Das Modell Rexton W gilt als das Flaggschiff des viertgrößten koreanischen Automobilherstellers Ssangyong und fährt seit Sommer 2013 in der dritten Generation auf unseren Straßen. Das siebensitzige SUV bietet eine umfangreiche Serienausstattung und mit 2,6 Tonnen Anhängelast genug Zugkraft für schwerere Pferdeanhänger. Der Einstiegspreis für die Vierradvariante, die für den Reitereinsatz auf jeden Fall zu empfehlen ist, liegt bei 26.990 Euro, wir hatten die Topversion „Sapphire“ im Test, die ab 31.990 Euro immer noch fair bezahlt ist.
Gegenüber der zweiten Generation (Testbericht aus 2007 hier) hat SsangYong den Motor von einem 2,7 Liter Hubraum mit 186 PS auf einen 2-Liter e-XDi-Dieselmotor mit 155 PS geschrumpft. Konsequenterweise wurde auch die Anhängelast von den damaligen 3,5 Tonnen auf 2,6 Tonnen reduziert. Das ist wohl vernünftig, aber dennoch Schade, weil damit nach den früheren Modellen KIA Sorento und Hyundai Santa Fé, die früher ebenfalls 3,5 Tonnen ziehen durften, ein weiteres erschwingliches Zugfahrzeug mit maximaler PKW-Anhängelast vom Markt verschwunden ist. Dennoch bieten die 2,6 Tonnen immerhin genug Kapazität für einen schweren Zweipferde-Anhänger mit großen Pferden.
Stattliches Exterieur
Optisch tritt der Ssangyong Rexton recht mächtig auf: Mit Abmessungen von 4,75 m Länge, 1,90 m Breite (ohne Außenspiegel) und 1,84 m Höhe gehört er schon zu den voluminöseren SUV-Vertretern und ähnelt ein wenig den älteren Mercedes-G-Modellen. Dieser Eindruck wird noch durch den verchromten, leicht nach hinten gerundeten Kühlergrill, die großen Scheinwerfer und die schwarzen Trittbretter unterstrichen, die zu Recht einen höheren Einstieg vermuten lassen.
Auch die großen 18-Zoll Räder mit innen schwarz eloxierten Alufelgen (sehr praktisch übrigens, weil der Bremsstaub darauf nicht so schnell sichtbar wird) tragen zu dem athletischen Image bei. Ebenfalls lobenswert: Die schwarzen Schürzen vorne und am Heck, letztere vermeidet beim Anhänger-Ankuppeln unschöne Kratzer in lackierten Stoßstange. Eine sehr stilvolle Element-Kombination findet sich in der Seitenansicht: Die Heckscheibe ist – zumindest optisch – elegant in einem abgerundeten Dreieck nach vorne quasi um die Ecke gezogen und bildet einen Gegenpol zu dem ebenfalls dreieckigen Fenster für die letzte – dritte – Sitzreihe des Siebensitzers. Unterhalb der Scheibe weist der breite Rexton-Schriftzug darauf hin, mit wem man es hier zu tun hat.
Großzügiges Interieur
Noch etwas traditionell wird der Rexton per Knopfdruck auf das Funkmodul geöffnet, ein schlüsselloses Smartkey-System hat er nicht. Über die erwähnten Trittbretter und verchromten Einstiegsleisten gelangen auch kleinere Personen einfach auf die bequemen heizbaren Lederpolster mit 70 cm über dem Boden hoher Sitzposition, von denen aus Fahrer sowie Beifahrer eine sehr gute Rundumsicht haben und die gemütlich genug auch für lange Reisen sind.
Der Fahrersitz ist achtfach elektrisch verstellbar und verfügt über eine Memory-Funktion mit Komforteinstieg, d.h. der Sitz gleitet beim Öffnen der Tür automatisch zurück und schnurrt nach dem Motorstart auf die personalisierte Position. Beim Aussteigen funktioniert das Ganze umgekehrt. Vorne und in der zweiten Reihe – ebenfalls mit Sitzheizung – hat man gut Platz und hinten auch Beinfreiheit, lediglich auf die dritte Sitzreihe passen nur sehr kleine Personen oder Kinder, auch schrumpft dann der Laderaum auf ein Minimum.
