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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest Jeep Wrangler Unlimited: Maskulines Spaßfahrzeug mit guten Zugeigenschaften

Von Doris Jessen, geschrieben am 18. September 2017

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Jeep-Wrangler-Web-41-von-58Nach den eleganten SUV-Modellen Jeep CompassCherokee  und  Grand Cherokee fand im Sommer 2015 der eher urige Jeep Wrangler seinen Weg zum Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest bei Mit-Pferden-reisen.de. Er ist – anders als alle anderen hier vorgestellten Fahrzeuge – ein „echter“ Geländewagen, der bis zu 2,2 Tonnen schwere Lasten auch durch den dicksten Matsch ziehen wird. Durch sein Faltverdeck wird er an heißen Tagen zum Spaßfahrzeug und wer als Landwirt auf einer Alm oder als Gebirgsjäger wahre Geländetauglichkeit braucht, setzt hier aufs richtige Pferd.

Jeep-Wrangler-Web-39-von-58Jeep-Wrangler-Web-42-von-58 „Was hast du denn jetzt wieder für ein Auto!“ war die häufigste Frage während unserer Testfahrten mit dem Jeep Wrangler. Denn du fällst auf mit diesem Urvieh von Robustwagen, dessen Vorfahren schon im Jahr 1941 amerikanischen Soldaten als zuverlässiges Vehikel dienten: Eckig, mächtiger Kühlergrill mit kreisrunden Scheinwerfern, ausladende Plastikstoßstangen und prominente Kotflügel, steil stehende Frontscheibe, die man ebenso wie die Türen herausnehmen kann.
Jeep_Wrangler_Web__29_von_58_Auch das Faltverdeck kann zurückgeklappt und die Kunststoffheckscheibe ausgebaut werden. Dann wird aus dem Geländewagen ein luftiger „Sunrider“.

Für alle Bodenbedingungen

Aber der Jeep Wrangler, hier vorgestellt in der viertürigen Unlimited-Version mit Sahara Ausstattung, kann mehr als Dach-, Türen- und Fenster-los über Sandpisten rumpeln: Er ist mit seiner 2,8 Liter Common Rail Dieselmaschine, 200 PS und 460 Nm Umdrehungen bei 1600 bis 2600 Umdrehungen ein kräftiges Zugfahrzeug, das seine bis zu 2,2 Tonnen schwere Anhängelasten mühelos durch alle reiterlichen Lebens- und Bodensituationen schleppt. Für besonders widrige Verhältnisse stehen zwei zuschaltbare Vierradantriebe mit Geländereduktion zur Verfügung. Damit ziehen wir als hilfsbereite Reiterkollegen auch unglücklich stecken gebliebene Nobelkarossen aus dem Turnierparkplatz-Matsch.

Bequem und funktional

Jeep-Wrangler-Web-10-von-58 Jeep-Wrangler-Web-11-von-58 Jeep-Wrangler-Web-9-von-58Wer nun glaubt, der Preis für derlei robustes Auftreten sei Unbequemlichkeit, wird positiv überrascht: Die Sitze, geziert mit geprägtem „1941 SEVENTY FIVE YEARS“-Logo sind auch für lange Fahrten – und wir haben sie tatsächlich auf gut 3.500 Kilometern „besessen“ – angenehm groß und bequem. Die Teillederausstattung ist schick und clever zugleich: An den stark beanspruchten Kanten schützt Leder vor Abnutzung, die mittleren Bereiche bestehen aus Stoff, der sich bei hohen Temperaturen nicht aufheizt und atmungsaktiver als Leder ist. Zudem wird die Materialkombination durch weiß-rote Ziernähte aufgehübscht. Die Sitze sind manuell einstellbar, es gibt eine einfach bedienbare Lordosenstütze und für kalte Wintertage eine Sitzheizung. Auch die rückwärtigen Passagiere haben gut Platz.

Keine Scheu vor nassen Lappen

Türen, Armaturenbrett und Mittelkonsole sind mit Kunststoff verkleidet, bei dem die Designer ganz bewusst darauf verzichtet haben, feines Leder zu imitieren. Hier hat man keine Scheu, mit einem nassen Lappen ans Werk zu gehen. Alle Griffe, Schalter und Einstellräder sind groß und selbsterklärend: Da können auch kräftige Männerhände in Handschuhen schalten und walten.

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Das beginnt schon bei den klobigen Kunststofftürgriffen, auf denen ein Knopf fürs Öffnen kräftig gedrückt werden muss. Der Wahlhebel der 7-Gang-Automatik ist stabil und will deutlich angefasst werden, um von P in D oder R zu gelangen. Der daneben liegende Schalter für die beiden Geländeuntersetzungen bewegt sich erst auf kräftige Befehle.

