Der Kia Sorento (Testzeitraum April 2011) ist seit einem Jahr auf dem deutschen Markt: Grund genug, das Fahrzeug einmal auf seine Eignung für den Reitereinsatz zu testen. Dafür stand der Koreaner in der Top-Ausstattung „Spirit“ mit 197 PS-starken 2,2-Liter-Turbodieselmotor mit Schaltgetriebe zur Verfügung. Positiv aufgefallen ist neben der Zugleistung von 2,5 Tonnen das schicke, dynamische Design, der großzügige Innenraum und vor allem die Sparsamkeit: Das Fahrzeug kam mit gut 7 Litern Diesel aus, mit einem Zwei-Pferdeanhänger brauchte er zwischen 9,5 und 10 Liter.
Die überzeugendste Eigenschaft des neuen Kia Sorento fällt sofort auf: Seine hervorragenden Fahreigenschaften. Der nach Herstellerangaben neue 2,2-Liter-Common-Rail-Diesel aus der von Kia entwickelten „R“-Motorenfamilie startet leise, die 6-Gangschaltung ist extrem weich und mit großen Bandbreiten innerhalb der Gänge ausgestattet: Das heißt, man kann im zweiten, dritten oder sogar vierten Gang abbiegen, ohne das Gefühl zu haben, über- oder untertourig zu fahren. Dieser Komfort ist dem grundlegend überarbeiteten Schaltgetriebe zu verdanken, das mit einer Mehrfachkegel-Synchronisierung ausgerüstet ist, die ein geschmeidiges, präzises Schalten ermöglicht.
Sparsam mit Schaltempfehlung
Hat der Motor rund 1.800 Touren erreicht, erscheint ein kleines Dreieck in der Instrumentenanzeige, welches das Weiterschalten in den nächsten Gang empfiehlt– und umgekehrt. Der sechste Gang ist lang übersetzt und beginnt damit bereits bei rund 80 km/h. Folgt man dieser Empfehlung, hält es den Spritverbrauch sehr in Grenzen: zwischen 7 und 7,5 Litern (Herstellerangabe 6,6 Liter und 174 g CO2) brauchten wir im gemischten Betrieb auf Stadt- und Landstraßen sowie Autobahnen. Mit Pferdeanhänger und der eingehaltenen Höchstgeschwindigkeit von gut 80 km/h erhöht sich der Verbrauch um gut zwei Liter.
Mit einem Leergewicht zwischen 1.835 und 1919 kg darf das Fahrzeug mit einem Zweipferdeanhänger von 2 Tonnen Gesamtgewicht auf jeden Fall 100 km/h schnell fahren. Zur Erinnerung dazu die Berechnungsformel:
Leergewicht des Zugfahrzeugs x 1,1 = zul. Gesamtgewicht des Anhängers
Mit Antischlingerkupplung erhöht sich der Faktor von 1,1 auf 1,2
Daraus ergibt sich, dass ein Wagen mindestens 1.818 kg wiegen muss, um mit zwei Tonnen Anhängelast 100 km/h fahren zu dürfen. Nutzt man diese Geschwindigkeit allerdings aus, steigt der Verbrauch auf gut 11 Liter.
Super Zugfahrzeug
Im praktischen Einsatz als Zugfahrzeug macht die Anbringung der Anhängerkupplung von Alko Freude: Sie wird einfach von unten nach oben eingeklinkt und rastet sofort ein. Dabei ist lediglich auf die exakte Schlüsselstellung zu achten, die aber in der mitgelieferten Gebrauchsanweisung übersichtlich beschrieben ist. Praktisch gegen Schmutz: Das Schloss wird durch eine kleine Kappe geschützt, was vor allem für Fahrten in tieferem Boden und bei Schlamm sinnvoll ist. Die Steckdose für die Anhängerelektrik befindet sich im Auslieferungszustand elegant nach oben gedreht, ist aber leicht zugänglich und herunter zu klappen. Die Demontage der Anhängerkupplung ist ebenfalls einfach.
Mit der im Testfahrzeug eingebauten Rückfahrkamera gelingt das Heranfahren an die Anhängerkupplung millimetergenau: Sobald der Rückwärtsgang eingelegt ist, erscheint das Bild im Rückspiegel. Einfach, aber praktisch: der Alko-Kupplungskopf ist hellgrau grau und daher im Kamerabild sehr gut sichtbar.
