Über den neuen Touareg haben wir an dieser Stelle schon bei der Markteinführung und im Offroad-Einsatz berichtet. Nun bewährte sich das Fahrzeug als Pferdeanhänger-Zugfahrzeug in der Atmosphere-Ausstattung bei Mit-Pferden-reisen.de auch im Pferdesport-Einsatz hervorragend.
Der 3-Liter-V6-Turbodiesel mit 285 PS erlaubt bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast, der Allradantrieb mit 600 Nm Drehmoment und vielfältigen Offroad-Programmen bringt ihn überall voran und der Innenraum bietet viel Platz für Personen und Gepäck. Ein ideales und dabei hochnobles Zugfahrzeug für schwere Lasten.
Der neue Touareg präsentiert sich als exklusiver Allrounder – progressiv und elegant zugleich. Die Frontpartie, die sich ansatzweise bereits im „kleinen Bruder“ Tiguan findet, wird von einem massiven Chrom-Grill dominiert, der nahtlos in die LED-Scheinwerfer – oder das Lichtsystem, wie das heute genannt wird – übergeht.
Seitlich stilprägend sind die gegenläufigen Fensterlinien, die wie eine große Fläche wirken. Das elegante Heck geht keineswegs zu Lasten der Funktion – im Gegenteil: Die Heckklappe verläuft fast über die gesamte Breite und erlaubt damit ein bequemes Beladen. Aber dazu später.
Atmosphäre genießen
Die großen Türen öffnen sich ohne Schlüssel und fallen anschließend ohne Kraftaufwand leise schmatzend ins Schloss. Soft Close nennt sich das und ist der elektrischen „Zuziehhilfe“ zu verdanken.VW hat für unseren Test den Touareg in der Atmosphere-Ausstattung ins Rennen geschickt, in der warme Naturtöne und Holz vorherrschen: Die Dekorleisten der Instrumententafel und Türverkleidungen sind in offenporiger Esche gehalten.
Die beigen Ledersitze – elektrisch verstellbar, warm und kühl klimatisierbar und mit wohltuenden Massagefunktionen ausgestattet – tragen tabakbraune Seitenwangen mit hellen Kontrastnähten. Sie bieten auch sehr großen Personen bequem Platz. Vier Sitzpositionen können programmiert werden, danach gleitet der Sitz zum Aussteigen zurück und nach dem Starten wieder an seinen gespeicherten Platz. Dadurch kollidieren vor allem kleinere Personen mit relativ weit vorne eingestelltem Sitz nicht mit dem Lenkrad. Auch die verschiebbare Rückbank bietet ausreichend Platz. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen…
Ist es wirklich ein Diesel?
Den Startknopf gedrückt, erwacht das System kaum hörbar leise zum Leben. Der verwirrte Blick in den Fahrzeugschein beweist: Ja, es ist tatsächlich ein Diesel. Allerdings haben die Konstrukteure bei der Geräuschdämmung ganze Arbeit geleistet, wie sich auch beim Fahren in Hochgeschwindigkeit herausstellen wird.
Fast wir im Flugzeug
Vor mir flammt das voll digitalisierte „Innovision Cockpit“ auf, im Fahrerblick ein ganz nach Geschmack konfigurierbares 12-Zoll-Informationsdisplay, rechts daneben der 15-Zoll-TFT-Infotainment-Monitor. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist bei dieser Schaltzentrale der neuen Zeit der völlige Verzicht auf klassische Tasten und Regler, nach einiger Zeit findet man sich aber im Touchscreen intuitiv zurecht, um die Vielzahl von Informationen und Fahrzeugeinstellungen zu beherrschen. Wenigstens die Lautstärke ist noch mit einem silbernen Drehrädchen schnell einstellbar.
Über die Personalisierung können individuelle Fahrzeugeinstellungen, zum Beispiel die Klimaanlage, das Kombiinstrument oder Licht für bis zu vier Benutzer gespeichert wird, deren Identifikation über den jeweiligen Fahrzeugschlüssel beim Entriegeln des Fahrzeugs erfolgt.