Ein wahrer Segen für Reitersleute mit oft schmutzigen Stiefeln: Die durchgängige Ausstattung mit (optionalen) stark profilierten Fußmatten für vorne und hinten, die auch den Hochdruckreiniger heil überstehen .

Kopf einziehen fürs Beladen

Jeep_Wrangler_Web__49_von_58_Weniger praktisch dagegen ist dagegen das ganze Thema Kofferraum. Die Hecktür schwingt nicht nach oben, sondern wegen des schweren Ersatzrades geländewagentypisch nach rechts zur Seite. Ob sie am Automatikstützrad des Anhängers vorbeipasst, ist modell-abhängig, mit dem Careliner L hat es gut gepasst. Allerdings öffnet sich nur der untere Teil des Hecks, die Heckscheibe bleibt aufgrund des Faltverdeckgestänges geschlossen, es sei denn, man trennt sie an den Reißverschlüssen heraus. Diese waren bei dem noch selten benutzten Verdeck etwas schwergängig, werden wahrscheinlich mit häufigerem Gebrauch aber einfacher zu handhaben sein. Insofern ist die Beladung mit größeren Gegenständen wie Sätteln oder Futtertonnen ein wenig mühselig. Lange Arme braucht man, wenn Ladegut nach vorne rutscht. Auch Hunde müssen lernen, beim Hineinspringen den Kopf einzuziehen. Die Australien Shepherd-Hündin hat sich schnell damit arrangiert.

Ebenfalls nicht sehr sinnvoll ist es, dass der Laderaum überwiegend, auch an den Seitenwänden und den Rücksitzen mit Teppichboden ausgeschlagen ist, an dem aufgrund des rauen Materials sprichwörtlich jedes Haar hängen bleibt. Da hilft die Wendematte, die auf der einen Seite eine grobe Gummibeschichtung trägt, auch nicht viel, weil sie den Boden nur teilweise abdeckt und sich Sand und Pferdehaare etwa von Decken oder Schabracken letztlich überallhin verteilen und am besten mit einer Pinzette zu entfernen sind.

Das Ladevolumen ist mit 498 bzw. 935 Litern bei umgelegten Rückbänken nicht besonders groß, wenn man bedenkt, dass der Wrangler Unlimited immerhin 4,75 m lang und 1,87 m breit ist. Das sind nur 10 Zentimeter kürzer als ein BMW X5, der aber bis zu 1.870 Liter fassen kann.

„Jungfernfahrt“ ohne Anhänger

Der Zufall wollte es, dass die ersten längeren Fahrten ohne Anhänger absolviert wurden. Der Einstieg ist – ganz Geländewagen – recht hoch und wird durch die in Wagenfarbe lackierte Einstiegsstufe erleichtert. Die Türen fallen, da sie wegen der möglichen Demontage nur über Stoffverbindungen an zu weitem Öffnen gehindert werden, leicht zu. Gestartet wird der Wrangler mit Schlüssel, worauf das kräftige Dieselaggregat lautstark zum Leben erwacht. Geräuschdämmung war nicht unbedingt das erste Ziel der Konstrukteure, was aber insgesamt zum Auftritt des Wagens passt.

Die Bordelektronik ist mit nahezu allem ausgestattet, was in modernen Fahrzeugen so üblich ist: Das Navigationssystem bringt einen sicher ans Ziel, Radio, CD-Player, Bluetooth-Telefonie und Audiostreaming arbeiten zuverlässig, auch via Sprachbedienung. Alle Funktionen sind über selbsterklärende Knöpfe und Schalter einstellbar. Tacho und Tourenzähler tragen noch „richtige“ Zeiger in kontrastreichen Rundinstrumenten. Kein Firlefanz, alles einfach und übersichtlich.

Wie nahezu alle amerikanischen Wagen dieser Größenordnung fahren wir mit einer komfortablen 5-Gang-Automatik, die weich schaltet. Die Sicht nach vorne ist aufgrund der steil stehenden Frontscheibe hervorragend, große Rückspiegel lassen einen gut nach hinten blicken. Das ist auch gut so, weil die großen Kopfstützen und das obere Drittel des Reserverades die Sicht durchs Heckfenster etwas behindern. Als Fahrassistenten steht ein Tempomat zur Verfügung, Parksensoren gibt es ebenso wie eine Rückfahrkamera leider nicht. Letztere haben wir beim Einparken und vor allem Andocken an den Pferdeanhänger schmerzlich vermisst. Sie soll laut Herstelleraussage im nächsten Modell bestellbar sein.