Die Ablagen sind brauchbar, aber nicht außergewöhnlich groß, so finden zum Beispiel nur kleinere 0,5-Literflaschen oder Becher Platz. Praktisch sind vorne kleine Stützen, in denen ein Smartphone aufrecht abgestellt werden kann. Die Mittelkonsole dient als Armlehne, darunter verbirgt sich ein Staufach. Das Handschuhfach ist wörtlich zu nehmen: Nicht einmal die – zugegebenermaßen dicke – Bedienungsanleitung hat hier Platz, dafür finden sich hier die vorgeschriebenen Warnwesten.
Zwischen den Sitzen liegt die Handbremse, die noch ganz traditionell angezogen und auch wieder gelöst wird.
Flexible Platzgestaltung für Reitergepäck
Sehr flexibel ist der Laderaum: Die kleinste Variante hinter der ausgeklappten dritten Sitzreihe bietet 250 Liter, Versenkt man die „Kindersitze“, dann ergibt sich schon eine Ladekapazität von 1.120 Liter von für Ross- und Reitergepäck. Diese wächst bei umgeklappter Rückbank (40:60 teilbar) deutlich, allerdings gibt es dazu keine offiziellen Werte. Grob gemessen dürften es rund 2.000 Liter. Die Ladekante liegt recht hoch, wofür gerade Großgewachsene aber sehr dankbar sind. Am hinteren Ende sind hier unter einer Klappe die abnehmbare Anhängerkupplung und das Werkzeug untergebracht.
Interessant ist auch die Variante, die Sitzfläche(n) der zweiten Reihe nach hinten gegen die Rückenlehne hochzuklappen. So können zum Beispiel Einkaufstaschen auf einer relativ großen Stellfläche aufrecht hinter dem Fahrersitz untergebracht werden.
Der Kofferraum hat eine Filzteppichverkleidung, die auf der einen Seite elegant und schallisolierend wirkt, andererseits ist dies aber gerade für den Transport von üblichem Pferdebedarf wie Futtersäcken oder mitfahrenden langhaarigen Hunden nicht sehr reinigungsfreundlich.
Praktisch und übersichtlich
Der Diesel-Motor startet kraftvoll, allerdings noch mit Schlüssel, was heutzutage ja schon fast die Ausnahme ist. Die Instrumente – weiße Zahlen, rote Zeiger auf schwarzem Grund – sind übersichtlich und ohne besonderen Schnickschnack. Aufgrund von Reflexionen eher schlecht lesbar ist die Digitaluhr in der Mitte des Armaturenbrettes.
Am Lenkrad befinden sich die Steuerungen für die Audio- und Telefonanlage, deren Bluetooth-Kopplung und Audiostreaming vom IPhone einwandfrei funktionierte. Allerdings mussten die Geräte nach zwei oder drei Fahrten oft neu verbunden werden, was ein bisschen lästig war. Der Tempomat lässt sich mit einem Hebel selbsterklärend an der rechten Lenkradseite bedienen. In der Mittelkonsole finden sich in nobler Metall- und Carbon-Optik diverse Schalter für Heck- und Frontscheibenheizung, Parkpieper, Klimaautomatik und die Radio-CD-Kombination. Ein Navigationssystem hatte der Testwagen nicht, es ist aber optional erhältlich. Ein mobiles Navi lässt sich aber ganz einfach in einer der drei 12V-Steckbuchsen anschließen. Eine davon befindet sich praktischerweise in der Mitte des Armaturenbrettes gleich unterhalb des Fensters.
Gemütliche Fahrt
Zwar kommt der Rexton dank dem ordentlichen Drehmoment von 190 Nm bei 1.000 Umdrehungen/Minute beim Anfahren gut von Fleck, bei Beschleunigungen in höheren Geschwindigkeiten scheint für den mit rund zwei Tonnen Leergewicht relativ schweren Wagen die Motorisierung mit 155 PS des 2-Liter Mercedes-Lizenzmotors zumindest in Verbindung mit Automatikgetriebe ein wenig knapp bemessen, trotz der 360 Nm zwischen 1.500 und 2.800 Umdrehungen.
Auf der anderen Seite garantiert die weich und fast unbemerkt schaltende 5-Gang-Automatik (ebenfalls aus dem Hause Mercedes und mit zwei Einstellungen für Sommer- und Winterbetrieb) natürlich eine bequeme Fahrt, zumindest in den üblichen Reisegeschwindigkeiten bis 150 km/h. Laut Prospekt speichert ein fortschrittliches Steuergerät sogar die Schaltgewohnheiten des Fahrers und bestimmt die besten Schaltpunkte für den perfekten Fahrkomfort und die optimale Effizienz.
