Seit Anfang 2019 gibt es das neue Modell Ifor Williams HBX, den wir in der größeren Variante HBX 511 für unseren Pferdeanhänger-Test zur Verfügung hatten. Im Gegensatz zu den traditionell bunt lackierten Pferdeanhängern des Herstellers tritt der HBX im matten Aluminium-Look mit – in diesem Fall – roten Polyester-Dach und Alu-Bug auf. Der Clou an diesem Modell: Das große und leicht aufstellbare Vorzelt, ideal für Turnierreiter, die nahe bei ihren Pferden übernachten möchten. Zur Verfügung gestellt wurde die Turnierkombination von der Firma Trailer Point in Warstein.
Tradition trifft auf Moderne – so könnte man die Entwicklung zu dem neuen Pferdeanhängermodell Ifor Williams HBX nennen, den es in drei Größen – 403 für ein Pferd, 506 für kleinere Pferde und 511 für größere Vierbeiner – gibt (s.auch hier ).
Bewährtes wie der Aluminiumboden mit leicht zu reinigender und auch herausnehmbarer 12 mm starker Gummimatte, vorne und hinten schwenkbarer Mitteltrennwand und Vorderausstieg sind ebenso wie das relativ kleine Polyesterdach erhalten geblieben. Trotz aller Moderne setzt Ifor Williams nach wie vor auf das manuelle Stützrad, das sich im Vergleich zu den heute üblichen Automatikstützrädern viel schneller schnell handhaben, sprich auf- und abkurbeln lässt. An zwei Rangiergriffen ist der Pferdeanhänger leicht zu bewegen. Sollte ein Reifen platt sein, hilft ein serienmäßig seitlich angebrachtes Ersatzrad aus der Patsche. Für den Reifenwechsel sollte dann allerdings ein stabiler Wagenheber mitgeführt werden.
Die massive gusseiserne Knott-Kupplung mit ringförmigem Griff liegt gewohnt gut in der Hand und ist abschließbar. Clever im neuen Modell: Das spiralförmige Elektrokabel, das niemals bis zum Boden durchhängen kann.
Das Fahrgestell besteht aus feuerverzinktem und geschweißtem Stahl, die bewährte Parabel- oder Blattfederfahrwerk wurde im neuen Modell mit geräuschdämmenden Gummipuffern ergänzt und bewies ein hervorragendes Fahrverhalten.
Modernes Design
Neu hingegen sind der Aufbau aus eloxierten Aluminiumprofilen, die getönte Panoramascheibe und die stylish designte Seitenwand, deren große, ebenfalls abgedunkelte Klappfenster optisch stromlinienförmig bis ans Heck zu reichen scheinen. Die Rahmenprofile bestehen aus gebürstetem Aluminium. Die Ecken der mit Gummidichtungen versehenen Inspektionstür sind elegant abgerundet. Sie wird mit einem abschließbaren Drehgriff einfach verriegelt.
Die Panoramascheibe und die Fenster sind vergittert, letztere für die Fahrt sowohl von innen als auch außen hinten aufzuklappen. Diese Öffnungsschlitze könnten allerdings ein wenig größer sein. Für zusätzliche Luftzufuhr sorgt ein Dachlüfter, so dass die Pferde trotz warmer Außentemperaturen nicht geschwitzt haben.
Auf dem (Turnier)Parkplatz sind die Fenster beidseits komplett nach hinten zu klappen, zudem kann man die Vorderrampe und die gegenüber liegende Inspektionstür offen lassen. Diese Offenheit im stehenden Fahrzeug bringt viel Licht und Luft in die quasi stehende Box und erleichtert vor allem jungen und/oder verladeunwilligen Pferden das Einsteigen ganz erheblich.
Die Heckrampe ist nun nicht mehr in der Mitte teilbar, sondern als Tür zur Seite zu klappen. Dies ermöglicht das für viele Pferde einfachere Einsteigen über eine Stufe oder das Heranfahren von Staplern zum Beispiel mit Stroh- oder Heuballen. Leider gibt es keine Arretierung, mit der die schwere Rampe an der Seite befestigt werden kann, so dass sie bei Wind oder schrägem Stand des Pferdeanhängers leicht zufällt. Hier ist Verbesserungsbedarf angesagt.
