Interessenten an soliden Holz-Poly-Einsteigermodellen müssen bei Böckmann nicht auf Eleganz verzichten: Auch die Duo-Serie hat die elegante Dach- und Bugform. Der Pferdeanhängertest verlief positiv: Gutes Fahrverhalten, erhöhter Sicherheitsstandard, mehr Platz für Pferde und Menschen. Mit 9.580 Euro für eine gute Standardausstattung ein faires Angebot.
Der Pferdeanhänger- Test mit einem der neuesten Modelle hat Erfreuliches ergeben: Böckmann-typische Laufruhe und im Vergleich zu den alten Duos mehr Platz im Brustraum und in der Sattelkammer. Ein weiteres Plus: As sofort stattet Böckmann alle seine Anhänger nicht nur vorne, sondern auch am Heck mit einem neuen Panikentriegelungssystem aus.
Mit seinem neuen Design schafft Böckmann die Quadratur des Kreises – oder besser umgekehrt – die Abrundung nahezu aller bisher für Holz- oder Alu-Polyester-Anhänger typischen scharfen Kanten. So entsteht auch in der Einsteigerklasse ab 5.690 Euro ein schnittiges Modell, das sich hinter seinen teureren „Brüdern“ optisch nicht mehr verstecken muss.
Mehr Platz für Pferde und Menschen
Trotz der schnittigen und optisch leichter wirkenden Linien finden Pferde und Menschen in dem neuen Böckmann Duo mehr Platz: Die Vorteile beginnen bereits beim Beladen, weil vorne zwischen Bruststangen und Sattelkammer nun auch kräftigere Personen ausreichend Raum haben, um die Pferde komfortabel anzubinden. Auch die Kopffreiheit für die Pferde ist höher geworden und bietet nun innen mit 2,32 Meter für größere Pferde Luft über den empfindlichen Ohren. In der Bugbreite hat der Duo ebenfalls zugelegt.
Plus an Sicherheit: Multi Safe System
Wer schon einmal ein Pferd gesehen hat, das gestiegen ist und mit beiden Vorderbeinen über die Bruststangen hing (kürzlich in einer Tierklinik passiert und überraschend ohne größere Blessuren gut gegangen), weiß um die Bedeutung eines Paniksystems. Böckmann hatte diese Lösung für Bruststangen erstmals 1992 als Gebrauchsmuster schützen lassen. Jetzt ist noch eine weitere, gebrauchsmustergeschütztes Sicherheitseinrichtung hinzugekommen, die der Hersteller als „Böckmann Innovation des Jahres“ bezeichnet: Das „Multi Safe System“ ist die Weiterentwicklung des bewährten und seit langem in vielen Anhängern auch anderer Hersteller eingesetzten Sicherheitsboxenstangen-Systems. Das MSS kommt an Brust- und Heckstangen zum Einsatz, so dass auch letztere im Extremfall von außen zu lösen sind.
Ein weiterer Vorteil des MSS ist die einfache Bedienbarkeit: Die Stangen werden nicht mehr senkrecht eingehängt, sondern in eine spiralförmige Halterung eingedreht. Das geht schnell mit einer Hand und sie befinden sich ohne zusätzliche Splinte sehr sicher in der Halterung. Sie sind überdies sowohl vorne als auch hinten höhenverstellbar. Am Heck verläuft die Halterung zudem von oben schräg nach vorne, so dass die Standfläche für kleinere Pferde gleichzeitig auch um etwa 15 cm verkürzt wird.
Eleganz und Stabilität: Kein Widerspruch
Der Aufbau des Holz-Polyester-Modells besteht aus 18 mm starkem finnischem Plywood, einer stabilen Schichtleimholzplatte, die mit einem speziellen und witterungsbeständigen Kunststoff beklebt ist. Innen ist der Anhänger wie üblich weiß, um einen einladend hellen Eindruck auf die Pferde zu machen.
