Wer drei kleinere oder zwei mittelgroße Pferde in Schrägstellung transportieren möchte, dem bietet Cheval Liberté seit 2007 mit seinem Aluminium-Pferdeanhängermodell Minimax ein robustes Fahrzeug mit umfangreicher Serienausstattung zum sehr fairen Preis von 11.900 Euro. Hervorragend: Die Straßenlage des Cheval Liberté-Pullman 2 Performance-Fahrwerkes. Das Fahrzeug für den Pferdeanhängertest wurde vom PKW-Anhängercenter Ahrens in Bremen-Stuhr zur Verfügung gestellt.
Das Fahrzeug wird in dieser Form nicht mehr gebaut und wurde vom „Minimax II“ abgelöst.
Mit dem Konzept des Minimax folgt Cheval Liberté mehreren Trends, die derzeit den Pferdeanhängermarkt dominieren.
Modernes Konzept
So finden wir hier zum einen die robuste Aluminiumkonstruktion aus 1,8 cm dicken Aluprofilen mit zwei Meter hohen Bordwänden und 2,1 cm Aluminiumprofil-Boden. Letzterer ist mit einer acht Millimeter starken und rutschfesten Gummimatte mit Gewebeeinlage belegt, die auch einfach zu reinigen ist.
Sehr stabil wirkt der Heckrahmen. Auch vorne, am Übergang zur Sattelkammer, ist unterhalb des Daches ein Stahlrahmen eingezogen, der in der Mitte durch einen Eisenträger gestützt wird. Er dient gleichzeitig für die Anbringung der drei Sattelhalter.
Der Polyesteranteil beschränkt sich dadurch auf das Dach und den großvolumigen aerodynamisch geformten Polyesterbug. Dieser ist erforderlich, um ausreichend Raum für eine mannshohe Sattelkammer zu gewinnen. Ebenfalls zunehmend beliebt wird die Flügeltür am Heck im anglo-amerikanischen Stil ohne Rampe. Diese Variante schien den Pferden – und im Test auch verladeunerfahrenen Tieren – scheinbar so sympathisch, dass sie ohne Widerstand einstiegen. Dies u.a. auch, weil das Fahrzeug sehr tief liegt. Ebenso leicht geht es zum Vorderausstieg wieder hinaus. Dieses Heck bietet auch die Möglichkeit, das Fahrzeug für den Transport anderer Güter zu nutzen und mit einem Gabelstapler direkt heranzufahren. Damit die Türen nicht zufallen, lassen sie sich mit Haken an der Bordwand feststellen.
Das An- und Abkuppeln funktionierte dank der mit einer Hand bedienbaren Albe Berndes Guss-Kupplung sehr einfach. Sie besitzt praktischerweise auch deutliche rot-grüne Markierungen, an denen der korrekte Sitz des Kugelkopfes zu kontrollieren ist. Auch der Elektrostecker war leicht anzubringen und wieder abzunehmen. Am Automatikstützrad lässt sich das Fahrzeug leicht auf- und herunterkurbeln.
Diagonalverladung in Fahrtrichtung
Einmal eingestiegen, stehen die Pferde schräg in Fahrtrichtung. So gewinnt man auf der Innenbreite von 2,07 Metern den Platz für drei Stellfächer. Die ca. 1,60 Meter hohen Aluminiumtrennwände sind an beiden Seiten jeweils unterhalb des Daches und auf etwa einem Meter Höhe in Halterungen eingehängt, die wiederum an stabilen Schienen festgeschraubt sind. Der Drehpunkt, d.h. die feste Aufhängung der Wand, befindet sich am Kopf der Pferde, so dass sie am Hinterteil der Tiere geöffnet bzw. geschlossen wird. Das letzte Fach am Heck wird durch eine Stange gesichert, die links und rechts in die üblichen Halterungen eingehängt wird.
Das Öffnen funktionierte leicht. Als sehr praktisch empfanden wie die Magneten am Ende der Trennwände, die ein ungewünschtes Zufallen verhindern.
Das Schließen war anfangs etwas rau, mit ein bisschen Übung und leichtem Anheben der Wand kamen wir aber bald gut mit dem System zurecht. Auch das Einhängen der zwei Meter langen Heckstange hinter dem dort recht eng stehenden Pferd erfordert etwas Übung und am besten zwei Personen.
