Wer einen luxuriösen Anhänger sucht, für den könnte das Modell MegaMaster aus dem Hause Böckmann in Frage kommen. Wie der Pferdeanhängertest im Jahr 2008 bewies, ist der Produktname Programm, das nicht nur in der Größe, sondern in vielen wohl durchdachten Einzelheiten konsequent durchgehalten wird.
Das Modell wird nicht mehr produziert und ist – wenn überhaupt – nur noch gebraucht erhältlich.
Als wir zur European Quarter Horse Experience nach Paaren bei Berlin fuhren, einer viertägigen Kombinationsveranstaltung aus Kursen und Turnierprüfungen, die nicht nur im Western-, sondern auch Englisch-Outfit zu reiten waren, stapelte sich das Gepäck zu wahren Auswanderer-Ausmaßen: Sättel, Zaumzeuge, Show-Outfit in mehrfacher Ausführung sowie Westernhüte und Reitkappe mussten transportiert werden.
Platz ohne Ende
Kein Problem für den MegaMaster, dessen Größe durchaus beeindruckt. Böckmann hat den Grundaufbau des Modells BigMaster zwischen Pferdetransportraum und Sattelkammer um rund einen Meter auf eine Innenlänge von 4,60 Metern verlängert. Damit bietet er nicht nur großen Pferden ausreichend Platz, sondern vor allem dem (Turnier-)Reiter, der sich für große Events rüsten muss. Äußerst praktisch ist die begehbare Sattelkammer, die bei Regen auch hervorragend als Umkleidekabine dient.
Dabei hat man bei Böckmann wirklich an alles gedacht: Auf einer Ablage sind auch große Satteldecken einfach gefaltet sicher und sauber untergebracht, auf einer kleinen gepolsterten Sitzbank (allerdings als Zusatzausstattung für 104 Euro) zieht man sich gemütlich Stiefel und Sporen an. Auch kleinere Personen hat der Hersteller berücksichtigt und liefert einen kleinen Hocker mit, von dem aus das hohe Regal gut zu erreichen ist. Wer komfortabel und für das Pferd schonend aufsteigen will, kann den Tritt auch dafür nutzen. Zwei getönte Klappfenster sorgen dafür, dass es in der Kammer nicht zu heiß und muffig wird.
Zahlreiche Haken bieten Aufhängung für Trensen, Sporen, Kappen und Kleiderbügel. Unter der Sitzbank findet sich ein weiterer sicherer Stauraum für allerlei Kleinkram. Westernreiter können für 135 Euro einen klappbaren stabilen Westernsattelhalter erwerben. Es funktioniert aber auch gut mit einem fahrbaren Sattelwagen, der für solche Ereignisse meistens ohnehin im Gepäck ist. Und, wie gesagt, man hat ja Platz…
Zusätzlich zur Hauptkammer befindet sich an der linken Außenseite eine kleine Nebenkammer, in der Besen sowie Schaufel serienmäßig untergebracht sind und weitere Ausrüstungsgegenstände Platz finden. Als Zusatzausstattung ist für 145 Euro ein 12 Liter umfassender Wassertank mit 12-Volt-Anschluss und Schlauch zu haben, was für ein schnelles Abwaschen verschwitzter Pferde oder das Kühlen von Beinen sinnvoll sein kann.
Komfortabel zu bedienen
Von der Sattelkammer erreicht man über eine hohe Tür direkt den Transportraum für die Vierbeiner. Dies ist, wie sich beim Beladen herausgestellt hat, äußerst praktisch, weil man über die Rampe gehend alles aufrecht hineintragen kann. Einen Nachteil haben diese „kommunizierenden Räume“ lediglich beim Ausspritzen des Anhängers, weil Wasser in die Sattelkammer gelangen kann, die leider keine Abflussmöglichkeiten hat. Man sollte den Anhänger also nach der Reinigung mit dem Stützrad soweit hochkurbeln, dass das Wasser auf jeden Fall nach hinten ablaufen kann.
Zwischen Pferdeköpfen und Sattelkammerwand ist ausreichend Platz. Das Futter fressen die Tiere aus praktischen mobilen und leicht zu reinigenden Futtereimern. Diese sind einfach aus den Halterungen zu entfernen und insofern eignen sie sich auch als Wassereimer. Hier kann es allerdings passieren, dass ein Eimer an der eingeschraubten Halterung nicht ganz dicht hält.
Neben der Tür von der Sattelkammer kann man den Transportraum auch durch zwei weitere seitliche Inspektionstüren betreten. Hier sind die hohe Stufe und die vergleichsweise niedrige Einstiegshöhe anfangs gewöhnungsbedürftig, was aber nach zwei- oder dreimaliger Nutzung kein Problem mehr darstellt. Alle Türen sind durch leicht gängige Schlösser abschließbar und haben feste Edelstahlklinken, die aus Sicherheitsgründen eng an der Wand anliegen, so dass ich hier kein Strick verfangen kann. Die beiden Türen bewähren sich auf dem Turnierplatz, weil die Pferde – wenn sie für einige Zeit im Anhänger stehen müssen – immer ausreichend Luft haben und vor allen auch links und rechts den Blick nach draußen genießen können.
