Mittlerweile hat er sich bewährt – der „neue Ifor Williams“, der eine „kleine Modellpflege“ erfahren hat. Grundsätzliches hat sich allerdings nicht viel geändert am Traditions-Pferdeanhänger Ifor Williams, der im Jahr 2008 mit leichten Änderungen als „Evolution“ auf den Markt kam.
Der eckige Kasten im anglo-amerikanischen Stil wird seit 1958 in Großbritanniens erfolgreichster Anhängerschmiede in Wales gebaut und erfreut sich in seinem Heimatland größter Beliebtheit. Auch bei uns gewinnt das bodenständige Aluminium-Fahrzeug immer mehr Freunde, zumal die Robustheit, Fahreigenschaften und Bedienungsfreundlichkeit keine Wünsche offen lassen. Nun ist noch ein Touch Eleganz hinzugekommen.
Insgesamt ist der Pferdeanhänger Ifor Williams Evolution HB 511 (und auch sein kleinerer Bruder HB 506) etwas eleganter geworden: Das liegt in erster Linie am Verzicht auf den mittleren verzinkten Rahmenbügel und den klobigen Querriegel bei der vorderen Abladerampe. Zusätzlich ist der Bug (früher in silbernem Aluminium) heute in der Grundwagenfarbe lackiert. Durch das im Verhältnis kleinere weiße Dach wirken die Seitenwände höher. Während das Dach früher ebenfalls bis auf die Spitze aus Alu war, besteht es heute komplett aus langlebigem Polypropylen, was ein geringeres Aufheizen mit sich bringt. Das Frontfenster wurde etwas größer und besteht ebenso wie die Seitenfenster aus unvergittertem Sicherheitsglas.
Überhaupt setzt Ifor Williams jetzt mehr auf moderne Materialien: Neu sind die optisch attraktiveren Nylon-Kunststoffscharniere und Schnellentriegelungsklemmen für die seitlichen und hinteren Klappen – ob sie auch so haltbar sind wie die Splinte des alten Modells wird die Zukunft zeigen. Die Kotflügel bestehen nun nicht mehr aus Blech, sondern ebenfalls aus schwarzem stabilem Kunststoff, in dessen Front sich ein orangenes Katzenauge und eine Positionslampe befinden, die beim Einparken in engere Lücken die seitliche Begrenzung des Kotflügels definiert. Auch alle Heckleuchten sind nun mit diesem Material verkleidet.
Stabilität und Unverrottbarkeit
Hauptmerkmal aller Ifor Williams Pferdeanhänger ist die äußere Aluminium-Konstruktion: Im Gegensatz zu den gängigen Alu-Modellen, deren Aufbau aus Aluminium-Profilen bestehen, finden wir hier glatte lackierte Aluminiumwände, die aus Stabilitätsgründen bis auf eine Höhe von ungefähr 1,50 cm mit einem Sperrholzkern verstärkt sind. Dieser reicht allerdings nicht ganz bis zum Boden, damit von dort möglicherweise aufsteigende Feuchtigkeit keinen Schaden anrichten kann. Zusätzlich ist an der Innenwand eine stabile Trittschutzplatte aus Kunststoff angebracht.
Der Boden besteht aus stabilen Aluminiumprofilen, worauf eine 12 mm dicke Gummimatte lose verlegt ist. Sie wird mit vier Klammern, vorne und hinten je zwei, festgehalten. Zum Reinigen werden die Klammern gelöst und die Matte wird wie ein Teppich einfach aufgerollt. Nach dem Ausspülen der Alubodenplatte kann sie sofort wieder hinein gelegt und gesichert werden. Die Matte ist aber auch innen hervorragend zu reinigen, weil sie grobe Längsrillen hat, aus denen man Schmutz aller Art entweder leicht ausfegen oder auch mit einem Schlauch ausspülen kann. Ein Vorteil der lose verlegten Matte ist ihre leichte Verschiebbarkeit auf dem glatten Alu-Boden, die dazu führt, dass sie unter den Pferdehufen leicht nachgibt und daher nicht so schnell Überbelastungen zum Beispiel unter den Vorderhufen entstehen.
