Ein Pferdeanhänger muss in erster Linie sicher sein. Daher sollte man regelmäßig – auch außerhalb der typischen „Service-Zeiten“ vor oder nach dem Winter einfache Sicherheits-Checksfür Pferdeanhänger durchführen. Denn in den meisten Fällen steht er im Freien und ist den Witterungseinflüssen ungeschützt ausgesetzt. Wir haben ein paar Experten um Rat gefragt und viele interessante Tipps erhalten.
Wenn der Pferdeanhänger viel unterwegs ist, hinterlässt der häufige Gebrauch so manche Spuren , gerade wenn es spät abends wieder einmal schnell gehen musste und nicht peinlich genau ausgefegt oder gar gewaschen wurde. „Der Pferdeanhänger sollte am besten regelmäßig innen und außen am bestem mit klarem Wasser gereinigt werden. Der Check sollte nicht nur die klassischen Verschleißteile wie Bremsen und Radlager, Beleuchtungsanlagen, Kupplungen und Scharniere umfassen, sondern auch die Transportböden und Seitenwände. Denn vor allem hier können sich kleine versteckte Schäden finden, die vor allem in der nass-kalten Jahreszeit auf lange Sicht zur Verrottung des ganzen Fahrzeuges führen können“, erklärt Dr. Uwe Meyer, Mitglied der Geschäftsleitung des fränkischen Anhängerherstellers WM Meyer.
Die vorsichtige Nutzung eines Hochdruckreinigers ist außen und an glatten Stellen durchaus möglich, innen und vor allem an den Dichtungen ist sie nicht zu empfehlen.
Abschmieren nicht vergessen!
Besondere Beachtung bei der Anhängerüberprüfung erfordern die Bremsen in Verbindung mit der Auflaufeinrichtung und -dämpfer. In längeren Standzeiten kann Schwitzwasser entstehen, daher sollte man alle wichtigen Stellen regelmäßig abschmieren. Dazu gehören in erster Linie die Bremsseilzüge, die eigens dafür vorgesehene Schmiernippel haben. Die Führung der Auflaufvorrichtung muss ebenfalls gegen Verrosten regelmäßig mit Lagerfett geschmiert werden.
Aber auch alle anderen beweglichen Teile sollten kontrolliert und vorsorglich geschmiert werden, damit sie gegen vorzeitiges Altern bestmöglich geschützt werden. Dazu gehören zum Beispiel alle Bolzen und Gelenkteile, das Stützrad, Scharniere an der Heckklappe und den Türen. Sinnvoll ist hier der Einsatz einer Fettpresse, die es im Autozubehör oder Baumarkt gibt.
Die Kupplung
Um die Abnutzung sowohl des Kugelkopfes als auch des Kupplungsmauls am Anhänger anzuzeigen, verfügen die klassischen Zugkugelkupplungen über eine sog. Verschleißanzeige. „Da die üblichen Kugelköpfe 50 mm Durchmesser haben, liegt das Normmaß auch bei 50 mm Durchmesser, das minimale Verschleißmaß beträgt 49 mm. Der Kugelkopf des Zugwagens darf nie spürbares Spiel aufweisen, sonst könnte sich der Anhänger im schlimmsten Fall „losrütteln“, so Dr. Uwe Meyer. Wenn die Kupplung des Anhängers nach starkem Gebrauch ausgeschlagen oder der Kugelkopf des Zugfahrzeuges abgenutzt ist, hilft nur der Austausch der jeweiligen Komponente.
Die Beleuchtung
Eigentlich vor jeder Fahrt, aber vor allem nach dem intensivem Gebrauch sollte die Beleuchtung geprüft werden. Dazu gehören die Rück-, Brems-, Blink- und Nebelschlussleuchten sowie und Umriss- und Begrenzungsleuchten. Wenn eine Leuchte nicht funktioniert, kann dies natürlich in erster Linie an den Glühlampen oder LEDs liegen. „Die Lichtscheiben sind leicht zu entfernen, dann sollte man die Glühlampen auf festen Sitz in der Halterung kontrollieren. Sind die Halterungen der Lampen korrodiert, kann man sie oft noch reinigen. Eine weitere Fehlerquelle können beschädigte Kontakte der Steckverbindung des Verbindungssteckers zum Zugfahrzeug sein, vor allem, wenn Adapter zum Anschluss älterer siebenpoliger Stecker an modernen 13-poligen PKW-Steckdosen genutzt werden. Mit der Zeit können auch Kabel und deren Verbindungen schadhaft sein. Als Notmaßnahme hilft oft ein Kontaktspray an der Steckverbindung. Bringt das nichts, kann man den Stecker auch an einem anderen PKW testen, um so herauszufinden, wo sich der Fehler verbirgt“, erläutert Oliver Czech von Humbaur.
