Nach dem ersten Škoda Kodiaq im Jahr 2017 kam nun das Update in der jetzt 147 kW (200 PS) starken 2,0 l TDI Allrad-Ausführung in den Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest. Vor allem in den für Pferdeanhängerbetrieb so praktischen Assistenzsystemen bis hin zum Anhängerrangierassistent hat das Fahrzeug einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Geblieben ist das Großraumangebot mit viel Platz für bequemes Reisen auch auf Langstrecken. Das Zugverhalten (Anhängelast 2,5 t) war ebenfalls einwandfrei. Der Serienpreis der luxuriösen L&K-Ausstattung beginnt bei 52.990Euro.
Das Facelift des neuen Kodiaq Škoda präsentiert sich mit aufrechtstehendem hexagonalem Kühlergrill, kräftig gezeichneter Motorhaube und breiten, Gummi-belegten Trittbrettern in robust anmutendem Outfit. Die Vier-Augen-Leuchtgrafik mit neu angeordneten schlanken Frontscheinwerfern setzt einen sportlichen Akzent. Unser Testwagen in der luxuriösen L&K-Ausstattung hat sogar Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer serienmäßig an Bord. Sie leuchten die eigene Fahrspur gefühlt bis zum Horizont aus, blenden den Gegenverkehr aber nicht. Der neue Heckspoiler verbessert die Aerodynamik und verleiht dem Heck im Zusammenspiel mit den schärfer gezeichneten Heckleuchten eine dynamische optische Struktur. Der Testwagen steht auf – allerdings optionalen – 20-Zoll-Leichtmetallfelgen (890 Euro).
Die große Stärke: 2,5 t Anhängelast und bequemes Ankuppeln
Wer schwere Pferde und dazu noch einen größeren Anhänger samt voller Sattelkammer ziehen möchte, liegt schnell bei 2,3 bis 2,4 Tonnen. Und damit wird die Auswahl unter Zugfahrzeugen schon dünn, vor allem unterhalb von 60.000 Euro. Aber nicht nur die Anhängelast von 2,5 Tonnen überzeugt.
Auch andere Ausstattungsmerkmale, die uns das Handling bei unseren Testfahrten mit Pferdeanhänger vereinfacht haben, sind an Bord: Dazu gehört die in der L&K-Ausstattung serienmäßige Rückfahr- und 360-Grad-Umgebungskamera zum bequemen Andocken, die Rückfahrkamera bietet zudem eine Leitlinie direkt auf die Anhängerkupplung (elektrisch schwenkbar 930 Euro). Letztere wurde zuvor durch Knopfdruck elektrisch aus ihrer Halterung entlassen und nur mit einem Fußtritt in Position gebracht. Das Anschließen des Stromkabels gelingt dank der praktisch auf der linken Seite liegenden Steckdose ebenfalls in Sekundenschnelle. Auch die in einigen europäischen Ländern erforderliche „Hollandöse“ ist vorhanden.
Nachdem der Pferdeanhänger angeschlossen ist, warnt das System, dass nun der Spurwechselassistent nicht mehr verfügbar ist. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit Anhänger können wir im Infotainment auf 80 km/h einstellen, denn schneller dürfen wir aufgrund des Leergewichts von nur 1.838 kg mit dem auf 2,6 Tonnen zugelassenen Ifor Williams HB 511 nicht fahren. Die 100 km/h-Erlaubnis gilt für Anhänger bis zu einem Gesamtgewicht von 2 Tonnen. Ist die Geschwindigkeitsgrenze registriert, berücksichtigt auch das Navigationssystem dieses Tempo und errechnet entsprechend die Fahr- und Ankunftszeiten.
Bärig viel Platz für Gepäck, Späneballen und Hund
Und noch etwas können wir als Pferdesportler genießen: Viel, viel Platz vor allem im bequem beladbaren Kofferraum. Er bietet bereits mit normal gestellten Rücksitzen 835 l Stauraum. Das genügt – wir haben es ausprobiert – ganz easy für zwei Späneballen. Oder auch anderes sperrige Gepäck wie Westernsättel und Urlaubsgepäck. Der Testwagen war zudem mit einem sehr variablen Ladebodensystem ausgestattet, das drei getrennt zugängliche Fächer im doppelten Boden hat, in denen mehr oder eben weniger oft gebrauchte Gegenstände untergebracht werden können. Variabel ist auch die Rückbank, die bei großem Kofferraumbedarf um 18 Zentimeter nach vorne geschoben werden kann. Praktisch für mitreisende Hunde: Die Kofferraumabdeckung zieht sich als Plane ruckzuck in ihre Halterung zurück und das Tier hat Licht und Luft.
