Wer drei Pferde – und seien es auch „nur“ kleinere Westernpferderassen – transportieren möchte, kommt um einen größeren Pferdeanhänger mit Schrägverladung nicht herum. Böckmann bietet dafür eine, durch Flügeltüren amerikanisch anmutende Lösung, wie der Pferdeanhängertest bewies: Das Vollaluminium-Pferdeanhängermodell Traveller W 3 Big SK, wobei das „W 3“ für drei Westernpferde und das „Big SK“ für große Sattelkammer steht. Das Fahrzeug ist im Standard zum Listenpreis von 22.420 Euro (Stand aktualisiert 10/22) bereits sehr gut ausgestattet, nur die seitlich zu öffnende Aufstellklappe sollte man sich zusätzlich leisten.
Verladen leicht gemacht
„Wir haben unsere beiden Pferde noch nie so schnell und unkompliziert verladen. Das hätte ich bei dem Anhänger mit Stufeneinstieg, den die Pferde überhaupt nicht kannten, nie erwartet“ freute sich Kai Lahann, Westerntrainer C in der Nähe von Itzehoe, als er seine Pferde im Rahmen des Pferdeanhänger-Tests für Fahrten zu einem Trainingswochenende zur Verfügung gestellt hatte. Dabei war es nicht nur für Kai, sondern die Mehrzahl der neugierigen Zuschauer überraschend, wie souverän die Tiere die circa 40 Zentimeter hohe Stufe überwanden und sich ganz selbstverständlich schräg zur Fahrtrichtung aufstellten. Nun musste nur noch die Alu-Trennwand neben das Pferd geschwenkt und gesichert werden. Das funktioniert einfach über einen plastikbeschichteten Zapfen, der leicht in das dafür vorgesehene Loch in einer Schiene gleitet.
Das Pferd sicher im Fach, konnte Kai die Panikhaken der kunststoffummantelten Anbindeketten (je 57 Euro), die an einer sog. Airlinerschiene (Zusatzausstattung 213 Euro) einfach passend verschoben werden können, im Halfter einklinken. Fertig.
Sogar eine erst dreijährige Quarter Horse Stute, noch kein Verladeprofi und grundsätzlich Neuem gegenüber skeptisch, war mit einem Futtereimer innerhalb von Sekunden einfach über die Stufe zu locken. Bei dieser Stute musste die Trennwand anfangs allerdings fix geschlossen werden, damit sie nicht versuchte, wieder mit auszusteigen. Bereits beim dritten Mal konnte sie aber eine Person allein verladen.
Das Aussteigen funktionierte ebenfalls problemlos, wobei ungestümere Pferde mit einem großen Satz hinausspringen, was sich aber mit der Zeit gibt. Die Geduld für diese Übung sollte man aufbringen, weil es immer passieren kann, dass ein Pferd am Vorderbein verletzt ist und daher auch über die Stufe kontrolliert aussteigen sollte.
Zimmer mit Aussicht
Sehr komfortabel nicht nur für das Verladen, sondern auch eventuell längere Aufenthalte auf einem Turnier (oder dem gerade genannten Reitkurs), ist die seitliche große, nach oben schwenkbare Klappe. Sie ermöglicht den Pferden, sofort die Nase nach draußen zu strecken. Für die junge Stute hatten wir außen in die umlaufende Reling, die eigentlich zum Anbinden beim Satteln dient, den serienmäßig vorhandenen mobilen Futtertrog eingehängt, um dem Pferd die ersten Verladeübungen zu versüßen. Auch für die beiden anderen vierbeinigen Kollegen erwies sich dies während der Mittagspause als sehr praktisch. Um die Klappe offen zu halten, dient ein Sicherungsstab.
Zwar ist die Aufstellklappe mit 960 Euro nicht eben ein Schnäppchen, sollte aber durchaus überlegt werden, vor allem wenn das Fahrzeug auch für den Turniereinsatz geplant ist und die Pferde längere Zeit darin verbringen.
American Look
Wie es sich für den „Western Traveller“ gehört, besteht sein Aufbau komplett aus 1,8 cm starken Aluminiumprofilen mit 2,10 m hohen Bordwänden und fünf umlaufenden Profilbügeln und kantiger Front. Lediglich das Dach ist noch aus – in diesem Fall – silberfarbenem Polyester. Farbverliebte können es auch in bunten Farben bestellen. Anstatt der üblichen Laderampe gibt es hier ohne Aufpreis eine Flügeltür, die an drei stabilen Scharnieren leicht aufschwingt und außen durch Feststeller zu arretieren ist. Sie wird mit einem aus dem LKW-Bau bekannten Drehstangenverschluss und zwei stabilen Griffen geschlossen, die jeweils abschließbar sind. Praktischerweise passt der Schlüssel für alle weiteren Schlösser an der Aufstellklappe, Sattelkammer und Kupplung.
