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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest Maserati Levante: Bellissimo!

Von Doris Jessen, geschrieben am 24. Mai 2017

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Maserati-Levante-Web-46-von-85Wer an Maserati denkt, hat in erster Linie einen teuren italienischen Sportflitzer vor Augen. Da aber heute kaum ein Hersteller am so beliebten SUV vorbeikommt – Jaguar mit seinem F-Pace ist auch so ein Fall – baut der Fiat-Chrysler-Konzern in Turin nun auch den Maserati als SUV. Und das, natürlich, im Premium-Segment, sowohl Größe, Kraft und Preis (Einstiegspreis rund 70.000 Euro) betreffend. Nur die Anhängelast ist mit 2,7 Tonnen vergleichsweise schwach ausgefallen. Mit-Pferden-reisen hatte den Sechszylinder-Diesel Q4 mit drei Litern Hubraum und spritzigen 275 PS im Pferdeanhänger-zugfahrzeug-Test.

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Mit weit geöffnetem Maul, dessen senkrechte Kühlerschlitze und schlitzäugige Scheinwerfer auf den ersten Blick an einen fresslustigen Hai erinnern, den großen Marken-Dreizack prominent in der Mitte, als hätte er gerade Neptun verschluckt, steht der Levante da und wartet auf den ersten Einsatz als Pferdanhänger-Zugfahrzeug.

Schnittige Coupé-Silhouette

Maserati_Levante_Web__49_von_85_In der Seitenansicht dominiert die sportlich-aerodynamische Coupé-Silhouette mit abfallender Dachlinie und angedeutetem Spoiler. Das Heck ist eher unauffällig-elegant, wobei die zwei Doppelrohre der Abgasanlage die Kraft ahnen lassen, während der schwarze Unterfahrschutz Robustheit vermittelt. Optisch wirkt der Wagen gar nicht so groß – erst ein genauer Blick in die Papiere offenbart die Abmessungen von fünf Metern Länge und 2,16 Metern Breite, jedenfalls mit Außenspiegeln. Da sollte man sich die Fahrt in großstadttypisch enge Parkgaragen gut überlegen.

Die rahmenlosen Türen öffnen sich schlüssellos und geben den Blick frei auf das großzügige Interieur in feinstem italienischen Design: Samtiger Alcantara-Dachhimmel, Polstersitze in dunkelrotem Premium-Leder mit handgearbeiteten schwarzen Ziernähten, die Armaturen und Türinnengestaltungen in schwarz-rot, Dekorelemente ebenso in hochglänzendem Carbon wie die Klappen der großen Staufächer.Maserati-Levante-Web-19-von-85 Maserati-Levante-Web-23-von-85 Maserati-Levante-Web-36-von-85

Viel Platz für Mensch, Tier und Gepäck

Hat man in den bequemen Lederpolstern Platz genommen, sie elektrisch eingestellt, im Memory gespeichert und auch die Lordosenstütze in der Rückenlehne dem manchmal gequälten Reiterrücken angepasst, offenbart sich die Größe auch für Fahrer und alle Mitfahrer. Die Länge garantiert auch den rückwärtigen Passagieren ausreichend Platz für lange Beine und genügend Freiheit für hoch getragene Köpfe gibt es auch. Ein bisschen lästig sind die tief angebrachten Gurtschlösser, nach denen man vor allem bei hochgefahrenem Sitz tief tasten muss.

Ordnung muss sein. Daher haben die Innenarchitekten des Levante ausreichend viele Staufächer vorgesehen: Vor dem Schalthebel, Stellfächer für Flaschen und/oder Becher, eine besonders tiefe kühlbare Box unterhalb der gepolsterten Mittelarmlehne und natürlich vorne und hinten in den Türen.
Außerdem kann im Heck noch reichlich Gepäck mitfahren, denn der Kofferraum bietet als Fünfsitzer 580 Liter Volumen, bei umgeklappter Rückbank sind es 1.600 Liter. Das ist reichlich Platz für (Reiter(Gepäck) aller Art. Zum bequemen Beladen lässt sich das ganze Fahrzeug um 4,5 cm absenken. Auch das Einsteigen wird auf diese Weise zum „Easy Entry“.

Im Gepäckraum, dessen Klappe sich elektrisch öffnen und schließen lässt, gibt es einen doppelten Boden für allerhand Kleinkram und die Anhängerkupplung (mehr dazu später) sowie Verzurrösen und praktische Gummibänder, die Einkaufstaschen aufrecht halten. Schade ist, dass die Gepäckraumabdeckung als Platte und nicht einrollbar gestaltet ist, das bedeutet vor allem für Hundebesitzer, deren Tiere hier fallweise mitfahren, den Deckel herausnehmen und irgendwo aufbewahren zu müssen.

