Mit dem Mittelklasse-SUV BMW X3 kam nach den Modellen X5, X4 und 530 Touring der vierte Vertreter des Münchener Traditionsherstellers zu Mit-Pferden-reisen.de, um seine Qualitäten im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest zu beweisen. Der leistungsstarke Sechszylinder-Turbodiesel mit 195 kW bzw. 265 PS, permanentem Allradantrieb und 620 Nm Drehmoment machen den BMW X3 xdrive 30d M Sport zu einem kräftigen Zugpferd, das die erlaubten 2,4 Tonnen locker vom Fleck zieht – und das relativ sparsam im Verbrauch. Dass es „solo“ BMW-typisch sportlich zur Sache geht, versteht sich fast von selbst. Ab rund 55.200 Euro ist man dabei.
Auffallend ist der deutlich steiler gewordene Kühlergrill, der dem Fahrzeug einen mächtigen Ausdruck verleiht. Dieser Eindruck entsteht umso mehr bei dem strahlend weißen Testfahrzeug, bei dem sich die dunklen „BMW Nieren“ und die auffälligen Lufteinlässe kontrastreich absetzen.
Noblesse in schwarz
Während die Vorgängermodelle im Innenraum eher ein wenig knapp wirkten, hat die aktuelle Generation – im wahrsten Sinne des Wortes – um Längen gewonnen. Vorne und auch auf den Rücksitzen ist mehr als großzügig Platz. Auch in Sachen Chic und Noblesse ist der X3 mehr 5er Limousine als Sportvehikel. Das beginnt schon bei der komplett schwarzen Innengestaltung – inklusive Anthrazit Dachhimmel – mit einem Mix aus Leder und hochwertig verarbeiteten Kunststoffen.
Alle Ablagen, auch für große Flaschen, sind da, wo sie hingehören, so dass man mit einem Griff alles zur Hand hat. Ein absoluter Hit sind die Sitze, natürlich aus Leder mit blauen Kontrastnähten und maximalem Luxus in Sachen Einstellung. Elektrik ist man ja gewöhnt, hier gleitet das Gestühl aber nicht nur leise surrend von vorne nach hinten und millimetergenau in der Rückenlehnenneigung, auch die Oberschenkelauflage und Seitenwangen lassen sich ebenso wie die Lendenwirbelsäulenstütze exakt so einstellen, dass eine quasi maßgeschneiderte, behagliche Schale entsteht. Da steigt man auch nach einer Fahrt von Hamburg nach München total entspannt aus.
Beim Funktionslenkrad dominiert dann wieder die Sportlichkeit: Deutlich dicker als üblich, gut gepolstert und griffiges Leder, liegt es sehr gut in der Hand.
Cockpit: Übersichtlich und bedienerfreundlich
Zum Einsteigen brauchen wir nur unsere Hand auf die Türklinke zu legen und Sesam öffnet sich. Alternativ könnte man natürlich auch auf den entsprechenden Knopf des hochmodernen Display-Schlüssels drücken, der noch deutlich mehr Funktionen birgt als profanes Öffnen der Türen und der Heckklappe: Die Standheizung programmieren, melden, ob Türen oder Fenster ordnungsgemäß geschlossen sind, Service-Informationen abrufen und die Tankreichweite anzeigen. Nicht unbedingt ein Muss, aber nice to have, wie man so schön sagt. Einen Nachteil hat das innovative Teil allerdings: Es fehlt eine Öse für einen Schlüsselring oder ein Band. Da die Oberflächen extrem glatt sind, rutscht er leicht aus der Hand und verkratzt auch schnell, wenn er zum Beispiel auf die Straße fällt.
Die Sitze und Spiegel eingestellt, geht es los auf die erste Testfahrt. Wie heute üblich, startet der X3 auf Knopfdruck und die digitalen Rundinstrumenten sowie der frei stehende Touchscreen des Infotainments melden Startbereitschaft. Alle wichtigen Informationen zu Tempo, Kennzeichen und aktivierten Fahrerassistenten inklusive perfekt gestalteter Navigationshinweise werden zusätzlich in das farbige Headup-Display projiziert.
Sehr intuitiv ist die Bedienung des Multimedia „iDrive“-Systems. Sie kann über das bekannte Einstellrad in der Mittelkonsole rechts vom Automatik-Schalthebel erfolgen, funktioniert aber zusätzlich sowohl über den Touchscreen als auch über Knöpfe. So sind zum Beispiel Klima und Lüftung mit einem Tastendruck schnell reguliert.
Perfekt einfaches Ankuppeln
Erfreulicherweise setzen sich bei luxuriöseren Modellen jetzt komplett elektrische schwenkbare Anhängerkupplungen durch. Beim X3 findet sich die Steuerung etwas versteckt hinter der rechten Seitenverkleidung im Kofferraum. Kurz auf den Knopf gedrückt und schon schnurrt sie heraus und klinkt automatisch ein. Supersaubere Sache.
