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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest VW Tiguan Highline 4MOTION: Flotte Optik, leichtfüßig und sparsam

Von Doris Jessen, geschrieben am 28. August 2016

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VW-Tiguan-WEB-45-von-51Bisher eher ein etwas höher gelegter VW Golf, haben die Wolfsburger ihm nun mit dem Modellwechsel zum „neuen“ Tiguan vom Bug bis zum Heck ein deutlich frischeres und sportlicheres Outfit verpasst. Mit-Pferden-reisen.de hatte das Modell BlueMotion Technology 2,0 l TDI mit 150 PS und 7-Gang-Automatik in der Top-Ausstattung „Highline“ im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest. Beim Fahren – solo oder mit Anhang – fühlte er sich leicht und wendig an, ohne den nötigen Antritt zu vermissen. Mit – modellabhängig – von 2,2 bis 2,5 Tonnen Anhängelast darf der Allradler als Spitzenreiter seiner Klasse ordentlich ziehen und bleibt doch im Verbrauch auf dem Boden: Selbst flott gefahren waren es im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest nur gut 6 Liter Diesel. Der EInstiegspreis beträgft 38.450 Euro, die Testwagenausstattung „Highline“ plus allerlei Extras kostet 51.995 Euro.

Mittlerweile ist ihre „Abstammung“ auf den ersten Blick aufs Exterieur offensichtlich: Alle aktuellen Modelle des Wolfsburger Konzerns – und so auch der neue Tiguan – fallen durch die dynamische Frontgestaltung mit den nach hinten verlaufenden schräg gewinkelten Scheinwerfern aus geschliffenem Glas auf. Bei den Vertretern der Marke VW kommt noch der Kühlergrill mit den quer verlaufenden Chromleisten hinzu, in deren Mitte prominent das Markenzeichen prangt. Auch die Designelemente der Kanten und Falze an Kühlerhaube, Seitenlinien bis zum Heck zeichnen die aktuelle und erfrischend schicke Formensprache aus.

Der SUV-Look wird durch den robusten Unterbodenfahrschutz vorne und am Heck ebenso unterstrichen wie durch die mit einer Chromleiste verzierte rundumlaufende Kunststoff-Beplankung an den Seitentüren und den Radkästen. Auch das Seitenbild und die Höhe von 1,67 Metern lassen sofort auf die Gattung eines kompakten und wendigen SUV schließen.

Alles am richtigen Fleck

Aber das schicke Exterieur ist – wie wir Reiter nur allzu genau wissen – nicht alles. Und seinem Einsatz für die sportbewusste Zielgruppe entsprechend haben sich die Konstrukteure und Innenarchitekten des neuen Tiguan auch Gedanken um die Praktikabilität gemacht, die man als wirklich ausgereift bezeichnen kann: Abgesehen von den hocheleganten und bequemen, aber für den Reiter mit Hund oder Familien mit kleineren Kindern wohl nur bedingt empfehlenswerten weiß-grauen Alcantara-Sitzen, ist der Innenraum perfekt ausgestattet: Ablagen im Armaturenbrett zum Beispiel für eine Parkscheibe, in den Türen, vor und hinter dem Schalthebel, unter der Mittelarmlehne, Schubladen unter den Sitzen, geräumiges Handschuhfach und Platz für die Brille unterhalb des Spiegels. Ausreichend viele Flaschen- und Becherhalter, die Fonds-Passagiere haben wie im Flugzeug an den Rückseiten der Vordersitze ausklappbare Tischchen. Auch die hinteren Sitzplätze können geheizt und individuell klimatisiert werden.

Start-Stopp-Automatik und individualisierbares Info-Display

Eintritt gewährt der Tiguan mit dem sog. Keyless Entry System, d.h. per Funk mit dem Schlüssel in der Tasche und nur per Handgriff auf der Klinke. Das ist praktisch, aber aktuell umstritten, weil sich die Funksignale von Bösewichten während des Öffnungsvorgangs auslesen lassen und diesen dann auch Zutritt zu dem Wagen ermöglichen. Wer es aber einmal gewöhnt ist, möchte diesen Komfort nicht mehr missen.

