Es war berets der zweiite Toyota Hilux, der mit Doppelkabine und in der luxuriösen Executive-Ausführung in den Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest kam. Während Hubraum und PS von 3 l auf 2,4 l bzw. 171 auf 150 PS geschrumpft sind, sind das Drehmoment auf 400 Nm und die Anhängelast von 2,5 auf 3,2 Tonnen gewachsen. Auch die Nutzlast – speziell für Selbstversorger im Pferdesport ein entscheidender Faktor – beträgt nun stolze 1.105 kg. Der Einstiegspreis des komfortablen Allradlers liegt für das Spitzenmodell in der Executive-Ausstattung bei 46.058 Euro.
Seit 1968 gibt es ihn bereits, den kultigen Toyota Hilux, der in extrem unwegsamen Regionen, sei es für die Tierexpedition in der Serengeti oder den UN Blauhelm-Einsatz in Mali ebenso zuhause ist wie beim Selbstversorger für Pferde im urbanen Münchner Umland. Letzteren bringt er dann auch nach dem Strohtransport oder dem Turnierwochenende frisch gewaschen top-elegant zum Candle Light Dinner in den Ratskeller.
Robust und elegant zugleich, multifunktional für alle Einsätze und dazu ein kleiner Schuss Trucker-Feeling: so reist es sich im laut Toyota beliebtesten Pickup der Welt, ohne und auch mit Pferdeanhänger im Schlepptau.
Das Arbeitstier: Anhängelast, Nutzlast, Geländeuntersetzung
Wer über die Anschaffung eines Pickup nachdenkt und dafür eine gewisse Einschränkungen – mit 5,33 Metern Länge ist das Parken in Städten schon eine Herausforderung – in Kauf nimmt, hat vor allem die Funktionalität im Auge: Eine große und praktisch nutzbare Ladefläche, eine hohe Anhängelast und Geländetauglichkeit, die den schweren Karren auch von der matschigen Wiese aus dem Dreck zieht. 1.035 kg Nutzlast, 3,2 Tonnen Anhänge- und 130 kg Stützlast, ein stabiler Leiterrahmen und Geländeuntersetzung, 400 Newtonmeter Drehmoment – das sollte in den meisten Fällen ausreichen.
Gefällig designtes und praktisches Interieur
Der aktuelle Hilux in der Executive-Ausführung macht durchaus was her: Unser Testwagen in leuchtendem „Inferno-Orange-Metallic“ fährt auf 18“-Leichtmetallfelgen im modernen bi-Color-Stil vor, die Front dominiert der obere, senkrecht stehende pianoschwarze Kühlergrill mit breiter hochglänzender Chromeinfassung und die weit nach hinten gezogenen waagerecht stehenden Scheinwerfer. Sie leuchten dank optionaler LED-Projektionsleuchten mit Abblendlichtautomatik kilometerweit. Vorne und am Heck assoziiert die silberfarbene Bodenabdeckung mit großem Böschungswinkel Robustheit fürs Gelände.So schick und elegant er sich auch im Interieur präsentiert, erfordert er im Handlung allerdings eher robustes Zupacken: Kleinere Personen müssen sich selbst vom Trittbrett aus am Haltegriff oder Lenkrad hochziehen, um das noble Ledergestühl zu erklimmen. Hat man den Sitz samt Lendenwirbelstütze dann elektrisch eingestellt, ist er auch für längere Reisen superbequem und an kühlen Tagen natürlich heizbar. Die gesamte Inneneinrichtung inklusive Dachhimmel mit geräumigem Brillenfach ist dunkelgrau und schwarz, das Leder zieren helle Kontrastnähte. Die Kunststoffe machen einen hochwertigen Eindruck.
Sowohl vorne als auch im Fond haben die Passagiere ausreichend Platz sowie viele praktische Ablagemöglichkeiten für Flaschen, Becher oder Reiseproviant.Eines der beiden Handschuhfächer ist hielt dank Klimatisierung die Schokolade kühl.
Die Rücksitzflächen sind im Verhältnis 3:2 nach hinten hochzuklappen und mit einer Stippe zu arretieren, wodurch sich am Boden eine breite Ladefläche für Transportgut oder auch Hunde ergibt, die dort tief und damit sicherer untergebracht sind als auf den Lederpolstern.
Für unseren Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest wären allerdings robuste Gummimatten wünschenswert, steigt man doch meistens von nicht asphaltierten Böden ein und trägt daher allerlei Schmutz ins Fahrzeug.