Der Beleuchtungskörper am Heck ist aus Sicherheitsgründen komplett in eine Stahlstrebe eingebettet, die durch Querschlitze dennoch eine gute Sicht nach hinten gewährleistet.
An der Kennzeichenbeleuchtung ist ein zweistufiger Auftritt aus stabilen Stahlbügeln angebracht. Zwar muss man hier am Dach keine Plane herunter ziehen, vielleicht aber einmal ein Lämpchen des hinteren Scheinwerfers austauschen oder die Rückfahrkamera neu justieren.
Lasst Luft rein!
Essentiell ist eine gute Lüftung. Der Traveller verfügt dafür über drei Schiebefenster, die auf der rechten Seite, wo sich die Pferdeköpfe befinden, vergittert sind. Dasselbe gilt für die beiden großen Schiebefenster in beiden Türflügeln. Ergänzend gibt es serienmäßig zwei Dachlüfter, die man mit einem Besenstiel in fünf verschiedenen Varianten öffnen kann. Lediglich zum Schließen benötigen kleinere Personen einen Hocker, der leider nicht (wie zum Beispiel beim Big Portax) im Lieferumfang enthalten ist.
Allerdings sollte man daran denken, die Fenster vor dem Einladen der Pferde zu öffnen, da sie nur von innen zu bedienen sind. Muss man sie bei Starkregen wieder schließen, ist das etwas unglücklich.
Komfortable Inneneinrichtung
Wie bei allen modernen und ordentlich ausgestatteten Anhängern liegt auf dem hier serienmäßigen Aluminiumprofilboden eine acht mm dicke Gummimatte, die fest verklebt und an den Rändern versiegelt ist. Zusätzlich fanden wir im Testfahrzeug eine Verschleißmatte (237 Euro) auf Höhe der Vorderbeine, ebenso wie links und rechts eine Trittschutzplatte. Obwohl aus Aluminium, ist die Anschaffung des optionalen Trittschutzes an der rechten Seite (502 Euro) durchaus empfehlenswert, da viele Pferde mit den Vorderbeinen scharren. Mit Eisen können sie unschönen Schaden anrichten.
Die zwei Trennwände bestehen im oberen Drittel aus Aluminium, bis zum Boden gewährleistet der bekannte transparente und stabile PVC-Behang, dass sich die Pferde auch zur Seite ausbalancieren können. Jedes Fach hat seinen eigenen Heunetzhaken. Es empfiehlt sich allerdings, die Netze auch an der unteren Schiene zu fixieren.
Das Verschieben der Trennwände erfordert zwei Personen, weil die Wand an der linken Seite unterhalb des Daches und an einer etwa mittig verlaufenden Schiene arretiert und durch ihre stabile Konstruktion recht schwer ist.
Um sie zu verstellen, muss eine Person zunächst einen Metallzapfen an der unteren Schiene aus seinem Loch ziehen, während die andere die rechte Seite festhält. Der Zapfen hat dafür zwar einen griffigen Ring, ist aber leider etwas rau und gleitet daher nicht so leicht. Schneller geht es daher mit einem gezielten Hammerschlag von unten nach oben. Anschließend kann man die Wand auch aus der oberen Haltung heben und je nach Bedarf nach vorne oder hinten verschieben, wieder in die obere Führung einhängen und mit dem Zapfen unten sichern. Auch dafür empfiehlt der Hammer. Das klingt vielleicht etwas kompliziert, wird aber sicherlich ohnehin nicht allzu oft erforderlich sein, da die Fächer nur einmal auf die Pferdemaße eingestellt werden. Wer regelmäßig Hengste fährt, sollte sich die Anschaffung der Kopftrennwand überlegen (306 Euro), die sehr einfach herausgenommen und wieder eingesetzt werden kann.
Praktisch, aber nur von großen Menschen ohne Hocker erreichbar, ist die Ablage mit Lüftungsschlitzen und Gummisicherung links oberhalb der Pferderücken für Decken oder Pads (Zusatzausstattung 311 Euro).
Viel Platz für Sättel, Futtertonnen &Co.
