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Pionierleben, Palo Duro Canyon und Quarter Horse Museum & Hall of Fame in Amarillo

Von Doris Jessen, geschrieben am 6. Juli 2013

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TX-AM-Ausritt-LCR-BlickPaloDuro



Wir haben auf unserer dreiwöchigen Reise durch Texas die „Cowboy Solution“ nördlich von Houston kennen gelernt, Westernreitunterreicht im Hill Country erlebt und die atemberaubenden Wüstenlandschaften im Big Bend Ranch State Park vom Pferd aus bewundert. Nach dem Ranch Rodeo-Erlebnis in Abilene  ging es weiter nach Lubbock und – für Quarter Horse Fans ein MUSS – nach Amarillo, wo praktischerweise ein weiterer landschaftliches Highlight, der Palo Duro Canyon liegt.

Was ist in Lubbock…?

… fragt sich der deutsche Reisende, wenn er diesen Ort vom texanischen Fremdenverkehrsamt als besonderes Highlight vorgeschlagen bekommt. Nun, einerseits liegt es praktisch auf dem Weg von Abilene ins – durch den Palo Duro Canyon – bekannte Amarillo im nordöstlichen Texas.

TX_Lub_BuddyHollyCenterEingangFür Rock’n’Roll-Fans ist es außerdem ein Mekka, weil hier der 1959 allzu früh verstorbene Sänger Buddy Holly – er wurde nur 23 Jahre alt – geboren wurde und es das Buddy Holly Center mit allerlei Exponaten wie Gitarren, Schallplatten, Bühnenkleider und jede Menge Fotos zu besichtigen gibt.

Die Hauptattraktion – oder jedenfalls empfanden wir es als solche – ist aber das mehrere Hektar umfassende Freilichtmuseum „The National Ranching Heritage Center“, das mit seinen original restaurierten Häusern von 1780 bis ins frühe 20. Jahrhundert, historischem Mobiliar und Einrichtungsgegenständen, Windmühlen, Kutschen, Zügen und (Rinder-)Transportboxen, Räucherhaus und Post-Stelle tatsächlich einen „Walk through history“ des amerikanischen Westerns und seines Pionierlebens ermöglicht. Wer die Zeit hat, sollte sich dafür ruhig einen halben Tag vornehmen, um alle Gebäude zu besichtigen und die sie erklärenden Tafeln in Ruhe zu lesen.

Nach der Zeitreise durch die Geschichte der Kultur unter heißer Sonne empfiehlt sich ein Besuch des „Sonic Drive-In“, wo Milk- und Ice Cream Shakes in amerikanisch typischer Vielfalt an Geschmacksrichtungen von freundlichen, auf Skateboards heranrauschenden Bedienungen direkt an Autofenster geliefert werde. Eiscafé American Style…

Ranch Riding and History on Horseback

TX_AM_Ausritt_LCR_weitesLandEndlich wieder im Westernsattel, inmitten texanischer Weite, über uns erneut der strahlend blaue Himmel, vor uns eine kleine Rinderherde. Sie gehört Phyllis Paine, die im Jahr 2011 ihren Job im Hotelmanagement an den Nagel gehängt und stattdessen 18 Kilometer von Amarillo, direkt am Palo Duro Canyon, die 1.000 Acres oder gut 400 Hektar große Los Cedros Ranch und 250 Rinder gekauft hat. „Das ist für texanische Verhältnisse ein kleines Anwesen, aber es gibt mir die Möglichkeit einen lang gehegten Wunsch zu realisieren: Mit unserem Angebot‚ Cowgirls and Cowboys in the West‘ möchten wir interessierten Menschen aus aller Welt texanische Gastfreundschaft, Tradition, Kultur und Ranch Lifestyle näher bringen.

TX_AM_Ausritt_LCR_CHuckWagonDazu bietet wir nicht nur Trail Rides auf der weitläufigen Ranch und sog. Cattle Round-up Vacations, sondern organisieren auch Erlebnisse wie Chuckwagon und Dutch Oven Meals sowie Besuche historischer Route 66 Stätten“, erklärt die drahtige Mittfünzigerin, als wir mit ihr und Eric, ihrem immer lachenden Wrangler mit wettergegerbtem Gesicht, am Rand des Palo Duro Canyon entlang reiten und uns gar nicht sattsehen können an dem spektakulären Panorama der mit knapp 200 Kilometern Länge und durchschnittlich 10 Kilometern Breite zweitgrößten Landschaftsformation dieser Art und „National Natural Landmark“ in den USA.