Alles in Griffweite
Extrem breit ist die Mittelkonsole und bietet daher in Ablagefächern, u.a. auch für das Induktionsladen von Smartphones, und in Getränkehaltern auch für große Flaschen Platz. Dasselbe gilt für die Türfächer. Sehr praktisch ist das kleine Fach links neben dem Lenkrad, in dem kleinere Dinge wie Schlüssel u.ä. Platz finden. Alles Wichtige für lange Fahrten – vom Sprudel bis zum Schokoladeriegel – ist mit einem Griff erreichbar. Unterhalb der Mittelarmlehne finden wir alle wichtigen Anschlussbuchsen für Smartphone & Co. Leider ist die Lehne nicht in der Höhe verstellbar. Auch fehlt ein Brillenfach im Dachhimmel.
Blendfreie Fahrt
Für eine sichere und blendfreie Fahrt finden wir sowohl auf der Fahrer- als auch Beifahrerseite je zwei Sonnenblenden, eine vor vorne, die andere für das Seitenfenster. Die hinteren Fenster sind wärmeschutzverglast und getönt, zusätzlich gibt es Sonnenschutzrollos, die an den hinteren Türscheiben herausgezogen werden können. Sehr angenehm an heißen Tagen für die hinteren Passagiere.
Saubere Sache
Schon vor der eigentlichen Pferdeanhängerfahrt erleichtern mir moderne Komforteinrichtungen das Leben: Dank der vollelektrischen Anhängerkupplung bleiben meine Finger sauber, auch gibt es für das Einhaken des Notbremsseils eine ausreichend großen Öse, die in einigen europäischen Ländern Vorschrift ist (mehr dazu hier).
Das scharfe Bild der Rückfahrkamera im Blick, docke ich ohne Hilfestellung Millimeter-genau an den Anhänger an.Sobald der Anhänger elektrisch mit dem Fahrzeug verbunden ist, zeigt sich im Display das Gespannsymbol und zeigt dann auch die für Gespanne relevanten Verkehrszeichen wie zum Beispiel Überholverbote. Je nach Anhängergewicht können wir die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 80 oder 100 km/h einstellen.
Bequemes Beladen
Die modernde 4-Corner-Luftfederung mit Niveauregelung ermöglicht mit dem um vier Zentimeter abgesenkten „Beladeniveau“ das einfache Einladen auch schwerer Futtersäcke oder sperriger (Western)sättel in den großen Kofferraum, der mit aufgestellten Rücksitzen 810 Liter umfasst. Mit zwei Handgriffen durch Umlegen der Rücksitze werden daraus 1.800 Liter.
Praktisch ist die ebene Ladefläche mit seitlichen Schienen, an denen Verzurrösen angebracht sind, um Ladegut vor dem Verrutschen zu sichern. Ein zweiter Stauraum unter dieser Ladefläche bietet Platz für Utensilien, die nicht im direkten Zugriff sein müssen.Und um tiefgründige, matschige Parkplätze müsste ich mir auch keine Sorgen machen, weil erstens das „Sondergeländeniveau“ sieben Zentimeter mehr Bodenfreiheit und zweitens das „Offroad-Programm“ das Durchkommen sicherte. Im Testzeitraum April ist es aber staubtrocken.
Nur der Beifahrer ist noch entspannter
Denn er kann schlafen – und diese Möglichkeit für den Fahrer bieten selbst die Assistenzsysteme des neuen Touareg noch nicht. Aber fast.
Die 8-Gang-Wandlerautomatik schaltet passend zur Fahrsituation und völlig unbemerkt. Das ist vor allem im Pferdeanhänger-Betrieb auch für die mitreisenden Vierbeiner, speziell bergauf und bergab, höchst angenehm. Aus den vier zur Verfügung stehenden Fahrprofilen Eco, Komfort, Normal, Sport und Offroad wählen wir den Komfortbetrieb, weil dieser Erschütterungen am besten wegschluckt.