Keine Raumnot besteht in der Sattelkammer, die schräg im Bug angeordnet ist. Drei stabile Westernsattelhalter, fünf Haken für Zaumzeug, Helme oder Sporen, zwei Staunetze in der Tür sowie zwei dreieckige Ablagen oberhalb der Sattel- bzw. Trensenhaken sorgen für geordnete Verhältnisse. Aufgrund der Innenbreite des Anhängers von zwei Metern ergibt sich in der Sattelkammer ausreichend Stellfläche, so dass dem Transport von Futtertonnen oder Sattelcaddys nichts im Wege steht. 2,4 m Deckenhöhe erlauben selbst Paddockzaunpfähle oder anderes hohes Transportgut. In komfortableren Böckmann-Anhängern mittlerweile Standard sind Schaufel und Besen in entsprechenden Klemmhalterungen. Aucu hatte der Testanhänger eine beidseitig zu öffnende Tür zwischen Pferderaum und Sattelkammer (399 Euro), was beim Transport von drei Pferden schon praktisch ist, da man wenigstens ans erste und letzte Pferd leicht herankommt, sollte dies erforderlich sein.
Einfach angekuppelt, satte Straßenlage
Die stabile Knott-Kupplung schnappt über dem Kugelkopf des Zugfahrzeugs zu, sobald sie ein wenig Druck von unten registriert. In einem Kontrollfenster ist dann an der Stellung eines kleinen Markierungsknopfes zu erkennen, ob sie tatsächlich korrekt eingerastet ist. Der 13-polige Stecker ist leicht in die PKW-Steckdose ein- bzw. auszudrehen.
Relativ neu ist der große Drehgriff am Automatikstützrad, der das Hochkurbeln des stattlichen Anhängers ein wenig erleichtert. Nur auf glattem Boden haben die beiden Rangiergriffe Sinn: Auf Rasen bewegt sich der 1.620 kg schwere Anhänger damit kein Stück.
Zur Sicherheit des Pferdetransports und gleichzeitig für den Komfort der Tiere und Menschen im Zugfahrzeug ist ein gutes Fahrverhalten wichtig. Da gibt es bei Böckmann grundsätzlich nichts zu meckern. Und so sorgt auch beim Traveller das tiefer gelegte Fahrwerk mit Radstoßdämpfern für ein sanftes Rollen.
Immer sicher im Blick
Das Rangieren mit dem 4,58 Meter langen Fahrzeug und 2 Meter breiten Fahrzeug ist kein Problem, es reagiert im Rückwärtsgang schnell uns lässt sich gut korrigieren. Leistet man sich die Rückfahrkamera und den zusätzlichen Scheinwerfer (145 Euro), kommt man auch bei Dunkelheit ohne Einweisehilfe aus. Die zweite Videokamera im Inneren des Testfahrzeugs erlaubt Kontrollblicke auf die Pferde. Es war eine angenehme Beruhigung, selbst das Jungpferd so ruhig stehen zu sehen (Videosystem insgesamt 511 Euro).
Fazit
Der Aluminium-Anhänger Böckmann Traveller W 3 Big SK ist ein luxuriöses Fahrzeug für drei Westernpferde oder andere kleinere Rassen bis etwa 1,60 m Stockmaß, der vor allem in der Ausstattung des Testfahrzeuges hoch komfortabel ist. Speziell das „Zimmer mit Aussicht“ macht das Einladen und Aufenthalte auf dem Anhänger für die Pferde sehr angenehm. Allerdings gilt auch hier der alte Werbespruch: „Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben“: Mit 24.420 Euro Listenpreis (aktualisierter Stand 10/22) liegt der Traveller W3 Big SK im Bereich der hochpreisigen Fahrzeuge.
Technische Daten Böckmann Traveller W 3 Big SK
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Gesamtgewicht
Zuladung
Stützlast
Bereifung
Zubehör
Radstoßdämpfer
Bodenmaterial
Gummiboden
Seitenpolster
Trittschutz
Zubehör, Automatikstützrad
Abschließbare Kupplung
Sattelkammer
Alle Testberichte über Böckmann Pferdeanhänger
- Böckmann Big Champion
- Böckmann Champion R
- Böckmann Comfort
- Böckmann Duo
- Böckmann Master (2009),
- Böckmann Top Master
- Böckmann Mega Master
- Böckmann Neo L SR
- Böckmann Portax
- Böckmann Portax E
- Böckmann Portax Esprit
- Böckmann Portax L SR
- Böckmann Portax Western Professional
- Böckmann Big Portax
- Böckmann Traveller M
- Böckmann Traveller W 3
- Böckmann XL
Weitere Informationen unter www.boeckmann.com