Der tief liegende, daher geschützte Canyon sowie sein dort fließender Fluss „Prairie Dog Town Fork Red River“ und die damit verbundene reichhaltige Flora und Fauna waren Grund dafür, dass sich hier seit jeher – die ersten Belege menschlicher Ansiedlung sind an die 15.000 Jahre alt – zunächst Völker der Apache, später Comanche, Cheyenne und Kiowa ansiedelten. „Das Ende der Ureinwohner im Canyon wurde 1874 im Red River War besiegelt, als Colonel Mackenzie 1.400 Pferde der Indianer abschlachtete und ihnen damit eine wichtige Grundlage für die Jagd und die Kriegsführung nahm“, schildert Phyllis das grausame Werk der Militaristen der alten Zeit. Einer Legende nach könne man bei Nacht immer noch die Schreie der Pferde hören, so Phillys, und wirkt dabei so ergriffen, als wäre das schreckliche Verbrechen erst gestern geschehen.

Faszination Natur: Rundfahrt im Palo Duro Canyon

TX_PaloDuro_von_obenAuch mit dem Auto, Fahrrad, auf geführten Ausritten oder Schusters Rappen lässt sich der Palo Duro Canyon erobern. Kurz nach der Einfahrt in den State Park informiert ein Visitor Center, von dem man einen herrlichen Blick in die Tiefe des Canyons genießen kann, über die wichtigsten geologischen und historischen Fakten. Dort erhält der Besucher auch eine detaillierte Karte mit allen Wander-, Fahrrad- und Reitwegen, Camping- und Picknickplätzen. Wer bei größerer Hitze – und die beginnt schon Anfang Mai – wenig Lust zu sportlichen Aktivitäten verspürt, kann ganz in der Tradition des American Sightseeing die Natur auch mit dem Auto erfahren und nur an besonders attraktiven Orten aussteigen. Selbst dafür empfiehlt es sich aber, ausreichend Wasser mitzunehmen.

Von Dinosaurier bis zur Ölpumpe: Panhandle-Plains Historical Museum

Auf dem Weg vom Palo Duro Canyon nach Amarillo lohnt ein Besuch Panhandle-Plains Historical Museum in der kleinen Stadt Canyon: Von Jahrtausende alten archeologischen Ausgrabungen über Dinosaurier-Skelette bis hin zu Windmühlen findet sich hier alles, was es in Nordtexas – dem Panhandle – gegeben hat. Besonders lebendig: Die Pionierstadt mit altem Schulzimmer, Kirche und natürlich Gefängniszelle…


Mekka für Quarter Horse Fans: Amarillo

TX_AM_AQHA_EINGANGNur 30 Kilometer sind es von Canyon nach Amarillo ins Mekka für American Quarter Horse Fans, wo sich die Zentrale der American Quarter Horse Association samt AQHA Hall of Fame & Museum befinden. Ein absolutes Muss für alle Pferdefreunde und speziell dieser amerikanischen Pferderasse, die mit mehr als fünf Millionen eingetragener Pferde seit 1940 zahlenmäßig – natürlich typisch amerikanisch – die größte der Welt ist. Lebensgroße Bronze-Figuren mit Renn-, Cutting- und Ranch-Pferden zieren den Platz vor dem Eingang.

Am Boden der eindrucksvollen, mystisch beleuchteten Eingangshalle sind in einem großen Mosaik die Gründerväter quasi in Stein gemeißelt. Auf mehr als 4.000 Quadratmetern werden den 20.000 bis 30.000 Besuchern pro Jahr jegliche Informationen rund um die „Mutterrasse aller Westernpferde“ geboten, der die Stadt mit dem Quarter Horse Drive sogar eine Straße gewidmet hat. Neben den unzähligen Bildern, Skulpturen, Champion-Sätteln sowie Pokalen und natürlich auch Menschen, die sich um die Rasse verdient gemacht haben, wird im Kenneth Bank Theatre ein Kurzfilm über die Pferde und ihre Eigenschaften gezeigt. In „The Stables“ Joni Hegel Education Gallery können Besucher diverse Sättel – darunter auch einen Western-Damensattel – probesitzen, den Dialog eines virtuellen Tierarztes mit einem ebensolchen Pferd über diverse Erkrankung aufrufen und quasi mit Röntgenaugen ins Innere des Pferdekörpers seh

An die 100 berühmte Pferde und rund 150 Menschen, die außergewöhnliche Leistungen für die Rasse oder den Sport vollbracht haben, sind derzeit in der Hall of Fame aufgenommen. Dazu gehören u.a. der bekannte Pleasure-Vererber Zippo Pine Bar und das Rennpferd Dash for Cash ebenso wie die Züchter-Legende Hank Wiescamp oder der Trainer Bob Loomis.

