Mittlerweile ist die neue Master-Serie von Böckmann etabliert: Mit elegantem Schwung in der Oberlinie bietet der Vollpolyester-Pferdeanhänger aber nicht nur Schick, sondern mit viele Kleinigkeiten, die das Verladen und Fahren für Pferde und Menschen komfortabel und sicher machen.
In einem ist Böckmann aber seiner Tradition treu geblieben: Auch der hier im Pferdeanhängger-Test vorgestellte Top-Master besticht durch absolute Laufruhe, leer und beladen, auf allen Straßenbelägen.
Das Modell Top Master ist in dieser Form nicht mehr im Böckmann-Programm und daher – wenn überhaupt – nur noch gebraucht erhältlich.
Man muss es nicht erleben, aber manchmal geht es nicht anders: Schon auf der Abholfahrt des Pferdeanhängers aus dem Werk in Lastrup zwang mich ein Autobahnstau zu einer Fahrt durch die leider ebenso verstopfte Hamburger Innenstadt. City-Süd mit kleinen und kleinsten Straßen – mit einem frostbedingten Schlagloch nach dem anderen. Nicht gerade das, was man sich unter einer „Jungfernfahrt“ mit einem neuen Anhänger vorstellt. Aber gerade hier zeigt sich, was ein gutes Fahr- und Bremsverhalten ausmacht: Dass man sich des Fahrzeuges – leer immerhin rund eine Tonne schwer – nur durch den regelmäßigen Blick in den Rückspiegel bewusst wird. Ist er überhaupt noch am Haken?
Der Top-Master wird außerdem standardmäßig mit einem vollhydraulischen Bremssystem ausgestattet, das sehr weich reagiert: Gerade im Standverkehr oder im Stau ist dies für die Pferde sicherlich ein angenehmer Effekt.
Auch auf längeren Fahrten über Autobahn und Landstraßen jeder Qualität kamen unsere Pferde trotz manchmal widriger Verkehrsumstände fast erholt an. Angenehm empfanden wir auch die doppelt geschlossene Heckstrebe, in welche die großen, mit integriertem Rückstrahldreieck und Rückfahrscheinwerfer ausgestatteten Heckleuchten eingelassen sind: Sie gewährt den vollen Durchblick auf den nachkommenden Verkehr und bietet doch Schutz gegen Verletzungen, falls ein Pferd beim Verladen einmal ungestüm dagegen tritt.
Das für ungeübte Fahrer(innen) umständliche Rangieren zum Rückwärtseinparken erwies sich als wahres Kinderspiel. Zur besseren Übersicht beim Einparken im Dunklen sind an den Seitenwänden vorne und hinten weiße Begrenzungsleuchten angebracht.
Für sein Fahrverhalten verdient der Top Master durchaus die Note 1*.
Insgesamt edel: das neue Design
Im Seitenbild noch runder als sein Vorgänger, mit optisch stromlinienförmig gestalteten Fenstern, ist der neue Pferdeanhänger Top Master eine sehr edle Erscheinung. Das hat nicht nur ästhetische, sondern vor allem praktische Aspekte: Der vorne rund laufende Polyester-Aufbau auf der Basis eines eloxierten Aluminium-Stegrahmens mit rostfreier VA-Edelstahlverschraubung bietet im Frontbereich viel Platz auch für große Pferde.
Diese werden sicherlich auch die Innenlänge von 3,6 Metern und die Breite von 1,75 Metern schätzen. In der Gesamtlänge bringt es der Top Master auf fast fünf Meter. Dies macht sich auch beim Verladen und Anbinden bemerkbar: Zwischen Bruststangen und der Sattelkammer ist sehr viel Platz, so dass auch das linke Pferd komfortabel ohne Drängen und Quetschen angebunden werden kann.
Trotz der Größe benötigte das Zugfahrzeug – hier ein Nissan X-Trail CDI – mit rund neun Litern pro 100 Kilometer auf Landstraßen und Autobahnen nicht mehr Kraftstoffverbrauch als mit deutlich kleineren Anhängern.