Das Polyesterdach ist mit einem umlaufenden Aluhaubenträgerprofil fest verklebt und massiv mit V2A-Edelstahlschrauben verbunden. Die aus früheren Zeiten bekannten hässlichen „Rostnasen“ sind hier also passee. Überall dort, wo zwei Holzplatten über Eck miteinander verbunden werden, sorgen überlappende Eckprofile aus verzinktem Stahlblech für Stabilität zwischen Rahmen und Aufbau.
Am Heck sorgen zwei stabile verzinkte Stahlträger für die nötige Stabilität, von denen der hintere gegen ein Verfangen der Hufe sicherheitshalber geschlossen ist, durch Querschlitze aber die Sicht nach hinten gut frei gibt.
Die getönten Fenster sind nun nicht mehr „quadratisch, praktisch, gut“, sondern dem stromlinienförmigen Dach-Design angepasst. Sie sind nur noch nach hinten auszustellen, nicht wie früher fünffach klappbar. Innen sind sie mit Gittern geschützt.
Der Boden des Duo besteht aus 21 mm starkem Holz, auf dem eine acht mm dicke Gummimatte fest verklebt und an den Rändern versiegelt ist. Der Boden ist leicht aufgeraut, wodurch die Hufe guten Halt haben –sauber halten lässt sich diese Struktur allerdings schlecht. Nur mit einem Besen kommt man hier nicht weit: Wasser und Bürste müssen ran, um die Kotspuren im hinteren Bereich zu entfernen.
Das Testmodell war im Innenraum nicht mit Trittschutzplatten ausgestattet, um der längeren Haltbarkeit willen sollte man sich diese Zusatzanschaffung (231 Euro) aber überlegen.
Die Anhängerklappe ist wie üblich für sicheres Einsteigen mit dickem Gummi, Trittschutzleisten und Seitenstoppern ausgestattet. Aufgrund einer neuen Rampenhebehilfe ist sie sehr leichtgängig. Beim Einsteigen der Pferde bleibt sie stabil, was den vier massiven feuerverzinkten Stahlheckstreben und dementsprechend auch vier Heckklappenscharnieren zu verdanken ist.
Am Heck wird der Anhänger mit einer leicht aufrollbaren Plane geschlossen, deren mittlere Strippe etwas verlängert ist – allerdings ist sie für kleine Personen immer noch zu kurz (oder der Tritt zu niedrig), so dass sich hier ein Zusatzband empfiehlt.
Die Plane besteht im Übrigen aus zwei Teilen: Unter dem silbergrauen festen Kunststoff befindet sich im unteren Drittel ein licht- und luftdurchlässiges feinmaschiges Netz. Die darüber liegende feste Plane kann hochgeklappt und mit Klettverschlüssen arretiert werden, so dass die Pferde bei Schlechtwetter keinen Regen auf die Kruppe, wohl aber ausreichend Luft bekommen.
Böckmann-typisches Handling und gutes Fahrverhalten
Der eleganteste Aufbau nützt wenig, wenn das Fahrverhalten des Anhängers die kostbare Fracht in Aufruhr bringt. Alle Böckmann-Modelle – so auch der Duo, der sich nun als siebter Anhänger dieses Herstellers im Test beweisen musste – verdienen bei allen Aspekten rund ums Fahren Bestnoten: Das beginnt beim einfachen Anhängen mit der bedienungsfreundlichen und leicht abschließbaren Knott-Kupplung, die mit einem satten „Klick“ einrastet und den korrekten Sitz des Kugelkopfes durch eine grüne Markierung in einem Kontrollfenster anzeigt. Der Schlüssel passt übrigens zum ersten Mal auch für die Sattelkammer – eine längst überfällige Einrichtung, um nicht mit zwei Schlüsseln hantieren zu müssen.
Der 13polige Stecker rastet ebenfalls leicht in die Steckdose ein. Das Automatikstützrad ist leichtgängig, allerdings muss man es am besten mit dem Fuß in der korrekten Stellung parallel zum Anhänger halten, damit es sich nicht nach links und damit zu früh unter dem Rahmen festklemmt.