Wer also ungeduldige Pferde hat, die das Diagonalprinzip (noch) nicht kennen und anfangs eher unruhig stehen, sollte den Verladevorgang ausreichend üben, bevor es zum Beispiel zu einem fest terminierten Turnierstart geht. Etwas vereinfachen lässt sich der Verladevorgang, wenn man zunächst auch die Seitenklappe nach oben und zusätzlich die Vorderausstiegstür öffnet, damit viel Licht ins Fahrzeug kommt und die Pferde vor allem die Köpfe nach draußen strecken können.
Der Drehstangenverschluss stammt ebenso wie die Türverriegelungen aus dem LKW-Bau und ist durch leichten Druck bzw. Zug zu bedienen und abschließbar.
Ein kleiner Kraftakt: Verschieben der Trennwände
Um die Stellfachbreite zu verändern benötigt man einen Schraubenschlüssel, mit dem die Muttern gelöst werden, die Halterungen (sog. Gleitsteine) anschließend auf die neue Position verschoben und dort wieder verschraubt werden. Diese Prozedur ist etwas mühselig und erfordert mindestens zwei Personen, eine davon ausreichend groß (oder einen Hocker), um an die obere Halterung zu gelangen. Da es kein Lochraster gibt, ist zudem gutes Augenmaß angesagt, um die obere Befestigung exakt mit der unteren abzustimmen, andernfalls lässt sich die Trennwand nicht schließen. Die Verstellung ist auf beiden Seiten erforderlich, da der Minimax feste und keine teleskopierbaren Trennwände besitzt und damit nur die Breite der Fächer veränderbar ist, nicht aber der Winkel und damit auch die Länge.
Dieses Konzept wird allerdings derzeit überarbeitet, da die Inneneinrichtungen der beiden Mehrpferdemodelle Minimax und Optimax vereinheitlicht werden sollen. Dann soll es auch im Minimax teleskopierbare Wände geben. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn zwei größere Pferde anstatt der drei kleinen zu transportieren sind. In diesem Fall geht es nämlich vor allem um die Länge der Standflächen.
In der Dreier-Einstellung passen drei Ponys oder kleine, d.h. vor allem kurze Voll- und Warmblüter, in das Fahrzeug. Auch das zulässige Gesamtgewicht von 2,6 Tonnen und einer Nutzlast von 1.350 kg sowie die Innenhöhe von 2,25 Metern sprechen eher für kleinere Tiere.
Allerdings soll das Modell Minimax zukünftig auch als 3-Tonner erhältlich sein, wodurch die Zuladung auf 1.750 kg steigt.
Umfangreiche Serienausstattung
Cheval Liberté setzt bei nahezu allen Modellen auf eine Komplettausstattung. Dazu gehört beim Minimax nicht nur die erwähnte Sattelkammer mit einer ausreichend breiten Tür und großen Sattelhaltern, auf denen auch Westernsättel sicher liegen bleiben. Auch ein Rundum-Trittschutz aus schwarzem Kunststoff an den Innenwänden und sogar an der Hecktür sind inklusive und schützen das Fahrzeug gegen Huftritte. An der Wand des vorderen Stellfaches kann sich das Pferd an einem Seitenpolster anlehnen. Oben am Heck macht eine dritte Bremsleuchte das Fahrzeug gut sichtbar. Und wer eine Reifenpanne hat, kann das am Bug gut untergebrachte Reserverad einsetzen – ein Ausstattungsmerkmal das nur die wenigsten Hersteller in der Grundausstattung mitliefern.
Luftige Aussichten!
Für die Pferde sehr angenehm ist die serienmäßig vorhandene große, nach oben schwingende Seitenklappe, die dem zweiten und dritten Pferde vor allem bei längeren Aufenthalten auf Veranstaltungen einen schönen Ausblick ermöglicht, das erste hat als Ausguck die große Vorderausstiegstier. Eine kräftige Kette hindert das Tier am ungewünschten Ausbruch.
Die Seitenklappe wird durch kleine drehbare und abschließbare Riegel geöffnet bzw. geschlossen. Für kleinere Personen wurde, um ihnen das Schließen zu erleichtern, ein Bändchen mit doppelseitigem Klebeband angebracht, das sich allerdings schnell ablöste. Hier wären Nieten wohl die bessere Lösung.
