Im Automobilbereich gehört ein Modell schnell zum „alten Eisen“, wenn ein Nachfolger mit mehr oder weniger auffälligem starkem Facelift die Asphaltbühne betritt. Das soll auch mit einem „neuen“ Audi Q 5 2017 geschehen. Dennoch wollen wir ihn hier als potentes Zugfahrzeug vorstellen, den Audi Q5 3.0 TDI quattro S tronic in der S-Line-Ausstattung, der alle Aufgaben als Zugfahrzeug für Anhänger bis 2,4 Tonnen und auch solo temperamentvoll und souverän gemeistert hat. Und vielleicht wird der Wagen gerade wegen des baldigen Nachfolgers jetzt preislich besonders interessant, denn bisher ist er mit einem Grundpreis von 51.400 Euro kein Schnäppchen. Zumal es ja dabei kaum bleibt.
Manch ein Leser wird noch die Fernsehwerbung Anfang der 80er Jahre vor Augen haben, in der ein AUDI quattro Sportcoupé ganz locker eine Skisprungschanze erklomm – als Leistungsbeweis eines der ersten Straßenfahrzeuge mit permanenten Allradantriebs in allen Lebenslagen. Von dem „Ur-quattro“ kamen zwar nur rund 11.500 Fahrzeuge auf die Straße, dennoch begründete er das Image und auch den Erfolg des Allradkonzeptes, das heute in vielen AUDI-Modellen verfügbar ist.
Mehr als 20 Jahre später, im Herbst 2008, kam die erste Generation des SUV-Modells AUDI Q5 auf den Markt, das seitdem eine gelungene Kombination aus Sportlichkeit und handlicher Praktikabilität mit – im Falle des 258 PS starken Testwagens – ausreichend Spritzigkeit und damit Fahrvergnügen darstellt.
Außen kompakt, innen viel Platz
Auf den ersten Blick ist der Q5 ein sympathisch kompaktes Fahrzeug, dessen prominenter, Chrom-glänzender Kühlergrill ebenso wie die 21-Zollräder in Titanoptik Dynamik vermuten lassen. Auch die leicht taillierten Türen und die schräg zum Heck leicht abfallende Linie unterstreichen den sportlichen Auftritt. Zudem ist das Fahrzeug mit einer Länge von 4,63 und einer Breite von 1,88 Metern auch in engeren Garagen ausgesprochen gut zu parken. Und was das Fahrerauge nicht direkt sieht, wird von diversen Kameras als Top- und Surround View aufs Display des Infotainment-Systems geliefert, begleitet vom empörten Fiepen der Park Distance Control bei Unterschreiten eines gewissen Abstandes.
Innen überraschen Cockpit und Fond durch eine großzügige Geräumigkeit und bieten Fahrern und Passagieren, auch denen auf der verschiebbaren Rückbank, anständig Platz. So fühlt man sich gleich zuhause auf den bequemen heizbaren Feinnappa-Ledersitzen mit Memory-Funktion und ausziehbarer Oberschenkelauflage. Die leicht schalenförmige Seitenbegrenzung gibt Halt, ohne einzuengen. Zunächst ungewohnt, dann aber im wahrsten Sinne des Wortes sehr handlich, ist das unten abgeflachte Multifunktions-Sportlederlenkrad, das vor allem bei hoch gestelltem Fahrersitz nicht beim Einsteigen behindert. Clever gedacht und gemacht.
Auch sonst ist das Interieur vom Feinsten: Leder auf Armaturenbrett und Türen, dezent quer gestreifte Holzapplikationen rund um die Mittelkonsole und in der Verlängerung der Türgriffe, anthrazitgrauer Alcantara-Himmel mit Brillenfach oberhalb des Spiegels. Ausreichend große und viele Ablagen für Flaschen in den Türen und in der Mittelkonsole, sogar je einen kühl- und heizbaren Becherhalter gibt es. Die Abdeckung des mittleren Stauraumes ist in der Höhe verstellbar und bietet damit Personen jeglicher Größe eine individualisierbare gemütliche Armlehne. Für unterschiedliche Klimabedürfnisse können Fahrer, Beifahrer und die rückwärtigen Personen Heizung und Kühlung separat einstellen: Dreizonen-Komfortklimaautomatik nennt sich das in der umfangreichen Zubehörliste.
Ein bisschen versteckt im Handschuhfach finden wir eine USB-Steckdose mit Kabel daran, in das wir unser Smartphone (oder auch die Digitalkamera) zum Laden einstöpseln können. Eine 12-V-Setckdose befindet sich unterhalb der Bedienkonsole. Sehr angenehm ist das helle Licht bestehend aus drei Leuchten, die mit einem Knopfdruck zu bedienen sind.