Kaputt durch langes Stehen: die Reifen
Pferdeanhänger stehen mehr als sie unterwegs sind. Daher leiden auch die Reifen und sollten auf Haarrisse und spröde Stellen an den Seiten überprüft, die Radmuttern nachgezogen werden. Oft wird nämlich mit zu wenig Luft in den Reifen gefahren. Das sei riskant, weil sie dadurch heiß liefen und platzen könnten.
Knackpunkt Anhängerboden
Ein Knackpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist der Anhängerboden. Er besteht zumindest bei älteren und auch neueren preiswerteren Modellen aus mehrfach verleimten Holz-Siebdruckplatten in einer Stärke von mindestens 18, meistens aber 21 mm. Auch bei guter Pflege leidet das Material durch dauerhafte Feuchtigkeit. Diese kommt einmal von unten durch Spritzwasser während der Fahrten und auf Parkplätzen im Freien durch nasses Gras. Auch wenn Kot und Urin nach jeder Fahrt sorgfältig entfernt werden, kommt es nach jahrelangem Gebrauch unweigerlich zu Schwachstellen vor allem im hinteren Bereich und je nach Beschlag und Pferdeverhalten auch unter den Vorderhufen.
In Deutschland haben wir das ganze Jahr über relativ viel Regen. „Damit kein Wasser in den Boden eindringen kann, empfiehlt es sich , die Dichtmasse zwischen Bordwand und Holzboden immer mal zu kontrollieren und vorsorglich auszubessern“, empfiehlt Thorsten Thiel, seit 1989 Jahren technischer Leiter der Firma Thiel Anhängerbau in Pfullendorf.
Die Suche nach verrotteten Stellen geschieht am besten durch Abklopfen und durch „Stichproben“ mit einem Schraubendreher an den genannten Stellen. Wer den Anhänger über eine Grube in einer Kfz-Werkstatt fahren kann, kann den Boden auch einmal von unten überprüfen.
Oft wird auch empfohlen, die Gummimatte lose einzulegen und den Boden regelmäßig zu lüften. Das ist in der Theorie gut gemeint, wird aber in der Praxis selten gemacht. Die Matten wiegen gut 50 Kilo und sind nicht sehr handlich. Also bleiben sie doch liegen und bieten gerade an den Rändern beste Eintrittsmöglichkeiten für Fäulnisbakterien.
Seitenwände: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Bei Holzanhängern sind oft am Bodenansatz auch die Seitenwände angegriffen, weil die Feuchtigkeit aus dem Boden nach oben kriecht. Auch hier ist zu handeln, damit der Schaden nicht noch höher wandert. Eine Fachwerkstatt kann das faule Holz herausschneiden und mit einem neuen Plattenstück ersetzen. Innen kommt eine Trittschutzplatte und außen eine Aluleiste über die reparierten Stellen.
Polyester-Anhänger sind sicherlich deutlich robuster gegen Verrottung, aber auch hier können Schäden in den Wänden auftreten, weil die meisten Seitenwände in Sandwichbauweise mit einem innen liegenden Holzkern gefertigt sind. Hier sind die Bohrstellen die empfindlichsten Stellen, weil nach einiger Zeit Regenwasser bis zum Holz eindringen kann. Dasselbe gilt natürlich bei Schäden durch Huftritte.
Jetzt kann nur noch eine aufwändige Reparatur helfen, für die der Pferdeanhänger auf jeden in einen spezialisierte Fachwerkstatt muss, welche die geschädigte Wand ersetzen kann.
Der optimale Standplatz …
…. ist natürlich in einer Halle oder wenigstens überdacht. Das allerdings ist eher selten der Fall. Um das Fahrzeug vor UV-Licht und Wasser zu schützen, gibt es mittlerweile Abdeckhauben für die Auflaufbremse oder sogar für das ganze Fahrzeug. Wenn möglich, sollte man das Fahrzeug nicht auf Wiesenboden abstellen, da die Feuchtigkeit von unten langfristig Schäden anrichten kann. „Anstatt der Handbremse schiebt man besser Keile unter die Räder, weil die Bremsbacken an den Trommeln während langer Standzeiten auch festkleben können“, ergänzt Dr. Uwe Meyer.
Wird der Pferdeanhänger gut gepflegt und regelmäßig auf Schäden überprüft, die dann sofort repariert werden, kann er seinem Eigentümer lange Freude machen – bis zu zwanzig Jahre Lebensdauer sind bei qualitativ hochwertigen Fahrzeugen keine Seltenheit.
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