VW-Tiguan_DisplayWie schon oft in den letzten Testberichten beschrieben, bietet auch der VW Tiguan vielfältige Fahrerassistenzsysteme, unter denen der Tempomat mit Abstandsregelung und Spurhalteassistent besonders lange Strecken oder Kolonnenfahrten spürbar entspannt. Einmal auf die Wunschgeschwindigkeit eingestellt, wird diese mit einem in der Länge einstellbaren Abstand zum Vordermann beibehalten. Wird dieser langsamer, bremst der Tiguan brav herunter, an der Ampel auch bis zum sicheren Stand. Wird es vorne wieder schneller, beschleunigt er sanft, so dass der Fahrer im Grund nur noch lenken muss. Aber der schlaue Automat kann noch mehr: Sobald die automatische Distanzregelung ein langsameres Fahrzeug auf der linken Fahrspur erkennt, wird die Geschwindigkeit verringert, um ein unzulässiges überholen auf der rechten Fahrspur zu verhindern.

Um Auffahrunfälle im Geschwindigkeitsbereich es von vier bis 30 km/h zu verhindern, kann die City Notbremsfunktion auch ohne vorhergehende Warnung das Fahrzeug automatisch abbremsen.

Sehr praktisch ist auch die Verkehrszeichenerkennung, so dass man auch zum Beispiel in Baustellen jederzeit informiert ist, ob man nun 60 oder 80 km/h fahren darf. Bei Dunkelheit unterstützt der Fernlichtassistent, indem er automatisch auf- und wieder abblendet, sobald sich ein anderes Fahrzeug nähert oder ein Ortsschild ins Sichtfeld kommt.

Vergleichsweise angenehm ist die Fahrt  zur Tankstelle: Für 865 Kilometer im gemischten Betrieb, der auch flotte Autobahnfahrten inklusive teilweise genutztem Sportmodus enthielt, benötigte er gerade einmal 52,43 Liter Diesel, was eine Durchschnittsverbrauch von genau sechs Liter auf hundert Kilometer ergibt. Das ist für ein flottes SUV mit immerhin 1,64 Höhe ein sehr guter Wert.

Hochkomfortables Ankuppeln, souveränes Zugverhalten

Für ein Kompakt-SUV mit nur 150 PS bietet der Test-Tiguan eine stattliche Anhängelast von 2,5 Tonnen (12 % Steigung). Das reicht auch für die zunehmend üblichen Zweipferdeanhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,4 Tonnen, „gefüllt“ mit zwei großen Pferden satt aus.

Die Installation der Anhängerkupplung funktioniert halbautomatisch: Sie fällt auf Knopfdruck aus ihrer Halterung und muss dann mit der Hand nur mit einem leichten Druck arretiert werden. Die Steckdose befindet sich links am Kupplungskörper und ist damit leicht zugänglich, stabil und wackelt nicht beim Eindrehen des Elektrosteckers. Ebenso genial, natürlich, ist die Rückfahrkamera mit zwei neben einander liegenden gestochen scharfen Bildern. Das eine zeigt das Auto samt Deichsel des Anhängers aus der Vogelperspektive, das andere rechts daneben den Kugelkopf mit Abstandslinien zur Anhängerzugmaul. So positioniert man den Zugwagen korrekt, steigt aus, kurbelt den Anhänger herunter und – klack – sitzt alles an seinem Platz.

Auch Fahrten mit voll beladenem Zweipferdeanhänger meistert der Tiguan souverän. Das Gespann lag immer satt auf der Straße, egal ob auf Landstraßen oder auf der Autobahn. 100 km/h schnell dürfen wir nicht fahren, weil dafür nach der gängigen Formel „Leergewicht des Zugfahrzeuges x 1,1 = zul. Gesamtgewicht des Anhängers“  das Leergewicht von 1.673 kg nur knapp für einen 1,8-Tonnen-Anhänger nicht ausreicht. Der Kraftstoffverbrauch blieb mit 9,6 Liter/100 Kilometer für den Anhängerbetrieb sehr im Rahmen.

Das Testwagenmodell enthielt auch einen Mode-Schalter für Straßenbetrieb, Schnee, Offroad und Offroad individuell. Verlässt man also die Straße, um auf die vor allem bei Schlechtwetter bekannt rutschigen oder sogar in Einfahrten verschlammten Turnierparkplätze zu fahren, spurt der Tiguan sicher durch.