Intuitives Infotainment
Das Kombiinstrument mit Tachometer und Tourenzähler, beide analog mit „echten“ roten Zeigern auf weißem Grund sowie das dazwischen liegende 4,2 Zoll große Farb-Multi-Informationsdisplay liegen gut im Blick. Topmodern und intuitiv bedienbar ist das Multimediasystem mit einem 7-Zoll Touch Screen. Hier kann man alle wichtigen Informationen über den Fahrzeugstatus abrufen, per Navigation ans Ziel steuern, UKW- oder DAB-Radio empfangen und das Handy koppeln. Sehr intelligent gemacht: Während die äußeren Ränder des Displays hochglänzend sind, schimmert die mittlere, vor allem für die Navigation genutzte Fläche matt und ist daher auch bei grellem Sonnenschein perfekt lesbar.Zum Aufladen gibt es 12-V- und USB-Anschlüsse, außerdem AUX-Buchsen für Kopfhörer und eine 220-V-Steckdose.
Die Klimatisierung ist praktischerweise direkt mit gewohnten Knöpfen und Drehreglern bedienbar.
Auch wenn die Schalldämmung gegenüber dem Vorgängermodell deutlich verbessert wurde, brummelt der Motor beim Druck auf den Startknopf vernehmlich los. Schlüssel brauchen wir keinen, weil der Hilux mit einem modernen Keyless-System ausgestattet ist.
Praktisches Ankuppeln
Eine der Kernkompetenzen des unverwüstlichen Pickups ist der Arbeitseinsatz, in unserem Fall vor dem Pferdeanhänger. Zum Positionieren soll die Rückfahrkamera das exakte Heranfahren an die Anhängerkupplung erleichtern, allerdings dürfte das Bild dafür ein wenig schärfer sein.Hat man das Gefährt dann exakt platziert, gehen die Handgriffe leicht von der Hand: Dank der Pickup-typisch hoch liegenden und starren Anhängerkupplung, deren am Metallrahmen stabil installierte Steckdose ebenfalls in sympathischer Griffhöhe liegt, braucht es zum Ankuppeln keinerlei gymnastische Übungen. Rechts an der Kupplung dient eine Öse für das Einhaken des Bremsseils, wie es in manchen europäischen Ländern vorgeschrieben ist. Los kann es gehen mit dem brandneuen 2,7 Tonnen schweren Ifor Williams HBX Pferdeanhänger und zwei Pferden.
Souveränes Zugverhalten
Das Multifunktionslenkrad ist in Neigung und Längsrichtung einstellbar und vermittelt durch seine Größe und etwas schwergängigere Handhabung ebenso LKW-Feeling wie das etwas hakelige Schalten der 6-Stufen-Automatik.
Wie bei dem gut zwei Tonnen kg schweren Fahrzeug zu erwarten, macht sich der Anhänger lediglich im Rückspiegel bemerkbar, das Fahrverhalten bis zu den erlaubten 80 km/h ist hervorragend. Beim Überholen mit Kickdown schaltet der Hilux deutlich hörbar einen Gang tiefer und zieht dann souverän zum Beispiel an Traktoren vorbei. Schneller als 80 km/h dürfen wir mit dem 2,7 Tonnen schweren Pferdeanhänger nicht fahren, dafür müsste das Zugfahrzeug mindestens 2.454 kg wiegen (weitere Infos dazu hier).
So fährt sich das Gespann sehr gemütlich im Eco-Modus, der für normale Fahrten empfohlen wird, während für flottere Beschleunigungen oder Fahrten an Steigungen der Power-Modus eingeschaltet werden kann. Sollte das Gespann doch einmal ins Schlingern geraten, erkennt die elektronische Anhängerstabilisierung gefährliche Pendelbewegungen und bremst gezielt einzelne Räder ab, um das Gespann wieder auf die Spur zu bringen.
Erfreulicherweise hat Toyota seinen neuen Hilux mit nahezu allen heute verfügbaren Fahrassistenten ausgestattet, die auch das Fahren mit Anhänger sehr entspannen. Dazu gehören ein Tempomat, ein Spurverlasswarner und eine Verkehrszeichenerkennung, die farblich aufblinkt, wenn die erlaubte Geschwindigkeit überschritten wird.
Ab in den Matsch
Je nach Fahranforderung stehen im Hilux drei verschiedene Getriebeeinstellungen zur Verfügung, die mit einem Drehregler bedient werden: H2 bedeutet Frontantrieb für ganz normale Straßenbeläge und Wetterlagen, damit bleibt das Fahrzeug wirtschaftlich und leise. Besteht die Gefahr des Schlidderns, zum Beispiel bei Eis oder Schnee (was in der sommerlichen Testzeit nicht der Fall war) empfiehlt es sich, den Allradantrieb in der Einstellung H4 hinzuzuschalten. Er ist für alle Geschwindigkeiten geeignet und bietet eine stärkere Traktion als der Frontantrieb. Auf einer matschigen Wiese ergab sich die Anforderung, den zweiten Offroad-Gang mit automatischem Sperrdifferenzial zu nutzen. Dafür muss das Fahrzeug angehalten werden und im Leerlauf stehen, um in L4 schalten zu können. Das geht fix und der Hilux kommt dank seiner 400 Newtonmeter Drehmoment samt Anhänger problemlos durch die Matschkuhlen. Vor dem Zurückschalten geht das ganze umgekehrt.
