Reiter, denen der Mitsubishi Pajero zu groß und der Pickup L200 zu rustikal ist, finden bei dem japanischen Premiumhersteller eine schicke Alternative: Den Outlander, der nun in der dritten Generation am Markt ist und durch elegantes Exterieur und temperamentvolles Interieur das Reiter(innen)herz erfreuen dürfte. Die hier getestete Version Mitsubishi Outlander 2.2 Di-D AWD AT TOP in der Plus-Ausstattung mit 2.2 Liter Dieselmotor und 150 PS bietet für den Grundpreis von 38.900 Euro 2 Tonnen Anhängelast, die sogar auf 2,5 Tonnen erhöht werden kann. Auch die 1.742 Liter Ladevolumen, wahlweise mit einer dritten Rückbank, überzeugen Reisefreudige mit viel Gepäck.
Rundum ein elegantes SUV ohne Schnörkel und optische Spielereien – das ist der erste äußere Eindruck des strahlend weißen Outlander-Testwagens, der sich für mit-Pferden-reisen.de hauptsächlich für den Reitereinsatz beweisen sollte. Fangen wir also – für Fahrzeugberichte ganz unorthodox – mit der für uns wichtigen Eigenschaft an: Dem Zugbetrieb.
Geschickt versteckt: Die Anhängerkupplung
Bevor man die Vierbeiner in ihrer rollenden Behausung an den Haken nehmen kann, muss derselbe – soweit wie hier als abnehmbares System vorhanden – erst einmal installiert werden. Er befindet sich samt Arbeitshandschuhen leicht zugänglich in einem geräumigen Staufach unterhalb der aufklappbaren Kofferraumabdeckung. Mitsubishi bleibt beim Outlander dem Eleganz-Prinzip treu und versteckt die Vorrichtung völlig unsichtbar unterhalb des mit Unterbodenschutz bedeckten Stoßfängers. Das ist optisch eine feine Sache, erfordert aber zum Einsetzen der Kugelstange – zumindest beim ersten Mal vor allem bei nassen Bodenverhältnissen – sicherheitshalber eine Unterlage zum Schutz sauberer (Turnierreit)Hosen: Hat man die Abdeckkappe für die nach oben liegende Öffnung ertastet und entfernt, wird die Kugelstange eingeklinkt. Um sie einzurasten muss ein kleines Sicherungsgrad nach rechts etwas herausgezogen und nach vorne gedreht werden, dann gibt es einen hörbaren „Klick“, eine grüne Markierung beweist den korrekten Sitz und der Sicherungsschlüssel kann abgezogen werden. Bleibt noch das Herunterklappen der Steckdose links der Anhängerkupplung, die ebenfalls komplett nach oben verschwindet.
Da wird das Ankuppeln zum Vergnügen
Jetzt kann es also losgehen mit dem Heranfahren an den Pferdeanhänger, das durch das gestochen scharfe Bild der serienmäßigen Rückfahrkamera im Multifunktionsdisplay geradezu zum Vergnügen wird. Millimetergenau rangiert man an das Kupplungsmaul des Anhängers heran und ist so mit dem Ankupplungsvorgang in Windeseile fertig. Schnell den Elektrostecker eingedreht, alle Lichter und Blinker überprüft und das Gespann ist startbereit.
Rundum komfortabel
Wie bei modernen Wagen üblich, bieten alle Dieselmodelle bereits in der Basisausstattung ein funkbasiertes „Smart-Key-System“, welches das übliche Kramen nach dem Autoschlüssel in vollen Damenhandtaschen erübrigt. Ein kleiner Druck auf ein Gummiknöpfchen am Türgriff genügt und „Sesam öffnet sich“. Sehr praktisch und bereits nach dem dritten Einsteigen fast unverzichtbar.
Der sehr bequeme Fahrersitz ist elektrisch in Höhe und Abstand zu den Pedalen einstellbar, beide Vordersitze bieten eine kuschelige Sitzheizung, die an kalten Tagen sehr schnell den Allerwertesten wärmt. In der AWD TOP Ausstattung ist die Lederausstattung, im Testmodell nobel beige und für angenehmeres Sitzklima leicht perforiert, bereits inklusive.
Auch das Dreispeichen-Lenkrad und der Schalthebel der 6-Gang-Automatik (optional 1.800 Euro) sind mit Leder überzogen und sympathisch griffig.
