Jung, frech und doch kraftvoll und hochinnovativ: So präsentierte sich der VW T-Roc im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugest. Mit dem T-Roc hatte Volkswagen einen kleineren Bruder des weltweit erfolgreichen Tiguan entwickelt. Nun gibt es ihn in der zweiten Auflage und sowohl das Design als auch die Assistenzsysteme wurden deutlich aufgefrischt. Der Testwagen in der sehr guten R-Line Ausstattung bot mit seinem 2.0 Liter TDI und 110 kW (150 PS) 1,7 bis 1,9 (bei 8% Steigung) Tonnen Anhängelast und damit genug für kleinere bis mittlere Lasten. Ab 44.900 Euro (Stand 8/24) ist die Serienausstattung zu haben.
Endlich sind bei Volkswagen auch in kleineren Modellen ein Großteil von Komfort und innovativer Technik der höheren Fahrzeugklassen – hier konkret des Golf oder Tiguan – angekommen. Und so fühlen wir uns (als ehemalige Tiguan-Fahrer) fast wie zuhause in dem stylishen Crossover, der mit seinen nur 4,23 Metern Länge und 1,81 Metern Breite gerade im Stadtverkehr ausgesprochen wendig und einparkfreundlich ist.
Strahlend Lapiz Blue Metallic, markiert er einen fröhlichen Farbtupfer im grau-schwarz-weißen Einheitsbrei des Reitstallparkplatzes. Im Design-Paket „Black Style“ (845 Euro) sind Frontgrill und Radhäuser ebenso wie alles oberhalb der Gürtellinie in schwarz gehalten. Auffallend bei Nacht: Die beleuchtete Kühlergrill-Leiste sowie die Heckleuchten mit neuer grafischer Struktur und dem T-Roc Schriftzug unter dem VW-Logo. Unser Testwagen fährt im Dezember saisonbedingt auf 17-Zoll-Winterrädern, im Sommer werden 19-Zöller aufgezogen.
Top-schickes Interieur
Wer nun glaubt, der T-Roc sei auch in der Interieur-Ausstattung eher kompakt gehalten, wird beim Einsteigen eines Besseren belehrt: Nach dem Kelyless Entry findet man sich auf einem manuell einstellbaren, aber höchst bequemen „ergo Active Sitz“ (485 Euro) wieder, der sogar eine Massagefunktion bietet. Jedenfalls auf der Fahrerseite. Aber auch Beifahrer sitzen bequem und haben ausreichend Platz. Für Hinterbänkler mit Stockmaß über 1,80 m geht es etwas knapper zu, was aber auf Kurzreisen durchaus erträglich ist.
Als sehr angenehm empfanden wir im kühlen Dezember die Sitzheizung und das angenehm griffige Leder-Sportlenkrad mit Lenkradheizung. Handschuhe ade…
Mit den unterschäumten Oberflächen und markanten Designnähten setzt die neue Instrumententafel moderne und hochwertige Akzente im Innenraum. Das Infotainment-Display ist wie heute zunehmend üblich im modernen Stil eines Tablets auf der Instrumententafel positioniert. Auf dem jetzt serienmäßig digitalen Kombiinstrument sind alle erdenklichen Informationen abrufbar. Als optionales „Digital Cockpit Pro“ (400 Euro) ist es stolze 10,25 Zoll groß.
Der Tribut an die Moderne: Nahezu alles ist nur noch per Touch steuerbar, was zum Beispiel für die Klimaregelung ein wenig Übung erfordert, um die Gradzahl exakt einzustellen, ähnlich is es bei der Lautstärkeregelung. Da waren Drehräder doch deutlich präziser. Auch die Direktanwahl von Radio, Navi und Telefon hat uns gefehlt, im aktuellen System sind diese nur über das Menü des Infotainment-Displays anzusteuern.
Gut versorgt ist der T-Roc mit Ablagen und Staufächern in den Türfächern und in der Mittelkonsole, wo sich auf ein Fach zum induktiven Aufladen von dafür geeigneten Smartphones befindet. Alternativ gibt es moderne USB-C-Buchsen.
Der Laderaum: Kompakt und praktisch bedienbar
Sehr praktisch: Die elektrisch zu öffnende Heckklappe mit „easy open Funktion“. Neben dem üblichen Knopfdruck auf den Schlüssel lässt sich der Kofferraum auch per Fußgeste öffnen. Bei aufgestellten Rücksitzen fasst der Gepäckraum knapp 400 Liter, klappt man alles per Knopfdruck vom Heck aus um, werden daraus 1.237 Liter und die volle Länge des Gepäckraums erlaubt auch zum Beispiel mobile Paddockstangen fürs Turnier einzupacken.
Im doppelten Boden ist der Subwoofer des Soundsystems untergebracht, alternativ fände dort auch ein Reserverad Platz. Drumherum gibt es aber noch Stauraum für Kleinigkeiten, die man nicht täglich braucht.