Platz für 40 Futtersäcke
Die Pickup-typische Ladefläche, im Testwagen offen und mit robusten Bodenrippen ausgelegt, gehört mit 1,64 Metern zu den breitesten der Klasse, mit 1.105 kg Nutzlast können rund 40 25-Kilosäcke Futter transportiert werden. Da werden schon ein paar Pferde erstmal satt.
Allerdings ist die Ladeklappe am Heck eher für starke Männer ausgelegt: Da sie leider keine Hebehilfen hat, muss man sie beim Öffnen am besten mit der Schulter abbremsen, damit das schwere Teil nicht nach unten kracht und beim Schließen entsprechend umgekehrt nach oben drücken. Die Heckklappe ist abschließbar, was freilich nur mit optionalem Hardtop Sinn macht.
Fahren ohne Anhänger
Bei allem Komfort: der Hilux ist ein Arbeitstier, dessen Schwerpunkte auf Lastentransport und höchster Geländegängigkeit liegen. Dennoch beweist er auch auf langen Strecken, in unserem Fall von München nach Hamburg, eine geräusch- und vibrationsarme hohe Fahrkultur, die einen mit einer Reisegeschwindigkeit von 140 bis 150 km/h auch nach 850 Kilometern Autobahn entspannt ankommen lässt. Bei mehr als 160 km/h wird es dann etwas lauter. Die Beschleunigung von 12,8 Sekunden von 0 auf 100 und die die 170 km/h Spitzentempo sind für einen Pickup ordentliche Werte – und – ganz ehrlich – wo kann man auf Deutschlands oder Straßen schon viel schneller fahren…
Für häufige Fahrten in enge Innenstädte oder Parkhäuser ist der Hilux nicht gemacht. So ist beim Parken in engen Lücken besondere Vorsicht angesagt: Die Rückfahrkamera erfasst die oberen Ecken des Ladekastens nicht vollends und Parkassistenten in Form der bekannten Piepser waren im Testmodell auch nicht vorhanden.
Sparsamer Verbrauch
Die extrem schnell reagierende Start-Stopp-Funktion lässt den Motor an Ampeln oder im Stau nach nur 0,2 Sekunden wieder anspringen und sorgt so für ein spritsparendes Fahren. Der Verbrauch variiert – wie sollte es auch anders sein – sehr stark mit der Fahrweise: Moderat auf der Autobahn vom München nach Hamburg waren es 7,8 Liter Diesel – 0,6 mehr als in den technischen Daten angegeben. Im Drittelmix und etwas flotter gefahren, stieg der Verbrauch auf 9,4 Liter und auf 366 Kilometern mit Anhänger flossen 11,5 Liter Diesel durch die Leitungen.
Mit dem großen Tank von 80 Litern kommt man aber in jedem Fall weit voran.
Fazit
Pferdesportler, die ein geländegängiges Fahrzeug mit gut einer Tonne Nutzlast und eine hohe Anhängelast von 3,2 Tonnen benötigen, um damit nicht nur praktisch, sondern auch mit einem gewissen Schick zum Turnier, in den Reiturlaub oder zum Paletten-weisen Futterkauf zu fahren, sind mit dem Hilux in der Executive Ausstattung bestens motorisiert. Der topausgestattete Hilux Executive bringt die 6-Stufen-Automatik und den Allradantrieb sowie eine Vielzahl luxuriösen Features serienmäßig mit. Die Serienausstattung kostet 45.321 Euro, der Testwagenpreis inklusive aller Sonderausstattungen betrug 48.230 Euro.
Technischen Daten Toyota Hilux 2,4 l D Executive
Länge (mm) | 5.330 |
Breite (mm) | 1.855 |
Höhe (mm) | 1.82 |
Bodenfreiheit (mm) | 293 |
Ladefläche Länge/Breite/Höhe | 1.525 x 1.645 x 480 |
Wendekreis (m) | 13,4 |
Leergewicht (kg) | 2.095 |
Zul. Gesamtgewicht | 3.210 |
Zuladung (kg) | 1.105 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 3.200 |
Stützlast | 130 kg |
Motor | 2.393 ccm, 4-Zylinder Common Rail Dieselmotor |
Getriebe | 6-Stufen-Automatik |
Maximale Leistung | 110 kW (150 PS) |
Maximales Drehmoment | 400 Nm bei 1.600 bis 2.000 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 12,8 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Gesamt 7,2 |
CO2-Emission (g/km) | 189 |
Schadstoffklasse | Euro 6 |
Effizienzlabel | D |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 23 (HP), 22 (TK) 26 (VK) |
Neupreis € | Ab 45.321 Euro; Testwagenausstattung 48.230 Euro |