Im Mai 2021 schickte Böckmann seinen neuen Master zu Mit-Pferden-reisen.de in den Pferdeahängertest. Der „Klassiker“ ist etwas gewachsen, bietet damit mehr Platz für Pferde und ihre Menschen sowie viele praktische Details fürs tägliche Handling. Wie immer hervorragend: Das Fahrverhalten mit und ohne Beladung. Angehoben wurde auch der Preis: Ab 14.370 Euro (Stand 10/22) ist er zu haben und bringt dafür eine umfangreiche Serienausstattung mit.
Mit der „Master-Familie“ setzt Böckmann seit Jahrzehnten immer wieder einen neuen Maßstab für topmoderne, elegante und praktisch durchdachte Pferdeanhänger im Vollpolyester-Bereich. Im 65. Jahr seiner Firmengeschichte erfuhr der „klassische Master“ eine deutliche Modellpflege und kam als Vorserienfahrzeug in den Pferdeanhängertest.
Geschliffen und gewachsen: Exterieur
Die runden, fließenden Grundlinien des Vorgängermodells, die 2009 eine Design-Revolution bei den Vollpolyester-Pferdeanhängern begründet haben, sind erhalten geblieben. Allerdings wurde die optische Trennung zwischen Dachhaube und Aufbau nahezu aufgehoben, vielmehr wirkt das Fahrzeug, das als Testmodell im derzeit modernen Steingrau vorfuhr, vom Scheitel bis zur Sohle nun wie aus einem Guss.
Großgewachsene Pferde und Menschen dürfen sich freuen: Denn der Master ist gewachsen. Die Seitenwände sind jetzt 1,70 m hoch. Damit ist auch die Inspektionstür rechts deutlich größer und das Einsteigen für den Menschen damit komfortabler geworden. Die Türöffnung folgt der Linienführung des schräg angesetzten Klappfensters und wird dementsprechend zum Heck hin etwas höher. Der Bug wurde noch runder und damit eleganter und bietet in der Sattelkammer noch mehr Platz. Bei der Innenhöhe von 2,35 m müssen auch große Pferden den Kopf nicht unbequem senken.
Innen ist er nun 3,56 m lang. Damit genießen auch kräftigere Personen den großzügigen Raum zwischen Bruststange und Sattelkammer. Selbst die eine Stute hatte ausreichend Platz und konnte bequem aus dem mobilen Futtereimer fressen.
Ein stylishes – optionales – Detail waren im Testmodell die farbigen Polyester-Kotflügel (349 Euro). Serienmäßig sind sie aus schwarzem Kunststoff. In beiden Fällen sind sie oben abgeflacht, so dass man zum Beispiel einen Striegel darauf ablegen kann.
Nachhaltig in die Zukunft
Wie beim Modell Neo sind nun auch beim Master die Seitenwände komplett aus Polyester mit stabilem Kunststoffkern aufgebaut. Die gefürchtete Verrottung durch Feuchtigkeitseintritt an den unteren Rändern oder den Befestigungen des Boxengestänges gehört nun der Vergangenheit an. Das gilt auch für den – allerdings schon bei den meisten Böckmännern serienmäßigen – Vollaluboden. Dieser ist mit vollflächig verklebtem und versiegeltem Gummiboden belegt. Im Testanhänger lag im vorderen Bereich zusätzlich eine Verschleißmatte (137 Euro). Die Wände sind mit Seitentrittschutz versehen, damit auch beschlagene Hufe keine unschönen Dellen verursachen können.
Sicherheit ist Trumpf
Treu geblieben ist sich Böckmann bei allen Sicherheitsstandards: Es beginnt bei der stabilen Heckrampe und ihren vier feuerverzinkten Stahlprofil-Streben, in welche Gasdruck-Hebehilfen eingelassen sind.
Über den Bogen-förmigen 2-stufigen Auftritt kann man auch als kleinere Person den Planenlift sicher erreichen. Wir hätten uns allerdings daran eine etwas längere Strippe gewünscht, um nicht ganz so hoch hinaufklettern zu müssen.
Die Hinterklappe ist mit rutschfesten Gummiboden beklebt, dessen Quertrittleisten und Seitenstopper ein Ausgleiten selbst beschlagener Hufe verhindern. Durch die lange Heckrampe und das tiefergelegte Fahrwerk liegt sie relativ flach auf.
An beiden Türen liegen die Chromgriffe so eng an, dass sich kein Strick verfangen kann, bindet man ein Pferd zum Beispiel neben der Sattelkammer an. Dasselbe gilt für den inneren Griff an der Inspektionstür. Die Türen können zudem durch Saugstopper arretiert werden, die allerdings dem starken Nordwind nicht gut standhielten.
Wir haben den Master mit drei völlig unterschiedlichen Pferden getestet: Einer mit 1,80 m Stockmaß sehr großen, aber transportunerfahrene Stute, einem ebenfalls unerfahrenen 1,55 m kleinen, aber dafür sehr breiten belgischen Kaltblut-Wallach und einer routinierten 1,58 m großen Quarter Horse Stute. Alle stiegen auf Anhieb vertrauensvoll ein, selbst bei den schweren Kandidaten bog sich die Klappe nicht durch.