Kraftvoller Sound

Maserati-Levante-Web-1-von-85 Maserati-Levante-Web-3-von-85 Maserati-Levante-Web-59-von-85  Maserati-Levante-Web-68-von-85Mit einem Knopfdruck startet das 275 PS starke 3-Liter Sechszylinder-Dieselaggregat und mit sonorem Brummen. Zeitgleich erwacht der Startbildschirm des Maserati Touch Control zum Leben, mit dem alle erdenklichen Einstellungen von der Klimaanlage über die Bluetooth-Verbindung des Smartphones bis zur Feinabstimmung des Audio- oder sogar Videogenusses personalisiert werden können. Erfreulicherweise alles intuitiv ohne die Gebrauchsanweisung lesen zu müssen. Außerdem sind natürlich USB- und AUX-Anschlüsse sowie ein SD-Kartenleser vorhanden, zum einfachen Aufladen der Geräte finden sich auch drei weitere Buchsen an der Rückseite der Mittelarmkonsole. Auf der Instrumententafel informieren Tachometer und Tourenzähler noch mit „richtigen“ Zeigern, im Raum dazwischen lassen sich allerlei Fahrdaten aus dem Bordcomputer digital aufrufen.

Maserati_Levante_Web__32_von_85_Das elektrisch justierbare Lederlenkrad ist supergriffig, mit den typischen Steuerungsmöglichkeiten für Abstandstempomat links und Audio inklusive Telefon und Sprachbedienung rechts. Etwas schlecht zugänglich ist der Scheibenwischer, der sich hinter der linken Schaltwippe für das 8-Gang-Automatigetriebe versteckt.

Optimierungsbedürftig: Anhängevorrichtung

Maserati_Levante_Web__85_von_85_Ebenfalls etwas versteckt und schlecht zugänglich ist die Anhängerkupplung damit Steckdose. Während die Wettbewerber dieser Preisklasse bereits seit Jahren eine elektrische oder wenigstens halbautomatische Zugvorrichtung anbieten, begnügt sich Maserati hier noch mit dem bewährten, aber etwas hakelig einzusetzenden abnehmbaren Modell.
Dafür ist zunächst eine Kunststoffschutzplatte unterhalb des Stoßfängers abzunehmen. Mit einiger Erfahrung auf diesem Gebiet ausgestattet, ist der erste Montageschritt dann schnell passiert: Kupplung mit dem Schlüssel aufschließen, Drehrad mit etwas Kraft spannen und den Haken von unten nach oben einklicken. Aber wo ist die Steckdose? Nach einem Suchen auf den Knien – ein Handtuch für den Boden haben wir glücklicherweise dabei – fühlt man sie links neben der Anhängerkupplung. Mit Kraft, für Frauenhände sehr viel Kraft, so dass man schon befürchtet, etwas zu zerstören, lässt sie sich schließlich nach unten drehen. Das dürfte bei einem Wagen, dessen Broschüre „Luxus rundum“ verspricht, etwas komfortabler sein…

Aber nun genug der Lästerei. Von nun an ist alles perfekt: Die Rückfahrkamera des 8,4“ großen Infotainment-Monitors liefert ein so gestochen scharfes Bild, welches das Heranfahren an die Anhängerkupplung millimetergenau ermöglicht. Nachdem der WM Meyer Alissimo sicher angeschlossen ist, kann es losgehen auf die große Fahrt von Hamburg ins fränkische Werneck.

Sprintstark trotz Anhang

Wie zu erwarten, macht der Maserati nun seinem eigentlichen Testzweck des kräftigen Zugwagen alle Ehre: Ob nun eine Tonne (oder auch zweieinhalb, wie die spätere Testfahrten mit Pferden ergaben) im Schlepptau sind oder nicht: Mit 600 Newtonmetern Drehmoment zieht der Wagen los und spielt mit seiner Last geradezu, egal ob geradeaus oder über die Kasseler Berge. Die Lenkung ist angenehm direkt, die Achtgangautomatik schaltet flüssig und das Gespann liegt in jeder Situation und bis zu 120 km/h – das war das maximale Tempo, das wir kurzzeitig ohne Pferde einmal gefahren sind – absolut satt auf der Straße. Hier macht sich das relativ hohe Leergewicht von gut 2,2 Tonnen positiv bemerkbar. Den Wagen bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Mit diesem Gewicht (s. http://www.mit-pferden-reisen.de/artikel/7/935/de/wann-darf-man-100-km-h-fahren–tempo-100-regelung-fuer-gespanne/) darf er auch mit Pferdeanhängern bis zu 2,4 Tonnen 100 km/h schnell fahren, insgesamt 2,7 Tonnen Anhängelast sind erlaubt.
Durchaus erträglich war der Verbrauch: Auf unseren eher flotten Anhängerfahrten flossen rund 11 Litern Diesel durch die Leitungen.

