicht heißen, dass der Wagen auf den ersten Blick durch Größe oder Protztum auffiele, nein, vielmehr wirkt er durch nobles Understatement, eine unauffällige Eleganz, deren durchdachte Details erst beim zweiten Blick ins Auge fallen: Vom Kühlergrill mit den geschickt integrierten trapezförmigen, sportlich-dynamisch wirkenden LED Scheinwerfern bis zum leicht gerundeten Heck bestimmen ruhige, fließende Linien die Optik, während gekonnt abgekantete Bleche und Karosseriefalze in der sanft gewölbten Motorhaube, an den Türen und an der Heckklappe muntere Schattenbilder werfen. Ein Highlight sind beim top-ausgestatteten Testfahrzeug die Sterling-Silber lackierten 18-Zoll-„Dartford-Felgen“ mit 5-Doppelspeichen. Das Design lässt zudem durch die recht niedrige Linie und die doppelten Abgasrohre Sportlichkeit vermuten – und die realisiert sich dann auch beim ersten Tritt aufs Gaspedal. Aber dazu später.
Bitte Platz nehmen
Steigen wir erst einmal ein in die hochglänzende blaumetallische Karosse, deren Innenraum mit sehr hellem, cremefarbenem Leder durchaus einladend wirkt. Als Reiter mit gelegentlich schmuddeligen Stallklamotten und regennassem Hund hätten wir uns wohl für eine gedecktere Farbe entschieden, aber topschick ist es natürlich, so ganz in weiß. Glücklicherweise sind wenigstens die Teppiche und auch die Gepäckraumverkleidung schwarz.
Den Schlüssel in der Tasche, öffnet sich die Tür durch leichte Berührung des Griffs. Kleinere Personen, deren Sitz weiter vorne steht, müssen den Kopf beim Einsteigen allerdings etwas einziehen, weil die A-Säule in einem relativ flachen Winkel nach hinten verläuft. Das unterstreicht die dynamische Optik, ist aber bei den ersten Malen etwas gewöhnungsbedürftig.
Der elektrisch 14-fach verstellbare Fahrersitz mit – für längere Beine – herausziehbarer Oberschenkelauflage ist sehr bequem, hat aber strammen Sportcharakter. Die Memory-Funktion merkt sich die Einstellung von zwei Fahrern. Während die Lordosenstütze heutzutage schon fast zur Grundausstattung besserer Fahrzeuge gehört, kann man am Fahrersitz auch eine auf- und abschwellende Massagefunktion aktivieren, um den (Reiter)rücken zu pflegen. Natürlich haben wir eine Sitzheizung vorne, für fröstelnde Mitfahrer auch hinten. Und wenn der Fahrer die Handschuhe vergessen hat, kann er sich am heizbaren lederbezogenen Dreispeichen-Multifunktionslenkrad wärmen, das durch „Piano Black“ Klavierlack-Applikationen besonders edel wirkt. Gegen zu starke Sonneneinstrahlung wirkt im hinteren Bereich die dunkle Privacy-Verglasung und erfrischende Getränke gibt’s aus dem gekühlten Handschuhfach.
Auf Knopfdruck starten
Schlüssellos mit Druck auf den „Start-Stopp-Knopf“ erwacht das System zum Leben: Die Instrumenteneinheit mit Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser sowie den restlichen Bordinformationen erstrahlen im neuen Modell im „Active Info Display“ mit 32 cm Bildschirmdiagonale komplett digital. Das hat den Vorteil, dass unterschiedliche Informationsprofile direkt voraus im Blick des Fahrer erscheinen, so zum Beispiel der Kraftstoffverbrauch oder auch die Karte des Navigationssystems.
Zusätzlich sind ausführliche Informationen zum Fahrzeugstatus im mittig angeordneten Infotainment-Monitor abzurufen, über den auch die Navigation und das Soundsystem samt digitalem Radioempfang laufen. 11 Lautsprecher inklusive Subwoofer, digitaler 16-Kanalverstärke und 700 Watt Gesamtleistung garantieren Hörgenuss von ABBA bis Carl Zeller. Sofort funktioniert die Bluetooth-Kopplung des Smartphones oder IPads und ermöglicht auch einfaches Audiostreaming. Der Genuss der Hörbuches ist also gesichert – oder wer’s lieber möchte – auch der Heavy Metal Sound.