Das Hinterklappenscharnier ist dicht geschlossen, nicht einmal ein Stolleneisen kann da in einen Spalt geraten. Dasselbe gilt auch für die geschlossene Heckstrebe mit Querschlitzen, die aber den Fahrerblick nach hinten frei gibt. Eine weitere Heckstrebe gibt zusätzliche Stabilität.
Wer öfter mit verschieden großen Pferden unterwegs ist, kann das Boxengestänge anpassen: Vorne um zehn Zentimeter höher oder niedriger, am Heck in derselben Höhe und ebenfalls etwa 10 cm in der Länge.
Patentiertes Paniksystem
Muss eine Stange einmal sehr schnell geschlossen werden, ist das Panikentriegelung MSS (Multi Safe Sicherheitsboxenstangen-Paniksystem) ein echter Segen. Es ist am Brust- und Heckgestänge montiert. Das Öffnen und Schließen funktioniert mit einer Hand, weil das Stangenende einfach in einen spiralförmigen Schlitz eingehängt wird. Die vordere Öse ist so groß, dass auch dicke Stricke schnell eingefädelt werden können, sollte kein fest installierter Anbinder vorhanden sein. Von außen ist das MSS ebenfalls leicht zu lösen. Um die Öse mit einem Handgriff auch nach langer Zeit (und hoffentlich keinem Gebrauch) leicht aufdrehen zu können, dient der serienmäßige Radschlüssel in der Sattelkammer.
Komfort auf der ganzen Linie
Großes Lob verdient die Inneneinrichtung, die sowohl für die Pferde als auch die sie begleitenden Personen Böckmann-typisch hochkomfortabel gestaltet ist. So können für eine leckere Mahlzeit mobile Futtereimer eingehakt werden.
Die Sattelkammer bildet auf ihrer Oberseite im Transportraum eine gerade Fläche, die auch als Ablage genutzt werden kann, zum Beispiel für die Transportgamaschen nach der Fahrt. Die abgerundete Form mit großen Radien ermöglicht keine Beißkanten für das Pferd. Oberhalb dieser Fläche befinden sich zwei Heunetzhaken. Da ist es unvermeidlich, dass Heu und Staub auf die Fläche geraten. Mit einem Wasserschlauch ist sie aber einfach zu reinigen, weil alles gut ablaufen kann.
Praktisch: Schwenkbare Mitteltrennwand
Als sehr praktisch haben wir die bereits aus dem Portax bekannte und im Master optionale Mittelpfostentrennwand (321 Euro) empfunden: Verladeunwilligen Pferden erleichtert sie das Einsteigen, weil der hintere Flügel leicht zur Seite geklappt werden kann. Hier wäre allerdings eine Arretierungsmöglichkeit wünschenswert, damit die Wand nicht gerade während des Einsteigens wieder umklappt, etwa wenn der Anhänger auf ungeradem Boden steht. Ist man nur mit einem Pferd unterwegs, erlauben die flexiblen Wände auch das Satteln und Auftrensen vor dem Ausritt oder Turnier.
Vierfach Licht und Luft
Sehr gut ausgestattet war das Testmodell mit Licht und Luft: Zwei übliche getönte Klappfenster vorne im Bug, eine optionale Dachklappe (242 Euro) sowie ein gut durchlüftetes Heck. Der übliche Planenlift hat im unteren Drittel ein Windschott, dessen darüber liegende Klappe nach oben geklettert werden kann. So kommt auch bei Regen ausreichend Luft in den Transportraum, während die Tropfen draußen bleiben.
Bei Dunkelheit kann der Innenraum sowohl mit weißem als auch blauem Licht (das besonders beruhigend wirken soll) beleuchtet werden. Es wird an einem Schalter neben der Inspektionstür bedient.
Auf Wusch auch Stufeneinstieg
Für viele Pferdesportler überraschend: Manche Vierbeiner bevorzugen es, anstatt über die hohlklingende Rampe direkt über die Stufe in den Anhänger einzusteigen. Der Master bietet dies als optionale Ausstattung (350 Euro) an. Dafür wird rechts unten die Arretierung mit einem kleinen Riegel geöffnet und die Rampe nach links als Tür zur Seite geklappt.
Außer für den Pferdetransport eignet sich dieses Rampe-Türsystem perfekt, sperrige Güter wie Heu- oder Strohballen oder auch Palettenware einzuladen. Gegen ungewolltes Zufallen kann die Tür mit einem Haken an der Seitenwand arretiert werden. Und noch einen Vorteil haben wir während des sechswöchigen Tests entdeckt: Die simple Reinigung nach Gebrauch. Die unvermeidlichen Kotballen sind bei geöffneter Tür einfach in einen Schubkarren zu verfrachten und die gesamte Rampe ist senkrecht stehend einfach abzufegen und/oder mit einem Wasserschlauch sauber zu spülen.