Traditionelles Parabelfederfahrwerk
In einem ist Ifor Williams sich aber treu geblieben: In den Pferdeanhängern sind nach wie vor durchgehende Achsen mit sog. Parabelfedern verbaut, wie sie sich im Geländewagen- und LKW-Bau seit Jahrzehnten bewährt haben und Radstoßdämpfer überflüssig machen. Lediglich für die 100 km/h-Zulassung wären sie erforderlich. Die Praxis hält, was die Theorie verspricht: Sowohl leer als auch beladen liegt der rund 1.000 kg schwere Pferdeanhänger bei 2,7 Tonnen Gesamtgewicht wie ein Brett auf der Straße.
Die Parabelfedern sind zudem sehr langlebig und wartungsarm. Das Brems- und Kupplungssystem stammt aus dem Hause Knott und ist ebenfalls sehr servicefreundlich. Als sehr praktisch erweist sich auch das in der Grundausstattung vorhandene Kupplungsschloss, das mit einer kleinen Kunststoffkappe gegen Wassereintritt geschützt ist. Damit kann man das Fahrzeug auch im angekuppelten Zustand sichern, was mit den klobigen Metallschuhen und Vorhängeschloss nicht möglich ist.
Extrem bedienungsfreundlich
Beim Rest ist aber an der Bedienungsfreundlichkeit nicht zu meckern. Das betrifft vor allem den wichtigsten Vorgang im Zusammenhang mit dem Pferdetransport: Das Ein- und Ausladen.
Die Heckrampe ist durch eine passend eingestellte Gasdruckfeder sehr leicht zu öffnen und wieder zu schließen. Die Verriegelung ist bestechend einfach und mit einer Hand zu bedienen. Auch die vordere Ablaufklappe – nach Kundenwunsch links oder rechts möglich – öffnet sich leicht. Die Inspektionstür für den Menschen ist gerade ausreichend hoch und mit einem abschließbaren Drehknopf zu bedienen.
Wie bei allen Vorderausstiegsmodellen ist die oben feste und im unteren Bereich flexible Trennwand um eine herausnehmbare Mittelachse dreh- und schwenkbar. Daher ist zumindest für das erste (eventuell verladekritische) Pferd die hintere Wandhälfte weiter zu stellen und zur Stabilisierung an der Seitenwand einzuhaken. Derselbe Mechanismus kommt beim Ausladen nach vorne zum Einsatz, so dass auch das linke Pferd komfortabel über die breite vordere Ablaufklappe aussteigen kann. Einmal verladen, bindet man die Pferde an einem hoch(!) angebrachten Ring an, der stabil genug ist, um bei normalen Widersätzlichkeiten zu halten, aber für Extremfälle eine Art Sollbruchstelle hat.
Der leicht gepolsterte Heckriegel ist wie üblich hängend angebracht und lässt sich in zwei Höhen und in Längen einhaken. Dasselbe gilt für die Bruststange.
Genial sind diese einfachen Handgriffe auch bei der Reinigung: In Sekundenschnelle ist vorne und hinten viel Platz geschaffen, um das Fahrzeug auszufegen oder mit einem Wasserschlauch zu spülen.
Im Testzeitraum ergab sich auch die Notwendigkeit, mit einem Fohlen das Ein- und Aussteigen zu trainieren, um später zur einer Fohlenschau zu fahren. Dafür sind Vorderausstiegsmodelle natürlich ideal geeignet, weil die Kleinen auch vorwärts aussteigen können. Für das Training und die Fahrt wurde die Mitteltrennwand entfernt, was tatsächlich von einer nicht allzu kräftigen Person allein zu bewerkstelligen ist, weil alle Teile sehr leicht auszuhaken und auch einzeln gut zu tragen sind.
Auch auf Turnieren sind die Frontausstiege praktisch, weil sie sehr viel Licht und Luft ins Fahrzeug lassen. Apropos Luft: Die Serienausstattung bietet eine leicht zu öffnende Dachluke und die Heckklappe hat, falls man wegen schlechten Wetters geschlossen fahren möchte, Lüftungsschlitze. Zudem sind die vorderen Seitenfenster auch mit Schiebemechanismen (Aufpreis 125 €) zu bestellen.
