Als Nummer 8 unter den Cheval Liberté Pferdeanhängern trat das Großraum-Modell seine Testfahrten bei Mit-Pferden-reisen an. Auch bei diesem Fahrzeug setzt Cheval Liberté auf den hohen Aluminium-Aufbau und das bewährte Pullman-2-Schraubenfederfahrwerk. Völlig neu am Markt ist das variable Sattelraumkonzept. In der Serienausstattung kostet er beim PKW-Anhänger-Center in Stuhr bei Bremen, welches ihn auch zum Test zur Verfügung stellte, 12.990 Euro (Stand 11/2024).
Seit 1995 gibt es das Unternehmen Cheval Liberté, das sich seitdem zu einem der größten Hersteller für Pferdeanhänger in Europa entwickelt hat. Angetreten mit relativ einfachen und niedrigpreisigen Fahrzeugen, die zunächst keiner so richtig ernst nahm, wurden die Produkte immer vielfältiger und qualitativ kontinuierlich optimiert.
Wuchtige Erscheinung
Seit 2022 gibt es den wuchtig wirkenden Multimax. Der Eindruck entsteht vor allem durch den breiten, leicht gerundeten Polyesterbug, in dem sich – und das ist der Clou – der in der Länge begehbare und in der Länge flexibel an alle Bedarfe anpassbare Sattelraumbefindet. Aber dazu später.
Die großzügigen Innenmaße (3,78 m lang und 1,81 m breit) und das zulässige Gesamtgewicht von 2,6 Tonnen bei einem Leergewicht von nur 970 kg sprechen an sich dafür, dass sich auch große Pferde darin wohlfühlen. Wir haben den Test mit einem Quarter Horse sowie einem recht breiten Brabanter Kaltblut gemacht und beide blieben augenscheinlich entspannt. Wirklich Hochgewachsene wünschten sich aber wohl etwas mehr Kopffreiheit als die 2,30 m Innenhöhe ermöglicht. Diese ist für die technischen Daten am höchsten Punkt gemessen, im Kopfraum beträgt sie 2,25 m.
An der 1,90 m hohen Frontwand zur Sattelkammer ist links, mittig und rechts am Alurahmen jeweils ein Heunetzösen angebracht. Diese Trennwand bietet auch die Möglichkeit, Haken für mobile Futterkrippen anzubringen, was vor allem für den längeren Aufenthalt auf Turnieren sicherlich sinnvoll ist.
Robust, reinigungsfreundlich und komfortabel: Hohe Alu-Seitenwände
Bereits seit rund 15 Jahren hat Cheval Liberté begonnen, sich bei den Aufbauten, sprich Seitenwänden und Heckrampe, auf das robuste Aluminium zu konzentrieren und die Polyesteranteile auf ein Minimum zu begrenzen. So sind auch beim Multimax die Seitenwände etwa 2 m hoch und 1,8 cm stark. Dadurch konnte rechts vorne auch ein komfortabler Einstieg für eine mannshohe und 90 cm breite Inspektionstür entstehen. Sie ist mit einer griffigen Klinke und Dreifachverriegelung abschließbar, die aus Sicherheitsgründen so knapp an der Wand anliegt, dass sich hier kein Strick verfangen kann. Innen lässt sie sich mit einem kleinen Hebel öffnen, der gegen verspielte Pferdenasen mit einem schwarzen Blech verdeckt ist. Isdt sie geöffnet, verhindert ein Gasdruckdämpfer das Zufallen. Gut durchdacht und gemacht.
Der Boden besteht wie gewohnt aus einer 20 mm dicken Aluminiumprofilplatte mit einer 8 mm starken und rutschfesten Gummimatte, die vollflächig verklebt und an den Rändern versiegelt ist. Um die Seitenwände gegen Beschädigungen durch beschlagene Hufe zu schonen, sind ca. 90 cm hohe Trittschutzwände sauber vernietet, so dass keine Verletzungsgefahr entsteht. Knapp darüber können sich die Pferde an einem weichen Seitenpolster anlehnen.
Die Brust- und Heckstangen sind in Höhe auf ca. 1,02 m und 1,22 m und in der Länge um 12 cm verstellbar. Sie lassen sich leicht ein und aushaken und sind Cheval-typisch mit einem Klappsplint gesichert. Der ist anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, weil man sich leicht die Finger klemmen kann. Die Anbindeösen an der Bruststange sind stabil, auch etwas dickere Sticke lassen sich hier einfädeln. Die Anbringung der Bruststange mit zwei Schrauben bringt es mit sich, dass im Notfall auch die Panikentriegelung von außen an zwei Schrauben gelöst werden muss. Das ist nicht sehr praktisch, wenn es schnell gehen muss.
