Nicht so bekannt in deutschen Reiterkreisen ist der Hersteller Stema aus Großenhain in Sachsen, der seinen „Star“, das Anhängermodell Derby, zur Verfügung gestellt hat. Das Vollpolyester-Fahrzeug bietet viel Platz für Pferde und Equipment und ein ganz hervorragendes Fahrverhalten. (Testzeitraum Juli-August 2007). Das Fahrzeug wird nicht mehr produziert.
Durchaus respektabel kommt er daher, der Pferdeanhänger Derby aus der sächsischen Leichtmetallbauschmiede Stema. Der kraftvolle Eindruck entsteht einerseits durch die große runde Front, die der Hersteller mit „Airline Design“ beschreibt. Aber auch mit den Außenmaßen von 4,7 m Länge (innen 3,2 m), 2,31 m Breite (innen 1,76m) und 2,85 m Höhe (innen 2,36 m) gehört er zu den großvolumigen Vollpolyestermodellen am Markt. Das bedeutet viel Platz für die Pferde vor allem im Kopfbereich, wo die Dachhaube noch einmal nach oben gewölbt ist und viel Freiraum bietet. Auch der Betreuer kann bequem zwischen Bruststangen und Sattelkammer hantieren. Dennoch kommt auch das rechts stehende Pferd noch bequem an die Futterschale, die in der oberen Sattelkammerabdeckung eingearbeitet ist.
Möchte man dies allerdings auch mit entsprechend schweren Pferden nutzen, so kommt man mit der Modellversion A, 2000 kg zulässigem Gesamtgewicht und einer Zuladung von 1.060 kg nicht aus – für diese Einsatzzwecke steht der Derby 2 B mit 2,5 Tonnen Gesamtgewicht zur Verfügung. Die Größe fordert allerdings im Kraftstoffverbrauch ihren Preis: Er lag im Durchschnitt etwa ein bis zwei Liter höher als bei einem aerodynamisch besser gestalteten Modell.
Top Fahrverhalten
Auffallend gut ist das Fahr- und Bremsverhalten, das wir mit einer BMW Limousine 530 und dem Geländewagen Ssangyong Rexton XVT testeten: In allen Geschwindigkeiten, auf allen Fahrbahnbelägen vom Dorfweg über die Bundesstraße bis hin zu Autobahnen und Turnierparkplätzen lag das Fahrzeug satt auf der Straße und ließ sich auch durch Spurrillen nicht beirren. Auch die Pferde stiegen regelmäßig völlig entspannt aus.
Dieser Fahrkomfort liegt zum einen an dem von Stema selbst gebauten Fahrwerk mit serienmäßigen Radstoßdämpfern, zum anderen am dem breiten Radstand und zusätzlichen Stabilisationspunkte des Fahrgestells.
Basisausstattung befriedigend
Die Grundausstattung des Derby ist im Rahmen der handelsüblichen großen Vollpolyanhänger in der Preisklasse ab 7.000 Euro befriedigend. Der Polyesteraufbau besteht aus durchschnittlich zehn, an besonders beanspruchten Stellen bis zu 21 Millimeter dicken Wänden. Stema arbeitet keine Holzplatten im Schlagbereich ein, das Verstärkungsmaterial ist nach Aussage des Herstellers „ein Geheimnis des Lieferanten“.
Vorne und am Heck sorgen Seitenverstrebungen für gute Stabilität. Weiter gehören zur Grundausstattung getönte Ausstellfenster und eine Seitenbelüftung, Innenbeleuchtung und Planenlift sowie eine Gasdruckhebehilfe an der Heckrampe. Dazu kommen das Automatik-Schwerlaststützrad und die gepolsterten längenverstellbaren Bruststangen mit Paniksystem und mehreren Anbindemöglichkeiten innen und außen. Der Sicherheit dient außerdem die komplett in die hintere Seitenverstrebung eingearbeitete Beleuchtungsanlage, die auch einen Rückfahrscheinwerfer enthält.
Das Testmodell war mit einem griffigen Estrichboden auf dem 18 mm dicken Holzboden ausgestattet, der sich gut sauber halten lässt. Alternativ gibt es einen getackerten, sechs Millimeter dicken Gummiboden. Als angenehm empfanden wir die Schmutzschleuse über den Klappenscharnieren, um das Fahrzeug leicht ausfegen zu können.