Das hervorragende Fahrverhalten, egal ob leer oder beladen, Autobahn oder Landstraße mit Frostschäden, entsteht durch das bewährte Längsträgerfahrgestell CFFplus (Comfort-Federungs-Fahrgestell), bei dem die durchgehenden Längsträger in Fahrtrichtung mittig unter den Pferden angeordnet sind. Die V-Deichsel ist separat verschraubt, was im Reparaturfall ein einfaches Austauschen ermöglicht. Das Testmodell war mit optionalen Radstoßdämpfern (153 €) ausgestattet, die für die 100 km/h-Zulassung erforderlich sind.
Economy-Modell mit Komfort-Sattelkammer
Vielreiser und Turnierreiter kennen das Problem zu kleiner Sattelkammern: Vor allem große Sättel wie Western- oder Barockmodelle müssen gequetscht werden (wenn sie überhaupt hineinpassen), sperrige Teile haben gar keinen Platz. Damit ist nun Schluss im neuen Duo: Selbst die langen Westernsättel hatten auf den serienmäßig auszieh- und höhenverstellbaren Sattelhaltern gut Platz, dazu noch eine große Putzkiste und ein hoher Futtereimer. Intelligent ausgenützt ist die kleine Rundung im Bug. Dort ist – eigentlich ganz simpel – am Boden eine etwa 20 cm hohe Leiste angebracht, so dass man trotz der schiefen Ebene noch Kleinigkeiten verstauen kann, ohne dass die sich während der Fahrt selbstständig machen.
Sehr praktisch sind Schaufel und Gummibesen in Klemmhalterungen, die gleich zur Hand sind, wenn die Pferde in den Anhänger geäppelt haben. Für die bessere Handhabung im Dunklen gibt es auf Knopfdruck eine Beleuchtung.
Die Sattelkammertüren sind ebenso wie die Inspektionstür für den Menschen mit Aluprofilen eingefasst, haben eine Dreipunkt-Verriegelung und einen sympathischen verchromten Griff, der gut in der Hand liegt. Beim Abschließen musste man beim Testmodell man den Griff exakt positionieren, sonst hakte es ein wenig. Nach wenigen Versuchen kennt man aber die exakte Position.
Fazit
Nachdem die neue Master-Serie vor zwei Jahren offensichtlich gut angenommen wurde, ist das brandneue Modell Böckmann Duo mit vorne weit herunter gezogenem Dach und Polyesterbug die logische Konsequenz. Damit sind Eleganz und günstiger Einstiegspreis durchaus zu vereinbaren. Alle Hersteller-typischen und sicherheitsrelevanten Details wie doppeltes Panikentriegelungssystem, höhen- und längenverstellbares Boxengestänge und natürlich das gute Fahrverhalten machen den neuen Böckmann Duo zu einem attraktiven Holz-Polyester-Anhänger. Das Fahrzeug ist als 2- und 2,4-Tonnen-Version erhältlich und wiegt leer rund 900 Kilogramm. Mit einem Preis von 9.580 Euro (Stand 10/22) liegt er im oberen Bereich seiner Klasse.
Technische Daten Böckmann Duo
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Heckklappenscharniere
Gesamtgewicht
Zuladung
Stützlast
Bereifung
100 km/h Zulassung
Zubehör
Fahrwerk
Radstoßdämpfer
Zubehör, Bodenmaterial
Gummiboden
Automatikstützrad
Abschließbare Kupplung
Zubehör, Sattelkammer
Alle Testberichte über Böckmann Pferdeanhänger
- Böckmann Big Champion
- Böckmann Champion R
- Böckmann Comfort
- Böckmann Duo
- Böckmann Master (2009),
- Böckmann Top Master
- Böckmann Mega Master
- Böckmann Neo L SR
- Böckmann Portax
- Böckmann Portax E
- Böckmann Portax Esprit
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- Böckmann Portax Western Professional
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- Böckmann Traveller M
- Böckmann Traveller W 3
- Böckmann XL
Weitere Informationen unter www.boeckmann.com