Meter Breite ist die vordere Entladeklappe ausreichend breit und sehr stabil, gegen Klappern auf Asphalt sind kräftige Kunststoffpuffer angebracht. Sie ist ebenso wie die Heckrampe durch Gasdruck-Hebehilfen auch von schwächeren Personen sehr leicht zu bedienen. Auf Wunsch kann sie entweder rechts oder links bestellt werden.
Das Heck wird durch zweiflügelige Klappen aus schwarz lackiertem Alu geschlossen, die im oberen Viertel Lüftungsschlitze haben. Sie sind gegen Wassereintritt mit einer Gummidichtung versehen.
Die Kotflügel bestehen ebenso wie die stabile Einfassung der Heckbeleuchtung aus schwarzem Kunststoff.
Außen angebunden werden die Pferde an den großen Ringen der Panikentriegelung.
Vierfache Panikentriegelung
Zusätzlich zur Panikentriegelung an den Bruststangen kann man nun auch die Heckstangen von außen öffnen, insgesamt sind je nach Pferdegröße vier Höhen und zwei Längen einstellbar. Die Stangen werden nicht mit den üblichen Häkchen an Gummibändern, sondern mit Splinten gesichert, die an ein wenig klappernden Kettchen hängen und mit einem Metallring geschlossen werden. Gegen Huftritte gibt es serienmäßige Kunststoff-Trittschutzplatten.
Sehr positiv sind die hoch angebrachten Anbinderinge, die als kräftige Schlüsselringe gestaltet sind und im Panikfall tatsächlich nachgeben – was auf einer der Testfahrten tatsächlich auch passierte. Alternativ kann man den Anbindestrick allerdings auch durch die Aufhängung der Bruststangen ziehen, falls er nicht zu dick ist.
Die Verschlüsse, mit denen die Seitenfenster und oberen Heckklappen fixiert werden, sind aus Metall gefertigt. Auch ist anstatt des Vorderausstiegs jetzt eine große Sattelkammerverfügbar – für viele Turnierreiter sicherlich eine kaufentscheidende Option.
Turnier-Camping mit der HBX Awning
Auf Western-, Distanz oder auch manchen Fahr-Turnieren ist es durchaus üblich, die Pferde in mobilen Paddocks direkt neben dem Anhänger zu parken – und dies bei mehrtägigen Veranstaltungen teilweise auch über Nacht. Aber wo bleibt der Mensch?
Genau diese Anforderung mussten einige schlaue Köpfe von Ifor Williams vor ihrem geistigen Auge gehabt haben, als sie mit dem „HBX“ nicht nur ein völlig neues und schickes Pferdeanhängermodell, sondern dafür speziell ein Vorzelt entwickelt haben, das dem Problem „wo schlafen wir auf dem Turnier?“ ein praktisches Ende setzt.
Ich war vor diesem Test zugegebenermaßen durchaus skeptisch, als mir Berthold Risse, seit 2008 Betreiber der Firma Trailer Point in Warstein und einer der führenden Händler der Marke Ifor Williams, das in seinem Verkaufsraum aufgebaute Zelt präsentierte und behauptete, es sei in fünf Minuten aufgestellt. Anhand des Abbauens erklärte er kurz die Vorgehensweise und entließ mich samt Klappleiter und neuem, brandroten HBX-511 Testanhänger in Richtung Turnier-Camping.
Auf dem weitläufigen Camper-Parkplatz der Circle L Ranch in Wenden angekommen, konnte es losgehen mit dem Aufbau der HBX Awning. Am besten geschieht dies zu zweit und mit Hilfe einer Leiter, da eine Person den Keder des Vorzeltes am Anhängerdach in die Kederschiene einführen muss, während die andere es mit Hilfe eines Besens von unten zusätzlich anhebt und das Nachschieben unterstützt.