Brauchen wir für noch größeren Bedarf oder sogar das Übernachten auf einem Turnier den gesamten Platz, lassen sich die Rücksitze per Lehnenfernentriegelung im Kofferraum umlegen, wodurch eine nahezu zwei Meter lange Fläche und ein sagenhaftes Raumvolumen von 2.065 l entsteht. Apropos Übernachten: Im Kofferraum kann die Beleuchtung als Taschenlampe herausgenommen werden.
Als wirklich praktisch und dem Škoda-Slogan „Simply Clever“ entsprechend haben wie die Wendematte im Kofferraum empfunden, die auf der einen Seite mit dem üblichen Nadelfilz, auf der anderen aber mit abwaschbarem Kunststoff beschichtet ist. Schmutziger Hund? Egal. Der Sand aus Sydneys Fell, an Bauch und Beinen angesammelt auf 20 Kilometern Ausritt und zahlreichen „Hundebädern“, wird einfach ausgekippt. Viel mehr als nur Simply Clever.
Und los geht‘s
Wie heute in modernen Fahrzeugen üblich, öffnet „Kessy“ den Kodiaq schlüssellos nur auf das Berühren des Türgriffes. Gleich nach dem Öffnen der Fahrer- und Beifahrertür wird ein Škoda Logo auf den Boden neben dem Fahrzeug projiziert. Zudem empfängt uns im Innenraum die bei unserem L&K-Modell attraktive LED-Ambientebeleuchtung auch im Fußraum, die wir in zehn Farben einstellen können.
Obwohl der Einstieg SUV-typisch etwas höher liegt, braucht man die dominant wirkenden verchromten Trittbretter mit rutschfester Gummiauflage (optional 890 Euro) nicht wirklich, um auf den bequemen Ergo-Komfortsitzen Platz zu nehmen. Sie sind nach dem Facelift erstmals im Kodiaq erhältlich (optional 590 Euro) und tragen einen Bezug aus perforiertem Leder mit Kontrastnähten, sind beheiz- und belüftbar. Nach langen Ausritten genossen wir die Massagefunktion im Rücken- und Lendenbereich. Die Sitzfläche lässt sich bei Bedarf manuell verlängern, die integrierte Memory-Funktion speichert unsere persönlichen Einstellungen auf Knopfdruck.
Schon vor vielen Jahren hat Škoda den herausgleitenden Kantenschutz an allen Türen angebracht, der Beschädigungen am eigenen oder danebenstehenden Fahrzeug verhindert. Er ist allerdings etwas fragil und die Gebrauchsanweisung informiert darüber, wie er abgenommen und wieder eingesetzt werden kann. Es regnet? Auch dafür – oder besser dagegen – ist gesorgt: Sowohl Fahrer- als auch Beifahrertür sind mit einem Steckfach für einen kleinen Regenschirm ausgestattet.
Komfortables Cockpit und viel Platz
Sowohl vorne als auch auf der Rückbank fühlen sich selbst sehr Großgewachsene und Langbeinige Passagiere wirklich wohl. An den Kopfstützen ist sogar ein Halter für Smartphones oder Tablets montiert, deren Unterhaltungsprogramm den Mitreisenden die Zeit verkürzt. Für längere Fahrten mag das im Testwagen vorhandene „Schlafpaket“ (optional 310 Euro) vor allem für müde Kinder angenehm sein: Es enthält Schlafkopfstützen an den äußeren Rücksitzen, die dunkle Sunset-Verglasung in den Seitenscheiben, Sonnenschutzrollos hinten und einen „Loungestep“ für die bequeme Fußablage.
Im Innenraum unseres Testwagens dominiert noble Eleganz: Die Kontrastnähte an der Instrumententafel und den Türverkleidungen sind in Grau gehalten, die Dekorleisten in schwarzem Klavierlack ausgeführt. Die Pedalkappen in Edelstahloptik betonen das sportliche Element. Zudem zählt das Canton Soundsystem beim Kodiaq L&K bereits zur Serienausstattung.