Wie aus der Startbox: 240 Pferdestärken
In unserem Testwagen arbeitet ein 2-Liter Turbodiesel mit Vierradantrieb und 240 PS, der mit leisem Brummen startet. Das vor allem im Anhängerbetrieb lästige Schalten übernimmt das in dieser Motorisierung serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, kurz DSG. Es besteht, wie der Name vermuten lässt, aus zwei Teilgetrieben, die über zwei Antriebswellen je nach Gangstufe abwechselnd mit dem Motor verbunden werden. Daher entstehen bei den Schaltvorgängen keine Zugkraftunterbrechungen.
Je nachdem, ob man eher gemütlich oder flott eingestellt ist, stehen vier Fahrmodi „Normal“, „Sport“, „Eco“ und „Individuell“ zur Verfügung, bei letzterem können einzelne Aspekte nach eigenem Geschmack gewählt werden. So lässt sich etwa die Klimaanlage ökonomisch betreiben, Motor und Lenkung aber sportlich.
Besonderen Spaß macht die Fahrt im Sportmodus, in dem die Gänge weiter ausgefahren werden und auch früher zurückgeschaltet wird. Und wer es bei freier Landstraße oder Autobahn einmal besonders eilig hat – auch kein Problem: Von 0 auf 100 km/h sprintet der Passat Variant in 6,3 Sekunden, die Spitze ist dann bei 240 km/h erreicht. Dabei bleibt die Straßenlage gleichbleibend straff und auch in hohen Geschwindigkeiten liegt das Fahrzeug sicher in der Hand. Straßenunebenheiten auf Deutschlands teils schlechtem Asphalt schluckt das adaptive Dämpfersystem weich weg.
Der Verbrauch pendelte sich ohne Pferdeanhänger im Sportmodus im Drittelmix Stadt/Land/Autobahn auf circa 6,5 Liter ein, mit dem Anhänger brauchte das Fahrzeug gute 9 bis 10 Liter, was aber gemessen an der Motorisierung und Sprintfähigkeit eher moderat ist. Die Einstellung Eco brachte zumindest auf kurze Zeit keine auffällige Spritersparnis.
Entspannung pur durch Assistenzsysteme
Wie in modernen Fahrzeugen heute üblich, findet man auch im Passat eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen. Für diejenigen, die es (noch) nicht kennen, ist vor allem die automatische Distanzkontrolle beeindruckend, die bei eingeschaltetem Tempomat den nötigen Sicherheitsabstand zum Vordermann hält.
Speziell bei Fahrten mit Anhänger, die einen meistens auf der Autobahn auf die rechte Spur in die LKW-Schlange zwingen, braucht man sich nun um dauerndes Gasgeben und Bremsen nicht mehr zu sorgen: Der Tempomat auf der linken Lenkradseite übernimmt die lästige Anpassung im Bereich zwischen 80 und 95 km/h. Auch das Lenken wird – zumindest teilweise – mit überwacht, denn der Spurassistent brummt empört, wenn das Fahrzeug zu nahe an den Seitenstreifen gerät, und lenkt auch das Gespann sanft zurück auf die sichere Spur. Überlässt man das System aber zu lange sich selbst, erscheint das Warnsignal „Lenkung übernehmen“. Naja, irgendetwas muss der Fahrer eben auch noch tun. Schrill wird es, wenn der Vordermann zu schnell bremst und der Abstand daher plötzlich zu kurz wird, in Notsituationen bremst das System auch abrupt ab. Spätestens jetzt ist man wieder hellwach.
Am Ziel angekommen, sind wir gespannt auf den Parkassistenten. Hat er eine passende Lücke, die allerdings relativ groß sein muss, gefunden, wird sie im Display angezeigt. Hoppla, jetzt braucht man ein wenig Mut oder Vertrauen zur Technik, weil das Gefährt ein wenig zu schnell rückwärts in die Lücke flitzen möchte. Aber er lässt sich natürlich bremsen, der Herr Assistent, so dass wir auch langsam rückwärts einfädeln können. Für ganz kleine Lücken in Deutschlands Innenstädten ist allerdings wieder der einparksichere Fahrer gefragt, sie überfordern das System (noch).
Alles was der Pferdeanhängerbetrieb braucht
Für diesen Bericht haben wir das Fahrzeug aber vor allem mit Fokus auf den Reitereinsatz im Test. Der Passat hat dafür alles zu bieten, um auch gepäckreiche Fahrten angenehm zu gestalten: Mit 2,2 Tonnen Anhänge- und 90 kg Stützlast sowie 1.720 kg Leergewicht ist man auch mit etwas schwereren Pferden und Anhängern noch ganz gut unterwegs. Für das zügige Anfahren sorgen 600 Nm Kraft in unteren Drehzahlbereich und auch während der Fahrt liegt das Gespann absolut ruhig und sicher auf der Straße. Auf rutschigen Bodenverhältnissen zum Beispiel auf Wiesenparkplätzen oder nicht asphaltierten Wegen sorgt der „4Motion Allradantrieb“ dafür, dass der Pferdeanhänger souverän auf die befestigte Straße zurückgelangt.