Zweifach zugänglich: Die Sattelkammer
Die Sattelkammer ist nicht nur wirklich ausreichend groß, sondern auch mit einer komfortablen Inneneinrichtung ausgestattet: So sind die beiden Sattelhalter für Englischsättel ausziehbar (für Westernsättel gibt’s extra Auflagen), zwei Trensenhaken im Innenraum und kleinerer Haken an der Tür für Sporen oder anderen „Kleinkram“ sorgen für Ordnung. Gerten finden in einer speziellen Halterung ihren Platz. Schon vor vielen Jahren hat Böckmann die praktischen Schaufeln und Besen mit teleskopierbaren Stielen eingeführt, die sich auch hier wiederfinden. Ergänzend kommt noch ein faltbarer Hocker hinzu. Im Serienmodell sollen dann noch im Bug noch Regale und eine Aufhängemöglichkeit für Satteldecken hinzukommen. Bekannt aus früheren Modellen ist bereits die zweite Zugangstür zur Sattelkammer aus dem Transportraum. Dadurch sind alle Objekte schnell bei der Hand, ohne unterhalb der Sättel hindurchkriechen zu müssen.
Das wirkungsvolle Plus
Dank des großen Automatikstützrades mit großem Griff ist der Master schnell auf die Kupplungshöhe des Zugfahrzeuges heruntergekurbelt. Auch die große Knott-Kupplung mit Herzgriff ist mit einer Hand bedienbar und rastet mit hörbarem Klicken ein. Der Schlüssel für die Kupplung passt übrigens praktischerweise auch für die Sattelkammer- und Inspektionstür. Die Elektrik in der Steckdose, Beleuchtung geprüft, kann es losgehen.
Nach insgesamt 14 Böckmann-Tests ist das hervorragende Fahrverhalten und gutmütige Rückwärtsrangieren keine Überraschung mehr, sondern liebgewordene Selbstverständlichkeit. Es ist in diesem Fall dem im Master serienmäßigen World-Class-Fahrwerk plus zu verdanken. Die Konstruktion besteht aus einem feuerverzinkten Stahlrahmen mit Längsträgern, die in Fahrtrichtung direkt unter den Pferden angeordnet sind, dazu kommt die Einzelradaufhängung mit Schraubenfederung und Radstoßdämpfern nach Automobilstandard. Letztere sorgt nicht nur für den guten Fahrkomfort, sondern auch dafür, dass sich beim Überfahren zum Beispiel von Randsteinen oder Wurzeln auf Waldparkplätzen jeweils nur ein Rad der Tandemachse und nicht die gesamte Seite anhebt.
Fazit
Auch der 15. Böckmann-Pferdeanhänger im modell-gepflegten Master-Design ist ein Fahrzeug aus der Lastruper Anhängerschmiede, der sich in dem vierwöchigen Test erneut als schick, hochkomfortabel und mit bestem Fahrverhalten bewährt hat. Der Serienpreis liegt bei 14.370 Euro, mit den hier vorgestellten Zusatzausstattungen kommen noch einmal rund 1.500 Euro dazu.
Technische Daten Pferdeanhänger Böckmann Master
Gesamtlänge (mm) | 4710 |
Innenlänge (mm) | 3560 |
Gesamtbreite (mm) | 2245 |
Innenbreite (mm) | 1650 |
Gesamthöhe (mm) | 2775 |
Innenhöhe (mm) | 2350 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2400, optional 2700 |
Leergewicht (kg) | 1084 |
Zuladung (kg) | 1316 |
Stützlast max. (kg) | 120 |
Fahrwerk | Tiefgelegtes WCF-Fahrwerk |
Radstoßdämpfer | ja |
100 km/h-Zulassung | ja |
Räder/Bereifung | 14" auf Stahlfelgen |
Aufbau-Material | Holzfreies Vollpolyester |
Trennwand-Typ | Mittelpfosten-Trennwand |
Bodenmaterial | Aluminium-Profilboden |
Fenstertyp | 5-fach Klappfenster |
Deckenlüfter | ja, 5-fach klappbar |
Trittschutzplatten | ja |
Automatikstützrad | ja |
Sattelkammer | Ja, mit Innentür zum Pferderaum |
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestänge | ja |
Abschließbare Kuppplung | ja |
Serienpreis | 14.370 Euro (Stand 10/22) |
Besonderheiten | Geräumiger Pferdeanhänger im schicken Design |
Alle Testberichte über Böckmann Pferdeanhänger
- Böckmann Big Champion
- Böckmann Champion R
- Böckmann Comfort
- Böckmann Duo
- Böckmann Master (2009),
- Böckmann Top Master
- Böckmann Mega Master
- Böckmann Neo L SR
- Böckmann Portax
- Böckmann Portax E
- Böckmann Portax Esprit
- Böckmann Portax L SR
- Böckmann Portax Western Professional
- Böckmann Big Portax
- Böckmann Traveller M
- Böckmann Traveller W 3
- Böckmann XL
Weitere Informationen unter www.boeckmann.com