Die Beschleunigung ist trotz der 200 PS mit 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h eher mäßig, hat man die Endgeschwindigkeit von 172 km/h aber erreicht, fährt es sich auch auf langen Strecken aber sehr bequem. Als gute Reisegeschwindigkeit haben sind 120 bis 130 km/h erwiesen, lediglich starke Seitenböen machen sich wegen des hohen Aufbaus leicht bemerkbar. Zugluft durch das Verdeck entsteht nicht.

Wer auf langen Strecken schnell unterwegs ist, sollte sich auf höhere Dieselrechnungen gefasst machen: An die 12 Liter laufen bei höherem Tempo leicht durch die Leitungen, fährt man moderater, sind es immerhin noch gut neun.

Fingernägel in Gefahr

Jeep_Wrangler_Web__34_von_58_Für die erste Anhängerfahrt wird die abnehmbare Anhängerkupplung eingehakt, was in Sekundenschnelle erledigt ist. Etwas hakeliger wird es mit dem Eindrehen der Elektrik, weil die Steckdose so knapp unterhalb der KFZ-Schildhalterung angebracht ist, dass die Schutzklappe nach oben nur mit Mühe zu öffnen bzw. offen zu halten ist. Nichts für lange Fingernägel, die gehen da leicht zu Bruch. Zudem muss man sich dafür auf die Knie begeben, was bei einem Fahrzeug mit immerhin 27 cm Bodenfreiheit nicht zu erwarten war. Am besten hat man also ein Handtuch bereit, vor allem, wenn es nass ist…
Auf Nachfrage bei Jeep erhielten wir die Information, dass es auch eine starre Anhängerkupplung gibt – diese hat dann wahrscheinlich eine leichter zugängliche Steckdose. Die hochkomfortable elektrische Version wie im Grand Cherokee gibt es leider nicht für den Wrangler.

Flotte Fahrt mit Anhänger

Die Anhängelast beträgt 2,2 Tonnen, die Stützlast 110 kg. Leer bringt der Wrangler Unlimited ausstattungsabhängig 2.073 bis 2.253 kg auf die Waage, womit problemlos auch die 100 km/h-Erlaubnis genutzt werden kann.

Das Fahrverhalten mit Anhänger ist erwartungsgemäß sehr gut, wir rollen relaxed dahin, weil das Gespann jederzeit sicher und satt auf der Straße liegt. Auch die durch das Faltverdeck bedingte Geräuschkulisse ist jetzt kaum mehr vorhanden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrzeugen wird der Wrangler mit Anhang nicht deutlich durstiger.

Jeep_Wrangler_Web__33_von_58_Im Normalbetrieb fährt der Wrangler mit Heckantrieb, auf unbefestigten Straßen, durch tiefen Sand oder Matsch helfen die beiden Allradantriebsvarianten 4H (Allradantrieb mit Straßen Übersetzung) und 4L (Allradantrieb mit Geländeuntersetzung). Bodenwellen zum Beispiel bei Einfahrten in Weide-Turnierparkplätze sind dank der 26 cm Bodenfreiheit keine Herausforderung.

Fazit

Der Jeep Wrangler ist das perfekte Fahrzeug für Reiterinnen und Reiter, die oft mit ihren Pferden in unwegsamen Gebieten mit tiefen Böden unterwegs sind. Daneben eignet er sich natürlich hervorragend für Fahrten ins „richtige Gelände“, sei es für Landwirte, zum Einsatz in Jagdrevieren oder zum puren Spaß. Dann macht auch das Sunrider-Faltverdeck auch richtig Laune. Bei diesem Einsatz mag auch der Spritverbrauch akzeptabel sein. Preislich beginnt der Geländewagen in der viertürigen Unlimited-Version in der hier vorgestellten Sahara-Ausstattung bei 44.900 Euro, beim Testwagen kamen noch 4.455 Euro an Zusatzausstattung hinzu.

Technischen Daten

Länge (mm) 4.751
Breite (mm) 1.877
Höhe (mm) 1.800
Wendekreis (m) 12,5
Bodenfreiheit (mm) 256,5
Kofferraumvolumen (Liter) 498 – 935
Leergewicht (kg) 2.073 – 2.253
Zuladung (kg) 332 – 512
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 2.200
Stützlast 110 kg
Motor 2,8 l 4-Zylinder Turbodiesel Reihenmotor
Maximale Leistung 147 kW (200 PS)
Maximales Drehmoment 460 Nm bei 1.600 bis 2.600 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 10,7 sec
Höchstgeschwindigkeit 172 km/h
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt:10,6; außerhalb 8,2; gesamt 9,1
Schadstoffklasse Euro 6
CO2-Emission (g/km) 239
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko 24 (HP), 21 (TK) 23 (VK)
Neupreis € Ab 44.900 Euro; Testwagen 49.355 Euro

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