Zwei Verbesserungsvorschläge aus Reiter- und Hundehaltersicht: Anstatt des festen Sichtschutzes, den man zwar herausnehmen kann, aber dann irgendwo verstauen muss, wäre eine aufrollbare Plane deutlich praktischer. Und glatte Kunststoffseitenwände im Gepäckraum anstatt der üblichen Textilauskleidung ließen sich deutlich besser reinigen – schließlich ist die Zielgruppe ja die junge SUV-Fangemeinde, mit Betonung auf „S“ für Sport. Und das muss ja nicht immer das Pferd sein, auch Berg- oder Trekking-Schuhe bringen Schmutz in den Gepäckraum, der dann mühselig aus dem Nadelfilz gebürstet werden muss.
Enttäuschend: Manuell abnehmbare Anhängerkupplung
Man ist ja mittlerweile verwöhnt mit allerlei Luxus in den modernen Fahrzeugen. Und so macht sich ein wenig Enttäuschung breit, als wir den in den Volkswagen-Modellen überwiegend üblichen Knopf für die so praktische teilelektrische Anhängerkupplung nicht vorfinden. Hat der Testwagen am Ende gar keine mit an Bord? Doch, etwas versteckt ganz rechts hinten im doppelten Boden des Laderaumes, liegt noch originalverpackt der manuell einsetzbare „Haken“ samt Gebrauchsanweisung. Wer immer so ein Modell erwirbt, dem sei empfohlen, sich vom Händler genau zeigen zu lassen, wie es eingesetzt wird. Ein paarmal geübt, sollte es leicht von der Hand gehen. Dabei ist es hilfreich, wenn selbige groß und kräftig ist. Empfehlenswert ist bei Schlechtwetter auch eine Unterlage für die Knie. Die Steckdose für die Anhängerelektrik liegt recht gut erreichbar links neben dem Haken.
Eine automatisch auslösbare Anhängerkupplung gibt es laut Hersteller auch gegen Aufpreis leider nicht. Auch der bei ungeübten Anhängerfahrern beliebte Trailer-Assist zur Erleichterung des Rückwärtsrangierens ist im T-Roc nicht verfügbar.
Ran an den Pferdeanhänger
Der Rest ist easy: Das Bild der Rückfahrkamera mit praktischen Abstandslinien lässt uns punktgenau an den Ifor Williams Pferdeanhänger heranrangieren. Der Stecker ist schnell montiert, das Bremsseil über die Kupplung gelegt. Eine sog. Hollandöse, wie sie in einigen Ländern zur Arretierung des Abreißseiles Vorschrift ist, gibt es nicht.
Und los…
Den Pferdeanhänger sicher am Haken, die Vierbeiner und Bord, kann es losgehen zur ersten Testfahrt. Die 150-PS-Motorisierung mit 360 Newtonmetern Drehmoment reicht aus, auch mit vollem Anhänger – maximal 1,9 Tonnen dürfen bis zu einer Steigung von 8 Prozent an den Haken – anzugstark von der Stelle zu kommen. Das 7-Gang-DSG-Getriebe schaltet flüssig und in Rollphasen auf den höchstmöglichen Gang. Dank Allradantrieb wird die Kraft je nach Fahrsituation auf alle vier Räder verteilt.
Der Testwagen war mit einer adaptiven Fahrwerksregelung (optional 1.045 Euro) ausgestattet, die während der Fahrt die Dämpfung des Fahrwerks an den aktuellen Untergrund und die Fahrsituation anpasst. Mit dem „Mode“-Schalter lassen sich verschiedene Fahrprofile wählen, so zum Beispiel „Eco“ für ökonomisches Fahren oder Comfort für komfortorientierten Fahrzeugabstimmung auf langen Fahrten.
Abgesehen von Überholmanövern, für die sich der über den Schalthebel aktivierbare Sportmodus empfiehlt, reisten wir im Gespannbetrieb gemütlich im Comfort- oder sogar Eco-Modus. Ist letzterer aktiviert, funktioniert auch die Freilauffunktion, in der das Getriebe automatisch auskuppelt und das Fahrzeug ohne Motorbremse frei rollt. Sie eignet sich zum Spritsparen auf geraden oder Strecken mit leichtem Gefälle.
Als ordentliches SUV bietet der vierradangetriebene T-Roc 4Motion auch noch Einstellungen und eine Differentialsperre für ruppiges Gelände und Schnee, der uns allerdings trotz winterlichem Dezember nur nicht unter die Räder kam.
Trotz des Leichtgewichtes von nur 1.560 kg lag das Gespann in allen Situationen satt auf der Straße, nie kam das Gefühl der Schwerfälligkeit oder gar Unsicherheit auf. In prekären Situationen, die wir allerdings nicht erlebten, soll die Gespannstabilisierung als Teil des Antischlingersystems (ESC) beim Aufschaukeln des Anhängers durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder das Gespann wieder in die Spur bringen.