Der Aufbau besteht im Schlagbereich bis auf eine Höhe von 150 cm aus 21 mm starken Polyesterwänden mit Holzkern. Alle Verschraubungen sind in Edelstahl gefertigt, um unschöne Rostnasen zu verhindern.
Intelligentes neues Brust- und Heckstangenkonstruktion
Neu bei Böckmann sind die Brust- und Heckstangen, die nicht mehr senkrecht eingehängt werden, sondern in eine spiralförmige Halterung gewissermaßen eingedreht werden. Das geht schnell und sie befinden sich sehr sicher in der Halterung. Sie sind überdies sowohl vorne als auch hinten höhenverstellbar.
Rutschfreies Verladen
Die sehr massive Rampe bietet Sicherheit beim Verladen. Sie verbiegt oder wackelt nicht und trägt einen griffigen Gummibelag mit Trittleisten und Seitenstoppern. Diese Solidität hat allerdings einen „gewichtigen“ Preis: Wenigstens kleinere Personen müssen ordentlich Kraft aufwenden, um sie zu schließen.
Dieser Hinterklappenbelag ist eine von Böckmann erfundene und geschützte Konzeption, der hohe Sicherheit, Komfort und Langlebigkeit verspricht: Die länglichen Seitenstopps verhindern das Abrutschen des Pferdehufes beim Verladen, die schuppenförmig gestalteten Quertrittleisten geben zusätzlichen Halt auch für beschlagene Pferde. Das hat sich auch im jetzt fast schon vergessenen Jahrhundertwinter bewährt, als die Rampe im Schneegestöber in wenigen Minuten komplett verschneit war.
Durch die Stopper ist die Rampe nicht sehr fegefreundlich, weil der Pferdemist dort leicht hängen bleibt. Allerdings hat die Klappe, die zur besseren Haltbarkeit rundum mit Aluschienen eingefasst ist, in der Mitte eine Ablaufrinne, durch die Waschwasser wiederum gut ablaufen kann. Gut zu reinigen ist dagegen die acht Millimeter dicke Gummimatte im Fahrzeug selbst, die auf einem Aluminiumboden fest verklebt und versiegelt ist. Das Boxengestänge ist vorne natürlich als Paniksystem und mit gepolsterten, geteilten Stangen ausgestattet. Für Kleinpferde lässt es sich zudem in der Höhe verstellen. Für die Arretierung der Heckstangen hat sich Böckmann eine neue Technik einfallen lassen, die sehr bedienungsfreundlich und sicher ist: Anstatt der früheren Stangen, die von oben ein zuhaken waren, werden sie jetzt seitlich in eine schräg nach unten und vorne verlaufende Halterung schneckenförmig eingedreht. Dadurch ergibt sich für kleinere Pferde auch eine kürzere Standfläche.
Die Seitenwände sind ebenfalls serienmäßig gepolstert.
Viele kleine Details
Auch für die tägliche Handhabung hat sich die Firma Böckmann durchaus Gedanken gemacht. Sehr praktisch ist daher die abschließbare Gusskupplung von Knott mit integriertem Zylinderschloss und Soft-Top aus Kunststoff, das die Stoßstange bei leichtem Kontakt vor Verkratzen schont. Schnell angehängt und mit Kontrollfenstern versehen, ob die Kupplung auch sicher am Haken sitzt, kann man den Anhänger auch am Zugfahrzeug anschließen. Die umständlichen „Diebstahlschuhe“ sind damit passee. Um das Fahrzeug die letzten Zentimeter passgenau unter der Anhängerkupplung zu platzieren, hilft der solide Rangiergriff am Bug. Allerdings muss dafür der Untergrund relativ glatt sein – auf Rasen rückt man den Top Master per Hand keinen Millimeter.
Sehr praktisch sind auch die zusätzlichen mobilen Futterkrippen mit Henkel, die im Innenraum an Halterungen für jedes Pferd erreichbar eingehängt werden können. Im Gegensatz zu den fest eingebauten Futtermulden in der oberen Abdeckung der Sattelkammer sind sie leicht herauszunehmen und auszuwaschen.