An der rechten Außenwand ist eine stabile Aluschiene angebracht, an der die Pferde nebeneinander schnell und sicher angebunden werden können. Das erspart das lästige Durchziehen der Stricke in die Ösen der Panikentriegelung.
Was Ihr wollt: Stufe oder Rampe
Wie jeder Cheval Liberté-Anhänger verfügt auch der Multimax über die serienmäßige Rampen-Türkombination, bei der die Rampe als Tür nach links aufgeklappt werden kann. Um sie zu fixieren, dient rechts unten ein kleiner Metallzapfen, der zwischen zwei Metallplatten liegt und mit einem an einer Kette hängenden Splint gesichert wird. Dieser wird zunächst herausgezogen. Anschließend lässt sich die Tür mit geringem Kraftaufwand aus der Halterung ziehen. Zurück ist es etwas schwieriger, weil die schwere Tür rechts etwas tiefer als die Halterung hängt. Man muss sie daher an der unteren Kante etwa zwei Zentimeter anheben. Dafür hätten wir uns eher einen Griff gewünscht, der aber, so hat Denis Ahrens vom PKW-Anhänger-Ccenter versichert, leicht nachzurüsten ist. Die üblichen Haken oben an der Rampe sind leicht zu öffnen und wieder z schließen.
Beim Anblick des Gummisaugstoppers hatten wir von Anfang an Zweifel, ob er die immerhin rund 1,75 m breite Tür offenhalten kann. Leider wurden diese – zumindest bei stärkerem Wind – auch bestätigt. Hier könnte ein simpler Haken zum Einhängen bessere Dienste leisten. Denn es ist lästig, wenn die Tür von einem Hilfswilligen festgehalten oder mit komplizierten Strickkonstruktionen arretiert werden muss.
Durch die Kombination ist der Einstieg für das Pferd flexibel wählbar: Übliche Rampe oder Stufe, wie sie in Westernkreisen gerne gewählt wird. Die Einstiegshöhe von 45 cm ist von jedem Pferd zu überwinden. Die Rampe ist ebenso wie der Boden mit rutschfestem Gummi belegt und mit einem Alurahmen eingefasst.
Einfach hereinspaziert: Einladend offene Mittelpfostentrennwand
Der Einstieg wird vor allem für zögerliche Kandidaten durch eine Mittelpfostentrennwand erleichtert, deren Flügel sich ohne Kraftaufwand schwenken lassen. Im oberen Drittel besteht sie aus stabilem und Aluminium, unten ist eine flexible PVC-Plane angebracht. Sie trennt die beiden Vierbeiner voneinander, erlaubt aber dennoch das Ausbalancieren nach zur Mitte hin. Serienmäßig ist sogar das Kopftrenngitter. Für besonders streitlustige Pferde kann eine Kunststoffplatte als Sichtschutz eingeschoben werden.
Licht und Luft
Gut ausgestattet ist der Multimax mit vier ordentlich abgedichteten Schiebefenstern, von denen es links und rechts jeweils zwei gibt. Sie sind praktischerweise von außen zu öffnen und zu schließen. Wenn es also während der Fahrt wegen eines Schlechtwettereinbruchs notwendig sein sollte die Schotten dicht zu machen, ist dies in Sekundenschnelle erledigt, ohne den Pferderaum betreten zu müssen.
Am Heck wird der Multimax durch einen Planenlift mit feinmaschigem Windschott geschlossen, das Luft herein, Regen aber draußen lässt. Die Strippe zum Herunterziehen ist so lang, dass auch kleinere Personen leicht heranreichen. Das Licht, an einem Schalter ein- und auszuschalten, befindet sich ganz praktisch am Heck.
Multifunktional variabel: Der Sattelraum
Vor allem für Pferdesportler, die viel Gepäck mit auf die Reise nehmen wollen, hat sich Cheval Liberté etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine verschiebbare Wand zwischen Pferdetransportraum und der begehbaren Sattelkammer. Die Trennwand ist mit einem Alurahmen eingefasst und in der Mitte durch eine zusätzliche querverlaufende Aluschiene stabilisiert. Die Wand sitzt beidseitig in einer etwa 45 cm langen Lochschiene und kann um 40 cm entweder im Ganzen verschoben oder nur an der rechten Seite nach links aufgeklappt werden. Dann können selbst große Personen mit Westernsätteln durch die breite Tür komfortabel einsteigen, ohne irgendwo hängen zu bleiben.