Fast Cabrio-Feeling
Ein besonderes Lob geht ans Glas-Panoramaschiebedach mit einem Windschott aus feinem Netzgewebe. Es schützt selbst bei voll geöffnetem Dach in höheren Geschwindigkeiten gegen zu viel Zugluft und Lärm, Sonneneinstrahlung oder auch lästige Insekten und bietet doch fast Cabrio-Feeling. Gerade bei Fahrten mit Pferden im Schlepp ist das eine feine Sache, weil wir hier ohnehin in eher gemütlichen Tempi unterwegs sind.
Womit wir endlich beim Kern des Testberichtes angekommen sind: dem Q5 als Zugfahrzeug.
Geheimsache: Anhängerkupplung
Bevor es dazu kommen kann, muss zunächst einmal die halbautomatische Anhängerkupplung heraus gezaubert werden, die sich wie bei den meisten hochpreisigen SUVs elegant im Heckunterbau versteckt. Um sie vor hochspritzendem Wasser, Sand und Matsch zu schützen, gibt es eine Abdeckplatte. Sie ist mit zwei kleinen Schrauben arretiert, die sich – wenig praktisch – relativ weit hinten unterm Auto befinden. Auf die Knie bitte und langsam herantasten, dann lassen sich die Schräubchen um 90 Grad drehen, der Deckel lösen und ab damit in die zweite Ebene des Gepäckraumes. Fehlt noch der Mechanismus, den Haken herauszuklappen. Er findet sich nach einigem Suchen endlich hinten links im Kofferraum unter einer Abdeckung. Nun geht es aber fix voran: Hebel herausklappen, der Haken fällt aus der Halterung und kann mit einem Handgriff oder dem Fuß eingerastet werden. Sehr praktisch: Die direkt im Kupplungskörper integrierte und damit leicht zugängliche Steckdose.
Perfekt zum Heranfahren an den Pferdeanhänger ist die Rückfahrkamera, die ein gestochen scharfes Bild liefert. Außerdem helfen gelben Führungslinien, das Kupplungsmaul des Anhängers passend anzuvisieren.
Los geht’s mit schwerer Last
Anhänger dran, Pferde verladen und los geht es. Wie von einem knapp zwei Tonnen schweren Wagen mit 3.0-Liter Hubraum, turbogeladenem Reihensechszylinder mit Common Rail-Einspritzung, 258 PS und 580 Newtonmetern Drehmoment zu erwarten, spielt der Q5 mit seiner maximalen Anhängelast von 2,4 Tonnen geradezu. Auch wenn es einmal etwas bergauf gehen sollte oder ein langsamer LKW flott zu überholen ist. Am besten eignet sich der Komfort-Modus, zum Beschleunigen empfiehlt sich die Einstellung „dynamic“ und für längere Autobahnfahrten funktioniert auch der efficiency Modus sehr gut.
Aufgrund des genannten hohen Eigengewichts darf der Q5 mit Anhängern bis zu zwei Tonnen Gesamtgewicht auch 100 km/h schnell fahren (mehr dazu hier http://www.mit-pferden-reisen.de/artikel/7/935/de/wann-darf-man-100-km-h-fahren–tempo-100-regelung-fuer-gespanne/), mit 2,4 Tonnen müssen wir uns auf die Anhänger-typischen 80 km/h beschränken. Das 7-Gang-S-tronic Automatikgetriebe nimmt uns das lästige Schalten ab und die Fahrerassistenzsysteme tragen besonders zur entspannten Fahrt bei: Sie halten den Abstand zum vorausfahrenden Wagen peinlich genau ein, warnen vor dem Verlassen der Spur und schalten das im Übrigen hervorragende Fernlicht situationsabhängig automatisch an und aus. Alle diese Assistenten sind nicht nur „nice to have“, sondern erhöhen die Fahrsicherheit ganz entscheidend. Allerdings auch den Preis, denn die eher spartanische Serienausstattung haben wir schon weit hinter uns gelassen.
Speziell für Fahrten mit Anhänger auf schlechtem „Geläuf“ sorgt der Allradantrieb dafür, den Karren auch aus dem Dreck zu ziehen.
Flotte „Solo-Fahrt“
Haben wir auf den Anhängerfahrten das satte Rollen im Komfortmodus genossen, geht es nun „solo“ dank S-Line Sportfahrwerk flott voran. Jetzt wird die Lenkung etwas direkter, die Fahrwerkabstimmung straffer. Auch hier bewährt sich der quattro-Antrieb, da er immer für eine ausgewogene Traktion in allen Situationen – also auch Regen oder Schneematsch – sorgt. Sowohl in Kurven als auch auf Autobahnen in Geschwindigkeiten bis 200 km/h lag das Fahrzeug supersatt auf der Straße und ließ auch in der Spitzenleistung von 230 km/h in keinem Augenblick einen Zweifel daran, uns sicher und u.a. dank der guten Lärmdämmung erholt ans Ziel zu bringen. Und Spaß macht es obendrein, vor allem bei freier Fahrt, in der man auch die Beschleunigung – von 0 auf 100 geht’s in 6,2 Sekunden – tatsächlich einmal erleben kann.
