Das Modell CR-V des japanischen Herstellers Honda ist bereits seit 1995 auf dem deutschen Markt präsent und international eines der erfolgreichsten SUVs überhaupt. Im Pferseanhänger-Zugfahrzeugtest fuhr die vierte Generation in der 1.6i-DTEC 4WD Executive Ausstattung mit 6-Gang-Schaltgetriebe, mit dem er 2 Tonnen schleppen darf und sich damit für mittelschwere Pferdeanhänger eignet. Weitere Pluspunkte: Viel Platz für Passagiere und großes (Reiter-)Gepäck. Mit dem sehr fairen Serienpreis ab 33.340 Euro für die einfachere Ausstattung und 40.000 Euro für die Executive-Version bleibt er durchaus bezahlbar, viele Extras sind dabei schon „all inklusive“.
Honda nennt sein SUV ganz bewusst „Comfortable Runabout Vehicle“, womit sich auch das CR-V erklärt. Und das zu Recht. Denn der japanische Hersteller setzt bei dem 4,60 Meter langen und 1,82 Meter breiten Fahrzeug einen starken Akzent auf Bequemlichkeit und Bedienungskomfort, auch das Fahrverhalten erwies sich mit und ohne Anhänger als einwandfrei.
Das Exterieur hat sich wie bei so vielen SUVs vom eckigen zum sportlich-schnittigen Design entwickelt und tritt jetzt mit fließenden Linien auf. Dennoch verleihen die dynamisch gestylte Front und die schwarzen Kunststoffblenden an den Einstiegen und Radkästen sowie der silberfarbene Unterfahrbodenschutz vorne und hinten dem Fahrzeug einen Touch von Robustheit und Geländetauglichkeit.
Erster Eindruck: Solide, wertig und bequem
Natürlich ist die Executive-Ausstattung „High End“ und kann sich daher – im wahrsten Sinne des Wortes – sehen lassen: Die Türen mit den glänzenden Edelstahl-Einstiegsschutzleisten öffnen sich schlüssellos und lassen sich ebenso versperren. Die heizbaren Ledersitze sind elektrisch zu justieren. Sollten mehrere Personen das Fahrzeug nutzen: Kein Problem, die Memory-Funktion behält die Einstellungen für zwei Personen im Gedächtnis. Auch großgewachsene Fahrer und Beifahrer sowie Fond-Passagiere sitzen bequem mit viel Platz, die Rücksitze sind zudem in der Neigung verstellbar. Über den Köpfen spannt sich das riesige Panomara-Glasdach, das allerdings nicht zu öffnen ist. Alles ist sauber verarbeitet, der Kunststoff wirkt nicht „plastikern“ und schickes Chrom wertet den Auftritt auf.
Gerade wir Reiter wissen: Wenn wir zum Turnier unterwegs sind, gibt es 1000 Kleinigkeiten, die aufgeräumt und doch griffbereit sein müssen. Dafür sind ausreichend Ablagen, Staufächer und Stellplätze für Becher und Flaschen in Türen und in der Mittelkonsole vorhanden. Auch das Handy findet einen sauberen Steckplatz. Vorbildlich sind die Strom- und Audiosteckdosen, u.a. im Staufach unter der Armlehne.
Klassenprimus Laderaum
Großzügig geht es auch im elektrisch aufklappenden Laderaum zu, der bei normal gestellten Rücksitzen 589 Liter schluckt. Legt man die Rücklehnen (im Verhältnis 2:3 teilbar) samt Kopfstützen vom Kofferraum aus mit einem Griff um, werden daraus ruckzuck 1669 Liter – das ist Klassenbestleitung und bietet Platz für umfangreiches (Reiter-)Gepäck. Der Sichtschutz kann eingerollt oder auch einfach herausgenommen werden. Das Beladen vor allem mit schwereren Gegenständen – man denke an Futtersäcke o.ä. sperrige Objekte – wird durch die niedrige Ladehöhe erleichtert. Ein großer Pluspunkt für Reiter.
Erste Testfahrt gleich mit Anhänger
Bereits auf der ersten Fahrt von Honda in Hanau mit einem Abstecher übers hessische Bergland nach Hamburg muss sich der CR-V für die Überführungsfahrt des aktuellen Testanhängers als Zugfahrzeug bewähren. Also – Anhängerkupplung ran.
