Mit dem Einpferde-Anhängermodell Alabama – für diesen Test in der Aluminiumausführung zur Verfügung gestellt – ist dem fränkischen Anhängerhersteller, der seit 1965 komplett auf „made in Germany“ setzt, ein sehr schönes und vor allem praktisches Fahrzeug gelungen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Leicht, perfektes Fahrverhalten und als Aluminiumanhänger mit Aluboden und WM Meyer-typischer Edelstahlausrüstung sehr langlebig.
Wer regelmäßig nur mit einem Sportskameraden unterwegs ist, braucht im Grunde keinen Zweipferdeanhänger. Das Argument, die kleineren Anhänger seien kaum günstiger als die Großen und man wisse ja nie, ob man nicht doch… ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings gibt es – und das hat dieser Test eindrucksvoll gezeigt – zahlreiche Vorteile für das Einermodell, das aufgrund seiner Innenbreite von 131 cm auch breit genug für Stute mit Fohlen ist: So ist das Fahrzeug flexibel mit vier zulässigen Gesamtgewichtszulassungen zu bestellen: Bei einem Leergewicht von 680 Kilogramm (plus 40 kg für eine eventuelle Sattelkammer) sieht die Standardzulassung 2.000 Kilogramm vor, das Fahrzeug kann aber auch auf 2.500 kg aufgelastet oder – was realistischer zu sein scheint – auf 1.300 oder bzw.1.600 kg abgelastet werden. Damit können auch kleinere PKW mit niedrigen Zugleistungen zum Einsatz kommen und selbst relativ große Warmblüter fahren so sicher zum Ziel. Auch wer keinen Anhängerführerschein hat, darf mit seiner B-Klasse seit 19. Januar 2013 nun Gespanne mit einem Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen ziehen und hat damit genug Luft nach oben. Mehr dazu hier.
Komfortabel für Ross und Reiter
Extrem positiv überrascht waren wir vom Handling des Individualtransporters: Die Heckklappe lässt sich mit den gut geschmierten Riegeln butterweich öffnen. Sie ist sehr stabil und mit rutschfestem und reinigungsfreundlichem Moosgummi belegt, aber wegen der geringeren Breite natürlich deutlich leichter als bei einem Zweipferdeanhänger. Durch die für ein Pferd komfortable Breite laufen die Pferde selbstständig sehr gerne in den hellen Innenraum, ohne sich an einer Mitteltrennwand zu stoßen.
Auch kann man bequem neben dem Pferd in das Fahrzeug gehen, vorne unter der Stange durchschlüpfen und es dort links oder rechts anbinden, nachdem am Heck eine weitere Person die Stange eingehängt hat. Trotz der im Testmodell eingebauten Sattelkammer bleibt im Innenraum vor der kunststoffummantelten Bruststange ausreichend Platz. Während der Fahrt kann das Tier leicht diagonal stehen, wie Pferde dies (angeblich) lieber tun.
Die lange Stange ist vielleicht bei drängelnden Pferden der einzige Nachteil, weil sie auf jeden Fall komplett aus- und wieder eingehängt werden muss, was beim Alabama allerdings ebenfalls sehr leichtgängig funktioniert.
Hier wäre, falls man ein ungeduldiges Pferd hat, das gerne schnell wieder zurücktritt, eine kleine Zusatzkonstruktion zu überlegen: Eine stabile Kette oder ein starkes Gurtband könnte mit einem Handgriff schneller eingehakt werden, so dass das Pferd hinten zunächst einmal eine „Bremse“ spürt und anschließend mehr Zeit bleibt, die Stange mit zwei Händen in Ruhe und damit sicher einzuhängen und mit den bekannten Häkchen zu sichern.
Die Stangen sind im Serienmodell auf drei Längen, aber nur auf einer Höhe einzuhaken, die Vorrichtung für unterschiedliche Pferdegrößen ist für 120 Euro erhältlich.
Der großzügig bemessene Innenraum hat einen weiteren Vorteil: Bei Regenwetter kann das Pferd auch unter Dach gesattelt und aufgetrenst werden.
Fast wie ein „Großer“
Abgesehen von der geringeren Breite und dem entsprechend niedrigeren Gewicht ähnelt das Modell WM Meyer Alabama mit Aluminium-Aufbau seinen größeren Brüdern: Er steht wie alle anderen Fahrzeuge der fränkischen Traditionsfirma auf einem robusten feuerverzinkten Fahrgestell mit V-Deichselrahmen.
Das große Automatikstützrad lässt sich ohne Kraftaufwand kurbeln und die Handbremse leicht bedienen. Die Kupplung stammt aus dem Hause ALBE und schnappt sofort zu, sobald der Kugelkopf der PKW-Anhängerkupplung korrekt positioniert ist. Das bekannte Kontrollfenster zeigt, ob alles sicher sitzt.
Der Testanhänger hatte einen Alu-Aufbau, dessen Wände auch in Aluminiumprofilen sicher stehen. Der Heckrahmen sowie das Rampenscharnier und alle Verschraubungen sind aus Edelstahl gefertigt. Neben dem Aluminiumaufbau ist das Fahrzeug auch mit Plywood-Wänden in den Farben Silber oder Schwarz lieferbar, das Dach besteht serienmäßig aus weißem Polyester und ist mit dem Aufbau fest verschraubt und verklebt.