Überhaupt wirkt die gesamte Innenausstattung sehr hochwertig: Das Armaturenbrett mit mattschimmernden schwarzen, sog. Softtouch-Oberflächen, die Türverkleidung oben schwarz, und darunter, durch eine glänzende Leiste in 3D Carbon-Optik getrennt, in hellem Beige. In den Türen finden sich ausreichend Ablagefächer und auch ein Stellplatz für eine große Flasche, dasselbe gilt für die Mittelkonsole unterhalb des Armaturenbrettes. Ein weiteres großes Staufach gibt es unter der hochklappbaren Mittelarmlehne, wo sich auch eine 12V-Steckdose und ein USB-Anschluss befinden. Auch hier hat der Designer nachgedacht: Zwei kleine Rillen sorgen dafür, dass Kabel nicht eingeklemmt werden.
Platz für großes Gepäck
Keine Sorgen braucht man sich um das Gepäck zu machen: Mit einer Außenlänge von 4,99 m und einer Breite von 1,80 m bietet sich ausreichend Platz für bis zu sieben Passagiere. 1.750 Liter Volumen bietet der variable Gepäckraum.
Aus dessen doppeltem Boden kann sogar eine dritte Sitzreihe gezaubert werden, die zumindest für zwei Kinder oder sehr schlanke Personen ausreicht. Dann allerdings sollte man seine Habseligkeiten auf ein kleines Wochenendköfferchen beschränken.
Wer nur allein oder zu zweit unterwegs ist, kann dagegen die übliche Rückbank im Verhältnis 2:3 teilbar sehr einfach umklappen und den Outlander auch als Transporter nutzen.
Sehr komfortabel ist die elektrische Heckklappe, die auf Knopfdruck nach oben schwingt. Vorsicht ist in Garagen angebracht, damit sie nicht am Tor anschlägt. Auch die Antenne am hinteren Ende des Daches kollidierte mit dem Gestänge des Garagentores.
Start auf Knopfdruck
Der Motor startet durchaus erkennbar kraftvoll als Diesel auf Knopfdruck des Start-Stopp-Systems. Direkt im Blick liegen übersichtlich Tourenzähler, Tachometer und mittig das Display für die üblichen umschaltbaren Anzeigen von Verbrauch, Tageskilometerzähler und Außentemperatur. Das Umschalten von einer Information zur anderen funktioniert über einen kleinen Knopf, der etwas versteckt hinter dem Lenkrad liegt.
Eine Innovation zur Unterstützung der effizienten Fahrweise ist ein Eco-Bäumchen, dem je nach Fahrweise bis zu fünf grüne Blättchen wachsen und damit anzeigen, wie ökologisch man unterwegs ist.
Über das Multifunktionsdisplay sind noch weitere Fahrdaten für Kurz- und Langzeitzyklen abrufbar, allerdings erfordert die genaue Interpretation der Verbrauchskurven einen Blick in die Gebrauchsanweisung. Dasselbe gilt für das Navigationssystem und die Einrichtung der Bluetooth-Freisprechanlage, die anschließend auch mit einem in dieser Hinsicht etwas launischen Sony Experia E hervorragend funktionierte und die Sprache glasklar auf das Lautsprechersystem übertrug.
Sichere Anhänger-Fahrt
Nachdem alles fahrerspezifisch eingestellt ist, kann die Fahrt zum Reitwochenende ins Mecklenburger Parkland beginnen. Los geht es auf Knopfdruck.
Zu Fahrtbeginn kann der Fahrer bei dem AWD-Modell zwischen drei Antriebvarianten wählen: In der Einstellung „4WD Eco“ fährt der Outlander mit Frontantrieb und schaltet den Heckantrieb je nach Bodenverhältnissen zu. Dabei ist die Hinterachse immer mit 15 Prozent mit aktiv, um die Fahrstabilität zu verbessern. „4WD Auto“ bezeichnet den permanenten Allradmodus, indem die intelligente Technik die Motorkraft abhängig vom Fahrzustand und der Traktion variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt. Dadurch wird ein besonders sicheres Fahren möglich, speziell bei glatten oder nassen Straßenverhältnissen. In dieser Stellung wird die Hinterachse mit bis zu 35 Prozent angetrieben.
Drückt man außerdem die Taste „ECO Mode“, wird in allen Fahrmodi außer 4WD Lock die Leistung von 150 PS auf 125 PS reduziert und in die Klimaanlage in einen Energiesparmodus versetzt.
Speziell unser „Testparkplatz“ war ein paar Tage lang sehr rutschig, da durfte sich der „4WD Lock-Modus“ beweisen. Er erhöht den Drehmomentanteil an der Hinterachse über ein Lamellen-Sperrdifferential, was sich gerade im niedrigen Drehbereich beim Anfahren mit Anhänger durch das früh verfügbare Drehmoment von 360 Newtonmetern positiv bemerkbar macht.
