Die dritte Generation des koreanischen Flaggschiffes Kia Sorento mit 2.2 Liter Dieselmotor und 200 PS schleppte im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest seine 2-Tonnenlast souverän und für Fahrer sowie Mitfahrer höchst bequem durch die Lande. Kernkompetenzen des großen SUV: Viel Platz im Innen- und Gepäckraum mit „Ausbaureserve“ für zwei weitere Sitze, ausgereifte Fahrassistenten und maximale Reisequalität. 50.450 Euro kostet er in der hier vorgestellten und sehr gut ausgestatteten GT Line.
Seit 2002 gibt es das das Flaggschiff des südkoreanischen Herstellers Kia Sorento. Im Frühjahr 2015 ging die dritte Generation des Sorento an den Start und später im Jahr 2020 kommt das vierte Update. Gerade deshalb mag dieses Modell aber für viele interessant sein, weil es vielleicht in absehbarer Zeit zwar noch nahezu neu, aber in Anbetracht des Nachfolgers vielleicht etwas günstiger am Markt zu haben sein wird.
Exterieur: markant
Der Sorento tritt mit 4,80 m Länge und 1,89 m Breite mit wuchtiger Präsenz auf. Unterstrichen wird dies durch sein markanten senkrecht gestellten „Tigernasen“-Kühlergrill mit dreidimensionaler Struktur in Diamantenoptik. Die LED-Scheinwerfer ziehen sich weit in die Seite, darunter prangen markante Nebelscheinwerfer. Ebenfalls auffällig: rot lackierte Bremszangen und die 19“-Leichtmetallfelgen in Bicolor-Optik.
Von der Seite betrachtet dominiert die Stromlinienform, die durch die niedrige Dachlinie und nach hinten flach abfallende Heckfenster betont wird. Ein kleiner Dachspoiler mit LED-Rücklichtern und Doppelrohrauspuff ergänzen mit dem mattchrom-farbenen Unterbodenfahrschutz vorne und am Heck den sportlich-dynamischen Auftritt. Funktional und stylish zugleich: Die Seitentrittbretter mit Anti-Rutsch-Noppen:
Interieur: Premium und viel Platz
Ebenso wie außen gibt sich der Kia auch innen „premium“. Der Wagen öffnet sich per Smartkey Schlüssel-los. Der Komfortsitz, elektrisch einstellbar in allen Richtungen, fährt beim Öffnen der Tür automatisch in eine zum Einsteigen bequeme Position, um dann wieder auf die vom Fahrer programmierte Einstellung zurückzuschnurren. Das ist vor allem für kleinere Personen, die näher am Lenkrad sitzen, ein Luxus, an den wir uns im Zugfahrzeugtest schnell gewöhnen.
Es sitzt sich sehr bequem auf den Polstern, die in der GT-Ausstattung aus perforiertem schwarzem Leder mit Ziernähten bestehen. Die Lendenwirbelstütze bietet Reiterrücken guten Halt und die Seitenwangen vermitteln ein sicheres Sitzgefühl. Vorne und hinten gibt es eine Sitzheizung, Fahrer und Beifahrer durften auch die kühle Sitzbelüftung genießen. Und alle haben sehr viel Platz.
Die Oberflächen an den Türen und auf den Armaturen sind aus angenehm griffigem „Soft-Touch“-Kunststoff mit Ledernarbung.
Alle Ablagen wie Türtaschen und das Fach unter der Mittelarmlehne sind geräumig, so dass für die lange Reise nicht nur ein Müsliriegel, sondern große Flaschen und Proviant für eine ganze Familie vorne und hinten untergebracht werden können. Lese- oder Sonnenbrillen lagern in einem separaten Fach im Dachhimmel.
Die Fenster an den hinteren Türen lassen sich durch verschiebbare Seitenvorhänge verdunkeln.
Für das Laden von Smartphones gibt sowohl vorne als auch hinten es einen zwei 12V-Anschlüsse, eine Kopfhörer- und USB-Steckdose. Im Fach unterhalb des Armaturenbrettes können geeignete Smartphones auch per Induktionsladung mit Energie versorgt werden.
