Neue Modelle, Design-Updates und knallige Farben – dies und vieles mehr präsentierte die geballte Pferdeanhänger- und Transporter-Welt auf der Equitana 2023 und auch der Nordpferd 2023 in Neumünster. Eines wurde bei der genaueren Betrachtung der Innovationen deutlich: Die Anbieter reagieren auf die Kundenwünsche und bieten zusätzlich zu Glanz und Schein vor allem hartes Sein: Qualität und Nachhaltigkeit, Sicherheit und Komfort ziehen zunehmend mehr ein in die rollenden Behausungen unserer wertvollen Vierbeiner.
Spricht man mit den führenden Herstellern, so berichten alle von einem wichtigen Trend: Die Kunden, vor allem diejenigen mit längerer Erfahrung im Pferdesport, sind zunehmend besser informiert. So zeigt sich die Nachfrage nach einfach gebauten Einsteigermodellen eher rückläufig, während der erfahrene Pferdesportler genau weiß, was er will: „Wir haben bei uns auf der Equitana gesehen, dass die Mehrzahl der Interessenten mit einer konkreten Vorstellung kam. Das betrifft vor allem die Qualität und den Komfort nicht nur fürs Pferd, sondern auch fürs tägliche Handling. Wenn das alles stimmt, sind sie auch bereit für ein größeres Investment“, berichtet Justus Böckmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Böckmann Fahrzeugwerke in Lastrup.
Ähnliches berichtet Michael Blömer, Verkaufsleiter des Anhängerherstellers Humbaur in Gersthofen, den wir auf der Messe Nordpferd in Neumünster getroffen haben: „Die Zulassungszahlen sind allgemein zurück gegangen, das betrifft alle Anbieter.
Vor allem die Klientel für Einsteigerfahrzeuge wie z.B. für unsere Equitos-Modelle ist eher verhalten. Das liegt an der allgemeinen Wirtschaftslage mit hohen Zinsen, die auch die Finanzierung verteuern. In dieser Stimmung sinkt die Investitionsbereitschaft. Unsere Kunden kommen derzeit eher aus dem Kreis erfahrener Pferdesportler, die auch ein gewisses Marken- und Qualitätsbewusstein haben“.
Das bestätigt auch Antwin Vloet, Gründer und Geschäftsführer des in den Niederlanden beheimateten Unternehmens Sirius Trailers B.V.: „Wer zu Sirius kommt, weiß, worauf es ankommt.“ Dieser Käufergruppe sei es dann auch egal, ob sie 11.000 oder 11.500 Euro bezahlten, so Vloet.
Auch Cheval Liberté, eher bekannt für Fahrzeuge aus dem günstigeren Preissegment, bleibt davon nicht verschont: „Insgesamt beobachten wir nach Corona eine gewisse Zurückhaltung der Kunden beim Pferdeanhängerkauf, was u.a. auch an den extrem gestiegenen Preisen liegt“, berichtet Dennis Ahrens, Geschäftsführer des PKW Anhänger Center Ahrens in Stuhr bei Bremen.
Robuster Aufbau: Trend zum Aluminium ungebrochen
Was die Materialwahl betrifft, so steht Aluminium nach wie ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Reiterschaft. Diese Nachfrage spiegelt sich auch bei allen Herstellern wider, wobei die Anbieter den Aspekten Nachhaltigkeit und Robustheit vor allem durch Aluminium-Aufbauten und -Böden Rechnung tragen: „Vor allem unsere neu gestaltete Portax-Serie mit den hohen Aluminium-Seitenwänden, die nicht nur zuverlässige Stabilität, sondern konstruktionsbedingt auch mannshohe Einstiegstüren ermöglichen, kommt sehr gut an“, bestätigt Justus Böckmann. Die Pferde stehen hier wie in allen Böckmann-Pferdeanhängern auch auf Vollaluböden, die vorne ein offenes Profil haben und im Standbereich durch zusätzliche Streben verstärkt sind. Seit einiger Zeit gibt Böckmann auf diese Böden 20 Jahre Garantie.
Den Trend zum Aluminium sieht auch Antwin Vloet, Gründer und Geschäftsführer des in den Niederlanden beheimateten Unternehmens Sirius Trailers B.V. „Die Nachfrage nach Polyester-Pferdeanhängern hat stark nachgelassen, daher konzentrieren wir uns auf Aluminiumfahrzeuge,“ betont Vloet.