Westernreiter sind hilfsbereite Menschen und im Falle der Weltneuheit der HBX Awning auch noch neugierig. So hatte ich keine Probleme, die notwendige Unterstützung zu finden. Nachdem das etwa 25 kg schwere Zelt aus der Tasche gezaubert, auf dem Boden aufgelegt und das richtige Ende zum Einziehen in die Schiene identifiziert war, ging das Werk schnell erfolgreich von der Hand.
Kein Luftikus: Aufpumpbare Luftschläuche
Nach insgesamt fünf Minuten – wirklich flott fürs erste Mal – hing das Zelt schlapp am Anhänger und musste nun mit einer Handpumpe aufgeblasen werden. Denn anders als bei herkömmlichen Zelten gibt es hier anstatt des Gestänges aufblasbare Luftschläuche, die erstaunlich stabil sind. Um einen dichten Anschluss an der Anhängerwand zu realisieren, wird der Stoff dort mit Saugnäpfen befestigt. Zwar stand es jetzt bereits sehr gut, es empfiehlt sich jedoch, das Stoffgebäude mit Heringen zu fixieren. Insgesamt entsteht ein Raum von etwa rund zwölf Quadratmetern – genug Platz für Feldbetten, Tisch und Stühle.
Die Awning hat zwei Reißverschluss-Eingänge und an allen drei Seiten große, abdeckbare Fenster, eines sogar mit Fliegengitter.
Eines ist allerdings zu bedenken: Der Aufbewahrungssack für das Vorzelt ist relativ groß und unhandlich. Da der Anhänger mit Vorderausstieg keine Sattelkammer hat, muss das gesamte Pferde-Equipment plus Vorzelt im Zugfahrzeug untergebracht werden. Dafür ist dann schon ein ordentliches Ladevolumen eines großen Kombi, SUV oder Pickup erforderlich.
Einfach nachgerüstet: Eine Sattelkammer
Wir hatten sie nicht in diesem vorgestellten Modell, dennoch soll sie der Vollständigkeit halber erwähnt werden: Die einfache Nachrüstung einer Sattelkammer. Genutzt wird dafür Die Sattelkammer-Lösung aus dem Diagonal-Modell. Man muss dann allerdings wie beim Diagonal-Modell den Frontausstieg als Inspektionstür nutzen.
Die Lösung ist einfach, aber durchaus hilfreich. Sie besteht aus einer diagonal eingesetzten Holzwand mit Alurahmen mit zwei Sattelhaltern, die auf der im Bug liegenden Seite mit zwei Scharnieren eingehängt und auf der gegenüberliegenden Wand mit zwei Riegeln arretiert wird. Falls ein Unfall passiert und der Vorderausstieg nicht aushgeklappt werden kann, ist das flexibel eingesetzte Brett ist jederzeit aushaken und ein wenig nach innen zu schieben. Si kommt man im Notfall zu den Pferden. (Mehr dazu hier.)
Fazit
Der neue Pferdeanhänger Ifor Williams HBX 511 ist ein schick designtes und dabei sehr stabiles Modell, das die Praktikabilität und hervorragende Bedienungsfreundlichkeit der traditionellen Fahrzeuge des britischen Herstellers behalten, optisch aber um Längen gewonnen hat. Auch sind die Aluminiumprofilwände sicherlich noch um einiges robuster als die bisherigen lackierten Alu-Bleche in Kombination mit einem Holzkern. Alle wichtigen Ausstattungsmerkmale sind im Grundpreis von rund 17.000 Euro (Stand 10/22) serienmäßig – bis hin zum Reserverad.
Technische Daten
Name des Anhängers
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Gesamtgewicht
Zuladung
Stützlast
Technische Daten, Bereifung
100 km/h Zulassung
Fahrwerk
Radstoßdämpfer
Bodenmaterial
Gummiboden
Trittschutz
Abschließbare Kupplung
Höhenverst. Brust/Heckstange
Weitere Testberichte über Pferdeanhäner von Ifor Williams
Weitere Informationen bei Ifor Williams.