Laderaum: Viel Gepäck oder dritte Sitzreihe
Ups, es beginnt zu piepen und die sensorgesteuerte Heckklappe schwingt auf – vermeintlich ohne besonderen Befehl. Da hat wohl der vorherige Tester im Bordcomputer eingestellt, dass sie sich automatisch öffnen soll, wenn sie den Smart Key in der Nähe registriert. Soll sie geschlossen bleiben, zum Beispiel, um einen Hund zunächst erst einmal an die Leine zu nehmen, muss man den Erkennungsbereich mit dem Smartkey entweder verlassen oder eine beliebige Smartkey-Taste drücken.
Einmal offen, lädt ein großer Kofferraum (maximal 1.732 Liter) zum Beladen ein. Selbst bei aufrecht gestellter Rückbank passten zwei große Späneballen problemlos hinein. Die Rücksitze lassen sich um 27 Zentimeter in Längsrichtung verschieben und einfach zu einer ebenen Fläche umklappen. Optional ist auch eine zweite Rücksitzreihe bestellbar.
Der Laderaumboden ist zweigeteilt. In der hinteren Hälfte gibt eine Abdeckung eine zweite Ebene mit mehrfach unterteiltem Staufach für allerlei nicht täglich benötige Dinge frei. Unterhalb der vorderen Klappe befinden sich im doppelten Boden Werkzeug und Verbandstasche sowie Platz für die abnehmbare Anhängerkupplung. Der Kia Sorento ist zudem mit einem Reserverad ausgestattet, was heute eher selten ist. Als Laderaumabdeckung ist ein Rollo vorhanden, das auch leicht herauszunehmen ist.
Infotainment: intuitiv
Erfreulich intuitiv und teilweise durch Druckschalter und Drehregler einfach bedienbar ist das gesamte Infotainment inklusive Telefonkopplung und Navigationssystem. Die Sprachbedienung funktioniert via Apple Carplay. Bei der Routenführung kann man aus unterschiedlichen Ansichten wählen. Das Multimedia-System ermöglicht vollen Klanggenuss.
Anhängerkupplung: mit Optimierungspotenzial
Vor der Pferdereise ist die abnehmbare Anhängerkupplung zu installieren. Sie muss vor dem Einsetzen mit einem Drehrad gespannt werden, was für kleine und manchmal schwächere Damenhände eine Herausforderung sein kann. Die Elektrosteckdose ist unkompliziert herunter zu klappen, sitzt aber rechts vom Kupplungshals relativ weit oben, so dass zum Platzieren und Drehen des Steckers selbst für kleine Hände (die jetzt ein Vorteil sind) wenig Platz bleibt. Das könnte vielleicht etwas besser gelöst werden. Der Einfachheit halber haben wir die Kupplung während des gesamten Pferdeanhängertests nicht mehr abgenommen.
Grenzgänger, die oft ins benachbarte Ausland wie zum Beispiel in Holland oder der Schweiz, sollten beachten, dass die Anhängerkupplung nicht über die in einigen Ländern erforderliche Öse zum Einhaken des Bremsseiles verfügt.
Reiter-Reise-Wagen: vom Feinsten
Der Rest ist schnell bewerkstelligt: Dank der hervorragenden Rückfahrkamera samt Surround-Views steuert man das Fahrzeug millimetergenau an den Pferdeanhänger heran. Vor dem Pferdanhänger angehalten, empfiehlt es sich, die Parkbremse zu aktvieren, weil das Fahrzeug sonst je nach Gelände wieder ein wenig aus der idealen Position rollt.