Ein weiteres Plus für den Einsatz als Zugfahrzeug: Der Kia Sorento darf 2,5 Tonnen ziehen, was ihn auch für Besitzer großer Pferde interessant macht, die nur in für 2,4 Tonnen zugelassenen Anhängern transportiert werden dürfen. Selbst beim Anfahren ist die schwere Last dem 197 PS starken SUV nicht anzumerken, was dem maximalen Drehmoment von 421 Nm bei 1.850 bis 2.500 Umdrehungen pro Minute zu verdanken ist. Das ist vor allem für Überholmanöver auf der Landstraße oder Autobahn wichtig, wenn man einmal zügig beschleunigen muss. Auch hier macht sich die Gutmütigkeit des Motors wieder positiv bemerkbar, weil man Gas geben und nicht sofort nachschalten muss.
Es geht auch sportlich
Die Beschleunigung ist auch im sechsten Gang jenseits der 150 für ein Fahrzeug dieser Klasse dynamisch, selbst bei der Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h liegt der Sorento satt und damit sicher auf der Straße. Unterliegt man allerdings (vorzugsweise ohne Anhänger natürlich) der Versuchung einer etwas sportlich-spritzigen Fahrweise und reizt auch die Beschleunigung von 0 auf 100 in 9,6 Sekunden aus, so erhöht sich der Kraftstoffverbrauch auf rund neun Liter.
Allradantrieb für mehr Sicherheit
Der Allradantrieb bewährt sich speziell für Reiter, die häufig auf matschigen Turnierparkplätzen oder im Gelände unterwegs sind. Der Kia Sorento verfügt über ein Allradsystem mit elektronisch gesteuerter Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. In normalen Fahrsituationen ist nur die Vorderachse im Einsatz, sobald eines der Vorderräder die Bodenhaftung verliert, wird ein Teil des Drehmoments automatisch zu den Hinterrädern geleitet, um weiterhin eine kontrollierte Vorwärtsbewegung zu gewährleisten.
Wird der Boden extrem tief und schlüpfrig, kann der Fahrer manuell den „Lock Mode“ einstellen und damit eine gleichmäßige Verteilung der Motorkraft auf Vorder- und Hinterräder (50/50) fixieren. Ab einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern kehrt der Sorento automatisch zur elektronischen Kraftverteilung zurück.
Bequem und übersichtlich
Das positive Fahrgefühl entsteht auch durch die bequemen Ledersitze, die beim Testmodell elektrisch verstellbar waren sowie mit Lordosestütze und gut funktionierender Sitzheizung ausgestattet waren. Das gepolsterte Vierspeichenlenkrad ist ebenso wie der Schaltknauf mit griffsympathischem Leder überzogen und in der Höhe um 40 mm und Tiefe um 30 mm verstellbar. Gegen starke Sonneneinstrahlung helfen die Solarglas-Frontscheibe und dunkel getönte Scheiben ab der B-Säule.
Die Instrumententafel unterhalb des schwungvoll gestalteten Armaturenbrettes in Lederoptik ist sehr übersichtlich: Als Fahrer der Testversion Sorento „Spirit“ blickt man auf drei leicht ablesbare, rötlich beleuchtete Kreisanzeigen in Röhrenoptik. Der Bordcomputer liefert auf Knopfdruck Informationen zum Tageskilometerstand, restlichen Tankinhalt oder Dauer der Fahrt. Der Tempomat ist am Lenkrad leicht nur mit zwei Fingern zu bedienen, die auch ohne Licht ihren Weg finden.
Das Audiosystem mit sechs Lautsprechern und die Kommunikationseinheit für den Anschluss eines Telefons über Bluetooth, die USB-, AUX- und iPod-Anschlüsse sind ohne Bedienungsanleitung selbst erklärend.
In zwei V-12-Stromsteckdosen können zusätzlich zur Nutzung eines externen Navigationsgerätes zum Beispiel auch Handys aufgeladen werden. Die Lüftung und die Klimaautomatik können für Fahrer- und Beifahrersitz gemeinsam oder getrennt geregelt werden.