Bei aller Noblesse wurde aber die Praktikabilität nicht vergessen: Zwei geräumige Handschuhfächer ermöglichen sachliche Ordnung. Kleine Objekte wie Schlüssel sind in einem kleinen Kästchen links neben dem Lenkrad stets griffbereit. Die Türfächer sind für groß genug für 1-Liter-Flaschen, in der Mittelkonsole finden Becher Platz und in Steckfächern Kleingeld für das Parkticket. Zum Reinigen kann der Einsatz auch herausgenommen werden. Die Armlehne ist beliebig in der Höhe an Groß und Klein anpassbar. Vor dem Automatik-Schalthebel kann ein Smartphone induktiv geladen werden, allerdings sollte vorher eine etwaige Schutzhülle entfernt werden. Wir haben uns daher für das Aufladen per Kabel entschieden.
Voll digital und rund um die Uhr vernetzt
Auf Knopfdruck erwacht der Bär zum Leben und präsentiert sich überwiegend im Testwagen topmodern mit 10,25-Zoll breitem volldigitalem Kombiinstrument. Hier können wir je nach persönlichem Befinden fünf verschiedene Grundansichten in den mehr oder weniger bunten Layouts Layoutvarianten Classic, Extended, Modern, Basic und Sport einstellen und auch die Navigationskarte direkt in den Fahrerblick zaubern. Nicht direkt notwendig, aber nice to have.
Im L&K-Modell finden wir das größte bei Škoda erhältlich Infotainmentsystem „Columbus“ (optional 1.990 Euro) mit einem 9,2 Zoll großen Touchscreen. Dank der integrierten eSIM ist es immer online und bietet neben digitalem DAB-Radioempfang optional auch Webradio. Auch Karten- und Software-Updates werden immer ‚over the air‘ eingespielt.
Wohl der Eleganz wegen oder um der jungen „Generation Smartphone“ entgegenzukommen, hat man beim Infotainment-Topmodell auf traditionelle Knöpfe und Drehregler verzichtet. Die Hochglanzoberflächen sind schick, allerdings ist die Bedienung per Touch-Display nicht immer praktisch: Um von der Navigationsansicht in zum Radio oder Telefon zu gelangen, ist der Umweg über den Menu-Bildschirm erforderlich – und umgekehrt. Abhilfe kann in manchen Situationen die digitale Sprachassistentin Laura schaffen, der man die Zieladresse oder den Namen des Anzurufenden nennen kann anstatt diese etwas umständlich auf den Bildschirm zu touchen. Nur für die Klimaeinstellung finden wir die klassischen Drehregler und Knöpfe. Wie einfach und praktisch…
Cruisen vor dem Pferdeanhänger
Auch im neuen Kodiaq setzt Škoda bei seinem stärksten Modell auf den bewährten 2.0 TDI 4-Zylinder Dieselmotor, der mit 147 kW bzw. 200 PS gegenüber dem Vorgänger um zehn PS stärker ist. Die 400 Nm Drehmoment lassen Wagen mit seinem etwa 2,2 Tonnen schweren Anhang zügig anfahren, starke Sprints müssen die Pferde aber nicht befürchten. Überholvorgänge auf Landstraßen sind daher mit ausreichend Weitsicht anzugehen und es empfiehlt sich, dafür den Automatikschalthebel des 7-Gang-DSG auf „Sport“ zu stellen. Ansonsten ist dank der hier serienmäßigen adaptiven Dämpferregelung genüssliches Cruisen im Eco- oder Comfort-Modus angesagt, unterstützt durch eine große Auswahl an Fahrassistenten. So zeigt der Travel Assist in Kombination mit den Navigationssystem nicht nur den Weg, sondern erkennt auch die Verkehrszeichen. Brav bremst er auf die vorgeschriebenen 50 km/h in der Ortschaft ab und beschleunigt sanft auf die anschließend erlaubten 70. Vor allem mit Pferdeanhänger extrem entspannend: Der mittlerweile seit vielen Jahren verfügbare Abstandstempomat, der das Fahrzeug zuverlässig in der Kolonne der LKW auf der rechten Spur rollen lässt.