Ist der Pferdeanhänger dran, läuft alles wie geschmiert. Die 200-PS-Maschine mit 388 Newtonmetern Drehmoment zieht die Last nahezu unbemerkt auch aus dem schlüpfrigen Wiesenparkplatz. Zwar ist der Wagen laut Gebrauchsanweisung „nicht für echten Geländeeinsatz vorgesehen“, bietet allerdings über die Einstellung „Lock“ die 50:50-Verteilung der Kraft auf beide Achsen und damit durchaus die Möglichkeit, unbefestigte, nasse oder schlammige Wege sicher zu überwinden. Letztere Eigenschaft ist genau das, was wir als Pferdesportler so oft brauchen. Wer schon einmal im Winter bei Eis und Schnee ein Pferd in die Klinik bringen musste, weiß, dass eine gewisse Geländetauglichkeit in der konkreten Situation Gold wert ist.
Mit einem Wendekreis von 11,3 Metern rangiert es sich leicht um die Kurve aus der Einfahrt und los kann es gehen in den Reiter-Kurzurlaub. Da wir auf den Landstraßen öfter einmal einen schleichenden Traktor überholen wollen, schalten wir in den Sportmodus, da ist die Beschleunigung auch mit Anhang gut. Die Straßenlage ist auf allen Straßenbelägen und mit einem 2-Tonnnen-Pferdeanhänger auch bis zu den aufgrund des Leergewichtes von mehr als 1.900 kg erlaubten 100-km/h hervorragend. Die 8-Gang-Automatik schaltet zuverlässig und kaum merklich.
Gegen gefährliches Aufschaukeln oder Schlingern ist der Kia durch eine Anhängerstabilisierung geschützt. Sie überwacht das Zugfahrzeug und den Anhänger fortlaufend auf Beeinträchtigungen der Stabilität und erkennt Schlingertendenzen, die dann automatisch durch das Abbremsen zunächst der Vorderräder und wenn das nicht ausreichen sollte, aller Räder und die Drosselung der Motorleistung „ausgebremst“ werden, bevor Schlimmeres passieren kann.
Erstaunlich niedrig lag der Verbrauch mit Pferdeanhänger: Auf der Überführungsfahrt eines Böckmann Neo mit Tempo 80 (wegen der 2,7 Tonnen-Zulassung waren damit keine 100 km/h erlaubt) benötigten wir nur 8,8 Liter. Das ist für ein SUV dieser Größe im Gespannbetrieb mehr als akzeptabel.
Fahrassistenten: entspannte Anhängerfahrt
Eine Vielzahl von intelligenten Assistenten entspannen Fahrten mit Pferdeanhänger: Der Tempomat mit automatischer Abstandssteuerung bringt uns ohne Anstrengung durch den zähfließenden Verkehr. Zudem wird nicht nur vor dem Verlassen der Spur gewarnt – vielmehr saugt sich der Kia Sorento gewissermaßen zwischen den Linien fest. Vor allem in der langweiligen LKW-Spur ist das eine hervorragende Sache.
Brilliant ist auch das Head-up-Display, das alle wichtigen Informationen wie aktuelle und Tempomat-Geschwindigkeit, Tempolimits und Navigationshinweise direkt auf die Windschutzscheibe projiziert. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, möchte es nie mehr missen!
Kernkompetenz: Softes Cruisen
Ohne Anhang fährt sich der Sorento leichtfüßig, die Bremsen reagieren angenehm direkt. An der Ampel schaltet der Motor ab und „Autohold“ hält das Fahrzeug auf der Stelle, ohne dass der Fahrer permanent die Bremse betätigen muss.
Je nach Fahrsituation oder persönlichem Temperament können wir aus vier Einstellungen der integrierten Fahrmodus-Steuerung wählen. Sie umfasst Comfort, Eco, Sport und Smart. Für das gemütliche Langstrecken-Reisen – im Übrigen die Kernkompetenz des Kia Sorento – eignet sich am besten die Einstellung Eco. Sie trägt zur Verbrauchsoptimierung bei, indem sie bestimmte Funktionsparameter von Motor und Getriebe sowie der Klimaanlage effizient steuert. Wem die etwas späteren Schaltpunkte der soft arbeitenden 8-Gang-Automatik und damit die geringere Beschleunigung nicht ausreichen, ist mit dem „Normal-“ oder „Smart- Modus“ gut unterwegs, letztere wählt je nach Fahrweise und Strecke eigenständig die optimalen Einstellungen.