Während am CR-V alle Funktionalitäten ganz offensichtlich dort sind, wo man sie vermutet, suchen wir bei der ersten Inbetriebnahme die Anhängerkupplung zunächst vergebens. War überhaupt eine da? Lose im Kofferraum, auch im doppelten Boden, jedenfalls nicht. Nun haben wir ja einige Erfahrung damit – es ist schließlich das Kernthema unserer Berichterstattung. Mit einem Griff unter die hintere Stoßstange lässt sie sich schließlich erfühlen. Also elektrisch oder halbautomatisch. Aber ist war sie auszulösen? Im Laderaum links, rechts oder sogar per Knopfdruck vorne im Fahrerraum? Ein Mechanismus elegant verborgen unter einer Abdeckung? Alles schon dagewesen… Schließlich fördert die tastende Hand einen ringförmigen Griff an einem Bändchen zutage. Bingo. Ein Zug und… nichts passiert. Vielleicht ein Hinweis in der Gebrauchsanleitung? Negativ. Ein freundlicher Honda-Mitarbeiter lüftet das Geheimnis: Senkrecht mit einem Ruck stark nach unten ziehen, worauf die Kupplung dann aus ihrer Halterung fällt und ganz leicht mit der Hand oder dem Fuß an ihrem Platz eingerastet werden kann. Verbesserungsvorschlag: Ein Aufkleber im Kofferraum, wie das Ding zu bedienen ist…
Die Steckdose ist leicht auszuklappen und gut erreichbar, ohne sich die Finger zu klemmen.
Ab dann, der Anhänger kann dank der wirklich hervorragenden Rückfahrkamera perfekt angedockt werden, beweist sich der CR-V in jeder Fahrsituation, auf allen Straßen(belägen) mit und ohne Beladung als sehr ordentliches Zugfahrzeug.
Fahrkomfort vom Feinsten
Der Start des 160 PS starken 1,6 Liter BiTurbo-Dieselmotors erfolgt per Knopfdruck. Das zeitglich startende Infotainment mit 7-Zoll großem Touchscreen und die Instrumententafel sind klar strukturiert, übersichtlich und – die zahlreichen Funktionen betreffend – selbsterklärend einfach zu bedienen. Das Handy ist mit ein paar Knopfdrücken über Bluetooth gekoppelt und als Telefon und fürs Musikstreaming nutzbar. Granz praktisch (wenn auch während der Fahrt höchstens dem Beifahrer zu empfehlen) ist auch die Möglichkeit, via Honda Connect im Internet zu surfen.
Der Testwagen verfügt über ein flüssig schaltbares 6-Ganggetriebe. Damit darf der Wagen zwei Tonnen ziehen, mit Automatikgetriebe sind es (leider) nur 1.500 kg. Um möglichst effizient unterwegs zu sein, gibt das System Schaltempfehlungen.
Für entspannte Autobahn- oder Landstraßenfahrten drücken wir auch mit Anhänger den „Econ-Button“. Dieser Modus optimiert Motorleistung, Tempomat und Klimaanlage und zeigt die optimale Tourenanzahl durch einen grünen Kreis an, der mit zunehmendem Spritverbrauch zu weiß verblasst. Eine nette Spielerei, die anspornt, moderat zu beschleunigen. Während in anderen Modellen dieser „Sparmodus“ eher schlapp wirkt, sind wir im CR-V so sogar mit Anhang durchaus flott unterwegs.
Sind – zum Beispiel für Überholvorgänge, zwischen Ortschaften oder in hügeligem Gelände – häufiger Beschleunigungen erforderlich, schalten wir den Econ-Modus aus, dann sprintet das Fahrzeug dank der guten Motorisierung und 350 Nm Drehmoment ordentlich voran. Das ist allerdings eher für Anhänger-Leerfahrten ohne Pferde anzuraten.
Auch auf Fahrten mit zwei Pferden bis zur Grenze seiner 2-Tonnenanhängelast beladen, liegt das Gespann immer sicher und satt auf der Straße, der Anhänger läuft geradezu selbstverständlich unbemerkt hinterher. Und Fahrer und Pferde steigen nach ruhiger Fahrt entspannt an ihrem Bestimmungsort aus.
Das gerade mit Anhänger unangenehme Anfahren an Steigungen wird beim Schaltgetriebe-Modell durch die Berganfahrhilfe unterstützt, indem es das Fahrzeug nach dem Loslassen des Bremspedals noch gut eine Sekunde an Ort und Stelle hält.
Für Fahrten auf unebenem oder gar schlammig-rutschigem Terrain (so manche Ein- bzw. Ausfahrt zu Turnier- oder Waldparkplätzen kann da ja bekanntlich unschöne Überraschungen mit sich bringen) unterstützt das elektronisch gesteuerte Allradsystem, das die Kraft situations- und fahrbahnabhängig automatisch auf alle Räder verteilt und das Gespann auch bei Schlamm sprichwörtlich „aus dem Dreck zieht“.
Comfort Runabout durch perfekte Fahrerassistenzsysteme
Fahrerassistenzsysteme dienen nicht nur dem Komfort, sondern in vielen Situationen auch der Sicherheit. Daher geizt Honda bei seinem neuen CR-V in der Executive-Ausstattung nicht und packt so ziemlich alles rein, was uns zu einem gemütlichen „Comfort Runabout“ verhilft: Ein Tempomat gehört ja heute schon zur Grundausstattung, komfortabler wird es der „intelligenten adaptiven Geschwindigkeitsregelung i-ACC (Intelligent Adaptive Cruise Control)“, die automatisch den Abstand zum Vordermann einhält. Wer vermeiden möchte, unverhofft teuer fotografiert zu werden oder mit Anhänger nicht über 80 bzw. 100 km/h geraten will, kann auch eine Maximalgeschwindigkeit einstellen, die das Fahrzeug dann nicht überschreitet.