Ein Highlight ist die zumindest teilelektrische Anhängerkupplung. Sie fällt auf Knopfdruck aus ihrer Halterung und kann mit dem Fuß leicht arretiert werden, umgekehrt verfährt man genauso. Endlich hat man sich auch Gedanken über die Steckdose gemacht: Sie ist hier direkt in den Stahlkörper der Anhängerkupplung integriert. Das erspart lästiges Bücken oder gar die Suche auf Knien, um den Stecker in die Dose zu einzudrehen.
Die Rückfahrkamera hat die Anhängerkupplung voll im Blick und gibt mit grün-roten Linien den Fahrweg bis zum letzten Zentimeter unter das Kupplungsmaul des Pferdeanhängers vor.
Per Joystick rangieren: Anhänger-Assistenz
Ist der Anhänger am Haken und muss man – das bleibt ja auf Parkplätzen meistens nicht aus – doch einmal rückwärts rangieren. Wie war das doch gleich? Anhänger soll nach links –Lenkrad nach rechts? Oder doch andersrum? Egal. Darüber brauchen sich Ungeübte jetzt nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Denn der Trailer-Assistent – zugegeben, anfangs waren wir ja etwas skeptisch – erwies sich nach ein paar Minuten Eingewöhnung als wunderbarer Helfer. Das System wird über den Bordcomputer aktiviert und mit dem Einstellknopf für den Außenspiegel als Joystick gesteuert: Im Display erscheint nun der Anhänger und die Richtung in der aktuell steht. Möchte man den Anhänger nun leicht nach links schwenken, dreht man den Knopf nach links und auf dem Display erscheint der Anhänger in der gewünschten Richtung. Das Rückwärtsfahren sollte zunächst langsam, am besten mit dem Fuß leicht auf der Bremse geschehen, weil das Gespann sonst beängstigend flott wird. Über den Joystick lässt sich der Anhänger auch während der Fahrt leicht korrigieren und so in die richtige Richtung navigieren. Eine tolle Sache
Ausreichend Ladekapazität
Anfangs als überflüssigen „Schickimicki“ abgetan, haben wir uns sehr schnell an die elektrische Heckklappenbedienung gewöhnt, die, hat man beide Hände voll Taschen und Tüten, praktisch ist und auch bei schmutzigem Kofferraumdeckel die Finger sauber hält.
Das Gepäck findet in einem gut durchorganisierten Kofferraum mit 650 bis maximal 1.780 Liter Ladevolumen (mit 2:3, auch vom Kofferraum aus auf Knopfdruck umlegbaren Sitzen) Platz. Um die Gepäckorganisation hat sich VW ebenfalls Gedanken gemacht: In seitlichen, leicht abwischbaren Kunststofffächern findet allerlei Kleinkram sicher Platz, Einkaufstaschen sind an Haken praktisch aufzuhängen und an Verzurrösen kann ein Gepäcknetz eingehängt werden. Gegenstände, die nicht immer im direkten Zugriff sein müssen, verschwinden im doppelten Ladeboden. Die Sichtplane ist auf zwei verschiedenen Stufen einzuhängen.
Fazit
In den zwei Testwochen hat uns der Passat Variant in der 240-PS-Version mit Allradantrieb und Highline-Ausstattung auf allen Fahrten in der Stadt, über Land und auf dem Wiesenparkplatz ohne und mit Pferdeanhänger restlos überzeugt: Ein geräumiges und doch sportliches Fahrzeug, für Familien wie Reitersingles mit tierischem Anhang gleichermaßen gut geeignet. Trotz der starken Motorisierung blieb der Verbrauch im Test mit rund 6,5 Litern sparsam. Der Einstiegspreis für dieses Modell liegt bei 46.300 Euro, dazu kommt für den Reitereinsatz die Anhängerkupplung mit 910 Euro. Wer allerdings die übliche Metallic-Lackierung, Assistenzsysteme, Navigation, Mobiltelefon- und Soundsystem sowie allerlei weitere wie hier beschriebene Extras bestellt, liegt bei gut 62.500 Euro.