Der Verbrauch ist wie bei allen Fahrzeugen im Zugbetrieb sehr stark vom Tempo abhängig: Bei Geschwindigkeiten bis 80 km/h lag er bei 9 Litern Diesel. Eine eventuelle 100 km/h-Erlaubnis des Pferdeanhängers darf aufgrund des niedrigen Fahrzeugleergewichtes von 1.560 kg nur dann genutzt werden, wenn der Anhänger ein zugelassenes Gesamtgewicht von maximal 1.716 kg (bzw. 1.872 kg mit Antischlingerkupplung) hat. Mehr dazu hier.
Ohne Anhang flott voran
Solo präsentiert sich das Kompakt-SUV als agiler und wendiger Partner, der je nach eingestelltem Fahrprofil entweder genüsslich rollt oder flott durch die Kurven fegt – vor allem in der bereits erwähnten Sporteinstellung. In 8,5 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Auf Autobahnen hat sich eine Reisegeschwindigkeit von gut 150 bis 160 km/h im Comfort-Profil bewährt.
Der Verbrauch ohne Anhänger lag im Drittel-Mix um die 6 Liter Diesel.
Entspannt und sicher mit IQ-Drive
Schon mit Pferdeanhänger genossen wir die Fahrassistenten, allen voran den Tempomat, der automatisch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zuverlässig hält. Speziell die „Stop&Go“-Funktion ist ein wahrer Segen in der LKW-Schlange. Ohne Anhang soll dies bis zur Höchstgeschwindigkeit von hier 200 km/h funktionieren inklusive assistiertem Lenken. Das haben wir allerdings nicht ausgereizt. Ist der Travel Assist per Knopfdruck am Multifunktionslenkrad aktiviert, befolgt das System gehorsam auch alle Geschwindigkeitsvorgaben nach Hinweisschildern ebenso wie an Ortseinfahrten. Auch an Kreuzungen bremst das Fahrzeug sicher ab. Dazu werden GPS- und Kartendaten sowie Signale aus der Frontkamera einbezogen.
Der „Side Assistent“ unterstützt uns beim Spurwechsel, indem es uns vor einer möglichen Kollisionsgefahr warnt, sobald der Blinker betätigt ist. Das funktioniert im zähfließenden Verkehr ebenso wie auf flotter Fahrt auf der Autobahn. Nähert sich ein anderes Fahrzeug im toten Winkel, flackert ein LED-Signal im Außenspiegel. Ignoriert am dies, lenkt der „Lane Assist“ gegen, um eine Kollision zu vermeiden.
Bei Dunkelheit nicht nur angenehm, sondern auch ein Sicherheitsfaktor sind die phänomenal weit leuchtenden LED-Matrix-Scheinwerfer. Hier müssen wir uns um das Auf- und Abblenden der Fernlichtfunktion keine Gedanken mehr machen: Das System schaltet automatisch einzelne LED-Segmente so gezielt an- bzw. ab, dass entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge nicht geblendet werden.
Fazit
Der aktuelle VW T-Roc R-Line ist ein auffallend stylishes und praktisches Kompakt-SUV. Mit 1,7 bis 1,9 Tonnen Anhängelast eignet es sich für leichte bis mittlere Pferdeanhänger. Die bringt es mit seinem anzugstarken 150-PS-TDI und 360 Nm Drehmoment bequem und sicher zum Ziel, dank Allradantrieb auch über matschige Wiesen oder Waldwege. Die flexibel gestaltbare Laderaumkapazität reicht für mittleres Gepäck.
In der Serienausstattung kostet der T-Roc R-Line 44.900 Euro (stand 8/24) , die Testversion mit zahlreichem Zubehör liegt bei 55.550 Euro.
Hier finden Sie alle Testberichte über Volkswagen-Modelle
Technische Daten VW T-Roc 2.0 TDI
Länge (mm) | 4.236 |
Breite (mm) | 1.819 |
Breite mit Außenspiegeln (mm) | 2.012 |
Höhe (mm) | 1.584 |
Bodenfreiheit (mm) | 158 |
Wendekreis (m) | 11,1 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 392 - 1.237 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2.070 |
Leergewicht (kg) | 1.560 |
Zuladung | 510 |
Anhängelast (kg) | 1.700 (12%), 1.900 (8%) |
Stützlast (kg) | 80 |
Motor | 4 Zylinder 2.0 TDI SCR 4Motion |
Maximale Leistung (kW/PS) | 110/150 |
Hubraum (ccm) | 1968 |
Drehmoment (Nm) | 360 |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,5 |
Getriebe | 7-Gang DSG |
Höchstgeschwindigkeit km/h | 200 |
Verbrauch kombiniert WLTP | 5,5 l/100 km |
CO2-Wert kombiniert WLTP | 144 g/km |
Schadstoffklasse | Euro 6d-ISC-FCM (WLTP) 36AP-AR |
CO2-Effizienzklasse | A |
Typklassen HP/TK/VK | 13/22/19 |
Preis der Serienausstattung (Stand 2/23) | 44.900 Euro |
Preis des Testwagens (Stand 2/23) | 55.550 Euro |