Sanft gefedert
Das Fahrverhalten aller „Böckmänner“ ist schon sehr gut – der MegaMaster erhält aber serienmäßig das besonders leicht gängige und vor allem für unebene Straßenbeläge hervorragend geeignete WCFplus: Diese im Fahrzeugbau übliche Einzelradaufhängung auf der Basis von Schraubenfederung sorgt dafür, dass sich bei Unebenheiten jedes Rad einzeln anhebt und nicht der gesamte Anhänger. Damit fährt es sich trotz des großen Gewichts – bereits leer bringt das Fahrzeug rund 1300 kg auf die Waage – ganz hervorragend. Bei der Nutzung der 100-km-Zulassung ist allerdings zu bedenken, dass hierfür ein sehr schweres Zugfahrzeug erforderlich ist. Trotz der Maße benötigt der Zugwagen mit dem MegaMaster nicht mehr Kraftstoff als ein „normaler“ Anhänger. Auch beim Einparken ergaben sich – erstaunlicherweise – keine Probleme, im Gegenteil: Durch die lange Deichsel ist das Fahrzeug auch rückwärts sehr leicht zu rangieren.
Die Kugelkupplung mit dem bekannten rot-grünen Kontrollfenster und Softtop-Schutz von Knott rastet leicht ein ist einfach abschließbar, was das lästige große Schloss erspart. Vorsicht allerdings mit dem Schlüssel – wer ihn vergessen oder gar verloren hat, steht zunächst dumm da. Das automatische Stützrad lässt sich leicht nach oben kurbeln, der Elektrostecker ist serienmäßig 13polig.
Elegante Linienführung
Der Polyesteraufbau mit rostfreier VA-Verschraubung – im Falle des Test-Pferdeanhängers in silbermetallic – besticht durch eine elegante Seitenlinie, die am Heck etwas nach oben gezogen ist, um großen Pferden den Einstieg schmackhaft zu machen. Die stabilen Bordwände sind 21 mm dick, innen bieten Seitenpolsterungen den Pferden bequeme Anlehnung. Der Boden besteht serienmäßig aus Aluminium und ist mit der typischen acht mm dicken, rutschfesten Gummimatte mit Gewebeoberfläche belegt und versiegelt.
Das Boxengestänge – vorne höhenverstellbar und mit Panikentriegelung und hinten mit hängenden Stangen ausgestattet – ist leicht ein- und auszuhaken. Die in den unteren zwei Dritteln flexible Trennwand steht fest, auch wenn zu Reinigungs- oder Beladezwecken keine der Heckstangen arretiert ist.
Der MegaMaster ist serienmäßig mit einem Kombilift ausgestattet, so dass je nach Wetter das Fahrzeug am Heck durch eine feste Plane oder wahlweise durch eine Netzplane zu verschließen ist, die trotz Regen für gute Durchlüftung sorgt. Außerdem bieten auf jeder Seite zwei Schiebefenster weitere Frischluft. Um sie zu öffnen oder zu schließen, benötigen kleinere Personen allerdings den kleinen Hocker.
Patentiertes Heckklappenkonzept
Die 1,50 m lange Heckklappe ist komplett mit einem Metallrahmen eingefasst, hat vier stabile Hinterklappenscharniere und Stahlstreben. Trotz des soliden Gewichtes ist sie dank der Gasdruckhebehilfe leicht anzuheben. Nach Sicherheitsaspekten ausgestattet ist die Rampe, die von Böckmann erfunden und gebrauchsmustergeschützt ist: Die länglichen Seitenstopps erschweren das Abrutschen der Pferdehufe beim Verladen, die schuppenförmig gestalteten Quertrittleisten geben zusätzlichen Halt auch für beschlagene Pferde. Der Sicherheit zuliebe nimmt man gerne in Kauf, dass die Rampe etwas umständlich zu fegen ist, weil der Pferdemist dort leicht hängen bleibt. Allerdings hat sie in der Mitte eine Ablaufrinne, durch die Waschwasser wiederum gut ablaufen kann. Abgesenkt, sind die Verschlussriegel komplett unter die Rampe zu schieben, so dass keine Verletzungsgefahr für die Pferde besteht.
Fazit
Der MegaMaster ist ein Zweipferde-Anhänger der Spitzenklasse, der sich vor allem für Turnierreiter und/oder Personen eignet, die ihre Pferde häufig transportieren und dabei viel Gepäck mitnehmen. Das Rundum-Komfortpaket hat allerdings auch seinen stolzen Preis: Mit rund 18.353 Euro lag er (schon 2008) er in der Spitzengruppe der Polyesteranhänger.
Technische Daten
Gesamtlänge: 5,94 m
Innenlänge: 4,60 m
Gesamtbreite: 2,41 m
Innenbreite: 1,75 m
Gesamthöhe: 2,80 m
Innenhöhe: 2,30 m
Heckklappenscharniere: 4
Gesamtgewicht: 2700 kg
Zuladung: 1330 kg
Stützlast: 150 kg
100 km/h Zulassung: ja
Zubehör
100 km/h Zulassung: ja
Schraubenfederfahrwerk: ja
Radstoßdämpfer: ja
Hydraul. Bremse: ja
Bodenmaterial: ja
Gummiboden: ja
Seitenpolster: ja
Automatikstützrad: ja
Abschließbare Kupplung: ja
Sattelkammer: ja
Höhenverst. Brust/Heckstange: ja
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Weitere Informationen unter www.boeckmann.com