Der Tempomat mit Abstandsregelung hält das Gespann mit dem Spurhalter nicht nur exakt hinter dem Vordermann, sondern bremst im Modus des „vorausschauenden Fahren“ auch bei Geschwindigkeitsbeschränkungen auf das erlaubte Tempo ab. Das ist besonders angenehm in Autobahnbaustellen, deren Schilder für die schrittweise Tempoverringerung man nur allzu leicht übersieht. Darf man dann wieder schneller fahren, gibt er wieder Gas. Strafzettel gehören damit der Vergangenheit an. Aber nicht nur das: Vor Kurven bremst er ebenso wie beim Verlassen der Autobahn selbstständig sanft ab. Auch lästige Staus werden dank automatischem Abbremsen und erneutem Anfahren vergleichsweise erträglich. Wenn die Verkehrszeichenerkennung ein Fahrverbot oder eine Einbahnstraße erkennt, erfolgt eine akustische oder optische Meldung im Display des Kombiinstruments. Die wichtigsten Fahr- und Navigationsdaten werden zudem via Headup-Display direkt vor dem Fahrer auf die Frontscheibe projiziert. Einfach herrlich entspannend, eine derart Computer-unterstützte Fahrt.Die innovative Technik unterstützt uns auch beim energiesparenden Fahren: Sie gibt „Eco-Hinweise“, wenn der Fahrer zum Beispiel vor einer Kreuzung den Fuß vom Gas nehmen soll. Während des Rollens geht der Motor in die Freilauffunktion, bei der die Bewegungsenergie des Fahrzeugs optimal genutzt wird. Dabei kuppelt der Motor selbstständig aus und läuft in Leerlaufdrehzahl weiter.
Vor dem Pferdeanhänger spielt der Touareg selbstredend mit seiner vergleichsweise leichten Last, die mit zwei Pferden nun etwas mehr als zwei Tonnen beträgt. 3,5 Tonnen dürfen maximal an den Haken. Genau genommen dürften wir mit dem für 2,7 Tonnen Gesamtgewicht zugelassenen Ifor Williams HBX keine 100 km/h schnell fahren, weil dafür ein Zugfahrzeug mit einem Leergewicht von 2.254 kg erforderlich wäre, der Touareg aber nur 1.995 kg wiegt. Wir nehmen das aber nicht so genau und wenn es einmal ans Überholen geht, ziehen die 285 Pferdchen unter der Haube sprintstark los.
Je nach Fahrweise pendelte sich der Dieselverbrauch mit Anhänger zwischen 9 und 10 Litern ein.
Total geflasht
Ein wahres Erlebnis sind die neue IQ-Light LED Matrixscheinwerfer, die sprichwörtlich leuchten, soweit das Auge reicht und dennoch den Gegenverkehr nie blenden. Dafür sorgen – man glaubt es kaum – 128 LEDs pro Scheinwerfer, die auf Basis von Frontkamera-Signalen, Navigationsdaten, Geschwindigkeit und Lenkeinschlag in Sekundenbruchteilen einzeln aktiviert werden.
Aber damit nicht genug: Eine Wärmebild-Infrarotkamera registriert die von Lebewesen ausgehende Infrarotstrahlung und stellt erkannte Personen und Tiere in einem Schwarz-Weiß-Bild je nach Risiko gelb oder rot im digitalen Cockpit dar. Parallel werden die Bremsen und der Bremsassistent vorkonditioniert, um im Ernstfall sofort die maximale Kraft bereitzustellen. Gerade auf den oft dunklen Landstraßen gibt das die Sicherheit, auf unbeleuchtete Radfahrer, Rehe oder Wildschweine reagieren zu können. Mehr als nur „nice to have“, vielmehr ein wichtiger Sicherheitsfaktor, der Leben retten kann.
Per Joystick rangieren: Der Trailer Assistent
Wir standen in einer Einbahn-Sackgasse. Sprichwörtlich. Denn ich hatte den Hinweis auf eine Baustelle und Vollsperrung der kleinen Landstraße übersehen. So was passiert und mit einem PKW wäre es auch kein Problem, einen halben Kilometer rückwärts zu fahren. Mit einem Pferdeanhängergespann dagegen schon. Keine Wendemöglichkeit weit und breit. Also ging es langsam, Meter für Meter Rückwärts, die unbeabsichtigten Schlangenlinien immer wieder auskorrigierend. Endlich eine Einfahrt, in der ich wenden konnte, Schweißtropfen auf der Stirn.
Mit dem Trailer-Parkassistenten, der in dieser Modellgeneration des VW Touareg nun zum ersten Mal angeboten wird, ist die oben geschilderte Situation quasi ein Kinderspiel. Denn das System lenkt das Gespann millimetergenau in die Richtung gewünschte Richtung.
Schluss mit den Überlegungen Anhänger nach links – Lenkrad nach rechts? Oder doch andersrum? Egal. Auch das lange Rückwärtsfahren – kein Problem.