In höheren Geschwindigkeiten und auf schlechten Fahrbahnbelägen wird es etwas schwammig, auch macht hat sich ihn hohen Geschwindigkeiten – maximal 175 km/h sind „drin“ – auch die Höhe des Fahrzeuges von 1,84 m mit leichten Wankbewegungen bemerkbar.
Als ordentlich empfanden wir das Fahr- und Fernlicht, so dass man auch bei Dunkelheit jederzeit sicher unterwegs war.
Im normalen Stadt-Land-Autobahn-Betrieb verbrauchten wir mit dem Testfahrtzeug gut neun Liter auf hundert Kilometer, moderat gefahren waren es auch mit Pferdeanhänger nur geringfügig mehr.
Im kommenden Modelljahr 2016 wird es im Übrigen eine neue Motorengeneration geben, die etwas mehr Spritzigkeit verspricht: Der 2,2 Liter-Motor wird 131 kW 78 PS) mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm haben.
Sicheres Zugfahrzeug
Erfreulich unkompliziert ist das Anbringen der Anhängerkupplung, der Stromanschluss liegt gut zugänglich links neben der Kupplung.
Die komfortable Anhängelast von 2,6 Tonnen lässt Pferdebesitzer aufmerken – ist dies doch eine Größenordnung, für die andere Hersteller deutlich mehr zur Kasse bitten. Verzichtet man also auf etwas Spritzigkeit, ist der Rexton als Zugfahrzeug für Pferdeanhänger durchaus eine gute Wahl. Aufgrund des relativ hohen Leergewichtes fühlt man sich mit den Pferden im Schlepp zudem nicht nur sicher, das Fahrzeug darf zumindest bei 2-Tonnen-Pferdeanhängern auch problemlos die 100-km/h-Zulassung ausnutzen.
So rollt man mit stabilem Gespann genüsslich seinem Ziel entgegen. Wer dieses Tempo allerdings auf längeren Strecken ausreizt, sollte sich auch einen Mehrverbrauch von ein bis zwei Litern pro hundert Kilometer einstellen.
Situationsabhängig kann der Fahrer zwischen Hinterradantrieb und Vierradantrieb wählen, letzter ist vor allem bei regennassen Straßen oder im Winter bei Eis und Schneematsch zu empfehlen. Auch eine elektrisch zuschaltbare Geländeuntersetzung steht zur Verfügung, die dem (Turnier)Reiter vor allem im Zugbetrieb mit Pferdeanhänger auf schlechten Bodenverhältnissen – wir kennen die vor allem bei Regenwetter tiefgründigen Parkplätze auf sonst als Weiden genutzten Flächen ja nur zu gut – zusammen mit den 25 Zentimetern Bodenfreiheit die Sicherheit gibt, auch dickeren Matsch sicher zu durchpflügen. Für steilere Bergabfahrten gibt es eine Bergabfahrhilfe.
Fazit
Für Reiter und Reiterinnen, die ihre größeren Vierbeiner in einem schweren Anhänger mit 2,4 oder 2,6 Tonnen Gesamtgewicht transportieren, ist der SsangYong Rexton W ein geräumiges und großzügig ausgestattetes Zugfahrzeug. Er punktet mit einem fairen Preis ab rund 27.000 Euro für die Einstiegsversion und knapp 32.000 für den luxuriösen „Sapphire“, der dann aber bis zum Komforteinstieg wirklich alles bietet. Dafür muss man jedoch ein paar Abstriche in der Agilität in Kauf nehmen.
Technischen Daten
Länge (mm) | 4755 |
Breite (mm) | 1900 |
Höhe (mm) | 1840 |
Wendekreis (m) | 11,4 |
Bodenfreiheit (mm) | 250 |
Kofferraumvolumen | 248 – ca. 2.000 Liter |
Leergewicht (kg) | 2.060 – 2.128 |
Zuladung (kg) | 528 – 650 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.600 |
Stützlast | 129 kg |
Motor | 2,0 l 4-Zylinder-Reihen-Dieselmotor |
Maximale Leistung | 114 kW (155 PS) |
Maximales Drehmoment | 360 Nm bei 1.500 bis 2.800 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 13,3 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 9,9 ;außerhalb 6,7; gesamt 7,8 |
Schadstoffklasse | Euro 5 |
CO2-Emission (g/km) | 206 |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 23 (HP), 24 (TK) 20 (VK) |
Neupreis € | Ab 26.990 (Crystal), 28.990 (Quartz), 31.990 (Sapphire) |