Wer möchte, könnte auch tragbare Futtereimer entweder in der Bordwandkante oder in der Anbindestange einhängen. Ihre Anbringung an der rechten Seite wird damit begründet, dass sich auch der Vorderausstieg rechts befindet. Es ist aber zu empfehlen, die Reling bei der Bestellung links zu ordern, weil es bequemer ist, die Pferde einmal um den Anhänger herum nach links zu führen und dann gleich neben der Sattelkammer anzubinden, als Putzzeug, Sättel und Trensen auf die andere Seite zu schleppen. Zumindest der Anhängerhändler Ahrens & Ullmann, der den Anhänger auch als Testfahrzeug zur Verfügung gestellt hatte, bestätigte, dass dies jederzeit so bestellt werden könne.
Gut durchlüftet
Da das Fahrzeug konstruktionsbedingt keine schräg angeordneten Bugfenster hat, sind hier für eine gute Durchlüftung an der rechten Seite drei und in der Hecktür zwei vertikal von außen zu öffnende vergitterte Schiebefenster angebracht. Links gibt es nur ein relativ hoch angebrachtes quer verlaufendes Schiebefenster, das leider nur von innen zu bedienen ist. Zusätzlich sorgen zwei Dachentlüftungen dafür, die warme Luft vor allem auch aus dem stehenden Fahrzeug nach oben zu entlassen.
Hervorragendes Fahrverhalten
Wie nahezu alle Cheval Liberté-Pferdeanhänger ist auch das Modell Minimax mit einem Pullman-2-Performance Fahrwerk ausgestattet, das nach Automobilstandard über eine Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und gegenläufige Längslenkern verfügt. Dadurch hebt sich zum Beispiel beim Überfahren von unebenem Gelände jeweils zur ein Rad und nicht die gesamte Seite des Fahrzeuges. Obwohl das Fahrzeug durch den voluminösen Bug sehr wuchtig wirkt und ja auch gut zweieinhalb Tonnen auf die Waage bringt, war der Kraftstoffverbrauch mit einem Nissan XTrail nicht höher als bei einem Zweipferdeanhänger.
Wer ein ausreichend schweres Zugfahrzeug hat, kann auch 100 km/h schnelle fahren. Mehr zu den Voraussetzungen dafür hier.
Zwei kleine Verbesserungsvorschläge
Als ein wenig lästig ist uns aufgefallen, dass weder die Sattelkammer- noch die Vorderausstiegstür Feststeller hatten. So fielen sie bei unebenem Stand oder Wind leicht zu. Einfache, aber wenig elegante Abhilfe schaffen hier die im Fahrradzubehör erhältlichen Gummistrippen, mit denen sich die Türen am Stützrad einhaken lassen.
Die Sattelkammer ließe sich besser mit Wasser reinigen, wenn sie ein Abflussloch hätte. Auch ein paar Ablagen im oberen Bereich oder Regalbretter im Bug wären wünschenswert, um den großen Stauraum optimal zu nutzen.
Fazit
Das Pferdeanhängermodell Cheval Liberté Minimax ist ein voll ausgestattetes und in weiten Teilen durchdachtes Fahrzeug, das sich für den Transport von drei kleineren oder zwei größeren Pferden mit Gepäck eignet, das in der großen Sattelkammer Platz findet. Für Turnierpferde angenehm sind die Seitenklappe und der Vorderausstieg, der dem – abgesehen von seiner eigentlichen Bestimmung des Aussteigens – auch viel Licht und Luft ins stehende Fahrzeug lässt. Sehr ruhig und daher komfortabel ist das Fahrverhalten des Pullman 2 Performance-Fahrwerkes.
Mit 11.900 Euro lag der Minimax damals im unteren Bereich des Wettbewerbs und bot dafür eine sehr umfangreiche Serienausstattung. Er wird nicht mehr produziert und ist daher – wenn überhaupt – nur noch gebraucht erhältlich.
Das Modell wurde vom Cheval Liberté Minimax II abgelöst.
Technische Daten
Gesamtlänge: 5,33 m
Innenlänge: 4,00 m
Gesamtbreite: 2,30 m
Innenbreite: 2,07 m
Gesamthöhe: 2,63 m
Innenhöhe: 2,25 m
Gesamtgewicht: 2,6 T
Zuladung: 1350 kg
Stützlast: max. 100
100 km/h Zulassung: ja
Zubehör
100 km/h Zulassung: ja
Schraubenfederfahrwerk: Pullman2-Performance Schraubenfederfahrwerk (Serie)
Radstoßdämpfer: ja
Hydraul. Bremse: nein
Bodenmaterial: Aluminiumprofilboden
Gummiboden: ja
Seitenpolster: ja
Trittschutz: ja
Automatikstützrad: ja
Abschließbare Kupplung: nein
Sattelkammer: ja
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