Trotz der angehängten Last, die hier mit zwei Pferden und einem Humbaur Notos Aluminiumanhänger voll ausgereizt wird, beschleunigt das Fahrzeug gut, so dass auch auf Landstraßen einmal ein Überholmanöver gefahrlos möglich ist. Die Lenkung funktioniert angenehm direkt und das Multifunktionslenkrad bietet mit Telefon, Lautstärkeregelung fürs Radio und Tempomat alles, was den Bedienungskomfort erhöht. Die Sechsgang-Automatik schaltet nahezu unmerklich.
Fast nur noch lenken
Begeisternd ist gerade im Anhängerbetrieb das ACC-System (Adaptive Cruise Control). Dieser Abstandsregeltempomat hält innerhalb von 200 Metern automatisch den sicheren Abstand zum voranfahrenden Fahrzeug: Dafür wird die Geschwindigkeit einmal eingestellt und sobald der Vordermann langsamer wird, bremst das Fahrzeug ab. Wird das voran fahrende Fahrzeug wieder schneller, beschleunigt das System ebenfalls wieder auf das ursprüngliche Tempo. Im Fahrbetrieb ohne Anhänger ist das auch im Stadtbetrieb ganz praktisch: Einmal auf das Wunschtempo eingestellt, braucht man eigentlich nur noch zu lenken und an der Ampel zu bremsen, bis es wieder losgeht. Sehr sinnvoll, weil im Ernstfall lebensrettend, das Auffahrwarnsystem „Forward Collision Mitigation“ (FCM), welches den Outlander in Notsituationen unterhalb von 25 km/h bis zum Stillstand abbremst und oberhalb von 30 km/h eine Starkbremsung einleitet, um den Aufprall zu verringern.
Ein weiteres Fahrerassistenzsystem ist der Spurwarner „LDW“ (Lane Departure Warning), der jedes Mal empört fiept, wenn das Fahrzeug zu nahe an eine weiße Linie gerät. Das ist auf engeren Landstraßen auf Dauer etwas lästig, so dass wir das System ausgeschaltet und nur auf der Autobahn wieder genutzt haben.
Im Anhängerbetrieb verbrauchte der Outlander je nach Fahrweise zwischen 10 und 11 Liter Diesel auf 100 Kilometer.
Flotte Sprints ohne Anhang
Nun stellen die Pferdeanhängerfahrten selbst bei eingefleischten Turnierreitern oder solchen, die zum Training in eine entferntere Halle fahren, prozentual nur einen geringen Prozentsatz der Gesamtfahrleistung dar. Daher sind die Fahreigenschaften ohne Anhang von ebenso großer Bedeutung.
Hier kann der Outlander mit flotten Sprints – mit Kickdown ist er laut Papier in 11,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h – punkten. Auch in höheren Geschwindigkeiten fährt er sich für ein SUV-Modell, u.a. durch den hohen Akustik-Komfort, sehr angenehm. Wer es sportlich möchte, kann im Sportmodus auch seitlich am Lenkrad angebrachten Wippen schalten.
Der im Prospekt angegebene Verbrauch (5,1 Liter außerorts, 7,1 Liter innerorts und 5,8 Liter kombiniert) konnte auch ohne Anhänger nicht gehalten werden, vielmehr pendelte sich die Verbrauchsanzeige im Bordcomputer auf durchschnittlich 8 bis 9 Liter Diesel ein. Allerdings wird hier immer nur der Verbrauch der letzten vier Stunden gemessen, so dass bei vielen kleineren Fahrten vor allem im Stadt- und Landstraßenverkehr immer die spritraubenden Anfangskilometer zu Buche schlagen. Der tatsächliche Verbrauch im Test ohne Anhänger lag bei gut 7,5 Litern.
Fazit
Der Mitsubishi Outlander ist ein auffallend elegantes SUV, das auf den Turnierplätzen rustikaler Distanz- oder Westernreiter-Events eine ebenso gute Figur macht wie auf Hamburgs Nobelmeile Bellevue an der Alster. Auch lange Fahrten konnten wir dank des hohen Fahrkomforts und der Luxus-Ausstattung in jeder Hinsicht genießen, egal ob ohne oder mit Pferdeanhänger. Mit einem Grundpreis von 38.890 Euro, zu dem im Testfahrzeug noch 4.320 Euro für die Zusatzausstattung hinzukamen, ist das Fahrzeug fair bezahlt.