Seit seiner Enthüllung auf der Equitana 2013 hat der Zweipferde-Anhänger Big Portax von Böckmann nichts nicht an Aktualität und Attraktivität verloren: Er war und ist in seiner Art überzeugend hinsichtlich Größe und Komfort für Pferd und Mensch. Durch seinen großen Aluminiumanteil ist er zudem robust und langlebig. Freunde großen Gepäcks dürften sich über die begehbare Sattelkammer freuen. Über jeden Zweifel erhaben: Das Fahrverhalten des WCFplus-Fahrwerkes nach Automobilstandard. Allerdings hat der Luxus auch seinen Preis: ab 21.170 Euro ist er zu haben (Stand aktualisiert 10/22).
Bereits beim ersten Kennenlernen des neuen Pferdeanhängers Big Portax – noch vor der Markteinführung im März 2013 – war zumindest vom Konzept her klar, dass sich Böckmann hier wieder einmal etwas Besonderes einfallen ließ, um das in die Jahre gekommene Modell Mega Master zu ersetzen: Weg vom glänzenden Polyester-Pferdeanhänger hin zu – aus gutem Grund immer beliebteren – langlebigem und samtig schimmerndem Aluminium. Das Ergebnis ist eine gelungene Kombination aus kantiger Robust-Optik mit einem Schuss Eleganz, der durch das Polyesterdach und den nach unten gezogenen Bug erreicht wird.
Größe in allen Dimensionen
Der äußere Eindruck von Größe des passend getauften „Big Portax“ bestätigt sich auch bei der detaillierten Inspektion der inneren Werte. Mit 1,85 Meter Innenbreite, das sind 15 bis 20 Zentimeter mehr als bei den üblichen Anhängern, finden hier die größten Warmblüter gut Platz. Auch die Innenhöhe von 2,40 Metern dürfte ausreichend sein. Aus der 1,80 Meter hohen Bordwand aus 18 mm starken Aluminiumprofilen ergibt sich eine sehr lange Einstiegsrampe, die entsprechend flach am Boden aufliegt.
Ein Pferdeanhänger dieser Dimension bringt natürlich auch etwas Gewicht auf die Waage: Leer wiegt das Fahrzeug 1.212 Kilo, bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,7 Tonnen ergibt sich eine komfortable Nutzlast von 1.488 Kilo. Da können durchaus auch große Pferde und einiges an Gepäck auf die Reise gehen.
Leicht bedienbar
Serienmäßig wird der Anhänger durch eine Plane mit Planenlift verschlossen, das Testfahrzeug hatte allerdings die viel elegantere nach oben schwingende Aluminiumdachklappe (Option 390 Euro). Kleinere Personen erreichen sie über den zweistufigen Edelstahlauftritt, der gleichzeitig als Kennzeichenhalter dient. Zusätzlich ist rechts eine Strippe befestigt, mit der die Klappe geöffnet und geschlossen werden kann, verriegelt und mit Schlüssel abgesperrt wird sie über eine handliche, verchromte Klinke. Beim Testmodell schloss allerdings an der linken Seite der Dachrand nicht ganz bündig mit der Klappe ab, so dass hier ein wenig nachgefeilt werden musste.
Die Rampe selbst, mit Gummiboden, Trittleisten und Seitenstoppern versehen, ist trotz ihrer Stabilität und Größe an einem Griff einfach zu öffnen und schließt durch die gut eingestellten Hebehilfen leichtgängig, ohne an den Rahmen zu knallen. Die Verriegelungen sind ebenfalls gut geölt. Ein eventuelles Scheppern bei der Bodenberührung auf Asphalt wird durch vier Gummipuffer verhindert.
Der Boden besteht aus einer 21 mm starken Aluminiumprofilplatte, die mit einem 8 mm dicken Gummiboden fest beklebt und an den Rändern versiegelt ist. Einen zusätzlichen Schutz bietet im Bereich der Vorderbeine eine dicke Verschleißmatte mit Hammerschlagoberfläche, der auch mit Stolleneisen beschlagene Pferde nichts anhaben können. Links und rechts sind die Innenseitenwände durch 92 cm hohe Kunststofftrittschutzwände geschützt. Auf Hüfthöhe der Pferde ist außerdem ein weiches Seitenpolster aus schwarzem Gummi angebracht. Aufgrund der Innenlänge des Pferderaumes von drei Metern von den Heckstangen bis zur Wand haben die Pferde nach vorne gut Platz und auch der Mensch kann problemlos zwischen Bruststangen und Sattelkammerwand hindurchgehen. Für jedes Pferd gibt es einen eigenen Heunetzhaken, die mitgelieferten Futtereimer können seitlich an den Wänden eingehängt und zum Reinigen leicht aus den Halterungen entnommen werden. Oberhalb der Heunetzhaken leuchten zwei Lampen den großen Innenraum bei Dunkelheit gut aus.
Sehr angenehm sind die zwei Inspektionstüren, durch die man die Pferde von beiden Anhängerseiten aus erreichen kann, vor allem dann, wenn sie mit hoher Hengsttrennwand transportiert werden. Aber auch die Tiere selbst werden es zu schätzen wissen, wenn die geöffneten Türen auf dem Turnierparkplatz Licht und Luft von beiden Seiten bieten. Während der Fahrt sorgen im Testmodell zwei Schiebefenster pro Seite in der Haube sowie eine Dachluke für ausreichend Belüftung.
Multifunktionale Sicherheit
Im Big Portax ist an den vorderen und hinteren Boxenstangen das von Böckmann entwickelte neue Multisafe-Paniksystem eingebaut. Es ist von außen zu entriegeln und löst an den Bruststangen nach unten, an den Heckstangen je nach Unfallsituation nach unten und oben aus. Die dick gepolsterten Stangen werden mit einem Handgriff in eine schneckenförmige Halterung eingedreht und sind durch ihre schräg nach unten verlaufende Anbringung sowohl in der Länge als auch in der Höhe verstellbar.
