Der neue Opel Insignia Country Tourer, für Mit-Pferden-reisen.de im Test mit einem 2,0 CDTI Motor, 125 kW (170 PS) und Frontantrieb, ist ein schnittiges und doch bequemes Fahrzeug, das Pferdeanhänger bis 1,8 Tonnen ziehen darf. Das Fahrverhalten ohne und mit Anhänger ist sehr gut, wenn auch im oberen Bereich etwas mehr Agilität wünschenswert wäre. Mit 6,5 Litern im Drittelmix-Verbrauch liegt er im sehr sparsamen Bereich, mit Anhänger waren es nur 8,2 Liter. Der Einstiegspreis liegt bei 34.805 Euro, wobei – wie immer – zahlreiche Extras hinzukommen können.
Auf den Straßen fällt er schon länger positiv auf, mit seiner keilförmig-schnittigen Linienführung, dem schwarzen Kühlergrill mit der auffallenden Chromleiste und den dynamisch nach hinten verlaufenden Scheinwerfern. Im Heck findet sich die korrespondierende Leiste wieder, die geschickt in die breiten Schlussleuchten integriert ist. Was ist das? Ein Opel? Tatsächlich, wie an dem bekannten Blitz-Logo deutlich zu erkennen ist. So fährt er als ganz schicker Mittelklasse-Kombi daher, der optisch seinen aktuellen Wettbewerbern wie zum Beispiel dem Passat Variant durchaus das Wasser reichen kann. Unser „Country Tourer“, hier speziell für den Einsatz als Pferdeanhänger-Zugfahrzeug im Test, liegt zwei Zentimeter höher als das Standardmodell und ist zudem praktischerweise mit einem Unterfahrschutz in Aluminium-Optik und einer Offroad-Verkleidung aus schwarzem Kunststoff ausgestattet. Ideal für unebene Stall- und Turnierparkplätze.
Topschickes Interieur
Der Country Tourer öffnet sich schlüssellos. Im Interieur hält der Wagen, was er von außen verspricht. Eine geschmackvolle Bicolor-Innenausstattung, in der helle und dunkle Farben gekonnt kombiniert sind: cognacbraunes Nappaleder mit dunklen Ziernähten sowie anthrazitfarbene Teilleder- und Kunststoffverkleidung. Dunkel da, wo es aus praktischer Sicht sinnvoll ist, zum Beispiel am Armaturenbrett, um Reflexionen zu vermeiden, und am Boden, um unvermeidlichen Schmutz zu verzeihen. Aluminium-Pedale betonen den sportlichen Auftritt.
Die Sportsitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage schmiegen sich nicht nur kuschelig an den Körper, sondern lassen sich auch vielfach verstellen und per Memory für zwei Personen speichern. Ganz zu Recht haben sie das Gütesiegel der AGR (Aktion Gesunder Rücken e.V.) erhalten. In der Komforteinstellung fährt der Sitz zum Aussteigen zurück und beim Einsteigen wieder in die personalisierte Position, wenn man auf die Speichertaste drückt. In der hier gefahrenen Luxusversion sind sie klimatisiert, d.h. mit Heizung und Ventilation versehen. Letztere hat sich vor allem bei sehr heißen Tagen sehr bewährt. Für kühle Tage können wir das lederummantelte und sehr gut in der Hand liegende Lenkrad auch mollig warm heizen. Sehr bequem haben es auch rückwärtige Passagiere im Fond des Wagens.
Gute Rundumsicht, selbst erklärende „Schaltzentrale“
Türen geschlossen, Sitz eingestellt, Gurt angelegt, geht’s los zur ersten Testfahrt – von Opel in Rüsselsheim über den hügeligen Taunus nach Idstein und dann nach Hamburg. Da ist die Straßen betreffend alles drin, der Test mit Pferdeanhänger kommt später.
Die Rundumsicht ist trotz des klein erscheinenden ovalen Heckfensters gut. Das Cockpit mit der mittig gelegenen „Schaltzentrale“ bietet übersichtlich alle Bordfunktionen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass auch die Sitzklimatisierung sowie alle anderen Temperatureinstellungen über Sensortasten zu bedienen sind, die gelegentlich mehrfaches Tippen erfordern. Das Mobiltelefon war schnell gekoppelt und funktionierte samt Audiostreaming sofort, auch die Navigation ist selbst erklärend.
Opels neuer „Flüsterdiesel“
Der Insignia startet für einen Dieselmotor sehr leise und an der Ampel macht er dank Start-Stopp-System Pause. Das liegt an der von Opel als „Flüsterdiesel“ bezeichneten neuen Entwicklung, bei der die Geräuschdämmung eines der wichtigsten Ziele war. So soll der neue Motor im Leerlauf um fünf Dezibel leiser als sein Vorgänger sein – nachmessen konnten wir es allerdings nicht. Auch beim Anfahren – im Übrigen kraftvoll, da 170 PS und 400 Newtonmeter bereits im niedrigen Drehzahlbereich ordentlich Leistung bringen – bleibt er leise.