Beispielhaft hat BMW auch das zielgenaue Ankuppeln gelöst: Die Rückfahrkamera bietet eine Zoom-Funktion speziell für den Bereich der Anhängerkupplung, so dass man den Kugelkopf sprichwörtlich millimetergenau unter den Kupplungsmaul des Pferdeanhängers heranfahren kann. Das spart Zeit und vor allem teure Kratzer.
Die Kupplung verfügt über die heute in vielen europäischen Ländern erforderliche Öse zum Einhängen des Bremsseils. Die Stromsteckdose liegt praktisch zugänglich direkt am Kupplungshals, was aber bei allen automatisch schwenkbaren Modellen heute bereits Standard ist.
Das gesamte Prozedere ist in wenigen Minuten erledigt – ohne Hilfswillige. Das ist speziell für Turnierreiter wichtig, die oft genug im Morgengrauen allein vom Hof starten.
Hervorragende Zugeigenschaften
Nach dem Start informiert das System darüber, dass nun mit angekuppeltem Pferdeanhänger der Spurhalteassistent nicht zur Verfügung steht. Das ist ein wenig schade, trägt er doch wie viele andere Assistenten sehr zur entspannten Fahrt vor allem im Stau bei.
Alles andere in Sachen Anhänger-Fahrverhalten ist aber hervorragend: Der Sechszylinder-Turbodiesel mit 195 kW bzw. 265 PS und 620 Nm Drehmoment zieht die rund 2,4 Tonnen locker vom Fleck. Das serienmäßige xDrive Allradgetriebe schickt die Kraft zu 55 Prozent auf die Hinterräder, was sich vor dem Pferdeanhänger als ideale Lösung erweist. Je nach Untergrund verteilt sich die Kraft jedoch stufenlos und variabel, so dass situationsabhängig die passende Traktion und Fahrdynamik gewährleistet sind. Wenn erforderlich, sind auch flottere Überholmanöver – man denke an die häufigen Traktoren in ländlichen Gebieten – kein Problem.
Sparsam im Verbrauch
Die 8-Gangautomatik schaltet weich und sichert auch am Berg ein zügiges Anfahren – soweit dies mit wertvoller Fracht im Schlepptau sinnvoll ist. Einmal im Rollen, bleibt die Last nahezu unbemerkt, was sich im erfreulicherweise auch im sehr sparsamen Kraftstoffverbrauch bemerkbar macht: Nach einer 420 Kilometer langen Fahrt, überwiegend auf Autobahnen und Landstraßen standen durchschnittlich 8,1 Liter Diesel/100 km im Bordcomputer, reell gemessen nach dem Tanken waren es 8,2. Das ist gerade für Vielfahrer mit Anhänger ein wichtiges Argument, steigt der Spritverbrauch doch bei anderen Modellen oft schnell auf mehr als 11 Liter.
Intelligente Assistenten
Abgesehen vom fehlenden Spurhalter arbeiten alle Fahrassistenten fleißig: Die automatische Cruise Control hält den Abstand zum Vordermann, die Verkehrszeichenerkennung informiert über die erlaubte Geschwindigkeit und färbt sich rot, sobald sie überschritten wird. Auch zeigt sie voraus liegende Verkehrszeichen wie zum Beispiel Stoppschilder oder Kurvenhinweise an.
Um einen längeren Stau zu umfahren, hat es sich sehr nützlich erwiesen, im Navigationssystem, einen Ort nicht explizit eingeben zu müssen, sondern einfach auf die Karte im Display zu tippen. So fuhren wir zeit- und nervensparend um den Stau herum.
Eine Eigenart des Tempomat ist uns allerdings vor allem im Anhängerbetrieb etwas lästig gefallen: Will man nach einer Ortsdurchfahrt von 50 km/h wieder beschleunigen und drückt den entsprechenden Befehl im Tempomat, springt er automatisch auf die erlaubte Landstraßen-Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und das Fahrzeug beschleunigt BMW-typisch sportlich. Das ist nun zum einen mit Anhänger nicht erlaubt (mit einem Leergewicht von 1.790 kg darf er mit einem 2,4-Tonner maximal 80 km/h fahren) und zum anderen den vierbeinigen Passagieren nicht zuzumuten. Also beschleunigen wir sanft mit dem Fuß am Gaspedal und aktivieren den Tempomat erst bei den erreichten 80 km/h.