Keine Angst brauchen wir vor Schnee, Matsch und nassen Wiesen zu haben: Unser Test-Kodiaq ist mit dem „4×4“ Allradfahrwerk ausgestattet und die Fahrprogramme „Offroad“ oder „Snow“ bieten gute Traktion auf unwegsamen oder schlüpfrigen Untergründen: Tiefe Ein- und Ausfahrten von Turnier- und Waldparkparkplätzen wurden souverän überwunden.
Schnurgerade rückwärts und exakt um die Kurve
Apropos Parkplatz: Der Zufall wollte es, dass wir mit dem Gespann auf einem LKW-Parkplatz etwa 300 Meter rückwärtsfahren mussten. Eine zumeist knifflige Sache, weil der Mensch unbewusst meistens zu viel lenkt und das Gespann dann unschöne Schlangenlinien fährt. Nicht so mit dem Trailer-Assistent, der uns schon von den anderen Modellen des Volkswagen-Konzerns (zu dem Škoda je bekanntlich gehört) bekannt ist. Die Idee dahinter: Der Assistent soll dem Lenker das komplizierte Umdenken abnehmen, dass man beim Rückwärtsrangieren mit einem Gespann das Steuerrad nach links einschlagen muss, damit der Anhänger nach rechts abbiegt – und umgekehrt. Generell war es zudem ein Ziel, auch das exakte Zurücksetzen geradeaus über längere Distanzen zu vereinfachen. Das alles funktioniert dank ausgeklügelter Sensoren und Computertechnik, die exakter und schneller reagieren als der Mensch, nun fast wie von selbst.
Das Ergebnis – sehr zum Erstaunen einiger LKW-Fahrer übrigens: Eine schnurgerade Rückwärtsfahrt und das folgende Einparken in die Lücke.
Recht hoch war allerdings der Verbrauch mit Pferdeanhänger: Je nach Tempo benötigte er 10 bis 11 Liter Diesel auf 100 Kilometer.
Flott voraus ohne Anhang
„Solo“ fährt sich der Kodiaq angenehm agil, die Beschleunigung von 7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist völlig ausreichend. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 130 km/h bleibt er sehr leise und bis etwa 180 km/h liegt er satt auf der Straße. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 216 erreicht.
Der Hersteller gibt für den 200 PS TDi einen Normverbrauch von 6,6 Litern (WLTP) an, wir haben rund 7,8 im Stadt-Land-Autobahn-Mix verbraucht.
Fazit
Auch der neue Škoda Kodiaq bewährt sich wieder speziell für Pferdesportfamilien, die in einem großen SUV bequem reisen möchten: Viel Platz für Personen und Gepäck ist garantiert, auf Wunsch auch eine zweite Rückbank. Mit 2,5 Tonnen Anhängelast dürfen auch schwerere Pferde mitreisen. Die schwenkbare Anhängerkupplung und der Trailer-Assistent garantieren zudem Komfort rund ums Ankuppeln und Rangieren. Für die luxuriöse L&K-Ausstattung werden 52.990 Euro fällig, im Testwagen waren Sonderausstattungen für 10.000 Euro verbaut. Die gesamte Preisskala beginnt mit der Ambition-Ausstattung bei 41.540 Euro (2 Tonnen Anhängelast), das Modell Style mit 2,3 Tonnen Anhängelast kostet ab 48.870 Euro.
Škoda Kodiaq L&K 2,0 TDI 147 kW 4x4
Länge (mm) | 4.699 |
Breite (mm) | 1.882 |
Höhe (mm) | 1.688 |
Bodenfreiheit (mm) | 190 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 550 - 1.600 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2.410 |
Leergewicht (kg) | 1.838 |
Zuladung | 572 |
Anhängelast (kg) | 2.500 |
Stützlast (kg) | 100 |
Motor | 1.969 ccm 4-Zylinder TDI |
Maximae Leistung (kW/PS) | 147 kW (200 PS) |
Drehmoment Nm | 400 |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 7,7 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 216 |
Verbrauch WLTP (Herstellerangaben) kombiniert | 6,6 l Diesel |
CO2-Emission WLTP (g/kg) | 173 |
Schadstoffklasse | Euro 6 AP |
CO2-Effizienzklasse | B |
Versicherungsklass Haftpflicht - Teilkasko - Vollkasko | HP 12/ TK 25 / VK 21 |
Neupreis Euro (Serie) Inkl. Sonderausstattung | 52.990 62.990 |