Aber auch die zunehmend stylishen Poly-Anhänger finden natürlich noch ihre Liebhaber: „Das Hauptargument für diesen Aufbau ist die Designvielfalt. Die glatten und runden Bugformen bringen zudem eine etwas bessere Aerodynamik mit sich, die bis zu 10 Prozent Kraftstoff sparen kann. Und natürlich die schier unendliche und auch ausgefallene Farb- und Designauswahl wie unser neues Frozen Berry bis hin zu individuellen Folierungen“, erklärt Böckmann.
Auch Humbaur, Fautras und Cheval Liberté setzen auf Farbe und Design: „Sie können uns beliebige Bildmotive wie zum Beispiel ein Foto Ihres Pferdes zur Verfügung stellen, die wir dann auf der Seitenwand anbringen“, beschreibt Irina Lew, Leiterin Marketing und PR bei Humbaur, angesichts des neuen Pferdeanhänger-Modells Pegasus auf der Equitana.
Mit individueller Bildauswahl auf der Seitenwand, Eisvogel-blauem Türkis oder leuchtend-orangenem Dach und Bug kommt so Chic und Charme in das sonst eher eintönige Alu-Silbergrau.
Auch die Langlebigkeit betreffend muss man sich bei modernen Polyester-Aufbauten bei vielen Fahrzeugen keine Sorgen mehr machen, weil die früher immer eingesetzte Holzplatte zur Stabilisierung zunehmend durch Kunststoffeinlagen ersetzt wird. Pionier war hier 2015 die Firma Bücker mit ihren Careliner-Modellen, heute bestehen auch die Seitenwände und Heckklappen zum Beispiel der Böckmann-Modelle Master und Neo komplett aus Kunststoff. „Früher war das Hauptargument für Holz der Preis. Mit den steigenden Holzpreisen verliert das Kosten-Nutzen-Argument aber an Bedeutung“, weiß Böckmann. Bei den Pferdeanhängerböden haben Aluminium und Aluminium-Kunststoff-Sandwichplatten nahezu überall den traditionellen Holzboden ersetzt.
Nicht nur „nice to have“: Komfort für Pferd und Mensch
Viel getan hat sich bei modernen Pferdeanhängern in Sachen Komfort, der oft auch mit mehr Sicherheit für Vier- und Zweibeiner einhergeht, wie Antwin Vloet weiß: „Mehr Höhe, Länge und Breite und damit ein größeres Raumgefühl erleichtert den Pferden das Einsteigen und damit auch das Handling für den Menschen beim Verladevorgang. Der Abstand von der Bruststange zum Bug beträgt bei uns immer mindestens 1,40 m, bei den Großraummodellen bis zu 1,90 m. Das ermöglicht den Pferden jederzeit eine entspannte Kopf-Hals-Haltung. Sie kommen damit deutlich ausgeruhter am Zielort an.“
Vor allem in Sachen Höhe ist Sirius mit seinen Anhängern ganz weit vorne: Bis zu 2,50 m Innenhöhe messen die Fahrzeuge. Dort haben auch die 1,80 m+ Warmblüter noch gut Luft über den Ohren. Ähnlich hoch, nämlich 2,45 m ist auch die Oklahoma-Serie von wm meyer.
Sicherheit und Komfort für den Menschen bieten auch die zunehmend großen Inspektionstüren, durch die man beim Verladen schnell und ohne Kopfstoßen ein- und aussteigen kann: Sie sind konstruktionsbedingt bei fast allen Alu-Anhängern mit hohen Bordwänden zu haben.
Aber auch bei den Polyester-Fahrzeugen gibt es reichlich Auswahl: Lange am Markt sind hier zum Beispiel Thiel Explorer und Fautras Provan, neuer dagegen Bücker Careliner und Humbaur Maximus oder auch Böckmann Neo.
Weitere sinnvolle Komfort-Einrichtungen wie Rampe-/Tür-System, flexible Mittelpfostentrennwände und natürlich für Urlaubs- oder Turniergepäck großzügig bemessene Sattelkammern werden zunehmend zum Standard oder sind bei vielen Modellen optional erhältlich.