Mit einer Tankfüllung von Flensburg bis München
Zur Optimierung der ökonomischen Fahrweise gibt der Bordcomputer Empfehlungen für die sechs weich zu schaltenden Gänge, wenn es Zeit ist, nach oben oder herunter zu schalten. Das scheint sich zu lohnen: Im Drittelmix ohne Anhänger verbrauchte der Country Tourer trotz flotter Sprints nur 6,5 Liter. Für saubere Fahrt sorgt u.a. auch die moderne „Blue Injection Technologie“ (ursprünglich vom Mercedes Benz als „Bluetec“ entwickelt), die Stickoxide aus dem Abgas entfernt. Dafür muss bei normaler Fahrweise in der Regel alle 15.000 Kilometer die Flüssigkeit „AdBlue“ in einen extra Behälter neben dem Tankstutzen eingefüllt werden. Sehr positiv für lange Fahrten: Das große Tankvolumen von 70 Litern, das bei laut Anzeige 995 Kilometer reichen soll – das heißt einmal quer durch Deutschland von Flensburg bis München.
Sportliche Sprints oder gemütliches Touring
Je nach Geschmack und Laune stehen zwei Fahrmodi – „Tour“ und „Sport“ – zur Verfügung. Rein optisch wird dies zunächst an der Instrumententafel deutlich: Bei „Tour“ wird die Geschwindigkeit mit dem bekannten analogen Zeiger-Tacho dargestellt, im Sportmodus springt es in eine digitale Geschwindigkeitsanzeige um. Entscheidender ist aber der Wechsel im Fahrverhalten: Während Lenkung und Federung im Tour-Modus etwas weicher eher für „gemütliches Rollen“ eingestellt werden, sorgt das FlexRide Fahrwerk im Sportmodus für strafferes Verhalten. In beiden Modi bleibt die Lenkung aber in Kurven auf Landstraßen und auch auf Autobahnen bis in hohe Geschwindigkeitsbereiche angenehm direkt, der Wagen liegt gut auf der Straße. Die Beschleunigung von 0 auf 100 absolviert er in 9,9 Sekunden, jenseits der 150 km/h nimmt die Agilität etwas ab.
Rundum abgesichert ist der Parkvorgang: Sensible Parksensoren vorne und Rückfahrkamera am Heck, dazu eine elektrische Parkbremse inklusive Berganfahrhilfe, die sich automatisch beim ersten Gasgeben wieder löst.
Sesam, öffne dich!
Daran kann man sich gewöhnen: Die praktische elektrische Heckklappe, die sich von innen oder per Fernbedienung öffnen und auch individuell auf geringere Höhen einstellen lässt, damit sie nicht an niedrigere Garagentore anstoßen kann. Der Gepäckraum – für den robusten Umgang mit Ladeschutzkante aus Edelstahl – ist für einen Kombi nicht überaus groß – bei maximaler Ausnutzung sind es 1.530 Liter, im Vergleich dazu bietet der ebenfalls getestete Passat Variant 1.780 Liter. Die Sitze sind kinderleicht zu einer ebenen Ladefläche umzuklappen. Für Gegenstände, die nicht immer im direkten Zugriff sein müssen, bietet sich der doppelte Ladeboden an, der einfach aufgeklappt werden kann. Verzurrösen ermöglichen die Befestigung von Gepäcknetzen. Noch eine Etage tiefer finden wir das heute übliche Reparaturset anstatt eines Reservereifens. Das Erste Hilfe-Set und das Warndreieck sind leicht zugänglich in der Heckklappe untergebracht.
Pferdeanhänger ankuppeln und los
Erfreut entdecken wir vor der ersten „Pferdefahrt“ die halbautomische Anhängerkupplung, die es im Zubehör für 850 Euro gibt, inklusive Anhängerstabilisierungssystem. Die Kupplung ist unterhalb der Stoßstange verborgen, einfach an einem Griff herunter zu ziehen und rastet mit einem kleinen Handgriff hörbar ein. Die Steckdose für die Anhängerbeleuchtung ist gut zugänglich in den Stahlkörper integriert, so dass das Eindrehen des Steckers ruckzuck erledigt ist.
Das Heranfahren an den Anhänger wird durch die Rückfahrkamera zum Kinderspiel, da sie ein gestochen scharfes Bild liefert. So rollt man zentimetergenau an das Kupplungsmaul heran.
Mit Pferdeanhänger liegt das gesamte Gespann sehr ruhig auf der Straße. Aufgrund des Eigengewichtes von rund 1.850 kg darf man mit Anhängern bis zur maximalen Anhängelast von 1,8 Tonnen auch 100 km/h schnell fahren.
Gut ausgestattet ist das Fahrzeug mit Sicherheitsassistenzsystemen, so zum Beispiel die an die Frontkamera gekoppelte Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner (optional 1.300 Euro). Letzterer weckt den Fahrer mit rotem Licht und Ton unüberhörbar, wenn er dem Vordermann aus Versehen zu dicht auf die Pelle rückt. Tempomat, Spurassistent und Verkehrszeichenerkennung tragen weiter dazu bei, die Fahrt angenehm und vor allem sicher zu machen.
Fazit
Der Opel Insignia Country Tourer ist ein schnittiger Kombi mit SUV-Qualitäten wie erhöhter Bodenfreiheit und robuster Schutzverkleidung dort, wo man sie braucht. Ohne Anhänger sprintet er flott. Auch mit bis zu 1,8 Tonnen Anhängelast liegt er ruhig auf der Straße und vermittelt durch die zahlreichen Assistenzsysteme jederzeit ein sicheres Fahrgefühl. Mit einem Preis ab 34.805.Euro für die Frontantrieb-Variante (plus 850 Euro für die Anhängerkupplung) erhält man ein ordentlich ausgestattetes Zugfahrzeug für vielfältige Einsatzbereiche. Wer die Lederausstattung, moderne Sicherheitsassistenzsysteme, Innovationspakete und allerlei „nice to have“ Komfort genießen möchte, muss aber gut 45.000 Euro einplanen (Stand 2015).