Nur mit dem von Hersteller angekündigten kombinierten Verbrauch von 5,9 Litern wollte es selbst im Efficiency-Modus nicht so recht klappen: Auf Fahrten mit Pferdeanhänger schluckte der athletische Sportler gut elf Liter, ohne waren es im Drittelmix immerhin noch zwischen acht und neun.
Trial & Error: Das Infotainment
Die Instrumententafel mit Tacho, Tourenzähler, Öldruck- und Tankanzeige hat noch reelle Zeiger und ist bei allen Lichtverhältnissen sehr gut ablesbar. Zwischen den beiden Rundinstrumenten sind beliebige Informationen wie Tageskilometerzähler, Verbrauch, Reichweite des Tanks oder Symbole für die diversen Fahrerassistenzsysteme ablesbar.
Das Infotainment-System umfasst eine Vielzahl von Informations- und Einstellmöglichkeiten für Bordcomputer, Radio, externe Medien, Telefon und Navigation. Das Display ist ausreichend groß, hatte allerdings im Testmodell keinen Touchscreen. Vielmehr werden die einzelnen Funktionen über das MMI-Bedienkonzept, eine Kombination aus Drehknopfeinstellung und vier darum herum angeordneten Schaltern in der Mittelkonsole, gesteuert. Dafür ist ein Blick in die Gebrauchsanweisung empfehlenswert, andernfalls sind einige Trial & Error-Durchläufe erforderlich, die leicht vom Fahren ablenken, weil man automatisch den Blick nach unten auf die Mittelkonsole richtet.
Gepäckraum: für das mittelgroße Reiterequipment
Bevor man sie kennengelernt hat, hat man sie nicht vermisst. Kaum hat man sich daran gewöhnt, kann man sich kaum vorstellen, wie das Ein- und Ausladen vorher war: Die elektrische Heckklappe, deren Öffnungshöhe sich – zum Beispiel für niedrigere Garagendächer – individuell einstellen lässt.
Der Gepäckraum selbst ist dann mit mindestens 405 Liter Volumen, maximal 1.340 Liter bei umgeklappter Rückbank mittelgroß, auf 1.560 Liter erweiterbar, wenn die Rückbank ganz nahc vorne geschoben wird. Viel Gedanken gemacht hat sich Audi über die vielfältigen und variablen Lade- sowie Verzurreinrichtungen und doppelten Boden, in dem noch so allerhand verschwinden kann, das nicht sofort griffbereit sein muss. Vorbildlich auch die mit nur 68 Zentimetern niedrige Ladekante und die vom Gepäckraum per Hebelzug aus umlegbaren Rücksitze mit Durchlademöglichkeit in der Mitte. Auch ein Trennnetz zum Einhängen sowie ein Gepäcknetz und Skisack fanden sich ordentlich aufgeräumt.
Fazit
Der Audi Q5 3.0 TDI quattro bewies sich als kompaktes und mittelgroßes SUV aufgrund seiner starken Leistung, des hohen Eigengewichtes und des Allradantriebs hervorragend für den Anhängerbetrieb. Schwerer Lasten entledigt, macht er auf allen Straßen Spaß. Letzterer hat allerdings seinen Preis: Der bisherige Einstiegspreis für die Serienausstattung von 51.400 Euro war schon kein Schnäppchen, die hier vorgestellte Version in der S-Line-Ausstattung kostete 83.890 Euro. Vielleicht wird diese Modellgeneration aber gerade deshalb als „junger Gebrauchter“ bald recht interessant, weil der neue Q5 in der 3.0-Version bereits für nächstes Jahr in den Startlöchern steht.
Technischen Daten
Länge (mm) | 4.63 |
Breite (mm) | 1.88 |
Höhe (mm) | 1.65 |
Bodenfreiheit (mm) | 200 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 405 – 1.340 |
Wendekreis (m) | 11,6 |
Leergewicht (kg) | 1.955 |
Zul. Gesamtgewicht | 2.490 |
Zuladung (kg) | 535 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.400 |
Stützlast | 100 kg |
Motor | 2967 ccm, V6 TDI Dieselmotor |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Antriebsart | Allrad permanent |
Maximale Leistung | 190 kW (258 PS) |
Maximales Drehmoment | 580 Nm bei 1.750 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 6,2 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 6,5; außerhalb 5,6; gesamt 5,9 |
CO2-Emission (g/km) | 156 |
Schadstoffklasse | Euro 6 |
Effizienzlabel | B |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 19 (HP), 22 (TK) 26 (VK) |
KFZ-Steuer | 411 €/Jahr |
Neupreis € | Ab 51.400 Euro; Testwagenausstattung 83.890 Euro |
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