Praktische Sicherheit
Die von außen zu öffnende Panikentriegelung ist bei nahezu allen Pferdeanhängern Standard, Ifor Williams liefert einen stabilen Schraubenschlüssel mit, der immer vorne im Anhänger seinen festen Platz hat. Er dient nicht nur zum Festziehen der Radmuttern, sondern auch als Hebelwerkzeug für das Lösen fest sitzender Ösen der Panikentriegelung. Der innen liegende Türverriegelungsmechanismus besteht aus robustem, aber weich abgerundetem Nylon, so dass sich kein Pferd daran verletzen kann.
Bei Ifor Williams immer in der Serienausstattung dabei ist auch das Ersatzrad, das beim aktuellen Modell am Heck montiert und durch eine graue Hülle vor Schmutz und UV-Licht geschützt ist. Wer es vor Langfingern schützen möchte, kann für preiswerte 17 Euro eine Diebstahlsicherung dazu bestellen.
Apropos Diebstahl: Die Seriennummer des Anhängers wird automatisch bei TER (The Equipment Register) eingetragen, dessen Aufgabe es ist, den Diebstahl von Ausrüstungen und Betrugsfälle in Großbritannien und Europa zu bekämpfen. Durch die Besitzerregistrierung erhalten automatisch alle Polizeistellen über das TER Zugriff auf technische Angaben und Informationen im Zusammenhang mit der Kennzeichnung.
Alle Williams-Anhänger sind außerdem mit einem Datatag ausgestattet. Dabei handelt es sich um einen Miniatursender – ähnlich wie die nun erforderlichen Transponder bei Pferden und Hunden. Anhand der Transpondernummern ist die Herkunft des gestohlenen Anhängers jederzeit eindeutig festzustellen.
Mobile Sattelbox anstatt Sattelkammer
Konstruktionsbedingt haben Vorderausstiegsmodelle nur selten eine Sattelkammer. Die von manchen Herstellern angebotenen einhängbaren Behältnisse an der Inspektionstür sind selbst für kleine Sportsättel recht beengt.
Als Alternative bietet sich gerade für das größere Modell Evolution HB 511 eine mobile Sattelbox an. Es gibt verschiedene Varianten zu Preisen zwischen rund 350 und 590 Euro (also rund der Aufpreis für eine fest eingebaute Sattelkammer), wobei die kleineren für Englischsättel, die größeren bedingt auch für Western- und spanische Vaquero-Sättel geeignet sind. Ein weiterer Vorteil: Man kann die Box aus dem Anhänger rollen und als verschließbaren Sattelschrank z.B. in einen „Hotel-Stall“ mitnehmen.
Mehr zu mobilen Sattelboxen haben wir hier zusammengestellt
Fazit
Ifor Williams bietet mit seinem neuen Anhänger Evolution HB 511 ein leicht in Richtung Eleganz überarbeitetes Pferdeanhänger-Modell, das wie schon der Vorgänger durch sehr sattes Fahrverhalten und leichte Bedienungsfreundlichkeit überzeugt. Wer nicht unbedingt eine fest eingebaute Sattelkammer braucht, kann sich mit der mobilen Box behelfen.
Dass der Preis von 8.250 Euro im September 2019 auf 13.256 Euro (Stand 10/22) gestiegen ist, liegt nicht nur an den allgemeinen Preiserhöhungen durch die Lieferengpässe nach „Corona“, sondern auch an den Auswirkungen auf viele britische Produkte durch den Brexit.
Technische Daten Ifor Williams HB 511
Aufbau | Lackiertes Aluminium |
Gesamtlänge (mm) | 4650 |
Innenlänge (mm) | 3520 |
Gesamtbreite (mm) | 2220 |
Innenbreite (mm) | 1790 |
Gesamthöhe (mm) | 2750 |
Innenhöhe (mm) | 2260 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2700 |
Leergewicht (kg) | 1000 |
Zuladung (kg) | 1700 |
Stützlast (kg) | 100 |
Bereifung | 14" |
Fahrwerk | Parabelfeder-Fahrwerk |
100 km/h-Zulassung | ja |
Bodenmaterial | Aluminium-Profilboden |
Trittschutzplatten | ja |
Autoatikstützrad | nein |
Sattelkammer | nicht Serie, aber nachrüstbar |
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestänge | ja |
Abschließbare Kuppplung | ja |
Besonderheiten | Vorderausstieg; Heckrampe optional als Flügeltür bestellbar, dadurch zwei Einstiegsvarianten |
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