Das brandneue SUV-Modell SEAT Ateca, hier in der Xcellence-Ausstattung mit 2-Liter Turbo-Diesel, Allradantrieb und 190 PS im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest mit 2,1 Tonnen Anhängelast, kann seine enge Verwandtschaft zur VW-Familie nicht leugnen. Aber das ist ja mittlerweile kein Nachteil mehr – ganz im Gegenteil: Sportlich-flottes Exterieur, 100 Prozent bedienungsfreundlich, guter Antritt und ein Portemonnaie-verträglicher Einstiegspreis von 35.580 Euro, mit Anhängerkupplung und den wichtigsten Extras rund 42.000 Euro.
Es mag daran liegen, dass wir bei Mit-Pferden-reisen.de bereits sechs Zugfahrzeuge aus der vielfältigen Volkswagen-Familie im Test hatten (Skoda Superb und Octavia, VW Passat und Tiguan, Audi Q5 und – last but not least – Porsche Cayenne), dass wir uns im seit Mitte 2016 verfügbaren SAET Ateca auf Anhieb zuhause fühlten. Es mag aber auch daran liegen, dass dieses SUV ganz wörtlich genommen ein kompaktes Vehikel mit sportlichem Look und maximalem praktischen Nutzen ist.
Sportlich gestylt
Auffallend schick und sportlich fährt er vor, der Neuling aus dem Hause SEAT: Die Seitenoptik mit relativ kurzer Schnauze und nur leicht abfallender Dachlinie vermitteln auf den ersten Blick den typischen SUV-Look, die abgekanteten Bleche an Kühler, Türen und Heck offenbaren die Verwandtschaft zur großen VW-Familie ebenso wie die dominanten fünfeckigen, asymmetrisch gestalteten Scheinwerfer mit auffallendem LED-Tagfahrlicht. Unterbodenschutzbleche vorne und am Heck sowie die schwarzen Blenden im bodennahen Bereich lassen auf Robustheit schließen. Flottes und – aus Schmutzgründen – praktisches Detail: Die hochglänzenden schwarz-silbernen Felgen hier in der Xcellence-Ausführung mit großrahmigen 19 Zoll Durchmesser.
Leicht geparkt
Ausgesprochen parkfreundlich, vor allem für den Stadtverkehr und Menschen, die keine eigenen Stellplätze in Garagen oder Carports nutzen können, sind die kompakten Abmessungen von 4,36 Metern Länge, 1,84 Metern Breite und 10,8 Metern Wendekreis. Das ist nur drei Zentimeter länger und vier Zentimeter breiter als der aktuelle VW Golf. Der Parkassistent findet automatisch ausreichend große Plätze, aber auch in kleinere Lücken lässt sich das Kompakt-SUV – dann ohne den Parkassistenten – problemlos manövrieren, gut unterstützt durch den Kamera-Rundumblick und das bekannte Piepen, wenn der Platz vorne, seitlich oder am Heck zu knapp wird. Beim Rückwärts-Ausparken warmen Radarsensoren am Heck vor Objekten im Umkreis von 25 Metern, notfalls erfolgt sogar eine Vollbremsung.
Voll bepackt
Wer nun glaubt, aus diesen Maßen resultiere drangvolle Enge im Passagier- und Gepäckraum, der irrt: Die heizbaren Ledersportsitze geben guten Seitenhalt und sind auch für große Personen sehr bequem, Bein- und Kopffreiheit ist auf allen Plätzen genügend vorhanden. Rückenempfindliche Reiter dürften sich zudem über die Lordosenstütze freuen. Frischluftfanatiker können ein großes Panorama-Glasdach ordern, das zur Hälfte geöffnet werden kann und über Sonnenschutzrollo verfügt. Umgekehrt kann man an kühlen Tagen die Standheizung entweder mit der Fernbedienung kurz vor dem Einsteigen anschalten oder sie im Bordcomputer sogar programmieren, damit morgens die Scheiben frei sind und der Innenraum mollig warm. Großen Wert hat SEAT auf vielfältige und umfangreiche Ablagen und Staufächer gelegt: Schubladen unter den Vordersitzen, Ablagen in den Türen, in der Mittelkonsole sogar mit Handy-Ladestation und ein großes Fach unter der höhenverstellbaren Armlehne.
Auch die Fond-Passagiere haben es gemütlich, in der herausklappbaren Mittelarmlehne lassen sich zwei Becher oder Flaschen sicher aufstellen. Auch in den Fächern der hinteren Türen lässt sich so manches unterbringen.
Sehr praktisch: Die elektrisch öffnende Heckklappe. Das funktioniert in einem Radius von fünf Metern entweder per Knopfdruck auf die Fernbedienung oder auch mit einem Fußtritt auf das „virtuelle Pedal“ direkt unterhalb des Kofferraumes.
