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Pferdeanhängertest Ifor Williams Hunter HB 510: Trailer Anglo-American Style

Von Doris Jessen, geschrieben am 17. Juni 2004

Pferdeanhängertest Ifor Williams Hunter HB 510
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IW-510Ein bisschen „anders“ als die herkömmlichen Pferdeanhänger, aber in allen Details positiv durchdacht und mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis ausgestattet sind die Pferdeanhänger des britischen Herstellers Ifor Williams. (Pferdeanhängertest im August 2004 im Auftrag der Zeitschrift Oldenburger PferdeForum; das Modell Ifor Williams Hunter wurde im Jahr 2008 grundlegend überarbeitet)

Die „Hunter-Serie“ der Ifor Williams Pferdeanhänger fällt im Vergleich zu den herkömmlichen flitterglänzeden Polyester-Anängern durch ihren zeitlosen britisch-amerikanischen Stil auf: Das Fahrzeug macht zunächst einen etwas kantigen Eindruck, der durch die drei umlaufenden feuerverzinkten Rahmenbügel noch verstärkt wird. Sie verleihen dem Aufbau eine extreme Stabilität und machen daher zusätzliche äußere Winkelverstrebungen überflüssig. Solidität, Stabilität, Haltbarkeit und Sicherheit für Pferd und Reiter sind die Hauptkriterien, die in der gesamten Konstruktion bis ins Detail konsequent durchgehalten sind. Das beginnt bereits mit dem Boden, der ebenso wie die Seitenwände und der überwiegende Teil des hitzereflektierenden Daches serienmäßig aus unverrottbarem Aluminium besteht. Zur zusätzlichen Stabilität sind die Wände bis zum Dach innen mit Siebdruckplatten verklebt und bis zur halben Höhe mit Kunststoff gepolstert. Am vorderen Dachabschluss und in den hinteren Klappen sorgen Zwangsentlüftungsschlitze für frische Luft, zusätzlich gibt es eine ausstellbare Dachluke. Der Boden ist mit einer rutschfesten und leicht zu reinigenden Gummimatte belegt. Sie ist durch vier Klammern sicher verankert, die sich öffnen lassen, so dass man die Gummimatte herausnehmen kann.

Solide gefedert

Um für die Pferde und das Zugfahrzeug einen optimalen Fahrkomfort zu erreichen, setzt Ifor Williams, der mit einer Jahresproduktion von weltweit 35.000 Anhängern zu den Marktführern der Branche gehört, in seinen Fahrwerken durchgehende Achsen mit sog. Parabelfedern ein. „Diese Technik ist im Geländewagen- und LKW-Bau seit Jahrzehnten bewährt und macht Radstoßdämpfer überflüssig. Die Parabelfedern sind zudem sehr langlebig und gleichzeitig wartungsarm“, erklärt Manfred Ruser, der die Ifor Williams Anhänger im schleswig-holsteinischen Mönchneversdorf, etwa 100 Kilometer nördlich von Hamburg, vertreibt. Das Brems- und Kupplungssystem der Marke Knott ist sehr servicefreundlich. Die integrierte Diebstahlsicherung erspart die voluminösen Metallschuhe mit Vorhängeschloss, die zudem auch nur am abgestellten Fahrzeug anzubringen sind.

Insgesamt war der Eindruck nach zahlreichen Fahrten ohne Beladung, mit einem und zwei Pferden sehr positiv: Das Fahrzeug lag sehr gut auf der Straße und auch das Kurven- und Bremsverhalten war hervorragend – selbst auf etwas unebenen Straßen kein Holpern oder „Rupfen“. Die Pferde standen ruhig und zufrieden und machten auch nach längeren Fahrten keinen gestressten Eindruck.