Flotter 3er
Was im Anhängerbetrieb eher lästig ist, genießen wir natürlich „solo“, wenn nach beispielsweise nach langen Baustellenstrecken auf der Autobahn endlich das erlösende Verkehrszeichen „Ende der Verbots- oder Gebotszone“ erscheint. Dann nämlich macht der flotte 3er dem BMW Motto „Freude am Fahren“ alle Ehre und sprintet kraftvoll los, von 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden. Mit der im Testwagen verbauten variablen Sportlenkung liegt das Fahrzeug gut in der Hand, lenkt sich sehr direkt und kommt agil auch durch knappe Landstraßen-Kurven. Auf der Autobahn losgelassen, liegt der X3 auch bis über 200 km/h bretthart auf der Straße, das Limit erreichen wir bei 215 km/h.
Anpassung an Fahrstil und Fahrsituation an
Je nach persönlichem Geschmack können wir mit dem links neben dem Schalthebel liegenden Fahrerlebnisschalter aus den drei Fahrmodi Sport, Comfort oder dem auf Effizienz ausgelegten Eco Pro wählen. Das an sich ist ja nichts Besonderes und auch aus anderen Modellen bekannt. Neu im X3 ist dagegen der „adaptive Modus“, der eine Kombination aus den drei Varianten bildet und das adaptive Fahrwerk, die Lenkung und das Automatikgetriebe an die aktuelle Fahrsituation und den individuellen Fahrstil anpasst. Berücksichtigt werden Lenkausschläge, Geschwindigkeit und die aus dem Navigationssystem bekannten Streckenverläufe, so dass das Fahrzeug auch auf vorausliegende Kurven entsprechend reagieren kann.
In allen drei „Fahrerlebnissen“ auf Autobahnen, Landstraßen und in der Stadt verbrauchte der X3 rund 7 Liter Diesel.
Praktischer Laderaum
Bleibt am Ende noch ein für Pferdesportler wichtiges Thema: Der Laderaum ist mit 550 Litern (1.600 bei umgelegten Sitzen) ausreichend groß für mittleres Gepäck. Die Laderaumhöhe von rund 71 cm ist angenehm hoch, der Boden ist eben, so dass man schwere Objekte wie Futtersäcke einfach über die mit einer Edelstahlschiene geschützte Ladekante herausziehen und zum Beispiel direkt in eine Schubkarre gleiten lassen kann.
Auch gibt es ein Schienensystem mit variabel einstellbaren Verzurrösen und einen doppelten Boden für selten gebrauchte Objekte und das Gepäckraum-Trennnetz. Dessen Bänder, die an einem Karabiner in den Verzurrösen eingehängt werden, waren zumindest im Testwagen allerdings so kurz, dass sie nur mit zwei Personen arretiert werden konnten.
Die Laderaumabdeckung lässt sich komplett einrollen, wenn zum Bespiel ein Hund mitreist.
Fazit
Der BMW X3 xdrive 30d M Sport ist ein top-bequemes SUV mittlerer Größe, das durch seine kompakten Abmessungen und die unterschiedlichen Fahrmodi in allen Situationen agil unterwegs ist. Vor dem Pferdeanhänger bewährte es sich durch mit 620 Nm Drehmoment sehr starke Anzugskraft, die das Gespann auch sicher über Wiesen- und Sandböden bringt. Besonders hervorzuheben ist das hochkomfortable Interieur, in dem durchaus Luxus-Limousinen-Feeling aufkommt. Wer also Fahrspaß und Sicherheit mit und ohne Pferdeanhänger genießen möchte, ist mit dem neuen X3 bestens bedient. Ab 55.200 Euro ist er in der Serienausstattung zu bestellen, mit den durchaus angenehmen Extras kostet er 82.370 Euro.
Technische Daten BMW X3 xDrive 30d
Länge (mm) | 4.708 |
Breite (mm) | 1.891 |
Höhe (mm) | 1.620 |
Bodenfreiheit (mm) | 204 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 550 – 1600 |
Wendekreis (m) | 12,01 |
Leergewicht (kg) | 1.820 |
Zul. Gesamtgewicht | 2.500 |
Zuladung (kg) | 660 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.400 |
Stützlast | 90 kg |
Motor | 2.993 ccm, 6-Zylinder Dieselmotor (Twin Power Turbo) |
Getriebe | 8-Gang-Steptronic |
Maximale Leistung | 195 kW (265 PS) |
Maximales Drehmoment | 620 Nm bei 2.000 bis 2.500 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 5,8 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 6,5-6,7; außerhalb 5,4-5,6; gesamt 5,9-6,0 |
CO2-Emission (g/km) | 154 – 159 |
Schadstoffklasse | Euro 6d temp |
Effizienzlabel | A |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 20 (HP), 27 (TK) 27 (VK) |
Neupreis € | Ab 55.200 Euro; Testwagenausstattung 82.370 Euro |
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