Die Trennwand ist mit einem stabilen Rohrgestänge solide verarbeitet und wahlweise aus Klarsicht PVC oder schwarzem Gummi erhältlich. Für die bequeme Fahrt war das Testmodell mit weichen Seitenpolstern und den sicherlich werterhaltenden Trittschutzblechen ausgerüstet.
Positiv aus dem Rahmen fällt die große und vor allem hohe beleuchtete Sattelkammer. Speziell für Turnier- oder Wanderreiter, die mobile Paddocks mit den dafür üblichen 1,50 m langen Kunststoffzaunpfählen aufbauen, ist der Stauraum ideal: Da im Bug die gesamte Höhe des Fahrzeuges ausgenutzt wird, kommt man hier auf eine sehr respektable Höhe von rund zwei Metern. Die Trensenhalter sind praktisch innen angebracht. Allerdings ist systematisches Packen angeraten, denn wenn die Sättel einmal verstaut sind, erreicht man die hintere Ecke nicht mehr. Bei einer Sattelkammer dieser Größe wäre eine zweite Tür entweder außen oder innen sinnvoll. Schade ist auch, dass der Sattelkammerboden im Bug nicht eben, sondern leicht gewölbt nach oben gezogen ist. Auf dieser leicht schiefen Ebene verrutscht das Staugut leicht.
Bequemlichkeit für Pferd und Reiter
Sehr bequem ist der Einstieg für die Pferde: Durch das tief gelegte Fahrgestell und die 1,50 Meter lange Heckklappe entsteht ein sehr flacher Einstiegswinkel. Die Brust- und Heckstangen rutschen leichtgängig in die üblichen Halterungen. Sie sind auf Wunsch auch höhenverstellbar. Das innen liegende Planenrollo ist leicht bedienbar. Die Inspektionstür ist angenehm hoch. Negativ fiel auf, dass beide Türen keine Arretierungsmöglichkeiten haben und daher leicht zufallen, wenn das Fahrzeug zum Beispiel auf einem Turnierparkplatz einmal nicht ganz gerade stand. Ein Ärgernis sind – wie bei den meisten Anhängern – die billigen Schlösser, die leicht haken. Aus Sicherheitsgründen sind beide Türen auch von innen mit einer griffigen Klinke zu öffnen. Das verspielte „Testpferd“ schaffte es allerdings, diese Klinke nach oben zu drücken, so dass wir das Schloss dann von außen mit dem Schlüssel aufschließen mussten – geöffnet hat die Stute die Tür allerdings nicht.
Das Testfahrzeug hatte als weitere Zusatzausstattungen ein Kopftrenngitter und rechts außen eine sehr praktische und stabile Stange zum Anbinden der Pferde und/oder Ablage des Sattels.
Einfach einmal auffallen
Sehr schön ist die bunte Vielfalt des Stema Derby: Der Pfredeanhänger ist in den Standardfarben grün, weiß, lichtgrau, silbergrau, anthrazit und schwarz mit schwarzen Polyester-Kotflügeln sowie in den leuchtenden Metallic-Sonderfarben rubinrot, tannengrün, stahl- und nachtblau mit gleichfarbigen Kotflügeln einfarbig oder mit weißem Dach erhältlich
Fazit
Der Vollpolyester-Pferdeanhänger Stema Derby ist ein praktisches, leicht handhabbares und sicheres Fahrzeug mit hervorragendem Fahrverhalten, das sich vor allem für Besitzer großer Warmblüter und/oder Reiter eignet, die mit viel Gepäck verreisen. Leider stellte Stema 2008 seine Pferdanhängerproduktion ein.
Technische Daten
Stema Derby Star
Gesamtlänge: 4,70 m
Innenlänge: 3,20 m
Gesamtbreite: 2,31 m
Innenbreite: 1,76 m
Gesamthöhe: 2,85 m
Innenhöhe: 2,36 m
Heckklappenscharniere: 4
Gesamtgewicht: 2500 kg
Zuladung: 1400 kg
Stützlast: 100 kg
Bereifung: 15″
100 km/h Zulassung: ja
Zubehör
100 km/h Zulassung: ja
Fahrwerk: Stema
Radstoßdämpfer: ja
Hydraul. Bremse: nein
Bodenmaterial: 18 mm Holzboden
Gummiboden: ja
Seitenpolster: ja
Trittschutz: ja
Automatikstützrad: ja
Sattelkammer: ja
Höhenverst. Brust/Heckstange: ja