Denn der Trailer-Assistent macht das. Das System wird über den Bordcomputer aktiviert und mit dem Einstellknopf für den Außenspiegel als Joystick gesteuert: Im Display erscheint nun der Anhänger und die Richtung, in der er aktuell steht. Erst ma geradeaus? Knopf nach hinten ziehen im Display erscheint der Anhänger in der gewünschten Richtung rückwärrts geradeaus.Und dahin fährt er dann auch, stangengerade, so lange wie nötig. Anfangs fehlte noch ein wenig Vertrauen in die Technik, und so ging es zunächst langsam Schritt für Schritt zurück, immer mit dem Fuß leicht auf der Bremse, weil das Gespann sonst beängstigend flott wurde. Über den Joystick lässt sich der Anhänger auch während der Rückwärtsfahrt leicht korrigieren und so in die richtige Richtung navigieren. Eine tolle Sache, die durchaus beeindruckte Blicke – zumindest ungeübter Fahrer – sichert.
Überhaupt ist das Rangieren und Parken trotz der beeindruckenden Größe des Touareg ein Kinderspiel: Der Testwagen war mit der optionalen Allradlenkung ausgestattet, bei der je nach Fahrsituation bis zu einer Geschwindigkeit von 37 km/h alle vier Räder gleichzeitig eingeschlagen werden und den Wendekreis von 12,9 auf 11,9 Meter verringern. Das ist vor allem auf engen Parkplätzen genial. Natürlich gibt es auch einen Parkassistenten, der den Wagen am Fahrbahnrand oder in Senkrechtlücken einfädelt – aber das ist ja mittlerweile schon fast gängige Technik…
Von der Anhängerlast befreit…
… können wir es auch einmal „krachen lassen“. Im Sportmodus sprintet der Touareg von 0 auf 100 km/h in 6,1 Sekunden und auch jenseits der 180 km/h noch ordentlich los. Dabei gibt er einem selbst bei Tempo 220 jederzeit das Gefühl, sicher unterwegs zu sein: Das SUV klebt auf der Straße und selbst die Musik aus dem großen Dynaudio Soundsystem lässt sich dank der Geräuschdämmung entspannt genießen. Auch auf Landstraßen liegt der Touareg dank der neuen elektromechanischen Wankstabilisierung stabil in der Kurve.
Der Verbrauch wird vom Hersteller für den Drittelmix mit 6,9 Litern Diesel angegeben. Das haben wir nicht ganz geschafft, was wahrscheinlich an der sportlichen Fahrweise lag zu dem der Touareg einfach verführt. Aber 8,4 Liter sind für einen 286 PS drehmomentstarken Sechszylinder auch ein guter Wert.
Fazit
Die dritte Generation des VW Touareg ist ein exklusives SUV, das sich für lange Reisen und vor allem für den Pferdeanhänger-Zugbetrieb bestens eignet. Hervorzuheben sind Platz und Power, innovative Fahrassistenten und optimale Fahreigenschaften auf der Straße und im Gelände. Wie bei Premium-Modellen dieser Kategorie üblich, hat der Luxus allerdings seinen Preis: Die Grundausstattung des Touareg 3,0 l V6 TDI SCR mit 210 kW ( 286 PS) kostet 62.625 Euro. Leistet man sich die hier beschriebenen Extras, beläuft sich der Preis auf 108.166 Euro – inklusive 20-Zoll Winterräder für 2.700 Euro. Na gut, letztere gibt es vielleicht auch preiswerter…
Technischen Daten
Länge (mm) | 4.878 – 5.008 |
Breite (mm) | 1.984 |
Höhe (mm) | 1.717 |
Bodenfreiheit (mm) | 220 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 810 – 1.800 |
Wendekreis (m) | 12,9 (Allradlenkung 11,9) |
Leergewicht (kg) | 1.995 |
Zul. Gesamtgewicht | 2.790 – 2.850 |
Zuladung (kg) | 795 – 855 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 3.500 |
Stützlast | 140 kg |
Motor | 3.0 6-Zylinder Turbo-Dieselmotor |
Maximale Leistung | 210 kW (286 PS) |
Maximales Drehmoment | 600 Nm bei 2250 bis 3.250 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 6,1 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 235 (Stahlfederung) 238 (Luftfederung) km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 7,7; außerhalb 6,1; gesamt 6,9 |
CO2-Emission (g/km) | 182 |
Schadstoffklasse | Euro 6 d temp |
Effizienzlabel | C |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 21 (HP), 27 (TK) 24 (VK) |
Neupreis € | Ab 61.625 Euro; Testwagenausstattung 108.166 Euro |
Weitere Informationen auf www.Volkswagen.de