Keine Angst vor wurzeligen Waldparkplätzen

Der Levante Q4 mit Allradantrieb und dynamischer Kraftverteilung bietet vier Fahrmodi, von denen wir drei ausprobiert haben: Normal, Sport und Offroad sowie das Eco-Programm I.C.E. (Increased Control and Efficiency). Im Extremfall reagiert das System aber unabhängig von der Einstellung automatisch auf geringe Bodenhaftung mit Kraftverteilung vom Hinterradantrieb zur gleichmäßigen Antriebsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse, so dass der Wagen kontrollierbar bleibt.
Im Anhängerbetrieb reicht der Normalmodus aus, es sei denn, man möchte auf Landstraßen etwas sprintstärker überholen, dann empfiehlt sich die Einstellung Sport.
Auch die Fahrt in eine tiefe und etwas feuchte Wiese war kein Problem: Im „Offroad 1“ können wir die Bodenfreiheit um 2,5 cm erhöhen, Offroad 2 bietet sogar 4 cm. Das sollte auch für wurzelige Waldparkplätze ausreichen.

Sportsprints mit italienischem Temperament

Während der langen Fahrt mit und später ohne Anhänger haben wir ausreichend Gelegenheit, den „Luxus rundum“ zu genießen: Dazu gehören in erster Linie die Fahrerassistenzsysteme wie der Abstandstempomat, dessen Auffahrwarnsystem notfalls sogar bremst, Totwinkelassistent und Spurwechselwarnung. Im Dunklen weisen uns die Bi-Xenon-Scheinwerfer sicher den Weg. Und wenn es im Stau einmal stockt, spart das Start-Stopp-System Sprit. Insgesamt betrug der Verbrauch ohne Anhänger gut acht Liter Diesel, für einen Wagen dieser Stärke ein guter Wert.
Der Anhängerlast entledigt, beginnt das sportliche Vergnügen: Die Autobahn frei, schießen wir mit Kickdown aufs Edelstahl-Sportpedal von 0 auf 100 in 6,3 Sekunden, nach zweimal Durchatmen sind wir auf 200. Die Spitze war bei 230 erreicht. Das Fahrzeug liegt dank der automatischen Fahrzeugabsenkung um bis zu 3,5 cm in hohen Tempi lange immer noch satt, lediglich jenseits der 200 km/h spüren wir ein klein wenig die SUV-typischen Wankbewegungen. Faszinierend ist die Schalldämmung des Innenraumes, die selbst bei Tempo 200 noch ungetrübten Musikgenuss aus den (optionalen) 14 Lautsprechern des 900-W-Harman Kardon Premium Soundsystem zulässt.

Fazit

Pferdesportler, die vor ihrem Anhänger (und auch sonst) gerne „etwas Besonderes“, ein eher ausgefallenes SUV sehen möchten, werden auf Turnierplätzen mit dem Maserati Levante sicherlich neugierige Blicke auf sich ziehen. Aber die Qualitäten dieses „Bellissimo“ nur aufs Optische zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen: Das Fahrzeug punktet durch sehr gute Zugeigenschaften, ohne Anhänger garantiert sportlichen Sprint-Spaß sowie viel Platz für Mensch und Gepäck. Dazu bleibt der Kraftstoffverbrauch für das „Extraklasse-SUV“ mit acht bzw. elf Litern Diesel im moderaten Rahmen. Auch der Preis kann sich im Premiumsegment durchaus sehen lassen: Die Serienausstattung kostet 70.500 Euro die hier vorgestellte Version beläuft sich auf 88.725 Euro.

Technischen Daten

Länge (mm) 5.003
Breite (mm) 1.968 (ohne Außenspiegel), 2.158 mit Außenspiegel
Höhe (mm) 1.679
Bodenfreiheit (mm) 210
Kofferraumvolumen (Liter) 580 – 1600
Wendekreis (m) 11,70
Leergewicht (kg) 2.205
Zuladung (kg) 690
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 2.700
Stützlast 108 kg
Motor 2,987 V6-Turbodiesel
Maximale Leistung 202 kW (275 PS)
Maximales Drehmoment 600 Nm bei 2.000 bis 2.600 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 6,9 sec
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt: 8,2; außerhalb 6,6; gesamt 7,2
Schadstoffklasse Euro 6
CO2-Emission (g/km) 189
Jahressteuer Euro 473
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko nicht klassifiziert; besondere Konditionen bei Helvetia: 1980 Euro für Vollkasko.
Neupreis € Ab 70.500 Euro; Testwagenausstattung 88.725 Euro

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