Bei aufgestellten Rücksitzen fasst der Gepäckraum 485 Liter, klappt man alles per Knopfdruck vom Heck aus um, werden daraus 1.579 Liter. Das sind keine Maximalmaße, aber doch respektabel für das kompakte Fahrzeug. Im doppelten Boden gibt es – heute eher selten – ein Reserverad und weiteren Stauraum für Kleinigkeiten, die man nicht täglich braucht. Ein am Dachhimmel und am Boden einhakbares Trennnetz sorgt dafür, dass die Gepäckstücke auch bei starken Bremsmanövern nicht in den Passagierraum fliegen. Zwei Verbesserungsvorschläge aus Reiter- und Hundehaltersicht: Anstatt des festen Sichtschutzes, den man zwar herausnehmen kann, aber dann irgendwo verstauen muss, wäre eine aufrollbare Plane deutlich praktischer. Und glatte Kunststoffseitenwände im Gepäckraum anstatt der üblichen Textilauskleidung ließen Tierhaare nicht so penetrant haften.
Einfach eingerastet
Ebenso bedienungsfreundlich ist das wichtigste Element eines Zugfahrzeuges: Die dezent versteckte Anhängerkupplung. Auch sie wird mit einem Knopfdruck ausgelöst, fällt aus ihrer Halterung und kann dann mit einem Handgriff – oder Fußtritt – einfach arretiert werden. Wie bei allen diesen halb- oder vollautomatischen werksseitig montierten Anhängerkupplungen ist auch hier die Steckdose im Kupplungshals eingelassen, so dass der Anhängerstecker ohne großartiges Bücken eingedreht werden kann.
Zuvor wurde der Ateca ohne Zögern punktgenau an die Kupplung des Pferdeanhängers herangefahren, kein Problem dank des gestochen scharfen Bildes auf dem 8-Zoll-Monitors der Rückfahrkamera.
Dynamisch gezogen
Den Pferdeanhänger sicher am Haken, die Vierbeiner und Bord, kann es losgehen zur ersten Testfahrt. Wie von der 190-PS-Motorisierung mit 400 Newtonmetern Drehmoment zu vermuten, geht es auch mit vollem Anhänger – maximal 2,1 Tonnen dürfen an den Haken – nahezu ebenso flott von der Stelle wie ohne. Das 7-Gang-DSG-Getriebe schaltet flüssig und verteilt je nach Fahrsituation die Kraft auf alle vier Räder.
Abgesehen von Überholmanövern, für die sich der per „Driving Experience“-Drehrad einstellbare Sportmodus empfiehlt, reisten wir daher gemütlich im Normal- oder sogar Eco-Modus. Ist letzterer aktiviert, funktioniert auch die Freilauffunktion, in der das Getriebe automatisch auskuppelt und das Fahrzeug ohne Motorbremse frei rollt. Sie eignet sich zum Spritsparen auf geraden oder Strecken mit leichtem Gefälle.
Als ordentliches SUV bietet der vierradangetriebene Ateca 4Drive auch noch Einstellungen und eine Differentialsperre für ruppiges Gelände (erfolgreich getestet auf einem etwas tieferen Feld) und Schnee, der uns allerdings trotz winterlichem Januar nur spärlich nicht unter die Räder kam.
Der Verbrauch ist wie bei allen Fahrzeugen im Zugbetrieb sehr stark vom Tempo abhängig: bei Geschwindigkeiten bis 80 km/h lag er bei 9,8 Litern Diesel (reell errechnet nach dem Tanken). Ausschließlich aus Testgründen, mit leerem Anhänger im Sportmodus etwas dynamischer bis 100 km/h gefahren, stieg er laut Bordcomputer auf 13 bis 14 Liter.
Allerdings darf die eventuelle 100 km/h-Erlaubnis aufgrund des Fahrzeugleergewichtes von 1.610 kg ohnehin nur dann genutzt werden, wenn der Anhänger maximal 1771 kg (bzw. 1.932 kg mit Antischlingerkupplung) wiegt. Mehr dazu hier.
In allen Geschwindigkeiten lag das Gespann sicher auf der Straße, nie kam das Gefühl der Schwerfälligkeit auf. In prekären Situationen, die wir allerdings nicht erlebten, soll die Gespannstabilisierung als Teil des Antischlingersystems (ESC) beim Aufschaukeln des Anhängers durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder das Gespann wieder in die Spur bringen.
Locker losgelassen
Von der Anhängelast befreit, ist das kleine SUV eine gelungene Kombination aus komfortablem Reisemobil und flottem Sportler mit moderat straffer Federung, der in allen Fahrsituationen so richtig Spaß macht: Vor allem im Sportmodus sprintet der Ateca von 0 auf 100 in rasanten 7 Sekunden und auch bei 200 km/h klebt er noch satt auf der Straße. Keine sonst für SUVs oft so typischen Wankbewegungen stören die ruhige Fahrt. Lediglich im Eco-Modus reagiert der Kickdown etwas schleppend, was für sparsame Fahrten aber auch in Ordnung ist. Bis 212 km/h kann man ihn schicken, wenn die Verkehrsverhältnisse auf der Autobahn das irgendwann einmal zulassen.