Hell und freundlich
Wie schon kurz erwähnt, gehen die Pferde gerne in den hellen und vergleichsweise großen Innenraum, der beim Alu-Fahrzeug bis auf eine Höhe von 75 cm mit weißen Kunststofftrittschutzplatten (Zusatzausstattung 337 €) ausgestattet war. Serienmäßig verfügt das Alumodell über einen 21 mm starken AluPlus-Boden mit einer fest verlegten und versiegelten acht mm dicken Gummimatte mit Hammerschlagoberfläche, die leicht zu fegen ist. Dieser und auch die Trittschutzplatte an den Seitenwänden sind auch und vor allem für die Holzmodelle dringend zu empfehlen, da sie die Haltbarkeit des Fahrzeuges deutlich erhöhen.
Ausreichend Licht und Luft garantieren die typischen fünffach klappbaren Fenster, die zudem leicht getönt durch Gitter abgesichert sind. Bei Dunkelheit spendet eine Lampe ausreichend Licht. Direkt vor dieser Lampe befindet sich der Heunetzhaken.
Am Heck wird der Anhänger durch eine automatisch aufrollbare Plane verschlossen. Zur einfacheren Bedienung haben alle WM Meyer-Modelle neben den schwarzen Befestigungsgummistrippen in der Planenmitte eine lange weiße Leine, die selbst kleinere Personen leicht greifen und damit die Plane nach unten ziehen können.
Kaum bemerkbar
Als hervorragend erwies sich das Fahrverhalten, leer und auf unbefestigten Wegen ebenso wie mit auf der Autobahn. Dafür sorgt das Compact-Chassis in Kombination mit BPW-Gummifederachsen, im Grunde bemerkt man den Anhänger kaum. Das liegt zum einen sicherlich an dem niedrigeren Gewicht, andererseits aber auch an der geringeren Breite und Höhe, die weniger Windwiderstand bieten. Auch steht das Pferd hier mittig, während es in einem Doppelanhänger natürlich immer eine Seite mehr belastet. Das Rückwärtsrangieren gelang ebenfalls ohne größere Schwierigkeiten.
Für Vielreiser: Die Sattelkammer
Wer viel mit seinem Pferd unterwegs ist, sei es zum Training, Turnier oder zu Ausritten in entfernteres Gelände, kennt die Problematik durchgeschwitzter und verschwitzter Sättel, Satteldecken und Zaumzeuge, die man nicht gerne im Auto hat – wenn bei kleineren Modellen überhaupt der Platz dafür vorhanden ist. Konsequenterweise bietet WM Meyer daher auch bei seinem Modell Alabama für den Aufpreis von 627 Euro eine aus Holz gefertigte Sattelkammer mit Sattel- und Trensenhalter, an der Tür sorgte ein Spiegel (Zusatzausstattung 17 €) für die letzte Möglichkeit der Makeup-Kontrolle. Aufgrund der geringeren Breite ist hier allerdings keine große Westernsattelkammer möglich, auch die sonst übliche Futterschale gibt es hier nicht. Das ist allerdings eher ein Vorteil, da diese Mulden meistens wenig genutzt werden. In kurzer Zeit sammeln sich dort unschöne Staub- und Heureste aus dem Netz an. Beim Reinigen des Fahrzeuges mit einem Schlauch stehen sie voll Wasser und müssen mühsam wieder ausgeschöpft werden.
Die Gummidichtungen sind bei allen Türen nicht am Rahmen angebracht, sondern an den Innenseiten der Türen, so dass sie beim versehentlichen Drauftreten nicht beschädigt werden können. Die Klinken zum Öffnen sind griffig und mit einer Hand zu bedienen.
Neben der Sattelkammer, die ebenso wie die Inspektionstür mit Dreipunktverriegelung und gegen Diebsgesindel mit Schüssel verschlossen wird, war am Testanhänger im Sattelkammerpreis enthaltene Anbindestange montiert, die auch als komfortable Ablage sogar für einen schweren Westernsattel dienen kann. Diese Stange bietet neben der Praktikabilität auch noch ein kleines Stück mehr Sicherheit, weil auch dicke Halfterstricke schnell und komfortabel darum geschlungen und festgebunden werden können, während man diese durch die kleineren Ösen oft mit ein wenig mehr Aufwand einfädeln muss.
Immer auf Nummer Sicher
Selbstverständlich ist die Bruststange mit der heute üblichen von außen bedienbaren Panikentriegelung ausgestattet.
An der Innenseite der Inspektionstür befindet sich dafür ein stabiler Edelstahlstab in einer Halterung, der als Hebel zur Entriegelung auch bereits etwas fester sitzender Schrauben dient. Ein weiteres Sicherheitselement ist die auch von innen zu öffnende Inspektionstür.
Die Heckleuchten, vorschriftsmäßig mit Nebel- und Rückfahrscheinwerfer, sind komplett in die hintere Strebe aus verzinktem Stahlblech eingelassen, so dass sich hier kein Huf in irgendwelchen Zwischenräumen verfangen kann.
Fazit
Wer regelmäßig nur ein Pferd transportieren möchte und/oder mit seinem Zugfahrzeug nicht mehr als z.B. 1,5 Tonnen ziehen darf, ist mit dem erst kürzlich neu am Markt vorgestellten Modell WM Meyer Alabama Aluminium sehr gut bedient: Der für ein Pferd oder Stute mit Fohlen konzipierte Anhänger ist solide gearbeitet, leicht bedienbar und durch Aluminium-Aufbau und –Boden sehr langlebig. Das Fahrverhalten ist auf allen Straßen sehr gut. Mit 8.840 Euro (Stand 10/22) für die Standardausstattung liegt er im mittleren Bereich des Wettbewerbs.
Technische Daten
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Gesamtgewicht
Zuladung
Stützlast
Bereifung
Zubehör
Fahrwerk
Bodenmaterial
Gummiboden
Automatikstützrad
Sattelkammer
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