Sicher sind auch die Heckleuchten innerhalb der Heckstrebe gestaltet: Die querverlaufenden Schlitze im Blech verhindern das Durchtreten eines Hufes, bieten dem Fahrer umgekehrt aber eine gute Sicht nach hinten.
Ein wahrer Traum: Die Sattelkammer
Vom Pferderaum gibt es als Zubehör (232 Euro) eine recht praktische Durchgangstür zur großen begehbaren Sattelkammer, die mit den Maßen 1,16 x 1,85 x 2,40 Metern (das sind 2,15 qm) durchaus auch als Umkleidekabine genutzt werden kann. Im Testanhänger hatte diese ein ebenfalls optionales Schiebefenster (314 Euro). Die Außentür der Sattelkammer, vorbildlich mit Dreipunktverriegelung und griffiger abschließbarer Klinke innen und außen, ist beim Big Portax rechts und nicht wie bei den meisten anderen Anhängern links angebracht. Sie lässt sich ebenso wie die beiden Inspektionstüren durch Türfeststeller am Rahmen einhaken, so dass sie auch bei Wind offenbleibt.
Aufgrund ihrer Größe bietet sie mehr als ausreichend Platz für Sättel – im Testmodell fanden zwei große Westernsättel auf stabilen Sattelhaltern sicheren Halt – und alles weitere Gepäck, das vor allem der Turnierreiter üblicherweise dabei hat. So gibt es insgesamt sieben Haken – fünf im Sattelraum selbst, zwei an der Tür – für Trensen, Sporen oder auch Reitkappen und zwei kleine Staunetze für allerlei Kleinzeug. Alternativ zu den Sattelhaltern hätte auch ein mobiler Sattelschrank Platz. Schon fast Standard sind Besen und Schaufel mit ausziehbaren Griffen sowie ein kleiner Schemel, den zumindest kleinere Personen zum Beispiel zum Schließen der Dachluke benötigen. Einen Verbesserungsvorschlag hätten wir für den Sattelkammerboden: Derzeit fehlt noch ein ausreichend großer Abfluss, falls man die Kammer ausspülen will.
Einfach ankuppeln und losfahren
Neu ist an den großen „Böckmännern“ das durch einen großen Drehgriff sehr komfortabel bedienbare Automatikstützrad. Die bewährte, mit demselben Schlüssel wie für alle anderen Schlösser, abschließbare Kupplung aus dem Hause Knott rastet mit einem leisen Knacken auf dem Kugelkopf des Zugfahrzeuges ein. Zusätzlich wird die korrekte Position durch eine Markierung am grünen Sichtfenster bestätigt. Der dreizehnpolige Elektroanschluss lässt sich mit einem Griff in die Steckdose ein- und wieder heraus drehen.
Über jeden Zweifel erhaben ist das Fahrverhalten durch das tiefergelegte verschraubte Längsträgerfahrgestell mit 14-Zoll-Reifen und dem Schraubenfederfahrwerk WCFplus, das alle Unebenheiten auch auf Feldwegen oder Wiesenparkplätzen sanft abfängt. Das bestätigt auch „Testfahrer“ Volker Laves, seit 30 Jahren Betreiber des Quarter Horse Zucht- und Ausbildungsbetriebes Circle L Ranch: „Wir sind mit dem Big Portax zur Quarter Horse Europameisterschaft von Wenden gut 750 Kilometer nach Kreuth gefahren und waren von den Fahreigenschaften sehr angetan“. Ebenfalls überzeugt war Volker Laves von der Ladekapazität der Sattelkammer. Amateurreiter können sich kaum vorstellen, was Profis so alles für eine Europameisterschaft einpacken – bis hin zum Fahrrad für weite Wege auf dem Turniergelände…
Der Big Portax hat auch eine 100 km/h-Zulassung, allerdings können nur sehr schwere Zugfahrzeuge diese auch nutzen. Denn nach der Formel
„Leergewicht des Zugfahrzeugs x 1,1 = zul. Gesamtgewicht des Anhängers“
müsste das Zugfahrzeug leer mindestens 2.454 Kilo (x 1,1 = 2.700 Kilo) wiegen. Das bringen nur sehr schwere SUVs oder Geländewagen auf die Waage.
Fazit
Mit der Entwicklung des Aluminium-Zweipferdeanhängers Big Portax ist Böckmann ein Fahrzeug gelungen, das – zumindest im Testzeitraum Sommer 2013 – in seiner Art einzig auf dem deutschen Markt ist. Es bringt neben der Größe auch die nötige Robustheit für den Vielfahrer mit großen Pferden und Gepäck mit. Durch den nach unten gezogenen Polyesterbug gewinnt der Big Portax auch eine gewisse Eleganz, die gute Aerodynamik lässt den Spritverbrauch im überschaubaren Bereich. Mit einem Preis ab 21.170 Euro (aktual. Stand 10/22) für die Serienausstattung hat das luxuriöse und hochkomfortable Fahrzeug allerdings auch einen stolzen Preis.
Technische Daten Böckmann Big Portax
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Gesamtgewicht
Zuladung
Bereifung
100 km/h Zulassung
Zubehör
Fahrwerk
Zubehör, Schraubenfederfahrwerk
Zubehör, Radstoßdämpfer
Hydraul. Bremse
Bodenmaterial
Gummiboden
Seitenpolster
Trittschutz
Automatikstützrad
Abschließbare Kupplung
Sattelkammer
Höhenverst. Brust/Heckstange
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