Großraumsattelkammer für Vielreiser
Wer seine Pferde oft verlädt, weiß um die Praktikabilität einer großen Sattelkammer, in der alle Utensilien vom Putzkasten über Eimer und Futtersack, Gamaschen und Abschwitzdecken, Kappen und Gerten schnell und praktisch zu verstauen sind. Hier bietet der Pferdeanhänger einen hohen Komfort, der nicht nur durch die mittlerweile fast üblichen ausziehbaren Sattelhalter (auf Wunsch auch in Westernausführung für 100 Euro) erreicht wird. Der Clou sind die beiden Regale im abgerundeten Bug mit viel Stauraum, in denen alles seinen standfesten Platz findet. Sie haben eine hochgezogene hohe Vorderkante, so dass nichts herunterfallen kann.
Die Sattelkammer ist nicht nur von links außen durch eine auch für das Beladen von voluminösen Westernsätteln oder Futtertonnen ausreichend breite Außentür zugänglich, sondern hat zusätzlich auf der rechten Innenseite eine abschließbare Holztür, um das Staugut von zwei Seiten ein- und ausräumen zu können. An der Innentür befinden sich auch die Trensenhaken, an der Außentür ein Spiegel sowie in kleines Netz für allerlei Kleinigkeiten. Beide Außentüren sind mit handlichen Griffen über eine solide Dreipunktverriegelung sicher zu schließen.
Eine einfache, aber sehr praktische serienmäßige Zugabe sind eine kleine Schaufel und ein dazu passender Besen jeweils mit ausziehbarem Teleskopstiel für eine schnelle Reinigung.
Etwas leichtgängiger bitte!
Nach dem ersten Eindruck an Perfektion gibt es aber doch ein paar Kleinigkeiten zur Optimierung. Das leichtgängige Automatikstützrad ist wegen der hydraulischen Bremse an der linken Seite der V-Deichsel angebracht, so dass die Sattelkammertür bei voller Öffnung dagegen schlägt und auch nicht – wie die Inspektionstür – arretierbar ist. Bei viel Wind oder wenn das Fahrzeug schief steht, fällt sie zu. Das ist ärgerlich und Kratzer-anfällig, wenn man beide Hände voll hat. Böckmann hat auf Nachfrage zugesagt, das Problem zu lösen. Eine einfache Problemlösung ist eine aus dem Fahrradbereich bekannte Gummistrippe mit zwei Haken, um die Tür festzulaschen.
Die Winkelhebelverschlüsse an der Heckklappe sind aus Sicherheitsgründen um 180 Grad umlegbar und bieten dadurch eine geringere Verletzungsgefahr für das Pferd, sie sind aber recht schwergängig. Ordentlich Kraft brauchen zumindest kleinere Personen auch zum Öffnen und vor allem Schließen der sehr soliden Heckklappe.
Fazit
Das hervorragende Fahrverhalten schont nicht nur die Pferde, sondern auch die Nerven des Fahrers und das Zugfahrzeug. Dieses muss allerdings wegen des zulässigen Gesamtgewichts von 2,4 Tonnen und 150 kg Stützlast schon recht kräftig sein. Mit einem Grundpreis von 12.900 Euro lag er damals im hohen Bereich der Vollpolyester-Anhänger.
Der Top Master wird in dieser Form nicht mehr produziert. Es wurde in einer sehr ähnlichen Form von den Modellen Big Master und Grand Master abgelöst. Dort beginnen die Preise bei rund 16.000 Euro (Stand 6/22).
Alle Testberichte über Böckmann Pferdeanhänger
- Böckmann Big Champion
- Böckmann Champion R
- Böckmann Comfort
- Böckmann Duo
- Böckmann Master (2009),
- Böckmann Top Master
- Böckmann Mega Master
- Böckmann Neo L SR
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Weitere Informationen unter www.boeckmann.com