Sehr hilfreich vor allem vor Überholvorgängen: Der Totwinkelassistent, der zuverlässig auch Fahrzeuge erkennt, die nicht in den Spiegeln zu sehen sind. Dazu kommen dann noch der Spurhalteassistent, der uns warnt, wann man zu nahe an die Seitenbegrenzungen gerät und das Fahrzeug dann mit sanfter Konsequenz in der Linie hält, das adaptive Kurvenlicht und der Fernlichtassistent, der die weit vorausleuchtenden Xenonscheinwerfer automatisch auf- und abblendet: Sehr angenehm bei Dunkelheit.
Sicherheit durch Anhängerstabilisierung
Wie viele andere Fahrzeuge ist auch der CR-V für Gefahrensituationen durch einen Anhänger-Stabilisierungsassistent gewappnet, der das Gespann in der Spur zu halten hilft: Schaukelt sich ein Anhänger während der Fahrt auf, erkennt die Software die Schwingbewegungen und drosselt entweder den Motor oder bremst das gesamte Gespann ab. Wird die Fahrzeuggeschwindigkeit durch Bremseingriffe reduziert, leuchten automatisch die Bremsleuchten am Fahrzeug und am Anhänger auf.
Aufgrund seines Leergewichtes von 1.730 kg darf der CR-V nur mit einem 1,9 Tonnen-Anhänger die 100 km/h-Zulassung eines Anhängers ausnutzen, mit Antischlingerkupplung am Anhänger darf es auch ein 2 Tonnen-Anhänger sein. (http://www.mit-pferden-reisen.de/artikel/7/935/de/wann-darf-man-100-km-h-fahren–tempo-100-regelung-fuer-gespanne/)
Solofahrt
Nach absolvierten Fahrten mit Anhang, erfreute der CR-V seine Tester auch „solo“: Flotte Beschleunigung, direkte Lenkung und nicht zu straffe Federung bringen uns kultiviert voran, auch auf unebenen Fahrbelägen gibt es nichts zu meckern. Kurven lassen sich souverän und zügig durchfahren. Zackig geschaltet, kommt man in gut zehn Sekunden auf 100 km/h. Bis zur einer Geschwindigkeit von gut 180 km/h lag das Fahrzeug satt auf der Straße, reizt man es bis zur Höchstgeschwindigkeit von 202 aus, wird es ein klein wenig unruhiger. Insgesamt ein (Zug)Fahrzeug, das bequem ist und Spaß macht.
Der Verbrauch lag „solo“ bei rund 7,6 Litern Diesel, mit Anhänger pendelte er sich zwischen 9,3 (ruhige Autobahnfahrt) und 10 Litern (mehr Landstraßen) ein
Fazit
Der 160 PS starke Honda CR-V in der vierten Generation überzeugt sowohl mit als auch ohne Pferdeanhänger durch ordentlichen Antritt, ruhige Laufkultur und ein sehr gutes Fahrverhalten. Ein weiteres Plus ist der großzügige Platz für Mensch und Ladung, letztere ist durch die Variabilität des Kofferraums sehr gut zu transportieren. Auf modernstem Stand präsentiert Honda seine Assistenz- und Konnektivitätssysteme vom Telefon bis zur Internetverbindung. Auch der Verbrauch liegt durchaus im Rahmen eines SUV im mittleren PS-Bereich. Preislich beginnen die Honda CR-V Modelle in der 1,6 Liter-Ausführung mit 160 PS bei 33.340 Euro, die „Executive“-Variante mit großzügiger Serienausstattung schlägt mit 40.040 Euro zu Buche. Dazu kommen für ein Zugfahrzeug in jedem Fall noch 690 Euro für die halbautomatische Anhängerkupplung.
Technischen Daten
Länge (mm) | 4605 |
Breite (mm) | 1820 |
Höhe (mm) | 1650 |
Bodenfreiheit (mm) | 165 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 589 – 1.627 |
Wendekreis (m) | 11,7 |
Leergewicht (kg) | 1.700 |
Zul. Gesamtgewicht | 2.170 |
Zuladung (kg) | 470 |
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) | 2.000 (Schaltgetriebe) |
Stützlast | 100 kg |
Motor | 1.597 i-DTEC 4-Zylinder-Reihenmotor |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Antriebsart | Allrad permanent |
Maximale Leistung | 118 kW (160 PS) |
Maximales Drehmoment | 350 Nm bei 2.000 Umdrehungen/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 10,2 sec |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h |
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) | Stadt: 5,6, außerhalb 4,7; gesamt 5,1 |
CO2-Emission (g/km) | 133 |
Schadstoffklasse | Euro 6 |
Effizienzlabel | A |
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko | 18 (HP), 27 (TK) 22 (VK) |
KFZ-Steuer | 228 €/Jahr |
Neupreis € | Ab 33340 Euro; Testwagenausstattung 43.240 Euro |