Einfach praktisch

Neben der Haltbarkeit ist für die Sicherheit vor allem eines wichtig: Die Praktikabilität und Leichtgängigkeit aller beweglichen Teile. Sie müssen immer, aber vor allen in Notfällen, leicht zu öffnen und zu schließen sein. Die Sicherheitsverriegelungen an der hinteren und vorderen Rampe sowie an der bequem hohen Inspektionstür für den Menschen erscheinen bei oberflächlicher Betrachtung zunächst altmodisch. Sie bestehen aus Splinten, die mit kleinen Ringen gesichert werden. Diese einfache Technik, wie sie übrigens auch auf Segelbooten oft eingesetzt wird, hat durchaus ihre Vorteile: Man muss nichts ölen, es kann nichts verklemmen oder verbiegen. Das kann vor allem dann, wenn es einmal schnell gehen muss, lebensrettend sein.

Das Brustgestänge ist serienmäßig auch von außen mit einem Imbusschlüssel durch Drehen von zwei Schrauben zu lösen. Auf Wunsch liefert Ruser auch die in deutschen Anhängern typische Sicherheitskonstruktion („Panikgestänge“) mit einem einzigen äußeren Ring, der ebenfalls durch Drehung zu öffnen ist.

IFW_HEckstangeTrotz der stabilen Konstruktion aller Rampen und beweglichen Teile wie hängende Boxenstangen oder Trennwand, sind diese sehr leichtgängig. Das beweist eindrucksvoll Bettina Eistel, die als Contergan-Geschädtigte ohne Arme geboren wurde, dennoch seit ihrem siebten Lebensjahr reitet und mehrfache Deutsche Meisterin und Silbermedaillengewinnerin bei den Weltmeisterschaften im Dressurreiten für Behinderte ist: „Ich kann den Anhänger völlig allein bedienen, vom Ankuppeln über das Öffnen der Klappen bis hin zum Verladen meines Pferdes“, erklärt die fröhliche Reiterin und demonstriert, wie leicht sich die Verladerampe mit nur einer Zehe hochheben lässt. Daher entschloss sich die Ostholsteiner Behindertenhilfe, Bettina Eistel für ihre nationalen und internationalen Turniereinsätze mit einem Williams-Anhänger zu unterstützen.


Easy Going

4_Einsteigen_Stufe_klein-2-300x245IFW_AusladenViele Pferde haben gerade für das Ein- und Aussteigen durchaus ihre Vorlieben. Alle Hunter-Modelle sind serienmäßig mit Rampe und Vorderausstieg, als Zusatzausstattung aber auch mit einer geteilten Flügeltür lieferbar, die sich alternativ als Rampe herunter klappen lässt. Blickt man in die USA, so steigen Pferde dort überwiegend über die Stufe ein und verlassen das Fahrzeug auf demselben Weg oder über einen Vorderausstieg. „Für das Pferd ist diese Einsteigesituation einfacher als die Rampe. Wenn man sie nah genug ans Fahrzeug führt, stehen sie mit dem Kopf schon drin und müssen nur noch eine Stufe steigen. Das ist viel stressfreier als die manchmal klappernde Rampe“, meint Quarter Horse Züchter Volker Laves, der noch immer seit über 15 Jahren u.a. einen Williams-Anhänger in Gebrauch hat.

Wir haben daher – zugegebenermaßen mit etwas Zeifeln im Herzen – unsere beiden Quarter Horses an die Stufe geführt und waren selbst überrascht, wie willig sie darüber kletterten. Auch das Aussteigen ging problemlos, allerdings tasteten sie hier anfangs ein wenig zögerlich, als sie bemerkten, dass ihnen der Boden unter den Hufen fehlte. Völlig selbstverständlich funktionierte erwartungsgemäß der Ausstieg über die Vordertür. Der Reihe nach wird erst das Pferd aus dem rechten Abteil hinaus geführt, indem einfach nur die Bruststange geöffnet wird, dann das linke Pferd. Dafür lässt sich die vordere Hälfte der Trennwand nach rechts schwenken, so dass genügend Platz zum Aussteigen entsteht.