Etwas spritziger wird es im Sport-Modus. Er erlaubt eine dynamischere Fahrweise, die durch die automatische Steuerung von Lenkung, Motor und Getriebe unterstützt wird, und macht vor allem auf kurvenreichen Landstraßen Spaß.
In 9,7 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Das ist nicht supersportlich, bewegt sich aber im Rahmen der SUVs bis 200 PS. Bis zu 205 km/h spurtet das bequeme SUV und bleibt auch in hohen Tempi satt auf der Straße. Der Tempomat versieht seinen Job bis Tempo 180, darüber muss man selbst Gas geben und bremsen.
Bei Nacht sorgen das adaptive Kurvenlicht und der Fernlichtassistent für zusätzliche Sicherheit, weil er bei Gegenverkehr automatisch abblendet. Dazu kommen noch Verkehrszeichenerkennung, Parkassistent, Totwinkelassistent und Rundumsichtkamera, die das Fahren zu einem bequemen Genuss werden lassen.
Im Alltag bewegt sich der Sorento im automatischen Allradbetrieb mit Torque Vectoring, der die Verteilung des Drehmoments auf Fahrsituationsveränderungen schnell anpasst und damit auch die Kurvenstabilität erhöht.
Geht es ans Parken, kann man dies sowohl bei parallel als auch bei quer zur Fahrbahn liegenden Parklücken dem Automaten überlassen: Er erkennt passende Parklücken und steuert den Kia Sorento zuverlässig hinein und beim Parallelparken auch wieder heraus – am Steuer müssen wir nur noch Gas geben und bremsen.
Überwiegend in der moderateren Eco-Einstellung gefahren, pendelte sich der Verbrauch auf 8 bis 8,5 Liter Diesel ein.
Fazit
Der Kia Sorento ist ein geräumiges und höchst bequemes Reisefahrzeug mit guten Zugeigenschaften für Pferdeanhänger bis zu 2 Tonnen. Dank der Allradunterstützung ist man auch auf unwegsamem Gelände sicher unterwegs. Etwas unpraktisch ist die abnehmbare Anhängerkupplung. In der getesteten GT Line Ausstattung kostet er ab 50.450 Euro, ist damit aber auch reichlich ausgestattet. Beim Testfahrzeug kamen die Metallic-Lackierung (690 €), das Premium-Paket (1.990 €) und das Panoramadach (990 €) sowie und die Anhängerkupplung (rund 1000 €) hinzu (insgesamt 54.120 €). Sehr anerkennenswert und ziemlich einzig im Wettbewerberumfeld ist die siebenjährige Jahre Garantie bis zu 150.000 km.
Technische Daten Kia Sorento
Länge (mm) | 4.800 |
Breite (mm) | 1.890 |
Höhe (mm) | 1.685 |
Bodenfreiheit (mm) | 185 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 660 - 1.732 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2.510 |
Leergewicht (kg) | 1.949 - 2086 |
Zuladung | 424 - 561 |
Anhängelast (kg) | 2.000 |
Stützlast (kg) | 100 |
Motor | 2.2 CRDI AWD, 4 in Reihe, quer |
Maximae Leistung (kW/PS) | 147 (200) |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 9,7 sek |
Höchstgeschwindigkeit | 205 |
Verbrauchh(Herstellerangaben) kombiniert | 6,1 - 6,2 |
CO2-Emission (g(kg) | 160 - 163 |
Schadstoffklasse | Euro 6d-Temp |
CO2-Effizienzklasse | B-A |
Versicherungsklass Haftpflicht - Teilkasko - Vollkasko | HP 21 / TK 23 / VK 24 |
Neupreis (Serie) | 50.450 |
Neupreis Testwagenausstattung | ca. 55.100 inkl. AHK |
Besonderheiten | 7 Jahre Herstelllergarantie bis 150.000 km |