Lediglich an den Ablagen hat Kia etwas gespart: Es gibt zwar eine tiefe Box in der Mittelkonsole für zahlreiche CDs, die restlichen Fächer sind aber ein bisschen klein. So reichen die Fächer in den Sitzen tatsächlich nur für Karten oder die Parkscheibe.
Als sehr praktisch erwies sich das Automatiklicht, das einige Sekunden nach Abschließen mit der Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung von selbst ausgeht. Während der Fahrt leuchtet das starke Xenonlicht weit voraus und ist somit durchaus als positiver Sicherheitsfaktor zu werten.
Apropos Sicherheit: Im europäischen Crashtest Euro NCAP erhielt der Sorento für seine Sicherheitsausstattung die Bestnote „5 Sterne“. Serienmäßig an Bord sind neben der elektronischen Stabilitätskontrolle (inklusive Traktionskontrolle, Berganfahrhilfe und Bergabfahrhilfe) Front- und Seitenairbags vorn, Kopfairbags vorn und hinten sowie Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer und aktive Kopfstützen an beiden Vordersitzen.
Elegant und geräumig
Bei der Entwicklung des Fahrzeuges stellte sich das Designteam die Aufgabe, zukunftsweisendes Styling und kraftvolle Dynamik zu verbinden. Im Gegensatz zur „typischen Offroad-Optik“ ist die Karosserie hier lang gestreckt und hat ein keilförmiges Profil, auffallend sind auch der ausgeprägte Front-Überhang und die betont voluminösen Radhäuser. Trotz des schnittig-sportlichen Auftritts ist der Innenraum des 4,69 Meter langen SUVs großzügig bemessen und bietet bis zu sieben Personen Platz. Die dritte Sitzreihe ist allerdings optional und war im Testwagen nicht vorhanden.
Dafür kam im Kofferraum, der von 528 Litern Volumen bei normal gestellten Rücksitzen bis zu 1.582 Litern Platz bei umgeklappter Rückbank bietet, das Urlaubsgepäck plus Hund gut unter.
Schick und technisch auf dem neuesten Stand sind die großen LED-Rückleuchten und Blinkleuchten in den Außenspiegeln.
Fazit
Der Kia Sorento schafft den Spagat zwischen geländetauglichem SUV und elegantem Straßenfahrzeug, mit dem man sowohl auf dem Turnierplatz wie zum Opernbesuch gleichermaßen angemessen unterwegs ist. Besonders hervorzuheben ist der sparsame Motor, der aber auch einen sportlich-dynamischen Fahrstil zulässt. Sicherheit gibt die lange Herstellergarantie von sieben Jahren oder 150.000 Kilometer Laufleistung für das gesamte Fahrzeug. Hinzu kommen beim Sorento unter anderem zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung ohne Kilometerbegrenzung.
Der hier im Testbericht vorgestellte Kia Sorento Spirit kostet 37.940 Euro, in der günstigeren Allrad-Version Kia Vision ist er ab 36.220 Euro verfügbar.
Technische Daten
Länge (mm) | 4.685 |
Breite (mm) ohne Außenspiegel | 1.885 |
Höhe (mm) | 1.755 |
Wendekreis (m) | 10,9 |
Bodenfreiheit (mm) | 184 |
Kofferraumvolumen | 528-1.582 |
Leergewicht2 (kg) | 1.835 – 1.119 |
Zuladung (kg) | 675 |
Anhängestützlast (kg) | 100 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.500 |
Motor | 2,2CRDi, 4-Zylinderreihen-Dieselmotor mit Common- Rail-Direkteinspritzung |
Maximale Leistung | 145 kW (197 PS) |
Maximales Drehmoment | 421 Nm bei 1.800-2.500-1 |
Beschleunigung | 0-100km/h 9,6 sec |
Verbrauch (Herstellerangaben) | Stadt: 8,6 l; Außerhalb: 5,3; Gesamt: 6,6 |
Abgas-Norm | Euro 5 mit Partikelfilter |
CO2-Emission (g/km) | 174 |
Versicherungseinstufung Haftpflicht + Teilkasko | 23 (HP) N23 (TK) |
Neupreis | Ab 37.940 |