Der Vorderausstieg ist im übrigen nicht nur für die Pferde angenehm. Auch als Mensch geht sich’s leichter ohne Kopfstoßen durch die hohe und breite Tür. Auf Turnieren bekommen die Pferde mit beidseits geöffneten Türen immer genügend frische Luft und genießen zudem einen komfortablen Blick ins Freie. Allerdings sollte man vor allem junge Pferde an diese zumindest optische Freiheit gewöhnen, damit sie nicht versuchen, nach vorne hinauszustürmen.

Die Flexibilität, Bruststangen schnell auszuhängen und die Trennwand zu schwenken, hat sich auch bei der Reinigung bewährt: Man steht quasi auf einer freien Fläche und kann den Boden bequem ausfegen oder abspritzen.

Sattelkammer auf Rädern

10_IW_Mobile-SattelkisteDas einzige, was den Williams-Anhängern zur Perfektion fehlt, ist eine eingebaute Sattelkammer. Als Alternative bietet Manfred Ruser daher zwei verwschieden große fahrbare Sattelkisten an, die Platz für zwei normale Sättel, die größere auch für Westernsättel, Helme und sonstiges Zubehör hat. Das größere Modell ist nicht nur über die vordere Tür, sondern zusätzlich von oben zu öffnen und hat praktische Fächer für Putzzeug und allerlei Kleinkram. Die Sattelkiste wird vor den Pferden im Bug des Anhängers mit einer Gummistrippe befestigt und bei Bedarf herausgerollt. Das erfordert allerdings bei voller Beladung ein wenig Kraft und Übung, da sie leicht über 50 Kilo schwer wird.

Bunte Vielfalt

Die Hunter-Serie von Ifor Williams gibt es in den Farben weiß, rot, petrol und blau mit jeweils weißem Dach. Dazu kommt eine schwarze Variante mit silbergrauem Dach und etwas anderem Zubehör wie einer abschließbaren Inspektionstür und zu öffnenden Seitenfenstern. Auch aus verschiedenen Größen kann man wählen: Vom kleinen „Anderthalber“ Modell HB 401 für Stute mit Fohlen (Leergewicht 650 kg) über den für Pferde bis etwa 1,60 Stockmaß durchaus ausreichenden HB 505 (850 kg) bis zum HB 510 (950 kg), der mit einer Innenhöhe von 2,35 m auch einem großen Warmblut ausreichend Kopfhöhe bietet.

Alles komplett

Sympathisch an den Williams-Modellen ist ihre serienmäßige Komplettausstattung: Vom Gummiboden über Beißschutzgitter bis hin zum Reserverad ist alles dabei. „Ich habe mich früher immer geärgert, wenn man an einem Pferdeanhänger so viele Teile als Zusatzausstattung kaufen musste“, erklärt Importeur Ruser. „Daher liefere ich sie komplett aus und biete damit ein faires Preis-/Leistungsverhältnis.“ Diese Aussage hält nicht nur dem Vergleich zu gängigen Holz-Poly- oder Voll-Poly-Anhängern, sondern auch zu den Wettbwerbsmodellen aus Aluminium durchaus stand: der „kleine Anderthalber“ kostete damals 4.250 Euro, die Zweiermodelle begannen bei 5.950 Euro.

Technische Daten

Gesamtlänge: 4,30 m

Innenlänge: 3,30 m

Gesamtbreite: 2,10 m

Innenbreite: 1,61 m

Gesamthöhe: 2,62 m

Innenhöhe: 2,17 m

Gesamtgewicht: 2340 kg

Zuladung: 1460 kg

Stützlast: 75 kg

Bereifung: 13 „

100 km/h Zulassung: ja

Zubehör

100 km/h Zulassung: ja

Fahrwerk: Parabelfederfahrwerk

Schraubenfederfahrwerk: nein

Radstoßdämpfer: Parabelfedern (Blattfedern)

Hydraul. Bremse: nein

Bodenmaterial: ja

Gummiboden: ja

Seitenpolster: ja

Trittschutz: ja

Automatikstützrad: nein

Abschließbare Kupplung: ja

Sattelkammer: nein

Höhenverst. Brust/Heckstange: ja

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