Der Trailer-Assistent: Mut zur Lücke!

Bei luxuriöseren Modellen setzt er sich langsam durch: Der Trailer-Assistent. Wir haben ihn schon im VW Passat kennen gelernt und hatten daher keine Scheu mehr, den Helfer mit dem Rückwärts-Einparken zu beauftragen: Sobald das System via Bordcomputer aktiviert ist, zeigt das Display den Anhänger in der aktuellen Position. Mit dem Drehknopf des Außenspiegels lässt sich die Zielrichtung einstellen und während der Rückwärtsfahrt durch kleine Drehbewegungen korrigieren. Der Fahrer muss also nicht mehr darüber nachdenken, in welche Richtung er das Lenkrad einschlagen muss, um den Anhänger nach links oder rechts zu bewegen. Eine super Sache, die so manche bange Frage an den Turnierkollegen „Kannst du mir bitte den Anhänger einparken?“ überflüssig macht.

Flexibel einstellbarer Laderaum

Sattsam bekannt: Wer mit Pferden unterwegs ist, schleppt jede Menge Gepäck mit sich. Vor allem dann, wenn der Pferdeanhänger keine Sattelkammer haben sollte. Im „Normalzustand“ mit aufgestellten Rückenlehnen bietet der Tiguan ganz ordentliche 615 Liter Gepäckvolumen. Die Lehnen der Rücksitze sind verstellbar und die Rückbank im Ganzen in der Länge verschiebbar, um den Kofferraum flexibel gestalten zu können. Mit ungelegten Rückbänken wächst das Volumen auf 1.655 Liter. Praktisch: Die Rücklehnen lassen sich mit einem Hebel vom Kofferraum aus umklappen und bilden dann mit dem Kofferraumboden eine fast ebene Fläche. Zudem kann man im doppelten Boden noch einiges an Equipment unterbringen, auf das man nicht permanenten Zugriff benötigt. Die Heckklappe öffnet sich elektrisch entweder per Knopfdruck von innen oder auf die Fernbedienung des Schlüssels. Der Öffnungswinkel kann auf eine bestimmte Höhe eingestellt werden, was zum Beispiel zum Parken in einer Garage sinnvoll ist, um ein Anschlagen am Garagentor zu verhindern.

Nicht besonders praktisch ist der quasi fest installierte Sichtschutz, der nicht als Plane eingerollt werden kann, sondern nur als Platte heraus genommen werden muss. Fährt also regelmäßig hinten ein Hund mit, muss der Sichtschutz zuhause bleiben.

Fazit

Die zweite Generation des VW Tiguan ist ein rundum schickes, praktisches und für den Pferdesportler zugkräftiges SUV, das durch sein angenehmes Fahrverhalten und die vielen verfügbaren Assistenzsysteme ohne und mit Anhang entspannte Fahrten garantiert. Sehr lobenswert ist der mit sechs (solo) bzw. 9,6 Litern (mit Pferdeanhänger) vergleichsweise geringe Kraftstoffverbrauch. Das Modell Highline 4MOTION mit 2,0 l TDI SCR, 150 PS und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kostet in der Serienausstattung 38.450 Euro. Möchte man allerdings die im Testfahrzeug beschriebenen umfangreichen Extras genießen, stehen getreu der Philosophie deutscher Premiumhersteller am Ende der Liste 51.995 Euro.

Technischen Daten

Länge (mm) 4.486
Breite (mm) 1.839
Höhe (mm) 1.672
Bodenfreiheit (mm) 200
Kofferraumvolumen (Liter) 615 – 1.655
Wendekreis (m) 11,5
Leergewicht (kg) 1.723
Zul. Gesamtgewicht 2.320
Zuladung (kg) 647
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 2.500
Stützlast 125 kg
Motor 1,96 4-Zylinder Dieselmotor TDI SCR
Maximale Leistung 110 kW (150 PS)
Maximales Drehmoment 340 Nm bei 1.750 bis 3.000 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 9,3 sec
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt: 6,7; außerhalb 5,1; gesamt 5,7
CO2-Emission (g/km) 149
Schadstoffklasse Euro 6
Effizienzlabel B
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko 17 (HP), 22 (TK) 19 (VK)
Neupreis € Ab 38.450 Euro; Testwagenausstattung 51.995 Euro

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