Die beiden auch für voluminöse Sättel passenden Sattelhalter – eine schwarz lackierte stabile Metallstange mit beidseitigen Auflagen – sind in der linken Ecke an einer Schiene montiert. Um sie in der Höhe beliebig zu verstellen, ist ein Schraubenschlüssel erforderlich. Wer sie öfter verschieben möchte, sollte hier Flügelmuttern einsetzen. Für verschwitzte Satteldecken oder Pads zum Lüften bietet sich ein zusätzlicher Sattelhalter (optional 119 Euro) an. Platz genug ist an der langen Schiene.
An der verschiebbaren Wand finden sich die beiden üblichen Trensenhaken, ein Schminkspiegel und ein kleines Staunetz. Abgesehen davon ist die Sattelkammer eher spartanisch ausgestattet. In Anbetracht des für seine Größe mehr als fairen Preises ist das aber verzeihlich. Insofern ist ein wenig Kreativität gefragt, den Stauraum individuell zu gestalten, zum Beispiel durch zusätzliche Haken für Ersatztrensen und -halfter, Sporen oder Reithelme. Oft tut es dafür auch eine günstige Türhängeleiste aus dem Baumarkt, die oben an der Wand eingehängt werden kann. An der quer verlaufenden Aluschiene sitzen links und rechts zwei kräftige Ösen, zwischen denen auch ein Draht gespannt werden könnte, um Decken ordentlich aufzuhängen.
Der Raum ist auch groß genug für einen Turniersattelschrank, der über die Rampe eingeladen werden kann. Dann allerdings empfiehlt es sich, die Sattelhalter zu entfernen, um diese Wand für den Schrank zu nutzen. (s. Video).
Vorbildlich: Das serienmäßige Ersatzrad. Hier können wir aus leidvoller Erfahrung sagen: Besser haben als brauchen…
Komfortable Fahrt dank Pullman-2-Fahrwerk
Das Ankuppeln an das Zugfahrzeug ist dank der soliden und leicht bedienbaren Knottkupplung schnell erledigt. Das große Automatikstützrad ist ebenfalls schnell hochgekurbelt. Ein großer Bügel daran dient als Rangiergriff.
Cheval Liberté ist nach unseren Recherchen der einzige Hersteller, der nahezu alle seine Modelle mit einem Schraubenfederfahrwerk nach Automobilstandard ausstattet. Pullman-2 heißt das hier und bietet ein hervorragendes Fahrverhalten mit und ohne Beladung. Wir haben auf kurzer Strecke mit einem VW Tiguan auch Tempo 100 getestet und das Gespann lag perfekt satt auf der Straße. Grundsätzlich muss das Zugfahrzeug jedoch wenigstens 2.363 kg wiegen, um auf Bundesautobahnen und Kraftfahrstraßen 100 km/h schnell fahren zu dürfen. Mehr zur 100-km/h-Regelung in dem Beitrag „Wann darf man 100 km/h fahren?“
Fazit
Der Cheval Liberté Multimax ist ein robustes Fahrzeug, das durch den variierbaren Sattelraum einer breiten Palette von Anforderungen gerecht wird. Aluminiumaufbau und Alu-Boden versprechen eine lange Haltbarkeit, zudem gibt es darauf fünf Jahre Garantie. Der Komfort des Pullman-2-Fahrwerkes ist ohne Fehl und Tadel. Mit 12.990 Euro (Stand 11/2024) für die Serienausstattung – und für noch mehr Komfort und Praktikabilität ein paar Euro extra – ist der großräumige Pferdeanhänger fair bezahlt.
Technische Daten Pferdeanhänger Cheval Liberté Multimax
Gesamtlänge (mm) | 5030 |
Innenlänge (mm) | 3780 |
Gesamtbreite (mm) | 2290 |
Innenbreite (mm) | 1810 |
Gesamthöhe (mm) | 2680 |
Innenhöhe (mm) | 2300 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2600 |
Leergewicht (kg) | ca. 970 |
Zuladung (kg) | ca. 1.630 |
Stützlast (kg) | 100 |
Fahrwerk | Cheval Liberté Pullman 2 |
Radstoßdämpfer | ja |
100 km/h-Zulassung | ja |
Räder/Bereifung | 14" |
Aufbau-Material | Aluminium eloxiert, doppelwandig |
Trennwand-Typ | Mittelpfostentrennwand |
Bodenmaterial | Aluminium-Profilboden |
Fenstertyp | 4 Schiebefenster |
Deckenlüfter | nein |
Trittschutzplatten | ja |
Autoatikstützrad | ja |
Sattelkammer | In der Länge varierbaerer und begehbarer Sattelraum |
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestänge | ja |
Abschließbare Kuppplung | nein |
Serienpreis /Preis des Testanhängers | 12.990 € |
Besonderheiten | Geräumiges Fahrzeug für zwei Pferde mit variablem Sattelraumkonzpt |
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