Mit den Premium-SUV-Modellen Touareg eHybrid und Touareg R mit V-6-Plug-In-Hybrid elektrifiziert Volkswagen sein Flaggschiff. Durch die intelligente „E-Performance“ können beide Modelle rund 47 Kilometer lang und 135 km/h schnell rein elektrisch fahren. Als klassische Offroad-Fahrzeuge dürfen sie beide 3,5 Tonnen an den Haken nehmen.
Mit diesen Entwicklungen folgt VW dem Zug der Zeit: Laut Kraftfahrt-Bundesamt erreichte der Absatz an E-Fahrzeugen im Juli 2020 ein Rekordniveau: 11,4 Prozent der Neuzulassungen waren reine Stromer oder Plug-In-Hybride. Damit kamen von Januar bis Ende Juli insgesamt 129.500 E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen.
Europaweit meldete die European Automobile Manufacturers Association (ACEA) Anfang September für das zweite Quartal des Jahres 2020 ein Zulassungsplus der Hybridfahrzeuge von 133,9 Prozent gegenüber 2019.
99 Prozent der Privatfahrten unter 100 Kilometer
Die Plug-In-Hybridmodelle passen dabei ideal zum typischen Nutzungsverhalten der Autofahrer. Beispiel Deutschland: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI: Mobilität in Deutschland – MiD. Ergebnisbericht. Eine Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Version 1.1 vom Februar 2019) hat ermittelt, dass 99 Prozent aller Fahrten im bevölkerungsreichsten Land Europas kürzer als 100 Kilometer sind, 95 Prozent sogar nur bis 50 Kilometer.
Auf diesen Distanzen punktet der Plug-In-Hybridantrieb bei geladener Batterie (Energiegehalt: 14,3 kWh netto, 17,9 kWh brutto) mit einem besonders niedrigen Kraftstoff- und Energieverbrauch. Dabei gilt, dass die Fahrer von Plug-In-Hybridmodellen die Batterien ebenso oft laden wie die Fahrer von Elektroautos, wie das renommierte Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einer groß angelegten Studie – durchgeführt in den USA und Deutschland – analysiert hat.
Auf „Start“ geht’s los…
… und nichts passiert. Also jedenfalls nicht akustisch, denn der Motor startet elektrisch und damit völlig lautlos. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Etwas verwirrt schaltet man die 8-Gangautomatik auf „D“ und gibt leicht Gas. Nur vom Knirschen des Kieswegs begleitet beginnt die Fahrt. Wer sich noch ans „Raumschiff Enterprise“ erinnert, kann nun Mr. Spock zitieren: faszinierend.
Auf der Testfahrt von Braunschweig über den Harz nach Nörten-Hardenberg – vielen Reitern bekannt von den alljährlichen Turnier und dem Springen um die „Goldene Peitsche – lernen wir das das Oberklasse-SUV Touareg eHybrid dann etwas näher kennen. Der Allradler bringt mit Elektro- plus Benzinmotor eine Systemleistung von 280 kW (381 PS) und die macht gerade auf den etwas kurvigen Landstraßen des Mittelgebirges so richtig Spaß. Wer es noch flotter mag, für den gibt es den Touareg R, die ausgeprägt sportliche Abstimmung und Ausstattung mit einer Systemleistung von 340 kW (462 PS) und damit zugleich das stärkste Modell der Baureihe und Marke.
Es ist ja nicht der erste Touareg in unserem Reiter-Leben und so ist man entsprechend verwöhnt. Zusätzlich zu den bekannt guten Allround-Eigenschaften bietet der eHybrid eine stark erweiterte Serienausstattung, zu der eine 4-Zonen-Klimaautomatik, das „Innovision Cockpit“ (mit digitalen Instrumenten im 12-Zoll-„Digital Cockpit“ und dem Top-Navigationssystem „Discover Premium“ mit 15-Zollbildschirm), ein Panorama-Schiebe-/Aufstelldach und – im Fall des Touareg R – die „IQ.LIGHT – LED-Matrixscheinwerfer“ gehören.
Zero Emission auf der Kurzstrecke
Die zwei neuen Allrad-Plug-In-Hybridmodelle ermöglichen mit ihrer Batterie (Energiegehalt 14,3 kWh netto, 17,9 kWh brutto) beide eine elektrische WLTP-Reichweite von rund 47 Kilometern und niedrige Durchschnittsverbräuche – ein Ergebnis des Zusammenspiels zwischen E-Motor und V6-Turbobenziner. Wer zuhause eine Lademöglichkeit hat (eine Haushaltesteckdose etwa in einer Garage reicht dafür aus), fährt damit bei Stromkosten von rund 30 ct / kWh recht preisgünstig.