In den Verbrauchsangaben sind die Hersteller mit 5,3 Litern Diesel auf 100 Kilometer allerdings sehr optimistisch – für normal gefahrene Stadt-Land-Autobahnfahrten in allen drei Fahrmodi trank der Ateca bei den Testfahren knapp 8 Liter.
Selbstverständlich selbsterklärend
Als für das „kleine Fahrzeug“ ausgesprochen großartig empfanden wir das Infotainment und die Fahrerassistenzsysteme, die Wettbewerbern der sog. Premiummarken leicht das Wasser reichen können, wenn sie diese nicht sogar noch übertreffen. Und das nicht nur in Umfang und Vielfalt, sondern vor allem in der absolut selbst erklärenden Einfachheit: Ob es um die Klimatisierung, das Abrufen einzelner Bordinformationen oder die Navigation geht, das Koppeln des Smartphones oder Audio-Streaming via Bluetooth oder je zwei USB oder SD-Kartensteckbuchsen: Alles ist mit einem Fingerzeig auf dem großen Touchscreen oder über Sprachbefehle steuerbar. Das Kombiinstrument direkt im Blick des Fahrers informiert auf einen Blick über alle wichtigen Fahrdaten.
Zügig beschleunigen, lenken und bremsen uns die fleißigen elektronischen Helferlein, aktivierbar mit einem kleinen Hebel links am Lenkrad: Sie passen sie auf, dass wir nicht zu nah auf den Vordermann auffahren, ordentlich in der Spur bleiben (wenigstens auf Landstraßen und Autobahnen mit Seitenbegrenzungen) und bremsen im Notfall bis zum Stand ab. Sie liefern uns zuverlässig die Verkehrszeichen direkt ins Blickfeld, warnen vor Fahrzeugen im toten Winkel und dank Stauassistent (bis 60 km/h) rollt man relaxed in der Schlange. Fällt der Fahrer –warum auch immer – komplett aus, bremst der Notfallassistent das Fahrzeug automatisch bis zum Stillstand ab.
Ein Highlight bei Dunkelheit ist nicht nur der kreisrunde Welcome-Spot, der, vom Rückspiegel aus den Boden vor den vorderen Türen beleuchtet, sondern vor allem der Fernlichtassistent, der ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h aktiviert werden kann und bei plötzlichem Gegenverkehr schneller reagiert und abblendet, als dies der Mensch könnte. Dass die Voll-LED-Scheinwerfer weit voraus leuchten und damit ein gutes Stück Sicherheit bringen, versteht sich eigentlich von selbst.
Fazit
Das neue SEAT SUV Ateca Xcellence 2.0 TDI 4Drive ist ein durch und durch praktisches Fahrzeug mit 2,1 Tonnen Anhängelast, das sich auf allen Fahrten mit und ohne Anhänger bestens bewährte: Die 190 PS sorgen für ordentlichen Antritt, der Vierradantrieb sorgt auch auf Matschwiesen für sicheres Durchkommen. Ohne Anhänger erfreut der Ateca auf kurvigen Landstraßen ebenso durch eine satte Straßenlage wie auf Autobahnen in hohem Tempo. Der Verbrauch ist mit 7 bis 8 Litern für diese Motorisierung durchaus im akzeptablen Rahmen. Die Serienausstattung zum Grundpreis von 35.580 Euro ist schon recht umfangreich, will man alle hier beschriebenen Assistenten genießen, sind 44.940 Euro immer noch fair bezahlt. Da sind dann auch Panoramadach und Standheizung inklusive.
Technischen Daten
Länge (mm) | 4.363 |
Breite (mm) | 1.841 |
Höhe (mm) | 1.611 (mit Dachreling) |
Bodenfreiheit (mm) | 189 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 485 – 1579 |
Wendekreis (m) | 10,5 |
Leergewicht (kg) | 1.589 |
Zul. Gesamtgewicht | 2.130 |
Zuladung (kg) | 616 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.100 |
Stützlast | 100 kg |
Motor | 1,96 4-Zylinder Dieselmotor TDI |
Maximale Leistung | 140 kW (190 PS) |
Maximales Drehmoment | 400 Nm bei 1.750 bis 3.250 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 7,5 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 212 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 5,9; außerhalb 4,9; gesamt 5,3 |
CO2-Emission (g/km) | 135 |
Schadstoffklasse | Euro 6 |
Effizienzlabel | B |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 16 (HP), 21 (TK) 22 (VK) |
Neupreis € | Ab 35.580 Euro; Testwagenausstattung 44.940 Euro |