Kunst vom Feinsten: Texas‘ älteste Sattlerei

TX-AM-OliverSaddlery_werkstatt_1Hochinteressant ist ein Blick in den Oliver Saddle Shop. Dort werden seit 1917 bereits in der vierten Generation Sättel und Zaumzeuge überwiegend für Working Cowboys und den harten Ranch-Einsatz nach Maß angefertigt. Dabei scheint man sich nicht so große Gedanken und die perfekte Passform zu machen, wie dies in Deutschland per Messgitter und dem modernen Equiscan üblich ist.

TX-AM-OliverSaddlery1_1„Wir fragen unsere Kunden nach dem Typ und Gewicht des Pferde, also ob es ein Show Horse, Ranch Horse oder Cutting Pferd ist, weil diese Typen sich im Rücken die Bemuskelung betreffend unterscheiden. Dementsprechend wird der Baum bestellt und der Rest nach Wunsch angefertigt. Die Sättel passen dann zu 90 Prozent. Wir empfehlen gar nicht, den 100prozentig passenden Sattel für nur ein Pferd – es könnte morgen an einer Kolik sterben und der teure Sattel würde keinem anderen passen. Mindestens ebenso wichtig ist aber die Anpassung an den Reiter, so bekommen Frauen aufgrund ihres etwas kürzeren Steißbeines einen etwas anderen Sitz als Männer“, erklärt Richard Oliver, der mit seinen beiden Söhnen die Sattlerei betreibt.

Die klassischen Arbeitssättel bestehen komplett aus schwerem Wildleder, weil der Reiter hier besonders gut sitzt. „Putzen ist für den Cowboy ohnehin kein Thema“, schmunzelt der Sattler. Aber es geht auch eleganter, wie Bryan Oliver anhand seines beeindruckenden Lagers für Leder, Unterfelle und der Vielzahl von Punzierungsstempeln erklärt: „Früher haben wir die Sättel punziert, um Lederunregelmäßigkeiten zu kaschieren, heute ist so ein komplett punzierter Sattel ein attraktives Kunstwerk.“

Allerdings brauchen die Sattler dafür durchaus Zeit: Während ein einfacher Arbeitssattel in gut einer Woche fertig ist, benötigt man allein für die Punzierung rund drei bis vier Tage. Dementsprechend haben die Sättel auch ihre Preise, die durchaus bis an die 5.000 Dollar reichen können.

Für den großen Hunger: The Big Texan Steak Ranch

TX_AM_BigTexanSteak_Bulle_EingangHeute Abend versucht es wieder einmal einer: Den Kampf „Mann gegen Steak“ aufzunehmen und das zu schaffen, was bisher nur etwa 15 Prozent der Gäste, darunter eine 69jährige Großmutter, vermochten: Ein komplettes Abendessen aus Krabbencocktail, 72 (!) Unzen-Steak – das sind gute zwei Kilogramm – mit Baked Potatoe und Butter-Brötchen innerhalb von einer Stunde zu vertilgen. Der Grund für die gigantische Fresserei: Wer es schafft, ißt „for free“, andernfalls muss der Gast 84 Dollar bezahlen, darf aber die Reste im Doggybag mit nachhause nehmen.

TX_AM_BigTexanSteak_GastraumOrt des Geschehens ist eine Mischung aus Münchner Hofbräuhaus und Western Saloon: The Big Texan Steak Ranch, 1960 von Bob Lee ursprünglich an der berühmten Route 66 erbaut, um den urigen Cowboys ordentliche Steaks anzubieten. Heute steht es am Interstate Highway 40 in Amarillo. Aufgrund der riesengroßen weißbraunen Rinder-Statue und der grellgelben Front samt stolz wehenden Lone-Star Texas-Flaggen ist es kaum zu übersehen und für Amarillo-Besucher quasi eine Pflichtveranstaltung. Glücklicherweise bietet die Karte auch eine große Auswahl von Steaks in Normalgrößen.

TX_AM_BigTexanHotelZurückversetzt in eine Old West Town des späten 19. Jahrhunderts fühlt man sich angesichts der bunten Fassade des Big Texan Motels, praktischerweise gleich neben dem Steakhouse. Auch die Zimmer sind im Pionierstil gehalten, lassen aber dennoch nicht den üblichen Komfort inklusive Swimmingpool in der Form des Staates Texas vermissen.




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