Effizienz auf der Langstrecke
Die genannte Teststrecke ist etwa 150 km lang und hier ist der Touareg eHybrid ebenfalls recht sparsam unterwegs: Der Zeiger im Digital Cockpit steht erstaunlich oft im blauen – elektrischen – Bereich oder zeigt im grünen Feld „Charge“ an, sprich die Energierückgewinnung beim Bremsen. Diese Energie reicht aus, um den V6-Motor beim Verzögern und auf Passagen mit Gefälle immer wieder komplett abschalten und dabei lokal emissionsfrei segeln können. Perfektioniert wird das Zusammenspiel von E-Maschine und Sechszylinder durch die prädiktive Hybridstrategie bei aktiver Zielführung des Navigationssystems möglich. Dafür werden GPS und Kartendaten genutzt, um auch auf der Mittel- und Langstrecke sparsame Verbrauchswerte zu realisieren, indem das System die Topographie, Streckendaten und das Zielgebiet in die Routenberechnung einbezieht. Auf diese Weise können der eHybrid und der Touareg R laut Hersteller Gesamtreichweiten von rund 810 Kilometern realisieren.
Für Großraumanhänger und bis zu drei Pferde: 3,5 Tonnen Anhängelast
Rund 60 Prozent aller Touareg Besitzer in Deutschland und 40 Prozent in Europa nutzen das SUV auch als Zugwagen. Vor diesem Hintergrund hat Volkswagen hohen Wert darauf gelegt, dass der Touareg auch in den Versionen mit Plug-In-Hybridantrieb seine Zulassung als Geländewagen behält. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hybriden, deren Anhängelast bei maximal 2 Tonnen endet, bleibt es daher auch bei den Hybrid-Modellen bei den Touareg-typischen 3,5 Tonnen, die auch rein elektrisch realisierbar sind. Mit dieser Spreizung – vom Offoader bis hin zum temporär als Zero Emission Vehicle einsetzbaren Oberklasse-Reisewagen – nehmen die Touareg Plug-In-Hybridmodelle eine Sonderstellung unter den großen SUV ein.
Automatisiertes Fahren bis 250 km/h
Ob es auf unseren zumeist vollen Autobahnen wirklich angeraten ist, dem „Travel Assist“ tatsächlich bei 250 km/h das Lenken und damit Spurhalten – Fachleute nennen das Längs und Querführung – zu überlassen, sei dahingestellt. Wir haben es jedenfalls lieber nicht ausprobiert. Was allerdings hervorragend funktionierte, sind die Fahrzeugreaktionen nicht nur auf den vorausfahrenden Verkehr (Abstandstempomaten hat ja nun schon fast jeder), sondern auch auf Tempolimits (höchst praktisch in Baustellen und Ortschaften) und die Straßenführung mit ihren Kurven, Kreisverkehren und Kreuzungen.
Parken wie von Zauberhand bewegt
Geht es ans Parken in engen Lücken oder die eigene knappe Garage, funktioniert das nun via „Park Assist Plus mit Fernbedienung“ per Smartphone-App. Damit kann der Wagen vollautomatisch vorwärts und rückwärts in Längs und Querparklücken ein- und ausgeparkt werden, auch im rein elektrischen „E-Mode“. Praktisch vor allem dann, wenn im Parkhaus der Platz zum Einsteigen nicht ausreicht.
Gleiches gilt für den bekannten „Trailer Assist“, der das Rückwärtsrangieren mit einem Anhänger vor allem für Ungeübte erleichtert.
Background Technik: Hybrid- plus Allradantrieb
Werden der Touareg eHybrid und der Touareg R gestartet, greifen sie zunächst bei ausreichend geladener Batterie ausschließlich auf den E-Motor zu. Dadurch wird gewährleistet, dass die SUV vor allem im Kurzstreckenbereich möglichst emissionsfrei unterwegs sind. Beide Touareg können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 135 km/h rein elektrisch gefahren werden; darüber – oder jeder Zeit per Kickdown – schaltet sich automatisch der V6-TSI hinzu. Das System wechselt dabei in den Modus „Hybrid“. Im Langstreckenbetrieb ist es sinnvoll, direkt in diesen Modus zu wechseln, da die Fusion beider Maschinen zu einem sehr niedrigen Durchschnittsverbrauch und sehr hohen Gesamtreichweiten führt. Wird das Fahrtziel über das serienmäßige Navigationssystem angesteuert und der Hybridmodus ausgewählt, wird eine prädiktive Hybridstrategie aktiv, mit der die Reichweiten nochmals optimiert werden können.
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